Hallo,
ein paar Zitate aus der Bibliothek der Kirchenväter, gemischt, mit "Unterscheidungsvermögen" zu lesen:
Zitat
Diognet (2. Jdh. ?) - Brief an Diognet
5. Charakteristik der Christen.
Sie sind im Fleische, leben aber nicht nach dem Fleische. Sie weilen auf Erden, aber ihr Wandel ist im Himmel. Sie gehorchen den bestehenden Gesetzen und überbieten in ihrem Lebenswandel die Gesetze. Sie lieben alle und werden von allen verfolgt. Man kennt sie nicht und verurteilt sie doch, man tötet sie und bringt sie dadurch zum Leben, Sie sind arm und machen viele reich; sie leiden Mangel an allem und haben doch auch wieder an allem Überfluss, Sie werden missachtet und in der Missachtung verherrlicht; sie werden geschmäht und doch als gerecht befunden. Sie werden gekränkt und segnen, werden verspottet und erweisen Ehre. Sie tun Gutes und werden wie Übeltäter gestraft; mit dem Tode bestraft, freuen sie sich, als würden sie zum Leben erweckt. Von den Juden werden sie angefeindet wie Fremde, und von den Griechen werden sie verfolgt; aber einen Grund für ihre Feindschaft vermögen die Hasser nicht anzugeben. (Q)
... Schlecht bedient mit Speise und Trank, wird die Seele vollkommener; auch die Christen nehmen, wenn sie mit dem Tode bestraft werden, von Tag zu Tag mehr zu. In eine solche Stellung hat Gott sie versetzt, und sie haben nicht das Recht, dieselbe zu verlassen. (Q)
7. Stifter der christlichen Religion ist das Wort Gottes.
Denn, wie ich schon sagte, nicht als irdische Erfindung wurde ihnen dieses anvertraut und nicht als einen sterblichen Gedanken wollen sie dieses so sorgfältig hüten, auch nicht mit der Verwaltung menschlicher Geheimnisse sind sie betraut; sondern der allmächtige Schöpfer und unsichtbare Gott selbst, er hat wahrhaftig die Wahrheit und sein heiliges und unfassbares Wort vom Himmel her unter den Menschen Wohnung nehmen lassen und ihren Herzen eingegründet, indem er nicht, wie man erwarten sollte, den Menschen einen Diener schickte, etwa einen Engel oder einen Fürsten oder einen von denen, die mit der Verwaltung im Himmel betraut sind, sondern den Schöpfer und Bildner des Alls selbst, durch den er die Himmel geschaffen, das Meer in seine Grenzen eingeschlossen hat, dessen Geheimnisse alle Himmelskörper treu bewahren, von dem die Sonne die Masse ihrer Tagesumläufe vorgezeichnet erhielt, nach dessen Befehle der Mond in der Nacht scheint, dem die Sterne gehorchen, welche der Bahn des Mondes folgen, von dem alles geordnet und bestimmt und dem alles unterworfen ist, die Himmel und was im Himmel, die Erde und was auf Erden, das Meer und was im Meere ist, Feuer, Luft, Abgrund, was in den Höhen, was in den Tiefen und was dazwischen ist. Diesen hat er zu ihnen gesandt. Etwa, wie ein Mensch denken könnte, zur Gewaltherrschaft, tim Furcht und Schrecken zu verbreiten? Keineswegs, sondern in Milde und Sanftmut schickte er ihn, wie ein König einen Königssohn sendet, als einen Gott sandte er ihn, wie einen Menschen zu Menschen sandte er ihn, zur Erlösung schickte er ihn, zur Überzeugung, nicht zum Zwang; denn Zwang liegt Gott ferne. Er sandte ihn, um zu rufen, nicht zum Verfolgen; er sandte ihn in Liebe, nicht zum Gerichte. Er wird ihn zwar auch noch senden zum Gerichte, und „wer wird vor seinem Angesichte bestehen?“ ...
