Zitat
Dazu braucht man kein mit Auszeichnung abgeschlossenes Theologiestudium an der Theologischen Fakultät irgendeiner bedeutenden Universität!
Sagte keiner.
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Da sind ganz einfache Leute anwesend, die ganz einfache individuelle (keine vorgegebene und extra auf Fragen vorstudierte) Kommentare und Meinungen auf ganz einfache Fragen versuchen zu geben
Da sitzt du einer Illusion auf.
1. Die Personen für so eine Aufzeichnung sind speziell ausgewählt.
Menschen die nicht in dieses Schema der Sendung passen, würden nicht dafür verwendet.
Menschen, die nicht die Gabe haben, diesem vorstellungsgemäß beizuwohnen (Kommentare gebend z. B.), werden nicht verwendet (dafür leisten sie anderes).
Menschen, die hier anwesend sind, sind in verschiedenen Gemeinden verstreut. Gemeinden in denen auch andere Personen sind, die ganz anders sind (und trotzdem Christen).
2. Beispiel eines Vorbereitungstextes für die Aufzeichnung dieser Sendung:
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Gesetze zur Zeit Jesu
Als Jesus auf der Erde war, gab es eine Fülle von Gesetzen und Verordnungen sowohl bei den Römern als auch bei den Juden im zivilen und im kultischen Bereich. Ein Überblick ist hilfreich.
Lukas 2,1-5; 2.Mose 22,25.26; 5.Mose 15,7-11; 3.Mose 1,1-9; 3.Mose 16,1-16; Hebräer 9,7-12; Lukas 14,1-6; Matthäus 19,16-21; Römer 13,8-10
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Text #1
Lukas 2,1-5 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger.
Fragen:
Sind staatliche Gesetze, noch dazu solche einer Besatzungsmacht, immer zu befolgen? Oder gibt es Ausnahmen?
Wäre es nicht verständlich gewesen, wenn Joseph sich geweigert hätte, mit seiner hochschwangeren Frau eine solch beschwerliche Reise zu unternehmen?
Reicht Angst aus, um ein Gesetz zu halten? Oder muss immer Einsicht in die Sinnhaftigkeit eines Gebotes erreicht werden?
Text #2
Mosaisches Zivil- und Strafrecht zur Zeit des NT
Tempelsteuer von jüdischen Männern zu entrichten (Mt. 17,24-27)
Scheidungen nach den von Mose aufgestellten Bedingungen (Mt 19,7; 5 Mose 24,1-4)
Leviratsehe – Witwe muss den Bruder des verstorbenen Ehemannes heiraten (Mt 22,24; 5 Mo 25,5)
Beschneidung der Jungen am 8. Tag nach der Geburt (Joh 7,23; 3 Mo 12,3)
Ehebrecher sollen gesteinigt werden (Joh 8,5; 5 Mo 22,23-24)
2 Mose 22,25.26 Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht, 26 denn sein Mantel ist seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen? Wird er aber zu mir schreien, so werde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig.
5 Mose 15,7-11 Wenn einer deiner Brüder arm ist in irgendeiner Stadt in deinem Lande, das der HERR, dein Gott, dir geben wird, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegenüber deinem armen Bruder, 8 sondern sollst sie ihm auftun und ihm leihen, soviel er Mangel hat. 9 Hüte dich, dass nicht in deinem Herzen ein arglistiger Gedanke aufsteige, dass du sprichst: Es naht das siebente Jahr, das Erlassjahr -, und dass du deinen armen Bruder nicht unfreundlich ansiehst und ihm nichts gibst; sonst wird er wider dich zu dem HERRN rufen und bei dir wird Sünde sein. 10 Sondern du sollst ihm geben und dein Herz soll sich's nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der HERR, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst. 11 Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande.
Matthäus 5,40 Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel.
Fragen:
Wie sollten wir die verschiedenen Gesetze aus der Zeit des Mose einschätzen? Sind sie willkürlich, sind sie nachvollziehbar, sind sie schwer oder leicht zu halten?
Steinigung bei Ehebruch – gnädige Rückgabe eines Mantels: Wie lassen sich diese Gegensätze vereinbaren? Ist Gott inzwischen gnädiger geworden (siehe Umgang von Jesus mit der Ehebrecherin in Joh 8)?
