ieber Jurek, lieber Isai,
wenn ich es richtig sehe, dann kommt ihr beide nicht auf einen "Nenner" hinsichtlich der in Römer 8:28,29 geäußerten Gedanken der Vorherbestimmung und Auserwählung.
Auch Kommentatoren haben da oft keine klare Sicht und ihre Aussagen sind diffus und daher keine Hilfe, so daß dann die Aussage von Isai verständlich wird "Ich weiß es nicht".
Hier liegt in großem Umfang ein falsches Verständnis von Vorherbestimmung vor. Gott bestimmt nicht das Schicksal des einzelnen Menschen. Er hat die Menschen und auch die Geistwesen mit freiem Willen ausgestattet, so daß selbst Gott in einer bestimmten Situation nicht weiß, wie ein Mensch handeln wird. Deshalb die Prüfung mit Abraham und Isaac, wo auch Gott erst nach bestandener Prüfung sagen konnte "jetzt weiß ich". Dies ist keine Beschränkung der Allmacht Gottes, weil auch Gott nicht Dinge tun kann, die in sich widersprüchlich sind. Es ist auch für Gott unmöglich einerseits Wesen mit freiem Willen zu erschaffen und auf der anderen Seite vorherzusagen, wie e i n E i n z e l n e r in einer konkreten Situation handeln wird. Bei Gruppen und Völkern sieht das schon anders aus, weil Gott die Tendenz kennt und den Geist oder die Geister die die Menschen im allgemeinen antreiben.
Gott hat nicht den Einzelnen vorherbestimmt und vorherbestimmt, daß er glauben und gerettet wird. Er hat wohl die Gruppe, und insbesondere die Gruppe der 144000 vorherbestimmt, aber der einzelne daraus kann durchaus untreu werden und dann das Heil verlieren.
Apg 13:48 ist ein Paralleltext, der auch gerne im Sinne der "Vorherbestimmung" verwendet wird.
Aus http://liebezurwahrheit.de/images/stories/pdf/apg.13.48.pdf
Zitat Es handelt sich hier um das griechische Wort tasso (Perfekt> tetagmenoi), welches u.a.
mit e i n o r d n e n , v e r o r d n e n , b e r e i t e n , d i s p o n i e r e n u n d b e s t i mme n
übersetzt werden kann.
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Die Heiden waren zum ewigen Leben schon vor der guten Botschaft richtig eingestellt, d.h. sie sehnten sich danach, ihr Denken und Streben war darauf ausgerichtet. Ihr Herz war also in einer Haltung, dass sie das Evangelium bereitwillig annahmen, als sie es hörten. Sie ließen sich von
Sünde, Gerechtigkeit und Gericht durch den Geist Gottes überführen. Ganz im Gegensatz zu den Juden, die das Evangelium ablehnten und damit auch das ewige Leben von sich stießen. Gerade durch den Kontrast der Darstellung zwischen Juden und Heiden kann man erkennen,
dass keine weitere Auslegung des Textes in Richtung Vorherbestimmung erlaubt ist
Gott handelt also nicht willkürlich und damit ungerecht, daß er den einen vorherbestimmt und erwählt und den anderen nicht.
Die Fälle, die immer gerne als "Beweise" für eine Vorherbestimmung des Einzelnen genannt werden, können auch anders erklärt werden, ohne die Willensfreiheit der Betreffenden außer acht zu lassen.
Aus (von mir unter "BlueBayou")
http://www.razyboard.com/system/morethre...-6030219-0.html
Zitat
Der Forumsteilnehmer Thorsten bei Bruderinfo sagt dazu folgendes: "Kann man etwas wissen was noch nicht geschehen ist? Ich denke nein. Außer man beeinflußt die Umstände oder weiß Tendenzen gut zu bewerten. Ich denke auch Jehova kann nicht wissen was noch nicht geschehen ist, auch wenn er allmächtig ist."
Dieses von Jehova manchmal gebrauchte Vorherwissen, welches in Prophezeiungen zum Ausdruck kommt, hängt also damit zusammen, daß er entweder die künftigen Geschehnisse beeinflußt oder damit, daß er die Tendenzen gut zu deuten vermag, wie z.B. beim Volk Israel als Ganzes. Die Veranlagungen von Jakob und Esau z.B. kannte Gott vorher. Ebenso weiß er um die "Macht der Liebe". Er weiß, daß die Liebe letztendlich siegen wird.
Und auf diese Macht der Liebe konnte Jehova bei Jesus Christus vertrauen. Auch Jesus Christus hatte Wahlfreiheit und hätte sich gegen Gott und für das Angebot des Teufels entscheiden können. Jehova ist für unsere Errettung dieses Risiko eingegangen! Umsomehr können wir die die Liebe Jesu Chrisi schätzen, die er freiwillig und ohne Zwang Gott und uns gegenüber bekundet hat!
Ein Beispiel für die Wahlfreiheit des Menschen finden wir in Esther 4:14
"Denn wenn du zu dieser Zeit gänzlich schweigst, wird den Juden von einem anderen Ort her Erleichterung und Befreiung erstehen; was aber dich und deines Vaters Haus betrifft, ihr werdet umkommen. Und wer weiß, ob es [nicht] für eine Zeit wie diese ist, daß du zur königlichen Würde gelangt bist?“"
Jehova plant zwar gewisse Dinge als Zielvorstellung oder Vorsatz (prothesis, vgl. Eph. 1:9,10, Eph. 3:9-11), aber nicht unbedingt in allen Einzelheiten und zwar auch deswegen, weil Menschen mit ihrem freien Willen eingebunden sind. Auf diese Weise kann Jehova aber flexibel reagieren, sozusagen eine Neuplanung aufgrund der veränderten Verhältnisse vornehmen und dennoch sein Ziel erreichen.
Wenn Gott was die Handlungsweise der einzelnen schon im voraus weiß, frage ich mich, warum er Abraham seinen Sohn Isaac opfern ließ. Erst nach der dann abgebrochenen Prüfung des Glaubens Abrahams sagte Jehova "... nun weiß ich..."
Gruß
vom Schrat