Durch die Verbindung zur "Ges. gegen Sekten..." ergab sich gestern und heute diese Korrespondenz:
Teil meiner heutigen Antwort am Schluss, für Euch zur Begutachtung, Vorschläge willkommen:
....Vorsicht: bei Literatur von „Abtrünnigen“ hat ein ZJ immer eine extreme Abwehrhaltung – war bei mir auch so
Hier habe ich den Inhalt auch hochgeladen, es ladet in Etappen…
https://docs.google.com/document/d/1MuFq...53P0/edit?pli=1
…und endet auf S. 85 mit diesen Sätzen...:
….Er besucht noch immer die ZJ-Versammlungen. Trotz aller Zweifel an der WTG, will er den Kontakt zu den Verwandten und Freunden nicht abrupt abbrechen. Er hat Erfahrungen, u.a. auch als Ältester, von mehr als 50 Jahren. Einige seiner Anregungen und Überlegungen, die ich als Brief erhielt:
Wenn ein Familienglied oder Freund sich Jehovas Zeugen nähert, dann reagieren die Angehörigen und Freunde in aller Regel falsch. Sie bemerken, daß sich der Umworbene verhaltensmäßig verändert hat, verschlossen wird und verheimlicht, was ihn nun bewegt. Die Angehörigen reagieren mit Sorge und Entsetzen. Es gibt Vorwürfe und Vorhaltungen, Versuche zur Aufklärung über diese schlimme ,Sekte'. Es werden Ultimaten gestellt und Drohungen geäußert. Solche unüberlegten, oft instinktiven Reaktionen, unterstützen ungewollt die Ziele der Organisation. Die Anwärter sind rechtzeitig darauf vorbereitet worden. Geduld und Liebe sind erforderlich, der Betroffene soll fühlen, daß er nach wie vor geachtet, geschätzt und geliebt wird. Man sollte die Hoffnung auf einen künftigen Ausstieg nie aufgeben.
Das ehemalige Mitglied der Mun-Sekte, Steven Hassan, nennt dazu drei Punkte: 1. guten Kontakt und Vertrauen aufbauen, 2. Informationen sammeln, 3. Zweifel über die Sekte säen und die Entstehung einer neuen Perspektive fördern. Danach kann das Problem der Durchbrechung der Bewußtseins- und Gedankenkontrolle, den vorgegebenen Denkschemata, angegangen werden. Nach langjähriger Zugehörigkeit, verfliegt bei Sektenanhängern oft die erste Begeisterung. So manche Enttäuschung hat sich eingestellt, der Machtanspruch und –mißbrauch, werden durchschaut. Dann wird nach Hilfe gesucht. Folgende Reaktion wäre völlig falsch: „Ich habe dich doch immer vor dieser gefährlichen Sekte gewarnt!“. (...)
Sinnvoller wäre ein Gespräch über die Unstimmigkeiten in der Selbstdarstellung und Lehre der ZJ und ein Nachdenken über den Sinn der Kontrollmechanismen und ethischer Vorschriften.
Ein Gesprächsvorschlag: Lehränderungen der ZJ, zahlreich und von schwerwiegenden Auswirkungen, werden immer mit dem „neuen Licht“ erklärt. Dabei stützen sie sich auf einen Text in Sprüche 4,18. Wenn man diesen Text jedoch mit Vers 19 im Zusammenhang liest, dann sieht man ohne Schwierigkeit, daß hier ein Gerechter einem Gesetzlosen gegenübergestellt wird. Von Lehränderungen wird jedoch in keiner Weise gesprochen. Die vielen Änderungen machen oft die vorherigen Standpunkte und Lehren der WTG hinfällig. Sie werden nicht selten ins Gegenteil verkehrt. Ist so etwas ein „neues Licht“? Wer war dann verantwortlich für das „alte – falsche – Licht“? Kommt das von einem Gott, bei dem es keine Veränderungen gibt? Darf dieses „Licht“ hinterfragt und geprüft werden, oder ist dann die Einheit in Gefahr? Warum die große Angst, wenn man doch „die Wahrheit“ hat? Muß Wahrheit das Licht scheuen?