Text #3
Kultgesetze
3 Mose 1,1-9 Und der HERR rief Mose und redete mit ihm aus der Stiftshütte und sprach: 2 Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Wer unter euch dem HERRN ein Opfer darbringen will, der bringe es von dem Vieh, von Rindern oder von Schafen und Ziegen. 3 Will er ein Brandopfer darbringen von Rindern, so opfere er ein männliches Tier, das ohne Fehler ist, vor der Tür der Stiftshütte, damit es ihn wohlgefällig mache vor dem HERRN, 4 und lege seine Hand auf den Kopf des Brandopfers, damit es ihn wohlgefällig mache und für ihn Sühne schaffe. 5 Dann soll er das Rind schlachten vor dem HERRN und die Priester, Aarons Söhne, sollen das Blut herzubringen und ringsum an den Altar sprengen, der vor der Tür der Stiftshütte ist. 6 Und er soll dem Brandopfer das Fell abziehen und es in seine Stücke zerlegen. 7 Und die Priester, Aarons Söhne, sollen ein Feuer auf dem Altar machen und Holz oben darauf legen 8 und sollen die Stücke samt dem Kopf und dem Fett auf das Holz legen, das über dem Feuer auf dem Altar liegt. 9 Die Eingeweide aber und die Schenkel soll er mit Wasser waschen, und der Priester soll das alles auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Das ist ein Brandopfer, ein Feueropfer zum lieblichen Geruch für den HERRN.
3 Mose 16 – Großer Versöhnungstag
Hebräer 9,7-12 In den andern Teil aber ging nur "einmal" im Jahr allein der Hohepriester, und das nicht ohne Blut, das er opferte für die unwissentlich begangenen Sünden, die eigenen und die des Volkes. 8 Damit macht der Heilige Geist deutlich, dass der Weg ins Heilige noch nicht offenbart sei, solange der vordere Teil der Stiftshütte noch bestehe; 9 der ist ein Gleichnis für die gegenwärtige Zeit: Es werden da Gaben und Opfer dargebracht, die nicht im Gewissen vollkommen machen können den, der den Gottesdienst ausrichtet. 10 Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind. 11 Christus aber ist gekommen als ein Hoherpriester der zukünftigen Güter durch die größere und vollkommenere Stiftshütte, die nicht mit Händen gemacht ist, das ist: die nicht von dieser Schöpfung ist. 12 Er ist auch nicht durch das Blut von Böcken oder Kälbern, sondern durch sein eigenes Blut ein für alle Mal in das Heiligtum eingegangen und hat eine ewige Erlösung erworben.
Fragen:
Warum waren so detaillierte Gesetze zur Regelung des kultischen Lebens notwendig?
Was hat sich durch Christus geändert? Sind die kultischen Gesetze hinfällig geworden?
Text #4
Die rabbinischen Vorschriften
Lukas 14,1-6 Und es begab sich, dass er an einem Sabbat in das Haus eines Oberen der Pharisäer kam, das Brot zu essen, und sie belauerten ihn. 2 Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. 3 Und Jesus fing an und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: Ist's erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? 4 Sie aber schwiegen still. Und er fasste ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen. 5 Und er sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, dem sein Sohn oder sein Ochse in den Brunnen fällt und der ihn nicht alsbald herauszieht, auch am Sabbat? 6 Und sie konnten ihm darauf keine Antwort geben.
Matthäus 15,1-8 Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: 2 Warum übertreten deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen. 3 Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen? 4 Denn Gott hat geboten (2.Mose 20,12; 21,17): »Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.« 5 Aber ihr lehrt: Wer zu Vater oder Mutter sagt: Eine Opfergabe soll sein, was dir von mir zusteht, 6 der braucht seinen Vater nicht zu ehren. Damit habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Satzungen willen. 7 Ihr Heuchler, wie fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen (Jesaja 29,13): 8 »Dies Volk ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir; 9 vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind.«
Fragen:
Was war so falsch an den Satzungen der Ältesten? Dienten sie nicht einem guten Zweck?
Warum geht Jesus so hart mit den rabbinischen Auslegungen des Gesetzes um?
Wie sieht Jesus das Gesetz Gottes?