Siehst du nicht, wie sie wilden Tieren vorgeworfen werden, damit sie den Herrn verleugnen, wie sie aber nicht überwunden werden? Siehst du nicht, dass, je mehr von ihnen hingerichtet werden, desto mehr die andern an Zahl wachsen? Das ist offenbar nicht Menschenwerk, sondern Gotteskraft, das sind Beweise seiner Gegenwart. (Q)
… Er offenbarte sich aber durch den Glauben, dem allein es gegeben ist, Gott zu schauen. Denn Gott, der Herr und Schöpfer des Weltalls, der alles gemacht und mit Ordnung eingerichtet hat, war nicht allein menschenfreundlich, sondern auch langmütig. Er war zwar immer ein solcher und ist es und wird es sein, milde und gut, leidenschaftslos und wahrhaft, und er ist allein gut; als er aber den grossen und unaussprechlichen Gedanken gefasst hatte, teilte er ihn nur seinem Sohne mit. Solange er nun seinen weisen Ratschluss als Geheimnis hei sich behielt und bewahrte, schien es, als oh er sich um uns nicht kümmere und unbesorgt sei; als er aber das von Anfang an in Aussicht Genommene durch seinen geliebten Sohn enthüllte und offenbar machte, gewährte er uns alles zusammen, sowohl die Teilnahme an seinen Wohltaten als auch das Schauen und die Einsicht. Wer von uns hätte das jemals erwartet? (Q)
9. Gründe für die späte Ankunft des Erlösers.
Als er nun bereits alles bei sich mit seinem Sohne geordnet hatte, liess er uns bis zu der nun abgelaufenen Zeit, wie wir es wollten, von ungeordneten Trieben geleitet werden, von Lüsten und Begierden fortgerissen; durchaus nicht etwa aus Freude an unseren Sünden, sondern in Langmut, auch nicht, als hätte er Wohlgefallen an der damaligen Zeit der Ungerechtigkeit, sondern zur Vorbereitung auf die jetzige Zeit der Gerechtigkeit, damit wir, in der damaligen Zeit durch unsere eigenen Werke überführt, dass wir des Lebens unwürdig seien, jetzt durch die Güte Gottes würdig gemacht würden und, nachdem wir den Beweis von unserer eigenen Ohnmacht, in das Reich Gottes einzugehen, geliefert hätten, durch die Kraft Gottes dazu befähigt würden. Als aber das Mass unserer Ungerechtigkeit voll und es völlig klar geworden war, dass als ihr Lohn Strafe und Tod uns erwarte, und als der Zeitpunkt gekommen war, den Gott vorausbestimmt hatte, um fortan seine Güte und Macht zu offenbaren, - o überschwengliche Menschenfreundlichkeit und Liebe Gottes! - da hasste und verstiess er uns nicht und gedachte nicht des Bösen, sondern war langmütig und geduldig und nahm aus Erbarmen selbst unsere Sünden auf sich; er selbst gab den eigenen Sohn als Lösepreis für uns, den Heiligen für die Unheiligen, den Unschuldigen für die Sünder, den Gerechten für die Ungerechten, den Unvergänglichen für die Vergänglichen, den Unsterblichen für die Sterblichen. Denn was anders war imstande, unsere Sünden zu verdecken als seine Gerechtigkeit? In wem konnten wir Missetäter und Gottlose gerechtfertigt werden, wenn nicht allein im Sohne Gottes? Welch süsser Tausch, welch unerforschliches Walten, welch unverhoffte Wohltat, dass die Ungerechtigkeit vieler in einem Gerechten verborgen würde und die Gerechtigkeit eines einzigen viele Sünder rechtfertige! Nachdem er also in der früheren Zeit die Ohnmacht unserer Natur, zum Leben zu gelangen, dargetan hatte, zeigte er jetzt, dass der Erlöser Macht habe, auch das Ohnmächtige zu retten; durch beides aber wollte er uns zum Glauben an seine Güte bringen, ihn anzusehen als Ernährer, Vater, Lehrer, Ratgeber, Arzt, Geist, Licht, Ehre, Ruhm, Kraft und Leben, und für Kleidung und Nahrung nicht ängstlich zu sorgen. (Q)
10. Christliche Vollkommenheit und Glückseligkeit.
Trägst auch du nach diesem Glauben Verlangen, so lerne zuerst den Vater kennen. Denn Gott hat die Menschen geliebt; ihretwegen schuf er die Welt, ihnen unterwarf er alles auf Erden, ihnen gab er Rede, ihnen Vernunft; ihnen allein gestattete er, aufwärts zu ihm zu blicken; sie gestaltete er nach seinem Ebenbilde, ihnen sandte er seinen eingeborenen Sohn, ihnen verhiess er das Himmelreich und wird es geben denen, die ihn lieben. Von welcher Freude aber glaubst du wohl erfüllt zu werden, wenn du ihn erkannt hast? Oder wie wirst du den lieben, der dich so zuvor geliebt hat? Liebst du ihn aber, so wirst du auch ein Nachahmer seiner Güte sein. (Q)
