Liebe Mitleser,
eine wichtige Lehre bei Zeugen Jehovas ist, daß Jesus angeblich nicht an einem Kreuz, sondern an einem Pfahl gestorben ist. Das Kreuz sei ein heidnisches Symbol und daher sei es unpassend für Christen das Kreuz in Verbindung mit der Anbetung zu verwenden.
Frank Bechhaus hat dazu mal einen Artikel auf seiner Web-Site geschrieben.
Hier der Link http://zj-im-blickpunkt.de/zeugen_jehovas/zjheidchr.html
Der Hinweis der WTG, daß in der Bibel nicht vom Kreuz sondern von einem "Stauros" = Pfahl die Rede sei, zieht nicht. Die Vorgehensweise bei der Hinrichtung war die, daß an der Hinrichtungsstätte die aufrechten Pfähle schon standen und der Deliquent dann an dem Querbalken befestigt wurde, an dem der Hinzurichtende dann an dem senkrechten Balken hochgezogen wurde. Auf diese Weise bildete Pfahl und Querbalken ein "T".
Ein indirekter Hinweis ist auch die Frage des ungläubigen Thomas nach der Spur der N ä g e l (Mehrzahl) in seinen Händen. Bei der Vorstellung von einem Pfahl wäre es ein Nagel und beide Hände übereinander gewesen.
Das Kreuzigen war eine damals gängige Methode und wurde von den Römern besonders bei Rebellion gegen ihre Herrschaft angewandt.
Es gab drei Motiven der Kreuze: CRUX SIMPLEX im Gestalt eines Buchstabens I, CRUX IMMISSA - im Gestalt vom + und CRUX COMMISSA - im Gestalt vom T:
Folgende Hinweise stammen aus einem Buch von Hermann Fulda. Hermann Fulda wird auch von der WTG zitiert, aber nur unvollständig. Die Hinweise, daß aus Pfahl und Querbalken ein Kreuz wurde, wurde weggelassen! (z.B.EW 22.1.75) Seite 28.
In dem Buch Das Kreuz und die Kreuzigung von Hermann Fulda, Breslau 1878, heißt es auf S. 109:
Zitat
"Bäume gab es aber nicht überall auf den zu öffentlicher Hinrichtung ausgewählten Plätzen. Man grub dann einen einfachen Balken, wie er grade zu finden war, in den Boden. An diesen wurden die Geächteten mit aufwärts gereckten Händen und häufig auch mit den Füssen angebunden, oder angenagelt."
Fulda hat in seinem Buch die ganze Prozedur der Kreuzigung bei Römern beschrieben. Er stimmt damit zu, dass die Römer zu Jesu Zeiten, auf einem PATIBULUM die Übeltäter hingerichtet haben, somit hat sich ein Kreuz gebildet.
Hier nun,was die WTG nicht zitiert hat:
Zitat
Wollte man sich indess den Weg ersparen, und den armen Sünder seine Procession in der Stadt halten lassen, so fand sich auch unter dem städtischen Hausgeräth bald ein Surrogat der ländlichen furca; man wählte den grossen, hölzernen Riegel, mit dem die ältern Römmer ihre Hausthüren verschlossen, indem sie ihn, wie es noch jetzt in insern Kaufläden geschieht, von Pfoste zu Pfoste verschoben. Jener Quer-Riegel hiess PATIBULUM, Sperrholz, vieleicht eins von den seltenern Wörtern, die per antiphrasin das Gegentheil von dem bezeichnen, was der Stamm eigentlich sagt: also a non patendo, Sperrer, d.h. der das Aufsperren hintert. Zum Verständniss des Kreuzes, seiner Form und seiner wechselnden Namen ist jener römische Gebrauch aber von Wichtigkeit. Uebrigens mag man statt des wirklichens Patibulums auch oft genug den ersten, besten Zaunpfahl genommen haben, um ihn dem Verurtheilten auf den Nacken zu legen, und ihm die wagrecht links und rechts dran geknebelten Arme auszustrecken. Das Instrument ward nun an ihn zu einem patibulum in wirklicher Bedeutung a vere patentibus brachiis. S. die Figur N. 3. (Hermann Fulda, Das Kreuz und die Kreuzigung, Seite 118, Akapit 168)
