Zitat
von Jurek
Warum sollen speziell diese Bereiche der Bibel wichtiger sein als z. B. die Evangelien? Denn da hapert schon oft sehr an dem FUNDAMENT des christlichen Glaubens!
Jurek,
ein Vergleich zwischen beiden Teilen der Bibel hilft uns zu sehen, wie die Autoren des Neuen Testamentes die hebräischen Schriften betrachteten, auf die Du vermutlich anspielst.
Ein Verzeichnis in dem jüdischen Neuen Testament listet 695 einzelne Zitate aus den Büchern des Alten Testamentes auf (Jewish New Testament Publications, Jerusalem, 1989).
Je nachdem, auf welchen Experten man sich beziehen will, kann die Zahl der alttestamentlichen Zitate und Bezugsstellen im Neuen Testament bis zu 4105 lauten (Roger Nicole, The Expositor’s Bible Commentary, Zondervan, Grand Rapids, 1979, Band I, Seite 617).
Vergleichen wir diese Statistik mit Zitaten anderer Autoren im Neuen Testament. Die Apostel zitierten das Alte Testament 695-mal. Andere Autoren haben sie aber nur viermal zitiert.
Von den 26 Büchern und Briefen, die das Neue Testament ausmachen, gibt es alttestamentliche Zitate in zwanzig Büchern. Die einzigen Bücher, in denen das Alte Testament nicht direkt zitiert wird, sind auch die kürzesten: Titus, Philemon, die drei Johannesbriefe und Judas. In Titus, 1. Johannes, 3. Johannes und Judas gibt es jedoch Bezüge zu alttestamentlichen Persönlichkeiten oder Aussagen.
Einige nehmen an, dass die ersten fünf Bücher der Bibel – die Bücher Mose – überholt sind, da sie Gesetze beinhalten, die Jesus Christus angeblich außer Kraft gesetzt hat. Diese fünf Bücher werden aber mindestens 245-mal im Neuen Testament zitiert.
Der Apostel Paulus, von dem einige meinen, er hätte gelehrt, das in diesen Büchern enthaltene Gesetz sei abgeschafft, zitierte sie zwischen 70- und 110-mal – mehr als irgendein anderer neutestamentlicher Autor. Jesus Christus selbst zitierte die fünf Bücher Mose ca. 60-mal.
In 2. Timotheus, einem an einen jüngeren Prediger gerichteten Brief, machte Paulus seine Haltung zum Alten Testament klar. Danach hatte Timotheus „von Kind auf die heilige Schrift“ gekannt (2. Timotheus 3,15).
Als Paulus seinen Brief an Timotheus schrieb (ca. 66 n. Chr.), gab es kein „Neues Testament“ – einige Bücher dieses Teils der Bibel existierten noch gar nicht. Paulus meinte das Alte Testament. Das war die Heilige Schrift, die Timotheus’ jüdische Mutter ihm seit seiner Kindheit beigebracht hatte (Apostelgeschichte 16,1-3).
Es mag für Dich überraschend sein, aber Paulus stellte klar fest, dass diese Schrift uns „zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus [unterweisen kann]“ (2. Timotheus 3,15). Die alttestamentliche Schrift beinhaltet Unterweisung über das Heil, das „durch den Glauben an Jesus Christus“ zugänglich wird.
Mose, Abraham, Isaak, Jakob, Elia, Daniel, David und andere, denen ewiges Leben verheißen wurde, erhalten das Heil in der gleichen Weise, wie auch wir es erhalten: durch den Glauben an Jesus Christus, den Glauben an einen verheißenen Messias, der die alttestamentlichen Knechte Gottes von ihren Sünden erlösen kann.
Was sagt Paulus sonst über diese Heilige Schrift, die als das Alte Testament bekannt ist?
„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben...“
Paulus benutzte an dieser Stelle das Wort theopneustos. Der erste Teil dieses Wortes, theo, bedeutet „Gott“. Der zweite Teil ist pneustos mit der Bedeutung „gehaucht“. In einigen Bibelübersetzungen wird diese Stelle übersetzt mit „Denn alle Schrift, von Gott gehaucht“, womit gezeigt wird, dass die Schrift direkt von Gott kam. Mit anderen Worten sagte Paulus, dass die hebräische Schrift direkt von Gott und seinem Geist kam!
Überlegen wir einen weiteren Aspekt, der mit diesem Abschnitt zu tun hat. Dieser Brief wurde ca. 66 n. Chr. geschrieben, ungefähr ein Jahr vor der Hinrichtung des Paulus. Das war also der zuletzt geschriebene Brief von Paulus! In diesem Brief erzählt Paulus einem anderen Prediger, dass die alttestamentlichen Schriften nicht überholt, sondern von Gott inspiriert und „zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit [nütze]“ sind, damit Christen „vollkommen“ und „zu allem guten Werk geschickt“ sein können.