12. Der letzte Prüfstein der Erkenntnis ist das Leben.
Wenn ihr darauf achtet und es mit Eifer anhöret, werdet ihr inne werden, was Gott denen bietet, die ihn in rechter Weise lieben, die ihr geworden seid ein Paradies der Wonne und in euch aufsprossen lasset einen herrlich blühenden, fruchtbeladenen Baum, mit allerlei Früchten geschmückt. An diesem Orte nämlich ist ein Baum der Erkenntnis und ein Baum des Lebens gepflanzt; aber nicht der Baum der Erkenntnis tötet, sondern der Ungehorsam. Denn nicht ohne tiefern Sinn ist, was geschrieben steht, dass Gott am Anfange einen Baum der Erkenntnis und einen Baum des Lebens in der Mitte des Paradieses pflanzte: durch „Erkenntnis“ hat er das Leben angedeutet; weil die Stammeltern von ihr keinen lautem Gebrauch machten, wurden sie durch Betrug der Schlange entblösst. Denn weder gibt es Leben ohne Erkenntnis, noch sichere Erkenntnis ohne wahres Leben; deshalb sind beide nebeneinander gepflanzt worden. Im Hinblick auf die Macht dieser Verbindung tadelt der Apostel die Erkenntnis, die ohne Wahrheit der Anwendung aufs Leben geübt wird, und sagt: Die Wissenschaft bläht auf, die Liebe aber erbaut. Denn wer etwas zu wissen glaubt ohne wahre Erkenntnis, der auch das Leben Zeugnis gibt, der hat keine wirkliche Erkenntnis und wird von der Schlange irregeführt, weil er das Leben nicht liebte. Wer aber mit Furcht erkennt und Leben sucht, der pflanzt auf Hoffnung in Erwartung der Frucht. (Q)
Apologeten, Frühchristliche - Octavius
6. Auch Kreuze beten wir nicht an und wünschen sie nicht. Ihr allerdings, die ihr hölzerne Götter weiht, betet vielleicht hölzerne Kreuze an als Bestandteile eurer Götter. 7. Was sind denn anders die militärischen Feldzeichen und Banner und Fahnen, als vergoldete und gezierte Kreuze? Eure Siegeszeichen haben nicht bloß die Gestalt eines einfachen Kreuzes, sondern erinnern auch an einen Gekreuzigten. 8. Das Kreuzeszeichen sehen wir auch ungekünstelt auf dem Schiffe, wenn es mit schwellenden Segeln fährt oder mit ausgestreckten Rudern dahingleitet. Auch wenn ein Joch errichtet wird, entsteht das Zeichen des Kreuzes; ebenso wenn ein Mensch mit erhobenen Händen Gott nur im Geiste verehrt. So liegt die Kreuzesform teils natürlichen Verhältnissen zugrunde, teils kommt sie bei euren religiösen Gebräuchen zur Verwendung. (Q)
6. Nicht unähnlich sind ihnen die, welche die wilden Tiere von der Arena weg auffressen, die doch von Menschenblut überronnen und besudelt oder mit menschlichen Gliedmaßen und Eingeweiden gemästet sind. Uns hingegen ist es nicht einmal gestattet, ein Menschenmorden anzusehen oder anzuhören; ja so sehr haben wir Scheu vor Menschenblut, daß wir nicht einmal das Blut eßbarer Tiere unter unseren Speisen kennen. (Q)
So wird an uns nicht unser angeborenes Naturell bestraft, sondern unsere Geistesrichtung. (Q)
2. Wer möchte aber daran zweifeln, daß wir die Frühlingsblume lieben? Wir pflücken ja die Frühlingsrose und die Lilie, überhaupt jede Art von Blumen mit reizender Farbe und angenehmem Wohlgeruch. Wir benützen sie einzeln und zusammengebunden und schlingen sie in weichen Gewinden um den Hals. Nur daß wir das Haupt nicht bekränzen, müßt ihr verzeihen; wir pflegen eben der Blumen lieblichen Duft mit der Nase einzuziehen, nicht mit Kopf und Haaren zu genießen.