Bis vor wenigen Jahren sollten ZJ weder Bücher von „Ehemaligen“, den Abtrünnigen, lesen, noch deren Vorträge besuchen. Begründet auf den Text in 2.Johannes 9-11, wurde dies als geistige Gemeinschaft mit den betreffenden Personen angesehen. Wenn dem so ist, wieso kann die WTG jetzt Sondererlaubnisse für Mitglieder des „Informationsdienstes“ ausstellen? Diese dürfen nun solche Veranstaltungen besuchen und sich Ansprachen anhören. Gibt es vielleicht dazu irgend eine neue Anweisung Gottes?
Was geschieht eigentlich mit Menschen, die jahrelang, vielleicht sogar bis zu ihrem Tod, glaubten, was sich heute als „altes Licht“ erwiesen hat? ZJ machen auf Irrtümer bei anderen Gruppen immer aufmerksam und erklären, diese seien in der falschen Religion. Wie steht es da mit dem gleichen Maßstab, auf den Jesus unmißverständlich hinwies? (Matth.7,2).
Ich bin bereit, Hilfesuchenden zur Verfügung zu stehen, oder versuche Hilfe zu vermitteln.|
[Fts.: Gerd] Den Aussagen dieses Briefes kann ich mich nur anschließen. Es wäre wünschenswert, wenn viele Menschen sich gut über die ZJ informieren, um gegen ihre Indoktrinationen gewappnet zu sein.
ZJ-Zweiflern möchte ich Mut machen, den Kontakt zu Gleichgesinnten zu suchen und über den Tellerrand der angeblichen „Wahrheiten“ hinauszuschauen.
Meine eigene Geschichte und die vieler anderer Aussteiger zeigen zum Glück, daß das eigene kritische Denken und die Unterstützung von wahren Freunden zur Freiheit führen können.
[Mein Brief endete:] Vorschlag: nicht den GOTTESglauben mit Evolution u.dgl., auszureden versuchen –
ich wünsche
Viel Erfolg! G.B.
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Lieber Herr Borchers,
vielen, vielen lieben Dank für die doch unerwartete Antwort und das Zusenden Ihres Manuskripts. Das freut mich sehr.
Da habe ich gleich am Wochenende die passende Lektüre.
Die Problematik des Lesens von Schriften Abtrünniger ist mir schon über den Weg gelaufen. Ganz zu Beginn des Kontaktes mit dem Noch-Zeugen war dieser sehr direkt in diesem Punkt und wollte sich damit nicht beschäftigen, eben weil er der Meinung war und vielleicht auch noch ist, dass „diese Leute“ ja nur das Negative sehen können, da sie einen Hass auf die Organisation in sich tragen.
Ich hatte ihm jetzt vorgeschlagen, dass ich „vorlese“ und ihm dann schicke, wenn er bereit dazu ist. Es hat sich in seiner Denke auch einiges getan und da ich stets neutral zu den Zeugen Jehovas eingestellt war und auch immer noch bin, da mir die Religionszugehörigkeit eines jeden Menschen absolut egal ist, konnte ich ihn dazu bringen etwas Vertrauen aufzubauen. Ich hatte in meiner Kindheit und Jugend schon mit der Gruppe zu tun durch diese Kinderbücher und dann war ich jahrelang sehr eng mit einer Zeugen-Ehemaligen Zeugen-Familie befreundet. Für mich selbst habe ich mich von Religionen abgewandt und bin auch aus der Kirche ausgetreten, trotz allem hat mein Elternhaus eine theologische Basis und er kann mit mir über Gott und die Welt reden, wenn er möchte. Das tut er auch, da er in allererster Linie Mensch ist und kein Zeuge – in meinen Augen. Zu vielen Schlüssen kam er selbst auf Grund der vielen und langen Gespräche und das ist denke ich der richtige Weg. Ansichten aufoktroyieren wäre nichts anderes als den aktuellen ZJ-Kreis gegen einen neuen auszutauschen.
Ich hoffe sehr, dass ich ihn dazu bewegen kann an einem dieser Treffen teilzunehmen und habe ihm auch bereits Ihren Namen genannt, falls er konkrete Fragen haben sollte. Da er aus xxx kommt und in xxxx arbeitet ist der Weg nicht allzu weit....