Nicht selten legte man das PATIBULUM mit dem schon daranhängenden Malifecanten auch wohl über einen oben am Kreuz eingeschlagenen Pflock oder Nagel, oder in eine ins obere Hirnholz des Kreuzes eingesägte Kimme. So entstanden die beiden Formen, unter denen wir das Kreuz als Doppelholz kennen: in dem einen Falle der durchkreuzte, +, im andern der oben gedeckte Kreuzesstamm, T. Kreuzigte man jedoch an einem Baume, so wurden die Enden des Querholzes zwischen die untern Aeste eingeschoben, wenn man es nicht vorzog, den Verurtheilten mit den eigenen Armen in die Aeste hinein zu renken und anzuknebeln. (Hermann Fulda, Das Kreuz und die Kreuzigung, Seite 120, Akapit 172)
In den frühern Zeit der Kreuzesstrafe legten die Römer dem Deliquenten vor oder nach Antritt seines letzten Ganges das schon längst gebräuchliche PATIBULUM auf den zerpeitschten Nacken; und so ging die Reise gewiss nicht ohne manchen fernern Hieb mit der Geissel die Strassen entlang nach dem Anger vor dem esquilinischen Thor. (Hermann Fulda, Das Kreuz und die Kreuzigung, Seite 137, Akapit 205)
Ich finde auch interessant die folgende Erklärung im Buch:
Zitat
Da aber der Maleficant mit dem PATIBULUM durch die Stadt zog, und dieses bald nachher als ein Theil seines Kreuzes erschien; da man endlich das Kreuz selbst, parten pro toto, oft genug das PATIBULUM nannte, so war es ausserordentlich leicht, dass ein Nicht-Römer, zumal diejenigen, welche sich nicht unter den wilden Haufen mischten, um nach Hinrichtungen mit zu laufen, auch von einer Kreuzigung nur unvollkommene Vorstellungen hatten, und daher unter dem in Rom getragenen Patibulum das ganze Kreuz und das Kreuztragen für römischen Criminalgebrauch hielten; und das konnte ihnen um so eher begegnen, als sie, die Ausländer, das Kreuz überhaupt nur in der einfachen Form eines blossen Balkens kannten. (Hermann Fulda, Das Kreuz und die Kreuzigung, Seite 139, Akapit 209)
Im Buch vom Fulda kann man auch solche Wörte lesen:
Zitat
Nicht selten kommen Vergleichungen des Kreuzes mit Buchstaben vor; aber keine zeigt mit nur einiger Sicherheit die uns geläufige feste Form; vielmehr passen sie alle ebenfals zu der nicht minder häufigen Vergleichung mit den vexillis. Lucian, a.a.O., vergleicht das Kreuz mit dem T, in der alten Form auch t und +. Ebenso Hieronymus zu Ezech. c. 9: denn auch das althebräische TAU hatte jene beiden Formen. Die prophetische Stelle redet freilich nur von einem Zeichen. V. 4 u. 6: "Gehe durch die Stadt Jerusalem, und mache ein Zeichen (TAU) an die Stirn aller Wehklagenden; -- gehet und erwürgt Alles; aber die das Zeichen tragen, berührt nicht". TAU heisst Zeichen im Algemeinen und dann auch der Buchstabe TAU, weil dieser in seiner alter +-Form grade wie bei uns anstatt der Namensunterschrift als Handzeichen gebraucht wurde wegen der Leichtigkeit dieses Schriftzugs. (Hermann Fulda, Das Kreuz und die Kreuzigung, Seite 123, Akapit 176)
<Hes 9:4,6> ist höchstwahrscheinlich die erste Prophezeiung, die vom Kreuzgestalt redet. Wie der althebräische Buchstabe TAU ausgesehen hat, kann man sich auf dem folgenden Bild ansehen (Spalte I ganz unten)
Das Wort STAUROS (Kreuz) hat genauso diesen Buchstaben drin!
[/quote]
Auch die Literatur aus der Zeit der Kreuzigung Christi und danach spricht durchgängig von "kreuzigen".
Wieder einmal ein Beispiel dafür, daß die sogenannte "Genaue Erkenntnis", mit der sich Jehovas Zeugen gerne brüsten und sich von anderen christlichen Gemeinschaften abzugrenzen suchen,.
Gruß
vom Schrat