3. "Auch die Toten bekränzen wir nicht." Ich muß mich freilich in diesem Punkt viel mehr über euch wundern, wie ihr für einen Leichnam, wenn er noch Empfindung hat, eine Feuerfackel, oder wenn er keine Empfindung mehr hat, ein Blumengewinde bestimmen könnt. Ist er selig, so trägt er nach Blumen kein Verlangen; ist er unglücklich, kann er an Blumen keine Freude haben. 4. Wir dagegen bestatten unsere Toten mit derselben Gemütsruhe, mit der wir leben, und winden ihnen nicht einen welkenden Kranz, sondern erwarten von Gottes Hand einen immergrünen von ewigen Blumen. Ruhig und bescheiden, der Freigebigkeit unseres Gottes gewiß, beleben wir unsere Hoffnung auf die einstige Glückseligkeit durch den Glauben an seine gegenwärtige Majestät. So erstehen wir einst selig und leben jetzt schon selig im Hinblick auf die Zukunft. (Q)
12. Der Name Christ ein ehrenvoller.
Was deinen Spott über mich betrifft, indem du mich nämlich einen Christen nennst, so weißt du nicht, was du sagst. Erstens ist das Wort [Xristos]Χριστός ein süßes, gar nutzbringendes und durchaus nicht lächerliches Wort. Denn welches Schiff ist brauchbar und kann glücklich durchkommen, ohne daß es zuerst geteert wird? Oder welcher Turm oder welches Haus ist schön und brauchbar ohne Anstrich? Welcher Mensch tritt in dieses Leben ein oder in einem Ringkampfe auf, ohne gesalbt zu werden? Welches Kunstwerk oder welcher Schmuckgegenstand ist schön ohne Firniß und Politur? Und dann ist ja die Atmosphäre und die ganze Erde gewissermaßen gesalbt von Licht und Odem. Du aber willst nicht gesalbt werden mit dem Öle Gottes? Deswegen also heißen wir Christen, weil wir mit dem Öle Gottes gesalbt sind. (Q)
10. Die Lehre vom Logos und von der Schöpfung.
Und zwar lehrten sie uns erstens in voller Übereinstimmung, daß Gott das Weltall aus dem Nichts erschaffen. Denn nichts existierte neben Gott, sondern er selbst war sein Raum, war sich selbst vollkommen genug und war da vor allen Zeiten. Er wollte aber den Menschen schaffen, um von ihm erkannt zu werden; für diesen also bereitete er die Welt zu. Denn der Gewordene ist vieler Dinge bedürftig, der Ewige aber ist bedürfnislos. Es zeugte also Gott mit seiner Weisheit sein Wort, das er in seinem eigenen Innern beschlossen trug, indem er es vor allen Dingen aus sich hervortreten ließ. Dieses Wort nun gebrauchte er als Mittel aller seiner Schöpfungen und erschuf alles durch dasselbe. Dies Wort heißt „der Anfang“, weil es das Prinzip und der Herr aller Dinge ist, die durch dasselbe sind geschaffen worden. Dies Wort also, das da ist der Geist Gottes, das Prinzip (aller Dinge), die Weisheit und Kraft des Allerhöchsten, war es, das auf die Propheten herabkam und durch sie die Offenbarungen über die Erschaffung der Welt und die übrigen Dinge redete. Denn die Propheten waren noch nicht, als die Welt entstand, aber die Weisheit Gottes, die in ihm ist, und das hl. Wort Gottes, das ewig bei ihm wohnt, waren schon. Eben aus diesem Grunde spricht es auch durch den Propheten Salomon: „Als er den Himmel zubereitete, war ich bei ihm, und als er den Grund der Erde fest machte, war ich bei ihm und ordnete mit“. Moses, der viele Jahre vor Salomon lebte, vielmehr das Wort Gottes durch ihn als Organ, sagt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Zuerst spricht er vom Anfang und vom Schaffen, und so verband er dann Gott damit. Man soll nämlich Gott nicht müßig und eitel nennen. Denn die göttliche Weisheit wußte im voraus, daß manche eitel daher reden und eine Menge nicht existierender Götter erfinden würden. Damit also der wahre Gott aus seinen Werken erkannt werde, und auch, daß Gott in seinem Worte Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, erschaffen habe, sagte er: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“. Hernach, nachdem er ihre Erschaffung erzählt hat, fährt er erklärend fort: „Die Erde war unsichtbar und ungeordnet, und Finsternis war über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser“. Dies lehrt die göttliche Schrift also zuerst, nämlich gewissermaßen einen Urstoff, von Gott erschaffen, aus dem Gott die Welt gemacht und geformt hat. (Apologeten, Frühchristliche - An Autolykus (Ad Autolycum), zweites Buch: Widersinnigkeit des Heldentums und Erhabenheit der christlichen Wahrheit , Q)
„Eine Quelle stieg auf von der Erde und befeuchtete die ganze Oberfläche der Erde; und Gott bildete den Menschen aus dem Staube der Erde und hauchte in sein Antlitz den Odem des Lebens, und der Mensch ward zum lebenden Wesen“. Aus diesem Grunde wird auch von den meisten die Unsterblichkeit der Seele behauptet. (Q)