Wie lautete die Lehre des Paulus?
Wir stellten bereits fest, dass er die fünf Bücher des Mose öfter zitierte als irgendein anderer neutestamentlicher Autor. Aber sind seine Briefe das einzige Beispiel für seine Zitate aus dem Alten Testament?
In Apostelgeschichte 28 finden wir eine Beschreibung des Hausarrests von Paulus in Rom, als er auf seine Gerichtsverhandlung vor dem Kaiser wartete. Er konnte Rom nicht verlassen, aber er durfte Besucher empfangen: „Und als sie ihm einen Tag bestimmt hatten, kamen viele [von den jüdischen Führern in Rom] zu ihm in die Herberge. Da erklärte und bezeugte er ihnen das Reich Gottes und predigte ihnen von Jesus aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten vom frühen Morgen bis zum Abend“ (Apostelgeschichte 28,23).
Im Jahr 63 n. Chr., ungefähr 30 Jahre nach seiner Bekehrung, erzählte Paulus einer Gruppe Juden von Jesus „aus dem Gesetz des Mose und aus den Propheten“ – das waren zwei der Hauptunterteilungen im Alten Testament. Er empfahl ihnen keineswegs, von nun an die hebräische Schrift zu ignorieren, sondern er unterwies sie daraus über Jesus Christus und das Reich Gottes – eine merkwürdige Vorgehensweise, wenn man meint, dass Paulus bemüht war, die Menschen vom Alten Testament abzuwenden.
Wie sieht es bei Jesus Christus aus? Wie betrachtete er die Schriften, die das Alte Testament umfassen? Untersuchen wir die Worte Jesu, um zu sehen, was er zur Gültigkeit des Alten Testamentes zu sagen hatte. Wenn Jesus Christus die Idee hätte vermitteln wollen, dass das Alte Testament überholt wäre, dann hätte er dies bestimmt während seines Lebens oder unmittelbar nach seiner Auferstehung getan. Aber tat er dies?
„Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war“ (Verse 25-27).
Was tat Jesus unmittelbar nach seiner Auferstehung? Er fragte zwei seiner Jünger, warum es für sie so schwer war, allem zu glauben, was die Propheten über ihn vorausgesagt hatten. Dann benutzte er die fünf Bücher Mose und die Schriften der Propheten und zeigte, wie alles prophezeit wurde. Er bestätigte die Gültigkeit der Schrift.
In ähnlicher Weise zitierte der Apostel Paulus aus allen drei Teilen des Alten Testamentes – dem Gesetz des Moses, den Propheten und den Psalmen – bei seiner Behandlung des Auftrags Christi (Römer 15,7-13; Psalm 18,49; 117,1; 5. Mose 32,43). Warum tat Paulus das, wenn er das Alte Testament für überholt hielt?
Es war Christus selbst, der uns zeigte, wie wir die hebräische Bibel als wirksames Schwert in unserem Kampf gegen Satan gebrauchen können.
„Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Verse 1-4).
Wie reagierte Christus auf Satans Versuchung? Er zitierte aus dem Alten Testament, besonders aus 5. Mose 8, Vers 3. Welche Worte waren bis dahin aus dem Mund Gottes gegangen? Das Alte Testament! Das erste Buch des Neuen Testamentes wurde erst 15 bis 20 Jahre später geschrieben.
Satan setzte seine Versuchung gegenüber Jesus fort. Erneut erwiderte Jesus mit Zitaten aus dem Alten Testament – 5. Mose 6, Vers 16 bzw. 13 und 5. Mose 10, Vers 20. Satan musste die Autorität jener Schrift anerkennen, und er schlich sich in seiner Niederlage fort.
Gleich nach dieser Versuchung fing Jesus zu predigen an. Die Bergpredigt ist eines der ersten Beispiele seiner Lehrtätigkeit. Was sagte er in der Bergpredigt? „Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten [das Alte Testament] aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen“ (Matthäus 5,17). Trotz dieser klaren Worte meinen einige immer noch, Jesus wäre gekommen, um das im Alten Testament offenbarte Gesetz abzuschaffen.
Jesus sagte: „Ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen.“ Das Wort „erfüllen“ in diesem Vers bedeutet einfach „voll füllen“. Das gleiche Wort wird benutzt, um Netze zu beschreiben, die voller Fische sind (Matthäus 13,48). Wenn man ein Netz mit Fischen füllt, wirft man das Netz nicht weg mit der Behauptung, man würde es nicht mehr benötigen. Viele entstellen jedoch die Worte Jesu, um genau diese Auslegung für seine Lehre aufzustellen.