Wie können wir uns heute vor menschlichen Satzungen schützen? Ist das überhaupt möglich?
Text #5
Matthäus 19,16-21 Und siehe, einer trat zu ihm und fragte: Meister, was soll ich Gutes tun, damit ich das ewige Leben habe? 17 Er aber sprach zu ihm: Was fragst du mich nach dem, was gut ist? Gut ist nur Einer. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote. 18 Da fragte er ihn: Welche? Jesus aber sprach: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; 19 ehre Vater und Mutter« (2.Mose 20,12-16); und: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). 20 Da sprach der Jüngling zu ihm: Das habe ich alles gehalten; was fehlt mir noch? 21 Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkaufe, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!
Römer 13,8-10 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2.Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.
Fragen:
Was genau will Jesus dem jungen Mann klarmachen?
Wenn doch das Gesetz der Maßstab Gottes für vollkommene Heiligkeit ist, warum reicht es nicht aus, dieses Gesetz wie dieser junge Mann zu halten? Oder hatte nur er ein persönliches Problem?
„Wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt“, sagt Paulus. Warum stimmt diese pauschale Aussage? Ist Liebe wirklich genug?
3. Leitungskonzept für diese Gesprächsrunden:
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Der Einstieg
Seit geraumer Zeit ist für den Beginn von Gesprächen über die Bibel dazu ermutigt worden, mit einer so genannten „Einstiegsfrage“ zu beginnen. Dies mag einerseits den Vorteil haben, dass die Gesprächsteilnehmer in der Runde miteinander „warm werden“ und sich dem eigentlichen Thema erst einmal grundsätzlich nähern. Andererseits hat es aber erfahrungsgemäß einen ganz entscheidenden Nachteil: Es geht wertvolle Zeit für das eigentliche Bibelgespräch verloren, und es besteht die akute Gefahr, dass das Gespräch gleich zu Anfang ausufert und/oder sich in Allgemeinplätzen verliert, die wenig hilfreich sind. Deshalb rate ich von solchen „Einstiegsfragen“ eher ab. Die Bibel soll ja zu ihrem vollen Recht kommen, auch zeitlich, und deshalb schlage ich vor, - selbstverständlich nach einer angemessenen Begrüßungszeit in der Runde, die da beisammen sitzt, sofort und unvermittelt die Bibel aufzuschlagen und einen Text bzw. Textabschnitt miteinander zu lesen. Wie es danach weitergeht, steht in Tipp 3.
Tipp 3 – die erste Frage
Wie jeder weiß, der schon einmal einen Bibelgesprächskreis geleitet hat, kommt es unter anderem auf die Art der Fragen an (siehe Tipp 4), aber vor allem auch auf die erste Frage. Diese eröffnet nach dem Lesen des Bibeltextes das Gespräch, zumindest ist das ihr Sinn und Zweck. Damit ein Gespräch tatsächlich in Gang kommt, muss eine möglichst offene Frage gestellt werden. Sie sollte wirklich zum Nachdenken anregen und Lust auf das Gespräch machen. Dabei sollte sie aber nicht zu schwer sein, sondern sich durch den Inhalt des gerade Gelesenen relativ leicht beantworten lassen. Folgende Fragen wären beispielsweise möglich:
Was will der Autor hier zum Ausdruck bringen? Was ist sein Anliegen?
Welche Botschaft ist dem Autor besonders wichtig? Was ist seine Kernaussage?
Was überrascht Sie/euch an diesem Text/Abschnitt?
Was empfinden Sie/empfindet ihr, wenn Sie/ihr diesen Text lesen/lest?
Was ist hier passiert?
Warum reagiert diese Person so und nicht anders? Warum reagiert hier Gott so, wie er es tut?
Wichtig: Die erste Frage soll den Gesprächsteilnehmern Mut machen, sich aufs Gespräch einzulassen. Aus diesem Grund ist es ratsam, die Personen in der Runde offen anzuschauen und mit einem freundlichen Gesichtsausdruck zu einer positiven Atmosphäre beizutragen.
