Lieber Jurek,
Zitat
Für mich steht gemäß der Bibel eindeutig fest: Blutwurst nein! Und zwar deshalb, weil das Gebot, sich des Blutes zu enthalten, schon dem Noah (1. Mose Kapitel 9) und damit der ganzen Menschheit gegeben wurde.
Das ist gar nicht so einfaches Thema …
Einerseits, ja, dem Noah, d.h. von ganz Anfang an, als GOTT zum ersten Mal erlaubte Fleisch zu essen, und lange Zeit VOR dem Mosaischen Gesetz,
und andererseits, weil GOTT begründet das mit dem, dass im Blut das Leben (Seele) ist, die nur GOTT gehört.
Oder heißt das "in dem NOCH Leben ist"? …
In der Christenheit wird das manchmal so erklärt und auch der "Theologe Frank" hat in einer Ausarbeitung so argumentiert. Ich halte das Argument für falsch. Die Anwendung in der Folge beim Volk Israel zeigt, daß man solch eine Einschränkung nicht machen kann. Es war schon das Blut im allgemeinen gemeint, egal, ob es noch im Körper oder außerhalb des Körpers war. Warum sonst auch war auch das essen von "Ersticktem" genauso verboten? Das Tier war ja in solch einem Fall nicht mehr lebendig! Nein, das Blut war ein Symbol für die Heiligkeit des Lebens und deswegen sollte es außer zu Opferzwecken zu nichts anderem verwendet und zur Erde ausgegossen werden.
Zitat
GOTT erwähnt aber in dieser Verbindung auch das Fett (wie ich schon oben mit einer Bibelstelle angeschnitten hatte).
Würdest du (wenn du nicht besonders Fettleibig und damit auf Diät, oder reiner Vegetarier bist, oder aus sonstigen persönlichen aber nicht religiösen Gründen) auf tierisches Fett auch verzichten (nicht essen), weil es ebenso GOTTES Gebot war? (3.Mo 3:17).
LIeber Jurek, Du mußt das Gebot, welches der Menchheit im allgemeinen gegeben wurde (1. Mose 9) von den zusätzlichen Satzungen, die nur dem Volk der Israeliten unter dem Alten Bund gegeben wurde, unterscheiden. Diese zusätzlichen Satzungen (und damit die Sache mit dem Fett) sind mit dem alten Bund aufgehoben und nicht Teil des neuen Bundes (siehe Apg 15:28,29 ...keine weitere Bürde...)
Zitat
Darf man immer noch auf Blutwurst verzichten, aber nicht auch Blutbestandteile? Was meinst du?
(5.Mose 12:23-25).
Die WTG hat daraus eine komplizierte und widersprüchliche Angelegenheit gemacht. Nach meinem Gewissen heißt Blut das ganze Blut, auch Bestandteile davon. Wenn ich also davon Kenntnis habe, daß Blutbestandteile unter Mißachtung des göttlichen Gebotes z.B. in der Wurst sind, dann würde ich die nicht essen. Allerdings glaube ich nicht das Gott von uns verlangt, daß wir langwierige und umständliche Nachforschungen anstellen müssen, ob denn in irgendeiner Sache Blutbestandteile enthalten sind. Das verhält sich so ähnlich wie mit dem Restblut, welches trotz normalen Ausblutens noch im Fleisich vorhanden ist. Da erwartet Gott auch nicht, daß ich auch den letzten Rest ausquetsche, was garnicht möglich ist. Gott erwartet nur, daß wir Achtung vor seinem Gebot haben und das tun, was wir vernünftigerweise tun können.
Davon unabhänig zu betrachten ist die Frage nach Blutbestandteilen bei Bluttransfusionen oder anderweitigen medizischen Anwendungen. Aber dazu komme ich ja noch bei den weiteren Ausführungen.
Zitat
Zitat Ob darunter nun auch Bluttransfusionen fallen, halte ich für eine Gewissensangelegenheit des einzelnen Chisten. Nach meiner Meinung fallen Bluttransfusionen nicht darunter, weil es nicht um "Ernährung" geht, wie von der WTG behauptet.
Die Meinung der WTG ist m. E. hier wohl nicht entscheidend, sondern, was WIR aus der BIBEL dazu entnehmen können.
