Sind radiometrische Methoden nicht unabhängig verifizierbar? Diese Frage wirft beispielsweise M. Neukamm auf, der in seiner Schrift 'Warum der Kreationismus Ozeane zum Kochen bringt' auf M.Kotulla von Wort und Wissen eingeht, der sich in seiner Abhandlung 'Radiometrische Methode nicht verifizierbar' kritisch mit den radiometrischen Methoden auseinandersetzt.
In dem Abschnitt 'Sind radiometrische Methoden nicht unabhängig verifizierbar?' führt Neukamm folgendes an:
Zitat
Ein besonders schönes Beispiel ist die Bremsung der Erdrotation durch den Mond. Anhand mancher Sedimente lässt sich nachweisen, dass ein Jahr früher deutlich mehr Tage hatte als heute bzw., dass die Tage kürzer waren. Als „Ta-geszähler“ dienen Fossilien Kalk ausscheidender Organismen wie Korallen, Mu-scheln und Stromatolithen. Interessant dabei ist, dass die Rate der Kalkfällung bei Korallen täglichen und jährlichen Schwankungen unterliegt. Bei Muscheln er-folgt die Kalkabscheidung nur während der Öffnung; sie variiert täglich und halbmonatlich. Es ergibt sich demnach ein periodisches Muster; die Anzahl der Tagesringe pro Jahr können in fossilen Korallen und Muscheln einfach ausgezählt werden. Zählt man beispielsweise die Tagesringe von Fossilien aus dem Devon, findet man, dass ein Jahr damals etwa 400 Tage hatte, ein Tag somit 22 Stunden (Abb. 4). Zu Beginn des Kambriums zählt man im Mittel 428 Tagesringe pro Jahr (LÖTHER 2004, 78), was einer Tageslänge von 20,5 Stunden entsprach.
Abb. 4: Anzahl der Tagesringe pro Jahr in fossilen Korallen und Muscheln. Bild: © Thomas KLÜGEL (2006), geodätisches Informationszentrum Wettzel. www.giz.wettzell.de/Vortraege/Erdrotation/Rotation_Erde.pdf
Wie ermittelt man daraus das Alter der Sedimente? Durch Auswertung zahlrei-cher Beobachtungen aus den letzten 3000 Jahren sowie durch Bestimmung der Zunahme der Mondentfernung (3,8 cm pro Jahr) mittels Laser und Reflektoren lässt sich berechnen, wie stark die Verzögerung der Erdrotation durch Gezeiten-reibung ungefähr ist: Im Durchschnitt werden die Tage pro Jahrhundert um rund
2 Millisekunden länger (STEPHENSON 2007, 44). Berechnet man anhand dieses Werts, wieviel Zeit verstrichen ist, seit der Tag nur 20,5 bzw. 22 Stunden hatte, erhält man bis auf 15 Prozent genau den allgemein akzeptierten Zeitpunkt des Kambrium-Beginns von vor 545 Millionen Jahren sowie das Alter der Sedimente des Devons von 350 bis 400 Millionen Jahren. Was zu belegen war.
Mit diesem Beispiel sind radiometrische Methoden jedoch keinesfalls unabhängig und primär bestätigt, denn das 'damals' , also das Devon oder Kambrium, steckt ja schon als Annahme in einer solchen Überlegung, dass die vorliegenden untersuchten Muscheln aus der Zeitperiode kommen, die sie ja bestätigen sollen. Ein feiner Zirkelschluss, der aber natürlich nicht unbemerkt bleiben kann. Es ist also kein Wunder, das ich Devon bestätige, wenn Devon schon drinsteckt.
MuschelschalenAnwachstreifen in Kombination mit Rotationsbremsung der Erde durch Gezeiteneinflüsse ist also nicht geeignet, ein unabhängiges Kriterium zur Bestätigung radiometrischer Datierungen zu sein.
Ebenso muß natürlich hinterfragt werden, welche Faktoren für eine Veränderung der Tageslänge ebenfalls in Frage kämen und Berücksichtigung finden müßten, um zu einer umfassenden Beurteilung zu kommen. Das direkte Herstellen einer Beziehung von Tageslängen und Anwachszonen scheint mir ein Versuch zu sein, die Angelegenheit zu simplifizieren, um doch ein Argument gegen die Unverifizierbarkeit radiometrischer Methoden zu finden.