Tipp 4 – Art der Fragen
Jedes Gespräch, egal ob unter vier Augen oder in einer größeren Gruppe, lebt von den gestellten Fragen. Wir müssen nur uns selbst beobachten und bewusst auf die Fragen achten, die in einem Gespräch gestellt werden. Sehr schnell merken wir, dass der Verlauf eines Gesprächs ganz erheblich von der Art der Fragen abhängig ist. Dies gilt natürlich auch für das Bibelgespräch. Es gibt offene und geschlossene Fragen. Letztere erfragen hauptsächlich Faktenwissen, und diese Fragen beginnen typischerweise mit den Fragewörtern Wer? Was? Wo? Wann? Solche Fragen haben zwar durchaus ihre Berechtigung, führen aber kaum oder nie zu einem anregenden und spannenden Gedankenaustausch. Leider gibt es immer noch Gesprächsleiter (die diese Bezeichnung eigentlich nicht verdienen!), die sich eher als Wissensabfrager verstehen und etwas praktizieren, was im Englischen „fill in the blanks“ genannt wird: Es ist wie ein Lückentext, den die Gruppe ergänzen soll. Das trägt höchstens zur Befriedigung des Gesprächsleiters bei, nicht aber zur Entstehung eines Gesprächs. Offene Fragen sind solche, die erstens zum echten Nachdenken anregen und zweitens zu einem tiefen Gedankenaustausch führen. Hier werden Beweggründe, Entwicklungen, Umstände und Anwendungen erfragt. Ein wichtiges Fragewort dafür ist das Warum. Häufig kann diese Frage nicht eindeutig beantwortet werden, weil z.B. die Geschehnisse in der Bibel zu lange zurückliegen, aber sie regt zum tieferen Nachdenken an und kann Anstoß für eine lebhafte Diskussion sein.
Die Fragen in einem Bibelgespräch dürfen durchaus provokant und kritisch sein. Eine kritische Frage zu einem Bibeltext ist nicht zwangsläufig Kritik an Gott, sondern hat das Potential der noch intensiveren Beschäftigung mit dem Thema oder der Aussage des Textes. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass ein anregendes und lebhaftes Gespräch in der Gruppe Erlebnischarakter hat. Und die Lernpsychologie hat schon seit langem festgestellt, dass wir am besten und nachhaltigsten lernen, wenn wir etwas erleben. Deshalb ist es wichtig, die Art von Fragen zu stellen, die ein solches Erlebnis ermöglicht.
Tipp 5 – Konzept und Zielsetzung
Es ist klar, dass ein geführtes und geplantes Gespräch vorbereitet werden muss. Dazu ist es notwendig, ein Konzept zu haben, d.h. das Ziel zu kennen und den Weg dorthin. Eine Hilfe dabei kann ein Studienheft sein, wie es in der Kirche der STA für das Bibelgespräch im ersten Teil des Gottesdienstes zur Verfügung gestellt wird. Dies dient aber von der Konzeption her mehr dem Selbststudium des Einzelnen. Die Verteilung der Thematik auf die einzelnen Wochentage soll ein Anreiz sein, sich jeden Tag damit zu beschäftigen. Es ist aber nicht dazu gedacht, dass im gemeinsamen Bibelgespräch diese einzelnen Tagesinhalte „abgearbeitet“ werden sollen. Die Einteilung kann als Vorlage für die Reihenfolge der Fragen und Themen im Bibelgespräch dienen, aber dies ist nicht zwingend. Es könnte sogar gezwungen und eher eintönig wirken, sich stur an diese Einteilung zu halten, und die Wahrscheinlichkeit ist relativ hoch, dass die Zeit nicht ausreicht, um alles zu behandeln.
Besser ist es, sich vorher zu überlegen, welche Lerninhalte auf jeden Fall im Vordergrund stehen und welche Schwerpunkte gesetzt werden sollten. Dies können für ein Bibelgespräch, das ca. 45 Minuten dauert, ungefähr drei bis vier Schwerpunkte sein, je nachdem, wie weitläufig die Teilthematik ist und wie ausführlich sie behandelt werden soll bzw. muss. Es ist hilfreich, sich einen Plan zurechtzulegen, wie man als Gesprächsleiter vorangehen möchte. Die Fragen, die man sich dazu überlegt, spielen natürlich die entscheidende Rolle. Sie sollten – wie oben bereits beschrieben – ein offenes Gespräch ermöglichen und unbedingt zum Nachdenken anregen.
