LIebe Mitleser,
in einem anderen Forum wurden Bibelstellen eingestellt, die eine angebliche Naherwartung der Christen anzeigen sollen. Selbst Albert Schweizer hat behauptet, daß die Bibel eine Naherwartung lehre, die sich dann aber nicht eingestellt habe. Dadurch bekommen natürlich Gottesleugner "Wasser auf ihre Mühlen" und "reiben sich die Hände". Der Glaube an die Wahrhaftigkeit der Bibel wird dadurch untergraben.
Ich will nicht ausschließen, daß die ersten Christen tatsächlich eine Naherwartung hatten. Das ist auch durchaus richtig, denn wir sollten immer in Erwartung des Kommens Christi sein. Die Frage ist nur, ob die gern in dieser Hinsicht zitierten Bibelstellen dies auch wirklich unterstützen. Bei Christus selber finden wir Aussagen, die man im Sinne einer Naherwartung deuten könnte, aber auch Hinweise, die zeigen, daß es noch eine Weile dauernd könnte, bis er wiederkäme. Ich denke da z.B. an das Gleichnis, welches von einem Königssohn handelte, der eine lange Reise antrat, um Königsmacht zu bekommen.
Hier die Bibelstellen und meine Kommentierung:
Zitat
offb 1:1 in kürze
offb 1:3 die zeit ist nah
Die Zeit der Erfüllung der Prophezeiungen war nahe. Die Offenbarung begann sich nicht erst in der sogenannten "Endzeit" zu erfüllen - bei Jehovas Zeugen 1914 - sondern schon damals! Die endgültige Erfüllung reicht allerdings bis zum Kommen Jesu Christi bzw. sogar mit zum Ende des Milleniums.
"Am Tage des Herrn" bedeutet nicht in der Endzeit, sondern Johannes wurde die Offenbarung an einem Sabbat übermittelt..
Zitat
offb 22:10 die zeit ist nah
offb 22:12 ich komme bald
offb 22:20 ich komme bald
Walvoord-Kommentar dazu
Zitat
In diesen Versen wie auch in Vers 7 wird noch einmal das Grundthema der Offenbarung zusammengefaßt: "Siehe ich komme bald (vgl. 1,7;22,12,20) Das griechische Wort tachy kann sowohl "bald" als auch "plötzlich" heißen. Aus göttlicher Sicht gilt für die Wiederkunft Christi beides. In der Vorausschau der Gläubigen findet das Kommen Christi immer "bald" statt, und wenn es eintrifft, so wird es "plötzlich" geschehen.
Zitat
heb 1:2 letzten tage
Die letzten Tage begannen schon im 1. Jhdt und nicht wie Jehovas Zeugen meinen, erst 1914. Diese "letzten Tage" sieht der Prophet Joel perspektivisch verkürzt und Paulus bezieht sich auf Joel.
Zitat
phil 4:5 der Herr ist nahe
Diese Aussagen, die wir schon im AT finden und die die Nähe des Tages Jehovas hervorheben, dürfen wir nicht überbewerten und nur aus unserer menschlichen Perspektive sehen. Petrus sagt dazu treffend, daß ein Tag bei Gott für 1000 Jahre sind. In der prophetischen Sicht "ist der Tag nahe", mit dem Auge des Glaubens ist der Tag schon sichtbar und "nahe".
Zitat
math 10:23 nicht zu ende kommen, bis der herr komm
t
Zitat
"(Matthäus 10:23) 23 Wenn man euch in einer Stadt verfolgt, so flieht in eine andere; denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit dem Kreis der Städte Israels keinesfalls zu Ende sein, bis der Menschensohn gekommen ist."
Dieser Vers bereitet Exegeten Kopfzerbrechen. Von Ungläubigen wird der Vers gerne herangezogen um zu beweisen, dass die ersten Christen und auch Christus selbst eine "Naherwartung" hatten und diese Naherwartung sich nicht erfüllt hat.
Einige Ausleger verstehen diesen Vers als einen Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70. Aber diese Zerstörung als "Kommen Jesu Christi" zu deuten ist doch problematisch.
Es scheint weithaus annehmbarer zu sein, hier einen Hinweis auf sein zweites Kommen zu sehen und würde dann allgemein - nicht auf die damaligen Jünger - bezogen gelten.
Oder aber in diesem Text geht es nicht um seine Wiederkunft, sondern darum, dass Jesus seinen Nachfolgern zeigen wollte, dass sie bis zu seiner Wiederkunft mit Verfolgung rechnen müssen und wegen der Verfolgung konnten sie auch tatsächlich nicht allen Städten Israels die gute Botschaft predigen.
in dieser Verbindung bin ich auf einen Kommetar der Brüdergemeinde (Walvoord-Kommentar) zu Haggai 2:7 gestossen:
Zitat
"Die Worte 'nur noch eine kleine Weile' deuten nicht eine zeitliche Unmittelbarkeit an, sondern unterstreichen den drohenden, immer zu vergegenwärtigenden Charakter des Handelns Gottes im Sinne eines "Es-kann-jeden-Augenblick-geschehen".....
In Haggais Zeit nahm man an, dass Gottes Gericht unmittelbar bevorstehe. Die Propheten des Alten Testaments sahen die weite Zeitspanne zwischen dem ersten und zweiten Kommen Jesu Christi nicht (vgl. Jes 61:1-2, Luk 4:18-21).
Im Psalm 37 ist ja auch "von einer kleinen Weile" die Rede.
Diese "Naherwartung" ist also etwas durchaus Positives, sie zeigt, das wahre Anbeter Gottes hellwach sind. Ich sehe aber einen Unterschied zwischen einer "Naherwartung" und konkreten falschen Zeit-Prophezeiungen wie bei Z.J. und anderen.
Gruß
vom Schrat