Nun zu 'The boundary of the East Antarctic craton on the Pacific margin' und der Aussage von Herve:
Zitat
Wer sich mit Datierungen beschäftigt, sind die z.T. erheblichen Differenzen bei Probenuntersuchungen unter Verwendung verschiedener Datierungsmethoden bekannt.
In der Antarktis zum Beispiel differierten die ermittelten Alter ein und derselben Formation zwischen 400 Millionen Jahren und 1.550 Millionen Jahren (letztere ermittelt mit der U/Pb-Methode )
Wie kann man eine solche Aussage treffen, wenn man den Aufsatz gelesen hat? Davon stimmt nicht eine Silbe, wie ich zeigen werde.
Um die Angelegenheit zu verstehen, muß man weiter ausholen und einige Zusammenhänge erklären. Allerdings kann dies nur in gekürzter Form geschehen, da die Komplexität von Laien nicht erfasst werden kann.
Das Untersuchungsgebiet, um das es hier geht ist das Transantarktische Orogen (Gebirgskomplex), welches Tausende von Kilometern groß ist und Höhen von über 4000m aufweist. Speziell wurde, wie im Aufsatz angegeben hier ein spezielles Gebiet untersucht, welches die Kratone des Ost-Antarctica-Komplexes und die Beziehung zur Pazifik-Seite untersucht.
Der Zusammenhang ist folgender, im Laufe der Erdgeschichte gab es verschiedene Großkontinente, die wieder zerfielen, bis sie das heutige geographische Relief bildeten, welches auch nur einen momentanen Zustand der Kontinentverteilung darstellt.
Um den Ablauf der historischen Entwicklung beispielsweise des Antarktischen Kontinentes zu rekonstruieren, sind natürlich umfangreiche Untersuchungen und viel Forschungsarbeit nötig und auch ein 'Gerüst', d.h., ein theoretisches Modell, um gefundene Daten zu erklären.
Es ist so, dass präkambrische Gesteine die Kernzonen der Kontinente aufbauen. Kratone sind die Bereiche, die nach Konsolidierung der Kontinente, nicht mehr weiter in gebirgsbildende Prozesse mit einbezogen wurden. Sie werden präkambrische Kratone genannt. Ein Kraton unterscheidet sich in Schilde und Tafeln, wie in dem Aufsatz von N.W. Roland auch erklärt wird.
Bei einem Schild treten die präkambrischen Gesteine an die Oberfläche, während bei den Tafeln, das Präkambrium von flachliegenden Sedimenten des Phanerozoikums (Tafelsedimenten) überlagert sind. Die Gesteine eines Kratons bestehen zum allergrößten Teil aus metamorphen Gesteinen (typischer Vertreter green-stone-belt (Grünsteingürtel oder -zone))
Am Ende des Präkambriums bildeten der südamerikanische Kraton, der afrikanische, indische, australische und die Ostantarktis eine zusammenhängende Kontinantalmasse, den Gondwana-Kontinent.
Vor der Gondwana-Entwicklung gab es einen anderen Super-Kontinent, der Rodinia genannt wurde. Dieser zerfiel aufgrund der Plattentektonik und Reste von ihm, sog. Terrane lagerten sich an an anderen Kontinenteilen an.
Terrane weisen also in Hinsicht ihrer neuen Zugehörigkeit zu einem Kontinent einen anderen historischen Werdegang auf und zeigen dementsprechend geologisch-tektonische Auffälligkeiten.
Die Untersuchung solcher Terrane, des Robertson Bay-Terran, des Bowers-Terran und des Wilson-Terran in Bezug zum Ost-Antarctica-Kraton war die Aufgabe dieser Untersuchung in dem beschriebenen Aufsatz.
Diese archaische Gesteinsserien (Terrane) treten hochmetamorph als auch niedrigmetamorph auf. Die angeführten Terrane des East-Antarctica-Orogens sind hochmetamorph und werden als Biotit-Plagioklas-Gneise und Migmatite (im tieferen Krustenstock) ausgewiesen. In vielen Arealen werden werden granulitfazielle Bedingungen erreicht, wie sie auch in dem Untersuchungsgebiet vorkommen.
Auch die niedrigmetamorphen Gesteinsserien sind zu finden und zwar in den schon erwähnten Grünstein-Synklinorien, die vulkano-sedimentäre Abfolgen der Oberkruste repräsentieren. Auf Kartierungen des Antarctica-Komplexes sind sie als schmale Zonen zwischen granitoiden Plutonen zu erkennen.
Die Mineralogie sei nur kurz erwähnt, da dies zwar wichtig für das Verständnis, für die Aufnahmefähigkeit aber zu viel wäre.