Es gehört auch zu einem durchdachten Konzept, sich zu überlegen, welches Lernziel für die Gruppe erreicht werden soll. Dies ist nicht als ein fixes Ergebnis zu verstehen, sondern eher als eine Schlussfolgerung, die sich aus dem Gespräch ergeben kann. Dies erfordert einige Erfahrung in der Gesprächsleitung, denn es ist notwendig, sich auf die anderen Gruppenteilnehmer so weit einzustellen, dass sie mit ihren Gedanken, die sie einbringen, wirklich ernstgenommen und eingebunden werden, ohne aber den roten Faden der Thematik aus den Augen zu verlieren. Der Leiter ist hier pädagogisch tätig, und so wie man in der modernen Pädagogik erkannt hat, dass das persönliche Erarbeiten eines Sachverhalts und die selber gefundenen Erkenntnisse am nachhaltigsten sind, so wird man auch in einem Bibelgesprächskreis bemüht sein, nicht Einsichten und Lehrüberzeugungen frontal zu vermitteln, sondern im gemeinsamen Gespräch Erkenntnis entstehen zu lassen. Dies sollte für alle Beteiligten eine befriedigende und beglückende Erfahrung sein.
Aufgrund dieser Erkenntnis sollte es selbstverständlich sein, dass keineswegs der Gesprächsleiter seine eigenen An- und Einsichten einbringt und sie der Gruppe sozusagen aufdrängt, sondern die Thematik bzw. das Verständnis der Bibeltexte mit der ganzen Gruppe erarbeitet. So kann am ehesten ein „Lernerfolg“ für jeden Teilnehmer in der Gruppe erzielt werden. Lange Monologe des Gesprächsleiters sind unerwünscht, sie nehmen den anderen in der Gruppe die Gelegenheit, selber etwas gedanklich zu erarbeiten und zu verinnerlichen.
Aus diesem Grund sind auch lange und ausführliche Aufschriebe, die der Gesprächsleiter vorbereitet hat, nicht sehr hilfreich, sondern eher hinderlich für die Entstehung eines Gesprächs. Es ist völlig ausreichend, sich die Fragen zu notieren, die man zu stellen gedenkt, und vielleicht noch zusätzliche Gedanken und/oder Zitate, die man gerne weitergeben möchte (dies aber bitte in Maßen!). Ansonsten überlässt man der Gruppe das Gespräch und hakt immer wieder mit direkten Fragen nach, um die Teilnehmer dazu anzuhalten, zum einen beim Thema zu bleiben und zum anderen die Anwendung auf das Leben nicht zu vergessen. Auch dadurch kommt zum Ausdruck, dass wir überzeugt sind, dass der Heilige Geist jeden Gläubigen bewegen kann und dadurch der Gedankenaustausch fruchtbar werden kann.
Tipp 6 – Bibel und nicht Studienheft
So wichtig und wertvoll ein Studienheft zur Bibel auch sein mag (wie es in der Kirche der STA Verwendung findet), es ist nicht die eigentliche Grundlage für das gemeinsame Gespräch. Wer sich als Leiter zu sklavisch an das Studienheft hält, hemmt möglicherweise die natürliche Entwicklung des Gesprächs. Es muss allen Beteiligten in der Gruppe bewusst sein, dass die Bibel studiert und diskutiert wird und nicht etwa das Studienheft. Letzteres ist lediglich ein Hilfsmittel, durch das ein Thema didaktisch aufbereitet wird, damit eben dieses Thema möglichst befriedigend und umfassend behandelt werden kann. Aber die eigentliche Autorität hat das Wort Gottes, und deshalb bildet es die Grundlage für das Gespräch. Natürlich wird aus dem Studienheft hier und da zitiert werden, einfach weil zusätzliche Informationen weitergegeben werden oder auf tiefe Einsichten anderer Autoren hingewiesen wird. Das ist gut und richtig. Aber es sollte nie dahin kommen, dass das Studienheft als höhere Autorität angesehen wird als die Bibel. Das Wort Gottes hat Priorität im eigenen Studium und auch im gemeinsamen Bibelgespräch, und deshalb sollte es auch immer im Vordergrund stehen.
