Lieber Jurek,
diese Lehre "Rettung allein durch Gnade" steht wie eine gewaltige Säule inmitten der Christenheit nach der Reformation. Wer diese These angreift macht sich bei vielen eines Sakrilegs schuldig.
Wir dürfen Bibelstellen niemals isoliert betrachten. Wir müssen den unmittelbaren Zusammenhang aber auch den weiteren Zusammenhang beachten. Wir können z.B. nicht Paulus gegen Jakobus ausspielen. Paulus hebt mehr den Glauben hervor während Jakobus auch von Werken spricht.
Wenn es um die Frage geht, auf welcher Grundlage wir gerettet werden, dann ist es ganz klar und richtig, daß wir allein durch Glauben an Jesus Christus gerettet werden.
Doch an diesem Punkt dürfen wir nicht stehen bleiben, denn wir müssen ja weiter überlegen, was denn alles mit dem Glauben an Jesus Christus verbunden ist. Mit diesem Glauben sind auch Werke verbunden und ohne diese Werke wäre der Glaube tot! Dieser Glaube ist mehr als ein reines Lippenbekenntnis, welches man vielleicht routinemäßig bei jedem Gottesdienstbesuch vor sich her plappert.
Und wenn die Bibel von Rettung aus Gnade spricht, dann setzt dies auch voraus, daß es eine Grundlage dafür gibt, was denn nun falsch ist, was uns dann ohne die eigentlich fällige Strafe vergeben werden kann. Was falsch ist, ist in den 10 Geboten definiert. Alles, was falsch ist kann von den 10 Geboten oder dem ihnen zugrundeliegenden Liebesgebot (liebe Gott über alles und deinen nächsten wie dich selbst) abgeleitet werden.
Eine schöne Abhandlung dazu unter
http://www.gotquestions.org/Deutsch/Durc...ben-allein.html
Zitat
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In seinen Schriften sagt Paulus dasselbe. In Galater 5,22 haben wir eine Liste guter Früchte, die ein gläubiger Mensch in seinem Leben zeigen soll. Sogleich nachdem Paulus sagt, dass wir gerettet werden durch Glauben ohne Werke (Epheser 2,8-9), teilt er uns mit, dass wir zu guten Werken geschaffen sind (Epheser 2,10). Paulus erwartet genau wie Jakobus ein verändertes Leben. “Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden” (2. Korinther 5,17)! Jakobus und Paulus widersprechen sich nicht in ihrer Heilslehre. Sie behandeln das gleiche Thema von unterschiedlicher Perspektive. Paulus betonte einfach die Rechtfertigung allein durch Glauben, während Jakobus das Gewicht auf die Tatsache legte, dass Glauben an Christus gute Werke hervorbringt
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Die Werke, die wir aufgrund unseres Glaubens tun, sind keine Werke, durch die wir gerettet werden!
Wenn Paulus in Epheser 2:8-9 von "Glauben ohne Werke" spricht, müssen wir den Hintergrund beachten, vor dem er diese Worte äußert. In 3. Mos 18:5 steht, daß der Mensch, wenn er nach diesen Worten tut, durch sie leben würde (aber das konnte keiner, und deswegen war es wie ein Fluch). Wer also versucht nur durch Beachten aller Gesetze, Zermonien (die eigentlich längst ihre gegenbildliche Erfüllung gefunden habe) oder durch selbst auferlegte Frömmigkeit Gottes Wohlgefallen und Rettung ohne Jesus Christus zu erreichen, der wird kläglich scheitern. Das sind die "Werke" die der Aussage des Paulus nur zugrunde liegen können.
Was die Frage nach Luther anbelangt, so können wir auf der einen Seite für seinen Glauben, die daraus resuliterenden Werke - wie die Bibelübersetzung - dankbar sein. Er war allerdings auch ein unvollkommener Mensch und ein Kind seiner Zeit. Es gibt durchaus schwerwiegende Kritikpunkte an ihm: Sein Judenhass, dann, daß er eigentlich die Reformation nicht richtig zu Ende geführt hat. Er hat andere christliche Gemeinschaften - wie die Wiedertäufer - fast genauso angegriffen wie die Juden. Er hat die Dreieinigkeitslehre weiterhin hochgehalten. Er war in vielen Dingen auch lehrmäßig unausgeglichen, wie die schon erwähnte und behandelte falsche Gnadenlehre. Er hat viele gute Gründe für die Mündigentaufe aus der Bibel zusammengetragen, aber dann dreht er sich sozusagen um und mit einem Federstrich und einer faulen Begründung wird dann wieder die Babytaufe gerechtfertigt. Er erkennt, daß der Blutgenuss in der Bibel eigentlich verboten wird, aber weil sich keiner dran hält, hält die Befolgung dieses Gebotes dann nicht für so wichtig. Und so könnte man viele Lehren Luthers durchgehen.
Noch ein Hinweis zu der Behauptung in dem Zitat, welches ich aus "liebezurwahrheit.de" hier eingestellt hatte. Ich habe bei der Betreiberin angefragt, wo man die Begründung dafür, daß Luther neben den bekannten Urtexten (Textus-Receptus und hebräische Bibel bzgl. AT) auch andere schon vorhandene Übersetzungen ins Deutsche zugrunde gelegt habe, nachlesen könne. Sie schreibt mir, sie habe es von einem Hans-Jürgen Böhm, der u.a. ein Buch "Mythos Martin Luther" geschrieben hat. Aber mehr könne sie darüber auch nicht sagen. Im Internet habe ich dann dazu nichts Näheres gefunden.
Aber den Punkt sollte man m.E. Luther nicht so negativ ankreiden, wie es dieser H.-J. Böhm wohl tut. Ich glaube das ist ein ganz normaler Vorgang, wenn man eine Bibelübersetzung fertigt, daß man auch mal nachschaut, wie andere das übersetzt hahen. Das ist ja auch auf anderen Gebieten so, daß einer auf dem anderen aufbaut, sonst wäre ja garkein Fortschritt möglich.
Gruß
vom Schrat