Auszug aus dem von Schrat genannten Artikel:
Konstantin erkannte, daß sich die „christliche“ Religion — mittlerweile allerdings abtrünnig und zutiefst verderbt — wirkungsvoll als belebende und einigende Kraft zur Verwirklichung seiner großen Pläne einsetzen ließ, das ganze Reich zu beherrschen. Er übernahm die Grundlagen des abtrünnigen Christentums, um sich dessen Unterstützung seiner eigenen politischen Ziele zu versichern, und beschloß, seine Untertanen unter der einen „katholischen“ oder universellen Religion zu vereinen. Heidnische Bräuche und Feiern erhielten „christliche“ Bezeichnungen. Und „christlichen“ Geistlichen wurde der Rang, die Entlohnung und die einflußreiche Stellung heidnischer Priester verliehen...
Historie über Konstantin, dem Förderer des Christentums, bis hin zur Personifizierung des hlg. Geistes:
...326 befahl Konstantin die Ermordung seines ältesten Sohns Crispus und kurz darauf die seiner Frau Fausta. Der Hof hat dieses dunkle Kapitel in der Biografie Konstantins gezielt unterdrückt. Eusebios erwähnt die Vorgänge mit keinem Wort,[71] in anderen Quellen wird darüber nur spekuliert.
Der um 360 schreibende Aurelius Victor berichtet nur knapp von der Ermordung des Crispus, die Konstantin aus einem unbekannten Grund befohlen habe.[72] In der Epitome de Caesaribus wird erstmals der Tod des Crispus mit dem Faustas verknüpft: Weil seine Mutter Helena Crispus, den sie sehr schätzte, betrauerte, habe der Kaiser auch seine Ehefrau hinrichten lassen.[73] Von dieser Kernerzählung ausgehend schmückten spätere Autoren die Geschichte aus. So präsentiert im frühen 5. Jahrhundert der arianische Kirchenhistoriker Philostorgios Einzelheiten einer Skandalgeschichte: Fausta soll Crispus sexuell begehrt haben und, als er ihre Avancen ablehnte, aus Rache ihren Mann dazu bewogen haben, den Stiefsohn zu töten. Als Fausta dann bei einer anderen Gelegenheit untreu geworden sei, habe der Kaiser auch sie töten lassen.[74] Dem paganen Geschichtsschreiber Zosimos zufolge wurde Crispus beschuldigt, ein Verhältnis mit Fausta gehabt zu haben. Daraufhin habe Konstantin seinen Sohn ermorden lassen und, als sich seine Mutter Helena darüber bestürzt zeigte, auch Fausta beseitigt, indem er sie im Bad ersticken ließ. Da sich der Kaiser von diesen Taten nicht reinwaschen konnte, sei er Christ geworden, da er annahm, dass im Christentum alle Sünden getilgt werden könnten.[75] Der um 500 schreibende Zosimos (bzw. seine Vorlage Eunapios von Sardes) hatte aber offenbar keine genaueren Informationen über die Vorgänge; so wurde Crispus nicht, wie Zosimos berichtet, in Rom, sondern sehr wahrscheinlich in Pula ermordet.[76] Zosimos nutzte die Gelegenheit, den Kaiser und seine Bevorzugung des Christentums in ungünstigem Licht darzustellen. Immerhin stimmt er mit Philostorgios hinsichtlich der Todesumstände Faustas überein, was wohl den wahren Kern beider Berichte darstellt...
Das Kaisertum wurde wie schon unter Diokletian sakral legitimiert, was sich in der Kaisertitulatur und im Hofzeremoniell niederschlug.[83] Das Fundament dafür bildete neben dem herkömmlichen zunehmend auch christliches Gedankengut, so dass schließlich die Idee eines weltlichen Statthalters Gottes aufkam und das Kaisertum zunehmend verchristlicht wurde. Die Vorstellung des „allerchristlichsten Kaisers“ (Imperator Christianissimus) gehörte spätestens unter den Söhnen Konstantins zum Herrschermodell.[84] Explizit christliche Herrschaftssymbole, die später verstärkt herausgestellt wurden, traten vereinzelt bereits unter Konstantin auf. Kennzeichnend für seine Regierungszeit ist eine allgemeine Bezugnahme auf eine höchste Gottheit und wachsende Distanz zu paganer Symbolik, ohne dass die Anhänger traditioneller Kulte unnötig provoziert wurden. Der pagane Beiname Invictus wurde durch den unverfänglicheren Victor ersetzt.[85] Die Bezugnahme auf den paganen Sonnenkult blieb jedoch unter Konstantin noch einige Zeit erhalten (siehe unten). So stellte Konstantin sich auf Münzen und auf der verlorenen Statue der Konstantin-Säule als Repräsentant des Sonnengottes dar, wenngleich die Sol-Prägungen immer seltener wurden und schließlich eingestellt wurden...
https://de.wikipedia.org/wiki/Konstantin_der_Gro%C3%9Fe