Tipp 7 – praktische Anwendung
Bei der Beschäftigung mit der Bibel lauert stets die Gefahr, die praktische Anwendung außer Acht zu lassen. Es kommt auch häufig vor, dass Gesprächsteilnehmer, die schon lange mit geistlichen Inhalten vertraut sind, klischeehafte Aussagen machen und geistliche Phrasen dreschen. Es ist deshalb gerechtfertigt, direkt nachzufragen, was denn mit dieser oder jener Aussage ganz praktisch und konkret gemeint sei. Wir müssen uns immer wieder darauf besinnen, was die Bibel uns in unserem eigenen Leben sagen will, und bei der Antwort auf diese Frage dürfen wir uns nicht in nichtssagenden Allgemeinplätzen verlieren. So kann auch ein Bibelgespräch zu einer eher geistlosen Routine werden, an deren Ende niemand so recht weiß, was das nun mit dem Leben im Alltag zu tun hat. Es ist aber der eigentliche Sinn eines Gesprächs über die Bibel, dass die Teilnehmer sich gegenseitig auffordern, die praktische Bedeutung dessen, was im Bibeltext steht, zu erfassen. Plattitüden mögen nett und fromm klingen, frustrieren im Endeffekt aber nur. Aus diesem Grund sollte immer wieder die direkte Frage gestellt werden: Und was bedeutet das nun für uns ganz praktisch? Oder: Was heißt denn das für mich persönlich? Als Jesus hier auf dieser Erde war, hat er sich sehr bemüht, seinen Zuhörern in bekannten Bildern zu verdeutlichen, was er ihnen sagen wollte. Und wenn sie es nicht verstanden haben, hat er ihnen diese Bilder sogar häufig erklärt. Wir sollten uns gegenseitig ermutigen, in dieser Hinsicht nicht hinter Jesus zurückzustehen, sondern genauso praktisch und konkret zu werden.
Tipp 8 – Umgang mit Vielrednern und schweigenden Beobachtern
Es ist eine spannende Angelegenheit, einen Gesprächskreis zu leiten. Es nehmen ganz verschiedene Menschen daran teil, jeder von ihnen hat seinen eigenen Erfahrungshorizont und auch ein eigenes Temperament. Und so kann es leicht vorkommen, dass die eine oder andere Person relativ viel redet, unter Umständen auch lange am Stück, während andere Personen schweigend zuhören. Als Gesprächsleiter sollte man versuchen, hier ausgleichend zu wirken. Natürlich ist jeder Gesprächsleiter erleichtert, wenn jemand auf seine Fragen antwortet, und deshalb ist er geneigt, die Häufigkeit und die Länge der Beiträge so hinzunehmen, wie sie kommen. Es kann allerdings dem Gespräch sehr abträglich sein, wenn in einer Gruppe nur zwei oder drei Personen ständig etwas sagen und alle anderen als schweigende Mehrheit dabeisitzen.
Es ist durchaus legitim, Vielredner nicht immer zu Wort kommen zu lassen, dafür aber andere, die nichts oder sehr wenig sagen, aufzufordern, aktiv am Gespräch teilzunehmen. Dies kann vor allem bei jugendlichen Gesprächsteilnehmern notwendig werden, um überhaupt einen Gedankenaustausch zu ermöglichen. Natürlich sollte stets sensibel mit den Teilnehmern in der Gruppe umgegangen werden. Ganz praktisch hieße das, nicht eine Person direkt und plump anzusprechen – dies könnte dazu führen, dass die Person sich angegriffen fühlt – , sondern allgemein in die Runde zu fragen, ob noch jemand etwas zu dieser bestimmten Frage zu sagen hat. Möglicherweise muss hier viel Geduld geübt werden, bis sich tatsächlich jemand zu Wort meldet, aber für ein ausgewogenes Gespräch lohnt es sich allemal.
Es ist auch möglich, dass ein oder mehrere Teilnehmer eine ganz bestimmte Agenda haben, also ein besonderes Anliegen bzw. ein gedankliches Steckenpferd, das sie gerne in diesem Gesprächskreis loswerden möchten. Hier gilt es, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern möglichst souverän die Thematik zu verfolgen. Höflichkeit und Freundlichkeit im Umgang mit solchen Personen ist jederzeit angebracht, aber es kann in Ausnahmefällen notwendig sein, auch verbal und direkt deutlich zu machen, dass die Gruppe bei der vorgesehenen Thematik bleibt. Es ist dem Gesprächsleiter vorbehalten, welche Personen er reden lässt. Meist genügt ein kleiner Hinweis darauf, dass auch die zu Wort kommen sollten, die bisher noch nichts oder nur wenig zum Gespräch beigetragen hatten.
