Liebe Leute,
wenn wir uns mit biblischen Texten beschäftigen, dann müssen wir uns auch damit beschäftigen, in welcher Art und Weise die Hebräer damals kommuniziert haben. Welche Denk- und Redeweise vorherrschte. Das betrifft ja grundsätzlich jede Sprache.
Und deswegen müssen wir vorsichtig sein, und das was wir lesen und 1:1 umsetzen, wie wir es in unserer Sprache verstehen würden! Zumindest dann, wenn wir gute Gründe und Hinweise dafür haben, daß hier ein anderes Denk- und Sprechmuster vorliegt, welches wir so nicht gewohnt sind!
http://www.monotheismus.ch/index.php/201...t-johannes-17-5
Zitat
.....
Wenn man sich dem Text mit dem festen Glauben an die Existenz Jesu vor seiner Geburt nähert, so wird Joh. 17,5 ohne Zweifel diese Überzeugung bekräftigen. „Und nun verherrliche du, Vater, mich bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“. Im Licht der konzeptionellen Rahmenbedingungen bei Johannes ist es fraglich, ob dieser Vers als Beweis für die Existenz Jesu von Ewigkeit her herangezogen werden kann. In der biblischen Denkweise und Redensart kann man bereits etwas „haben“, was im Plan Gottes verheißen ist, bevor man es tatsächlich hat. Abraham wurde das Land durch göttliche Verheißung (den Bund) gegeben, obwohl er noch nichts davon besaß. Die Verheißung lautet folgendermaßen: „Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben“ (1.Mose 15,18). Zu diesem Zeitpunkt hatte Abraham noch gar keine Nachkommen. Dennoch war ihnen das Land gegeben worden. Gottes Verheißung wird so ausgedrückt, als sei sie bereits geschehen.
So ist in Joh, 17,5 die Herrlichkeit, die Jesus beim Vater „hatte“ für ihn in Gottes Plan für Seinen Sohn aufbewahrt. Eine eindrucksvolle Illustration dieser eigenartigen Verwendung der Vergangenheit findet sich in Vers 22. Hier wird dieselbe Herrlichkeit, die dem Sohn verheißen worden war, den Jüngern, die damals noch gar nicht lebten, gegeben.
......
Diese besondere Verwendung der Sprache kommentiert H.H.Wendt, ein Theologieprofessor aus Heidelberg, folgendermaßen:
„Es beruht auf einem Missverständnis der Sprechart und des Konzepts des Neuen Testamentes, wenn wir sofort schließen, dass die Erklärung Jesu (in Joh. 17,5) - er habe Herrlichkeit beim Vater gehabt vor der Grundlegung der Welt - einfach und notwendigerweise identisch ist mit dem Gedanken, er selbst habe präexistiert...... Entsprechend der Sprechart und des vorherrschenden Konzepts im Johannes, die Präexistenz und die Trinität 199 Neuen Testament, kann ein himmlisches Ding, und so auch eine himmlische Herrlichkeit, empfangen und als bei Gott existierend und auch einer Person zugehörend bezeichnet werden, nicht weil diese Person schon existiert und mit Herrlichkeit umgeben ist, sondern weil die Herrlichkeit Gottes in einer Art schon hinterlegt und für diese Person im Himmel vorbereitet ist. Wir können uns daran erinnern, wie Jesus, dem Matthäusevangelium nach, von einem Schatz im Himmel sprach (Mt. 6,20), oder auch vom Lohn (Mt. 5,12, 46; 6:1), den seine Jünger im Himmel bei Gott haben.........und mehr noch, wie beim letzten Gericht über die Nationen, das Reich, welches die Gesegneten des Vaters erben sollen, als ein solches beschrieben wird, das schon vom Anfang der Welt (Mt. 25,34) für sie im Himmel vorbereitet war und wie auch die Hoffnung der Errettung (Kol. 1,5 und 1.Petr. 1,4) der Christen als eine Segnung beschrieben wird, die für sie im Himmel bereitliegt......Jesus bittet für sich selbst nicht um etwas Willkürliches, sondern um etwas, was ihm nach der Verordnung Gottes gegeben werden sollte und was ihm im ideellen Sinn bereits immer gehört hatte...........die Voraussetzung für diese Verordnung war sicherlich der Gedanke, welcher seinen entscheidenden Ausdruck am Ende des Gebetes in Vers 24 findet – dass Jesus selbst als der Messias nicht wirklich vom Anfang an mit Gott existiert hatte, sondern das Objekt der Liebe Gottes, Seiner liebenden Gedanken, Pläne und Ratschlüsse war
....
Gruß
vom Schrat