Interessanterweise waren es gläubige Christen die schon vor 200 Jahren bemerkten, dass das Alter der Erde nicht nur die 6000 Jahre umfassen kann.
Es gab einige Schätzungen diesbezüglich, die zwar weit entfernt von heutigen Datierungen waren, dennoch immer weit über das hinausgingen, was die Bibel über das Zusammenrechnen der Generationen aussagte.
Man kann sagen, zwei Jahrhunderte moderner geologischer Forschung - auch von christlicher Seite- haben einen Kalender geschaffen, eine Zeittafel, die evidenzbasiert anstatt glaubensbasiert die Entwicklung und Entstehung der Erde wiedergibt.
Evidenzbasiert bedeutet, dass empirisch zusammengetragene Erkenntnisse und Fakten nach wissenschaftlicher Methodik bewertet und ausgewertet werden.
Diese Fakten können auch Kurzzeit-Kreationisten nicht leugnen, daher versuchen sie die Zeitspannen und Größenordnungen der biblischen Zeitrechnung einer 6000jährigen Erd -und Menschheitsgeschichte anzupassen.
Kann das gelingen?
Historische Berichte, wie auch die Kulturgeschichte des Menschen reichen zeitlich nicht aus, um die geologische Vergangenheit zu rekonstruieren. Aber selbst hier weiß man um ältere Zeiträume, wie beispielsweise dem Reisanbau, der schon vor 8000 Jahren nachgewiesen wurde oder um Höhlenmalereien, die etliche tausend Jahre alt sind.
Heute wie damals ist es die Überlieferung der Gesteine, welches uns ein Zeitmuster aufzeigt, welches in die Vergangenheit zurückreicht, die weit jenseits einiger tausend Jahre liegen müssen.
Man weiß und es ist unmittelbar einleuchtend, dass der Abbau von Gebirgen, die Erosion, langsam vor sich geht. Das was abgebaut wird, wird an anderer Stelle nach einer Transportzeit wieder abgelagert. Die Sedimentation, was ebenfalls direkt einleuchtet ist, wiederrum lange Zeiträume in Anspruch nimmt.
Das katastrophale Ereignisse auch eine schnelle Sedimentation zulassen, ändert nichts an der Tatsache, dass diese Vorgänge parallel stattfinden könnnen und die langsame Sedimentation die Regel darstellt.
Sedimentation bedingt, dass eine Schichtung auftritt, wenn das Material wechselt. Ein Vorgang den wir an jedem geologischem Aufschluß beobachten können, in dem die Schichtung aus unterschiedlichem Material besteht.
Und es wird jedem klar sein, dass die unterste Lage die älteste sein muß. Alle nachfolgenden Schichten (bei ungestörter Lagerung) müssen jünger sein.
Da haben wir schon mal die allereinfachste Zeitmarke gefunden. Unten alt, nach oben hin jünger. Ein Prinzip welches, von Ausnahmen abgesehen, allgemein gültig ist.
Mit der Sedimentation ist der Kreislauf der Gesteine noch nicht abgeschlossen. Dort wo Schicht auf Schicht abgelagert wird, findet eine Druckzunahme statt und aufgrund tektonischer Bewegungen, dem plastischen Verhalten des Untergrundes und der Sedimentlast setzt eine Versenkung der Sedimente ein. Auch hier kann man sich vorstellen, wie unendlich langsam so ein Prozess vor sich geht, wenn keine katastrophalen Bedingungen diesen Vorgang beeinflußen.
Diese Versenkung, die Diagenese, ist mit einer Änderung der physikalischen Parameter verbunden, Druck und Temperatur ändern sich mit der Versenkungstiefe und verändern die Sedimentschichten zu Gesteinen.
Wieder ein Vorgang der viele tausend Jahre in Anspruch nimmt. Natürlich kann man einen Tonstein im Labor 'backen' und das in wenigen Stunden, dennoch ist dies nur hinsichtlich Temperatur und Druck auf die Natur übertragbar.
Man weiß also welche Temperatur und welcher Druck nötig sind und wiederrum weiß man in welcher Tiefe der Erde dies realisiert wird. Damit wird die Frage beantwortet, in welcher Tiefe ein Sediment versenkt werden muß, um die physikalischen Bedingungen zu bekommen aus einem Sediment das entsprechende Gestein zu bilden. Der Vorgang selber kann nicht beschleunigt werden, sondern hängt von den geophysikalischen Prozessen ab, die eben sehr, sehr langsam vor sich gehen.
Bevor ich mit der Zeitskala weitermache, noch ein kleines Beispiel zum Nachdenken. Und ich vermute mal, wenn ich mit meiner Exkursion über langsame geologische Prozesse fertig bin, wird kein Kurzzeit-Kreationist noch einen Mucks von sich geben. Es sei denn, er möchte sich als völlig faktenfrei präsentieren.
Was hier schon angesprochen wurde sind die Risse im Ozeanboden, die sog. mittelozeanische Rücken. An diesen Stellen wird Mantelmaterial nach oben transportiert und drückt die Lithosphärenplatten auseinander. Das bewirkte, wie auch schon hier richtig bemerkt, ein Öffnen des Ozeans indem die vorher zusammenhängenden Kontinente auseinanderdrifteten.
Der Südatlantik ist heute zwischen Südamerika und Afrika ca. 5000km breit. Diesen Vorgang der Spreizung nennt man Seafloor-Spreading. Die Ränder dieser Kontinente sind anhand von radiometrischen Messungen und ihres Fossilinhaltes auf 100 Millionen Jahre, was der mittleren Kreide entspricht, datiert.
Daraus können wir die mittlere Geschwindigkeit der Spreizung berechnen. 5000km pro 100Mio Jahre ergibt eine Rate von ca. 5 cm pro Jahr.
Das ist nicht überall so, im Nordatlantik sind es nur 2 cm pro Jahr (d.h., die Platten haben unterschiedliche Driftgeschwindigkeiten).
Mittlerweile können Wissenschaftler mit Satelittenmessungen die Spreizungsrate direkt messen und siehe da, sie stimmt mit den geschätzten Ergebnissen gut überein. Ein langsamer Prozess, der die Kontinente auseinander, an anderen Stellen zueinander treibt und deren Quelle die Mantelkonvektion ist, die im Erdinnern stattfindet.