Damit niemand falsche Vorstellungen über die Bedeutung seiner Worte hat, drückte Jesus seine Lehre zum Gesetz noch klarer aus: „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich (mit anderen Worten, der kommt gar nicht erst hinein)“ (Matthäus 5,18-19).
In Matthäus 15 gibt es einen Bericht über eine Konfrontation zwischen Jesus Christus und einer Gruppe von Schriftgelehrten und Pharisäern. Man kann diesen Bericht nicht lesen, ohne eine wichtige Aussage Jesu Christi zu erkennen:
„Da kamen zu Jesus Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem und sprachen: Warum übertreten deine Jünger die Satzungen der Ältesten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen. Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen? Denn Gott hat geboten: Du sollst Vater und Mutter ehren; wer aber Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben“ (Verse 1-4).
An dieser Stelle zitiert Jesus das fünfte Gebot und 2. Mose 21, Vers 17, wo es heißt, dass derjenige, der seinem Vater oder seiner Mutter flucht, wegen seiner Respektlosigkeit sterben sollte. Haben Sie aber gemerkt, wie Jesus das Zitat anführte? Er sagte nicht: „Denn Mose hat geboten . . .“ Stattdessen stellte er fest, dass Gott geboten hatte. In Verse 3-6 sagte er dreimal, dass es Gottes Gebote waren, nicht die Gebote eines Menschen.
Wenn wir die Worte und Handlungen von Jesus Christus und den Aposteln untersuchen, können wir nur zu dem Schluss kommen, dass das Alte Testament das inspirierte Wort Gottes ist, von ihm selbst inspiriert und von seinen menschlichen Werkzeugen niedergeschrieben. Die Autoren des Neuen Testamentes lasen die alttestamentliche Schrift und verstanden und wendeten sie als göttliche Anweisung an, die für alle Menschen für alle Zeit gedacht war.
Warum war das Alte Testament den Autoren des Neuen Testamentes so wichtig, und warum ist es für die heutige Menschheit so wichtig? Fassen wir einige der Dinge zusammen, die durch das Alte Testament offenbart werden.
• Es offenbart Gott – dass es einen Schöpfer gibt und dass die Welt nicht von selbst entstanden ist. Gott hat jederzeit die Kontrolle über seine gesamte Schöpfung (1. Mose 1; Jesaja 46,9-10).
• Es offenbart, dass dieser Gott ein Gott der Liebe ist, der um jeden Menschen, der je gelebt hat, tief besorgt ist und dass er alles mit der gesamten Menschheit teilen will (Psalm 8,4-8; 86,5; 100,1-5).
• Es offenbart, dass Gottes Liebe durch seine Gesetze definiert wird – durch die beiden großen Gebote Gottes: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften“ und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Markus 12,29-31; 5. Mose 6,5; 3. Mose 19,18). Die Zehn Gebote – und die Rechtsordnungen und Satzungen, die sich auf die Zehn Gebote gründen – zeigen uns, wie wir Gottes Weg der Liebe befolgen können.
• Es offenbart, dass die Sünde Leid nach sich zieht – dass es, wenn wir sündigen, eine Strafe gibt. Wenn eine ganze Nation sündigt, wird sie eines Tages die Strafe für diese Sünden ernten. Auf der anderen Seite ist Gott gerne bereit, einer Einzelperson oder einer Nation ihre Sünden zu vergeben, wenn sie ihre Sünden bereuen und Gott um Vergebung bitten (5. Mose 28,15-68; Psalm 103,8-13).
• Es offenbart den Plan Gottes, dass es einen Erlöser geben wird, der die Todesstrafe für die Sünden der Menschheit bezahlte, und dass dieser Erlöser, der Messias, das Reich Gottes auf Erden aufrichten wird. Es offenbart eine Auferstehung der Toten zu ewigem Leben (Jesaja 53; Daniel 2,44; 7,27; 12,2-3; Hiob 14,1-15; Hesekiel 37).
• Es offenbart, dass es einen neuen Bund geben und dass Gott seinem Volk das Geschenk des heiligen Geistes geben wird, um das steinerne Herz des Menschen durch ein Herz zu ersetzen, das Gott liebt und gehorcht (Jeremia 31,31-34; Hesekiel 36,26-27).
• Es offenbart, dass der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, um Gott ähnlich zu sein und um die Herrschaft über das ganze Universum mit Gott zu teilen (1. Mose 1,26-27; Psalm 8,6; Hebräer 2,6-8).