Tipp 9 – Abschluss der Gesprächsrunde
Kein Gesprächskreis dauert unendlich, irgendwann ist es Zeit, einen Abschluss zu finden. Gerade in Bibelgesprächskreisen, in denen Personen sind, die solche Runden noch nicht so gewohnt sind oder die die Bibel noch nicht so gut kennen, kann es ratsam sein, die Zeit des Gesprächs von vornherein zu begrenzen, um niemand zu überfordern. Beim Bibelgespräch im Rahmen des Gottesdienstes (wie z.B. in der Adventgemeinde) stellt sich diese Frage nicht, da die Zeit ohnehin begrenzt ist und eher das Gefühl aufkommt, dem Thema in der Kürze der Zeit nicht wirklich gerecht zu werden. In diesem Fall ist es umso wichtiger, das Bibelgespräch gut zu planen. Wie bereits oben erwähnt, gehört dazu auch, ein Ziel zu haben, das man als Gesprächsleiter erreichen will. Das heißt allerdings nicht, dass dem Gespräch dadurch die Freiheit und die Spontaneität genommen werden sollte. Auf keinen Fall! Der Gesprächsleiter muss flexibel genug sein, um alle möglichen Antworten und Beiträge anzunehmen und darauf einzugehen. Es ist die Kunst der Gesprächsführung, jedem Teilnehmer das unbedingte Gefühl zu geben, gehört zu werden, sich aber gleichzeitig nicht total aus dem Konzept bringen zu lassen.
Gegen Ende der Gesprächsrunde ist es hilfreich, das Gespräch mit einem gewissen Fazit abzuschließen. Dies kann eine Zusammenfassung sein, die der Gesprächsleiter vornimmt. Es kann auch eine abschließende Frage sein, die ca. 5 Minuten vor Ablauf der zur Verfügung stehenden Zeit der gesamten Runde gestellt wird, z.B. „Was nehmen wir aus diesem Gespräch für uns persönlich mit?“ oder „Was sagt euch dieser Textabschnitt (oder die Texte, die wir gerade gelesen haben) für euren Alltag?“ oder „Welche gute Nachricht nehmt ihr aus den heutigen Bibeltexten (oder aus diesem Gespräch) für diejenigen mit, denen ihr in der kommenden Woche begegnen werdet?“
Wichtig ist, dass es eine Art Resümee gibt, das den Teilnehmern hilft, einen Hauptgedanken im Gedächtnis zu behalten. Allerdings ist es auch denkbar, dass eine Frage im Raum stehen bleibt, die jeder zur persönlichen Reflexion mit nach Hause nimmt. Nicht immer lassen sich alle Fragen befriedigend beantworten, und wir sollten keine Angst davor haben, Fragen stehen zu lassen, auf die wir noch keine Antwort finden können, zumal manchmal einfach die Zeit fehlt, zu einer umfassenden Lösung zu kommen.
Die Theokratische Predigtdienstschule lässt grüßen.
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Zitat Isai: Und was hat das jetzt mit den Brüdern im Gefängnis zu tun?
Das war wiederum ein reell vorkommendes Beispiel dafür, dass einer dem anderen sehr wohl mit guten geistigen Worten und Taten als GABE beistehen und helfen kann, ohne dass da ein Ausweg zu welchen anderen vorhanden oder möglich wäre.
Wie reell das ist konntest du ja schon dem obenstehenden Konzept und den Gesprächsunterlagen zur Sendung entnehmen.
Wenn man dieses Beispiel den Brüdern im Gefängnis aufdrückt - die tun mir leid. Wozu müssten sie so etwas überhaupt machen?
Im Gegensatz dazu ein einfaches Zusammenkommen im 1. Jahrhundert mit Schriftvorlesung (das Wichtigste überhaupt), gegebenfalls Beitrag der Ermunterung und Gebet.
Gruß Isai