Die Grünstein-Synklinorien bestehen aus ultramafischen und mafischen Vulkaniten. Komatiite kommen vor, olivinreiche Vulkanite (typisch Spinifex-Textur). Felsische Vulkanite, Einschaltungen von pyroklastischen, terrigenen und chemischen Sedimentgesteinen, wie Hornsteine, Evaporite und Eisenbändererze.
Auch biogene Aktivität ist zu finden. Stromatolithe und kohlenstoffreiche Gesteine. In den höheren Abschnitten(stratigraphisch gesehen) lassen sich Folgen von basaltischen über andesitischen bis zu rhyolithischen Gesteinen beobachten.
Damit sind wir noch nicht am Ende mit den Greenstein-Belts, aber es soll genügen, um einen Eindruck über die Komplexität dieser Angelegenheit zu bekommen.
Auf jeden Fall werden für die Genese archäischer Grünstein-Synklinorien Plattenrandsituationen, wie Subduktionszonen oder intrakontinentale Riftzonen angenommen, wie sich auch im Untersuchungsgebiet vorliegen.
Eine bemerkenswerte Besonderheit sollte nicht unerwähnt bleiben: die archäische Kruste war weitaus dünner als heute (ca. 3 km) und besaß nicht nur eine höhere Mobilität, sondern auch viele kurzlebige radioaktive Elemente, die den Mantel aufgeheizt haben.
Die Situation der 'heißen' Platten hatten daher eine hohe Rezyklierungsrate und Schmelzbildung war in geringen Tiefen möglich, was mit dem Vorkommen besonders Na-betonter Magmatite erklärt wird. Das geringe initiale Strontium-Isotopenverhältnis der Vulkanite, weist auf eine Herkunft aus dem Erdmantel hin.
Was wir also vorfinden sind zum einen die archäischen Gesteinskomplexe, Tafeln mit präkambrischem Basement, Paläozoische Faltungszone, präkambrische Schilde und natürlich auch die mesozoisch-tertiären Faltungszonen.
Tektonisch gesehen haben wir Gebirgsbildung, Riftaktivität, Vulkanismus (Mantelplumes), welche bis heute ihre Spuren hinterlassen haben.
Aufgrund der lithologischen Komplexität historisch und aktuell gesehen, ist es völlig klar, dass radiometrische Datierungen kein einheitliches Alter zeigen können. Je nachdem in welchem Teil und mit welchem Gestein ich die Altersbestimmungen mache, werden unterschiedliche Alter ermittelt. Die archäische Kruste hat logischerweise ein anderes Alter als die Granulitfazies und es käme niemand auf die Idee, anzunehmen, dass sie ein gleiches Alter haben müßten, was ja auch gar nicht geht.
Die radiometrischen Alter zeigen immer nur den letzten Zeitpunkt, wann ein Gestein seine Schließungstemperatur erreicht hat. Beispiel: Ein Granit, der eine metamorphe Umwandlung hinter sich hat, wird das Alter dieses Abschlusses der Umwandlung zeigen, erst da 'läuft' die radiometrische Uhr weiter. Ich kann also neben einem Granit, mit einem Ursprungsalter, eine metamorphe Zone finden, die aus diesem Granit hervorgegangen ist und nun das jüngste Umwandlungsalter zeigt.
N.W. Roland zeigt in seinem Aufsatz genau dieses Bild auf, indem er von Rejuvenation, also einer Verjüngung, der Gesteine spricht, die eine Metamorphose durchgemacht haben. Und so ist es völlig normal und erwartbar, dass die angebenen Alter von 400 Millionen Jahren bis 1500 Millionen Jahren zu unterschiedlichen Gesteinen mit unterschiedlichen Historien und Genese gehören.
Die Granulite als angegebenes Beispiel (ein metamorphes Gestein) zeigen Alter von ca. 400 Millionen Jahren und die Chevkinete (Sorosilikate des Basements) bis 1500 Millionen Jahre.
Weder wurden sie in der gleichen Formation entnommen noch zeigen sie Differenzen bei den Probenuntersuchungen. Eine solche Aussage zeigt ein absolutes Unverständnis geologischer Vorgänge und Zusammenhänge und es bleibt sogar rätselhaft, wie man so was erfinden kann.
Die Aufgabe der Untersuchung war es, festzustellen, welche Alter vorliegen, welche man als zusammengehörig ansehen kann und welche Altersstrukturen vorliegen, um Rückschlüsse auf die Entstehungsgeschichte nehmen zu können.
Hieraus Fehlmessungen zu konstruieren und zu postulieren kann nur fassungslos zur Kenntnis genommen werden.