Jehovas Zeugen haben diese Passage oft zitiert, um zu beweisen, daß Jesus nicht Gott sein kann. Da in der Passage steht, daß es für uns einen Gott, den Vater gibt, und da Jesus nicht der Vater ist, kann er nicht Gott sein, lautet die Begründung. Eine solche Überlegung ist allerdings banal. Denn da Jesus der "eine Herr" ist, kann aufgrund einer solcher Argumentation, der Vater nicht auch "Herr" sein!
Paulus zieht einen Kontrast zwischen falschen Gottheiten und dem Vater und Sohn. Während die heidnischen Gottheiten falsch sind, gibt es
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"einen Gott, den Vater“ und „einen Herrn, Jesus Christus".
Er unterscheidet die Persönlichkeit zwischen dem Vater und dem Sohn, indem er jedem einen anderen Titel der Gottheit zuweist, wobei er gleichzeitig beide von der ganzen Schöpfung unterscheidet, jeden auf unterschiedliche Weise
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so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind und wir für ihn; und einen Herrn, Jesus Christus, durch den alle Dinge sind, und wir durch ihn. 1.Kor.8,6
Durch die Gegenüberstellung bezieht Paulus Jesus Christus, den Herrn, in die einzigartige göttliche Identität ein. Durch die präpositionale Beziehung zwischen dem Vater und Jesus behält er gleichzeitig eine persönliche Unterscheidung innerhalb der Gottheit bei.
Die Ausdrücke
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"der eine Gott und der eine Herr"
werden in einem Kontext von Anbetung und Ehre verwendet. Gleiche Ehre muß den Titeln "Herr" und "Gott" zugeschrieben werden.
Josephus schreibt ungefähr zur gleichen Zeit wie Paulus und erzählt, daß die Juden nur durch den göttlichen Titel "den einzigen Herrn und Meister" auf Gott verwiesen haben und sich deshalb weigerten, den römischen Treueid "Cäsar ist der Herr" zu rezitieren
(entn. aus: Josephus, Jüdischer Krieg, 7)
So wie der Vater den „vielen Göttern“ gegenübersteht und deshalb der „eine Gott“ ist, so steht Jesus "vielen Herren" gegenüber und ist daher der "eine Herr".
Zeugen Jehovas sehen entgegen der Schrift nur den Vater als wahre Gottheit an, obwohl hier sowohl der Vater als auch der Sohn den falschen Göttern des Heidentums gegenübergestellt werden. Auf der einen Seite des Gegensatzes sind sowohl die Götter als auch die Herren falsche Gottheiten, auf der anderen Seite könne jedoch nur der Vater und nicht der Sohn als wahre Gottheit betrachtet werden, so sagen sie.
Wir sollten Christus als wahre Gottheit in Übereinstimmung mit dem Gegensatz betrachten, genauso wie wir den Vater als wahre Gottheit in Übereinstimmung mit demselben Gegensatz betrachten. Aber die Wachtturm-Theologie wird es den Zeugen nicht erlauben, hier konsequent zu sein.
Paulus stellt beide, den Vater und den Sohn, den falschen Göttern gegenüber, deshalb betrachten wir beide zu Recht als wahre Gottheit in Übereinstimmung mit dem Gegensatz!