Daß Jesus nicht wörtlich sagte, daß er Gott sei, entprach seiner Demutshaltung. Dennoch ist er niemand anderes als YHWH Israels
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Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Joh.6,46
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Und Jakob nannte den Namen des Ortes Peniel: Denn ich habe Gott von Angesicht gesehen, und mein Leben ist erhalten 1.Mo.32,30
Jeder sollte dies über den Gott des Alten Testaments wissen.
In allen antitrinitarischen Glaubensüberzeugungen kommt die Ablehnung der Göttlichkeit des Sohnes zum Ausdruck.
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So habe ich euch denn gesagt, daß ihr in euren Sünden sterben werdet: denn wenn ihr nicht glaubt, daß ich bin, werdet ihr in euren Sünden sterben. Joh.8,24
Was meinte Jesus mit ego eimi?
Der Begriff „Ich bin“ war den Juden als Übersetzung von Ex 3,14 in der Septuaginta vertraut (Tasker, 1960, S. 122), wo Gott sich dem Mose als hajah aschär hajah vorstellt. Da dies eine besondere Offenbarung Gottes ist, als der geschichtlich handelnde Gott Israels, der seine Autorität zur Rettung seines Volkes Israel aus Ägypten ausweist, von dem der Name Jahwe als Kontraktion möglicherweise abgeleitet wurde (Cole 1973, S. 69; Rienecker, 1992, S. 967; Henry, e-sword commentary), ist die Anspielung von Jesus besonders pikant. Hier deutet Jesus darauf hin, dass er selbst Jahwe sei (Zodhiates, 1994 S. 153; Gill, e-sword commentary; Tasker, 1960, S. 122). Dies könnte auch eine mögliche Erklärung dafür sein, dass die Soldaten in Kapitel 18,5 auf den Boden fallen, als sie ihn verhaften wollen und er sich als „ego eimi“ ausweist (Gill, e-sword commentary). Die Zeitlosigkeit impliziert durch „Ich bin“ würde zu der Beschreibung der Zeitlosigkeit des Wortes in Kapitel 1 Verse 1-3 passen.
In Kapitel 10,30 spricht Jesus, „Ich und der Vater sind eins.“ Dass hier das griechische Neutrum für „eins“ verwendet wird, kann ein Hinweis dafür sein, dass eine Wesensgleichheit gemeint ist.
Wäre eine Gleichheit der Personen gemeint, oder des Handelns und Wollens, wäre ein Maskulinum verwendet worden (NIV Study Bible, 1985, S. 1617, Gassmann, 2000, S 139). Auch aus dem Kontext scheint es um die uneingeschränkte rettende Macht Gottes zu gehen, die Gott verwendet, um sein Volk auch in Ewigkeit zu bewahren (10,29). Somit besteht die Einheit in der Macht Gottes (Barnes, e-sword commentary; Edersheim, 1993, S. 634). So wie niemand seine Schafe aus Gottes Hand reißen kann, kann sie auch niemand aus seiner Hand reißen (Henry, e-sword commentary). Offensichtlich haben die Juden den Sinn seiner Worte so verstanden, dass Jesus sich damit zu Gott erhebt (10,33), denn sie wollten ihn wegen Gotteslästerung steinigen. Dass es sich nicht nur um ein Missverständnis handelt, zeigt sich daran, dass Jesus in den nächsten Versen seine Aussage nicht revidiert, sondern weiter ausführt und die Juden ihn erneut ergreifen wollen (10,39). Jesus hat also bewusst den Eindruck bei den Juden erweckt, dass er sich selbst zu Gott macht (Barnes, e-sword commentary; Edersheimer, 1993, S. 634). Die Juden fordern für Jesus die Todesstrafe, nicht weil er sich zum Messias erhebt, sondern weil er sich Gott gleich macht (10,33).