22. Gott, der im Paradies auftritt, ist der Logos.
Du wirst mir nun einwerfen: „Du behauptest, es gehe nicht an, daß Gott im Raume eingeschlossen (gedacht) werde; und wie kannst du jetzt sagen, daß er im Paradiese umherwandelte? Höre, was ich erwidere! Gott, der Vater aller Wesen, ist unbegrenzbar und befindet sich in keinem Raum; denn „es gibt keine Stätte seiner Ruhe“. Sein Wort aber, durch welches er alles gemacht hat, das da ist seine Kraft und seine Weisheit, übernahm die Stelle des Vaters und Herrn aller Dinge, und dieses ist es, das an der Stelle Gottes im Paradiese erschien und mit Adam redete. Denn auch die Hl. Schrift belehrt uns, daß Adam sagte, er habedie Stimme gehört. Was ist aber die Stimme anderes als das Wort Gottes, welches auch sein Sohn ist? nicht auf die Weise, wie die Dichter und Mythographen die Söhne der Götter erzeugt werden lassen, durch fleischliche Vermischung, sondern so, wie die Wahrheit das Wort darstellt, als ewig im Herzen Gottes beschlossen. … Als aber Gott die Dinge alle, die er zu erschaffen beschlossen hatte, erschaffen wollte, da erzeugte er dieses Wort als ausgesprochenes, den Erstgeborenen jeglicher Kreatur, nicht, daß er dieses Wortes verlustig wurde, sondern so, daß er es zeugte und in Ewigkeit mit seinem Worte beisammenblieb. Darauf fußt auch die Lehre der hl. Schriften und der mit dem Geist Gottes erfüllten Männer, von denen einer, Johannes, sagt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott“, womit er ausspricht, daß im Anfang nur Gott und das Wort in ihm da war. Hierauf sagt er: „Und Gott war das Wort; alles ist durch ihn gemacht“. Das Wort ist also Gott und von Gott gezeugt. Und dies Wort schickt der Vater des Alls, wenn er will, nach irgendeinem Platze im Raum, und vom Vater geschickt erscheint es dort, wird gesehen und gehört und befindet sich so im Raume.
(Q)
Nicht als ob der Baum der Erkenntnis etwas Böses an sich gehabt hätte, sondern durch seinen Ungehorsam hatte der Mensch nun Mühsal, Plage, Schmerz zu erdulden und fiel zuletzt dem Tode anheim. (Q)
Daß aber Gott sagte und rief: Adam, wo bist du? so tat er dies nicht, weil er es nicht wußte, sondern er wollte ihm in seiner Langmut damit Veranlassung zur Reue und zum Bekenntnisse geben. (Q)
27. Der Mensch ursprünglich weder sterblich noch unsterblich.
Nun wird man mir aber sagen: „Der Mensch ist also sterblich von Natur aus erschaffen?“ Durchaus nicht! „Was denn? unsterblich?“ Auch das sagen wir nicht. ,,Also”, wird man sagen, „keines von beiden?“ Auch das sagen wir nicht. Der Mensch ist also von Natur weder sterblich noch unsterblich erschaffen. Denn hätte ihn Gott von Anfang an unsterblich erschaffen, so hätte er ihn zum Gotte gemacht; hinwiederum, wenn er ihn sterblich erschaffen hätte, so würde es scheinen, als ob Gott an seinem Tode schuld sei. Weder unsterblich also noch auch sterblich hat er ihn erschaffen, sondern, wie gesagt, fähig für beides, daß er, wenn er durch die Beobachtung des göttlichen Gebotes der Unsterblichkeit sich zuwendete, die Unsterblichkeit als Lohn von Gott empfing und ein Gott würde, hinwiederum aber, wenn er durch Ungehorsam gegen Gott sich auf Seite des Todes stellte, selbst die Ursache seines Todes würde. Denn Gott hat den Menschen mit Freiheit und Selbstbestimmung begabt erschaffen. Was er sich nun durch seinen Leichtsinn und Ungehorsam zugezogen, das gibt ihm Gott jetzt seinerseits als Geschenk aus Liebe und Erbarmung, wenn sich der Mensch gehorsam unterwirft. (Q)
Gruß,
Isai