Der Gedanke aber wegen "Ernährung" steht hier wohl nicht zu Debatte aufgrund der BEGRÜNDUNG dazu seitens GOTTES: 3.Mo 17:11,14; 5.Mo 12:23. Siehst du das anders als ich?
Es ist dann egal wie man sich das hinzuführt, oder?
Denn in Apostelgeschichte (an mehreren bekannten Stellen) steht nicht speziell was von Ernährung, sondern sich prinzipiell(?) davon "zu enthalten", genauso wie z.B. von der Hurerei.
Es ist ja bekannt, dass das Blut auch damals nicht nur zur Ernährung, sondern auch für medizinische Zwecke (Heilung gegen Fallsucht) verwendet wurde. …
Wenn wir hier über die Blutfrage diskutieren, mußt Du mir auch schon mal gestatten, zu erwähnen, was die WTG für Argumente hat. Es gilt doch die Wahrheit herauszufinden und damit Verbindung muß ich auch schon mal erwähnen, welche falschen Ansichten m.E. bestehen. Natürlich ist letztendlich das maßgebend, was die Bibel sagt. Und ich finde schon, daß es in den Bibeltexten erst einmal nur Ernährung geht und damit in Verbindung auch um Gesundheit. Das moderne Verfahren der Bluttransfusion war damals noch nicht bekannt und stand nicht zur Debatte.
Blut damals zu sich zu nehmen, egal ob zur Ernährung oder aus "Gesundheitsgründen" weil man im Blut eine Heilwirkung sah, widersprach dem ausdrücklichen Gebot Gottes, wonach das Blut zur Erde ausgegossen werden sollte.
Die Aussage "sich des Blutes zu enthalten" wird in legalistischer Weise zu extrem angewandt. Eine extreme und unvernünftige legalistische Anwendung von Bibelstellen unter dem Vorwand "es ganz genau zu nehmen" kann auch in die Irre führen. Genau das haben die Pharisäer und Schriftgelehrten gemacht, die "es ganz genau nehmen wollten". Deswegen haben sie unvernünfige menschliche Satzungen eingeführt, was alles am Sabbat nicht erlaubt wäre. Und diese unvernünftige und extreme Anwendung von Bibeltexten verkehrte dann das, was mit dem Gesetz Gottes bewirkt werden sollte, mitunter ins genaue Gegenteil! Der Sabbat sollte der Erquickung und dem Wohlergehen von Mensch und Tier dienen und deswegen durfte man in Notsituationen auch etwas tun, um Mensch oder Tier zu retten. Und so ist es auch mit dem Blutgebot. "Bleibt gesund" sagt Paulus und im Regelfall bleiben wir gesund, wenn wir uns jeder Beziehung des Blutes enthalten, einschließlich Bluttransfusionen. Aber in ganz seltenen Fällen kann Leben n u r durch eine Bluttransfusion gerettet werden! Deswegen sollte man die Entscheidung darüber dem Einzelnen nach eingehender medizinischer Beratung überlassen.
Wie unvernünftig die Bibelexegese der WTG in dieser Sache ist kann man an verschiedenen Dingen erkennen. Blutbestandteile, die früher verboten waren, sind jetzt erlaubt. Früher wäre ein Bluter bei genauer Befolgung der Meinung der WTG gestorben, heute bleibt er am Leben.
Bei dem Gebot "sich des Blutes zu enthalten" muß man also vernünftigerweise Ausnahmen machen. Ich brauche mich z.B. nicht des eigenen Blutes enthalten, es hat das Recht, in meinen Adern zu kreisen, auch wenn es im Rahmen einer Operation, mal außerhalb weiter- und umgelenkt wird. Es geht nicht um das Blut an sich, sondern wofür es steht, nämlich die Heiligung des Lebens und unseren Respekt davor. Das Blut der Mutter kreist auch - zumindest teilweise - im Blutkreislauf des Babys im Mutterleib. Diesen Ausdruck "sich des Blutes enthalten" muß man also im damaligen Kontext sehen. Im damaligen Kontext ging es um Blut essen oder um Blut im Rahmen angeblicher Heilwirkung zu trinken. Nebenbei: Es soll dadurch auch einen (buchstäblichen!) Blutrausch geben!