Die vollkommenste Formulierung der Anbetung von Jesus findet durch Thomas statt, der dem auferstandenen Jesus begegnet und bekennt, „Mein Herr (kyrios) und mein Gott (theos)“ (20,28). Diese Formulierung findet sich als Gebetsruf zu Gott im Alten Testament (2Sam 7,28; 1Kö 18,39; Ps 35,23; Jer 31,18) (Gassmann, 2000, S. 141). Die Jünger hatten Jesus häufig als Herrn (kyrios) bezeichnet, aber dies ist das erste Mal, dass ihn ein Jünger Gott (theos) nennt (Henry, e-sword commentary). Jesus hat Thomas wegen dieser Ehrung nicht zurechtgewiesen, was er als Mensch (Apg 14,13-15) oder Engel (Offb 22,8-9) hätte tun müssen. Im Gegenteil, er lobt Thomas sogar für diesen Glauben, der den früheren Zweifel abgelöst hat, und nennt die glücklich, die den gleichen Glauben an ihn, nur ohne zu sehen, in Zukunft haben werden. Dass Thomas lediglich überrascht war von der Erscheinung von Jesus und zum Vater rief, wird durch den Text widerlegt, da explizit geschrieben steht, dass Thomas „zu ihm“ (Jesus) sprach. Wir finden in dem Bekenntnis des Thomas also eine Anrede des Herrn Jesus, die auf dem Hintergrund des Alten Testaments so verstanden werden muss, dass er ihn dem Wesen nach als Gott betrachtet.
Noch deutlicher verwendet Jesus dieses "Ich bin", als er vor dem Hohen Rat direkt gefragt wird ob er der Messias sei:
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Und der Hohepriester stand auf, trat in die Mitte und fragte Jesus und sprach: Antwortest du nichts? Was zeugen diese gegen dich? Er aber schwieg und antwortete nichts. Wieder fragte ihn der Hohepriester und spricht zu ihm: Bist du der Christus, der Sohn des Hochgelobten? Jesus aber sprach: Ich bin es! Und ihr werdet den Sohn des Menschen sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels. Der Hohepriester aber zerriß seine Kleider und spricht: Was brauchen wir noch Zeugen? Ihr habt die Lästerung gehört. Was meint ihr? Sie verurteilten ihn aber alle, daß er des Todes schuldig sei. Und einige fingen an, ihn anzuspeien und sein Angesicht zu verhüllen und ihn mit Fäusten zu schlagen und zu ihm zu sagen: Weissage! Und die Diener schlugen ihn ins Gesicht. Mk.14,60-65
Das Zerreissen des Gewandes des Hohenpriesters, durch das er seine Abscheu vor der Gotteslästerung zum Ausdruck brachte, erklärte Henry Barclay Swete:
"Das Gesetz verbot dem Hohenpriester, sein Gewand bei privaten Streitigkeiten zu zerreißen [Ihr sollt eure Häupter nicht entblößen, noch eure Kleider zerreißen, damit ihr nicht sterbt und der Zorn über die ganze Gemeinde komme. 3. Mose 10,6 Wer aber Hoherpriester ist unter seinen Brüdern, auf dessen Haupt das Salböl gegossen worden, und dem man die Hand gefüllt hat bei der Einkleidung, der soll sein Haupt nicht entblößen und seine Kleider nicht zerreißen. 21,10], doch wenn er als Richter in Aktion trat, war er durch die Sitte verpflichtet, auf diese Weise seine Abscheu über jede Gotteslästerung, die in seiner Gegenwart geäußert wurde, zum Ausdruck zu bringen. Die Erleichterung des in Verlegenheit geratenen Richters ist offenkundig. Wenn kein glaubwürdiger Beweis dagegen aufzutreiben war, erübrigte sich die Notwendigkeit dafür jetzt. Der Gefangene hatte sich selbst belastet." Henry Barclay Swete, The Gospel According to St. Mark, S. 339.
"So tritt uns denn auch im Neuen Testament das "Ich" Jesu ebenso gewaltig entgegen wie im Alten Testament das "Ich" Jahwes."
Theodor Haarbeck, Die Bibel sagt... - Werkbuch biblische Glaubenslehre, Brunnen Verlag, Gießen, 1956, 13. Auflage 1982, S.15