Zitat
Zitat In Verbindung damit sprichst Du aber das Essen von Fleisch an, welches Götzen geopfert wurde.
In Apg 15:29 wird direkt angesprochen, sich von Dingen zu enthalten, die den Götzen geopfert wurden. Oder?
Zitat Da müssen wir zwei Situationen unterscheiden. Einmal die Situation, daß man direkt an einer Zeremonie teilnimmt…
Wer? Ein Christ? Wäre das möglich, dass er/sie dabei wären?
Ja, das wäre möglich! Genauso, wie man heute zu einer Weihnachtsfeier eingeladen werden konnte, so hätte man auch damals zu einer Feier - vielleicht von Verwandten - eingeladen werden können!
Zitat
…und dieses Götzenfleischessen Teil einer Zeremonie ist. Das wäre dann eigentlich Götzendienst und selbstverständlich dürfen Christen sich an sowas nicht beteiligen, denn das 2. Gebot "..keine Götter neben mir..." gilt selbstverständlich weiter. Diese Situation wird in Apostelgeschichte 15:28,29 angesprochen.
Das ist jetzt nun die Frage, ob Apg 15:29 wirklich das meint, dass man sich am Götzendienst nicht beteiligen soll? Oder ob man das Götzengeopfertes meiden soll… = ?
(Das sind zwei unterschiedliche Sachen).
Was kannst du noch dazu schreiben?
Ich sehe keinen Widerspruch zwischen <Apostelgeschichte 15:28,29< (Apostel-Dekret) und <1. Kor. 10:25>. Es ist nicht von denselben Dingen die Rede!
In Apostelgeschichte 15:28,29 geht es nicht um den Götzen geopfertes Fleisch, sondern um Götzendienst!
Die meisten Bibelübersetzungen geben <Apg 15:29> so wieder, als sollten sie sich von Götzenopferfleisch enthalten. Das stünde dann im Widerspruch zu dem was Paulus in <1. Kor. 10:25-28> sagt, wonach man sich als Christ darum kein Gewissen machen braucht, solange es nicht das schwache Gewissen des Mitchristen berührt.
Im Urtext ist jedoch nur von "Götzenopfer" die Rede. Die Bibelübersetzer haben es wohl durchweg für legitim gehalten, daß mit "Götzenopferfleisch" gleichzusetzen und dementsprechend übersetzt.
Doch das halte ich für falsch. In <Apg 15:29> ist "Götzenopfer" offensichtlich ein Synonym für "Götzendienst" und in diesem Sinne wird es auch vielfach angewendet, wie meine Recherchen im Internet ergaben. Auch der Kontext in Apg 15 zeigt das an, wenn in Vers 20 Paulus sagt "... sondern ihnen schreibe, daß sie sich von Dingen enthalten, die durch Götzen befleckt sind...".
Ein anderes Verständnis wäre auch ein Widerspruch zu <Offenbarung 2:14>
Zitat 14 Dessenungeachtet habe ich einige wenige Dinge gegen dich, daß du dort solche
hast, die an der Lehre Bileams festhalten, der hinging, Balak zu lehren, den
Söhnen Israels eine Ursache zum Straucheln zu geben, so daß sie Dinge essen, die Götzen geopfert sind, und Hurerei begingen
In diesem Text in der Offenbarung wird eigentlich das gleiche angesprochen, wie in Apg 15:28,29 aber der Hinweis auf Bileam und seine Verführung Fleisch zu essen, welches Götzen geopfert worden war, zeigt daß es da nicht nur lediglich um das Essen von Fleisch während einer gewöhnlichen Mahlzeit ging, sondern, daß es Teil des Götzendienstes war!
Ich bin also durchaus für eine gewissenhafte Anwendung des Blutverbotes. Ich halte es nicht für zeitliich und örtlich beschränkt, wie manche argumentieren, sondern ein der Menschheit allgemein gegebenes ewiges Gebot, welches den Menschen allzeit die Heiligkeit des Lebens vor Augen führen soll. Und deswegen sollte man dies auch bei Bluttransfusionen beachten, ohne dabei extrem zu werden und bei extremer Anwendung dann genau das Gegenteil bewirken: Nämlich Leben zu vernichten!
http://www.geocities.ws/athens/ithaca/6236/brief1.htm
Gruß
vom Schrat