Lieber Mitlieser,
"Fundamentalismus" ist zu einem Reiz- und Schreckwort geworden, besonders in Verbindung mit moslemischen Fundamentalisten.
In Verbindung mit dem Anschlag Breiviks kamen ohne daß überhaupt Näheres bekannt war, gleich Kommentare, die dann auch den christlichen Fundamentalismus anprangerten. Dabei gehört Breivik überhaupt keiner christlichen Gemeinschaft an - noch nicht mal als "Namenschrist" -, sondern ist Freimaurer und hat wirre Vorstellungen vom Christentum. In seinen Vorstellungen spielte mehr eine politische Variante eines sogenannten "Christentums" eine Rolle, eine Variante, die meinte das "Christentum" überall mit dem Schwert verbreiten und jetzt mit Gewalt gegen den Islam vorgehen zu müssen.
Islamischer Fundamentalismus, christlich-militanter Fundamentalismus und reine Bibeltreue wird von Feinden des Christentums und manchmal auch von den Großkirchen gerne in einen Topf geworfen. Im SWR wurde ein Beitrag gesendet, wo genau geschehen ist und Vertreter der Großkirchen einen maßgeblichen Anteil hatten. Ich sehe darin einen hinterhältigen Angriff des Teufels gegen wahre Anbeter.
Ein christlicher Fundamentalist, also ein Christ der an dem Fundament der Bibel festhält und diese dann i.d.R. buchstäblich und in jeder Hinsicht als Anleitung für ein christliches Leben betrachtet (vgl. 2. Tim 3:16, 1. Kor. 3:11)), wird dann als gefährlicher Fundamentalist gebrandtmarkt. Der Schritt zum Brandtmarken als "Terrorist" ist dann nicht mehr weit. Mit christlich-militanten Fundamentalisten, die es vor allem in den USA gibt und gab, haben diese nichts zu tun. Diese Gruppierungen haben mitunter auch Gewalt angewandt, z.B. um gegen Abtreibungen vorzugehen. Aber solche Fanatiker und Christen, die am Fundament der Bibel festhalten, sollte man doch auseinanderhalten.
Lothar Gassmann, ein bibeltreuer Christ und damit ein "christlicher Fundamentalist" hat mir folgenden Beitrag übersandt:
IDEA, 26. August 2012
Zitat
Radio SWR
Kritik an christlichen Fundamentalisten
Der Radiosender SWR 2 strahlte die Sendung „Bedingungslos fromm – Fundamentalistische Strömungen in Katholizismus und Protestantismus“ aus. Logo: PR
Kritik an christlichen Fundamentalisten in Deutschland ist in einer Sendung des Radiosenders SWR 2 geübt worden. Der Beitrag mit dem Titel „Bedingungslos fromm – Fundamentalistische Strömungen in Katholizismus und Protestantismus“ unterstellt, die Kernforderung der Aufklärung, selbständig zu denken, finde bei ihnen keinen Platz.
Stuttgart (idea) – Kritik an christlichen Fundamentalisten in Deutschland ist in einer Sendung des Radiosenders SWR 2 geübt worden. Der Beitrag des Journalisten Bastian Wierzioch mit dem Titel „Bedingungslos fromm – Fundamentalistische Strömungen in Katholizismus und Protestantismus“ wurde am 26. August gesendet. Darin werden der Priester der Piusbruderschaft in Stuttgart-Feuerbach, Andreas Steiner, sowie der evangelikale Publizist und Gemeindeleiter, Lothar Gassmann (Pforzheim), porträtiert. Der „protestantische Bibeltreue“ und der „traditionalistische Piuspriester“ hätten zahlreiche Gemeinsamkeiten: „Lothar Gassmann nimmt die Bibel wortwörtlich. Für ihn steht sie im Mittelpunkt des Glaubens. Bei Pius-Bruder Andreas Steiner steht die Kirche im Mittelpunkt seines geistlichen Lebens.“ Im Alltag folgten beide strengen Regeln, lebten sehr diszipliniert. Gemeinsam sei beiden auch „ihre anti-moderne, vordemokratische Sicht auf Staat und Gesellschaft“. Die Kernforderung der Aufklärung, Menschen sollten selbständig und kritisch denken, finde in den Gedankengebäuden von Gassmann und Steiner keinen Platz. So seien „Piusbruder Steiner und der extreme Evangelikale Gassmann“ auch gegen die Trennung von Staat und Kirche: „Beide finden, dass die christlichen Kirchen viel zu wenig Einfluss haben auf die säkulare Gesellschaft.“ Beide teilten die Welt in Gut und Böse ein. Während die Pius-Bruderschaft „zum äußersten rechten Rand des katholischen Spektrums“ gehöre, zähle Gassmann zum „äußersten rechten Rand des evangelikalen Spektrums“. Die von ihm ins Leben gerufene Bibelgemeinde Pforzheim gehöre nicht zur Deutschen Evangelischen Allianz, „in der sich sehr viele moderate Konservative zusammengeschlossen haben“.
Kirchliche Weltanschauungsbeauftragte: „Ein schreckliches Weltbild“
Auch die ablehnende Haltung dem Islam gegenüber eine die beiden „Außenseiter“, heißt es in dem Beitrag: „Laut Steiner und Gassmann gibt es jeweils nur einen Weg zu Gott. Deswegen betrachten sie auch den Islam nicht als Heilsweg.“ Nach Ansicht der Weltanschauungsbeauftragten der württembergischen Landeskirche, Annette Kick (Stuttgart), unterstützt Gassmann damit „islamfeindliche Tendenzen“. Ähnliches gelte für Fragen der Moral, wie etwa beim Thema Abtreibung. Schwangerschaftsabbrüche würden von allen Christen als problematisch gesehen, so Frau Kick, „weil ja tatsächlich ein beginnendes menschliches Leben abgetötet wird“. Es sei nur so, „wie bei allem bei den Fundamentalisten, dass es nicht diskutierbar ist“. Gerade wenn Kinder in Gemeinden, wie Gassmanns Bibelgemeinde Pforzheim sozialisiert würden, halte sie das für „sehr gefährlich“. Wer im Einfluss solcher Prediger stehe, habe ein „absolut schreckliches Weltbild, schwarz weiß“. Er empfinde alles, was ihm begegnet und nicht direkt zu seinem Glauben gehöre, als beängstigend. Zudem habe er stets eine Trennung von „rein und unrein“ im Hinterkopf. Die Neigung, depressiv zu werden, sei „sehr groß in diesen Gruppen“.
Lothar Gassmann hat umgehend an den SWR zurückgeschrieben und dieses Zerrbild über christliche Fundamentalisten zurechtgerückt.
Zitat
"Fundamentalist": Das bin ich allein im Sinne dessen, dass die Bibel mein einziges Fundament ist (mit Jesu Lehre der Feindesliebe), aber auf keinen Fall im Sinne eines aggressiven, gewalttätigen Fundamentalismus, wie er heute meist verstanden wird.
"Rechts": Ich bin weder einer linken noch einer rechten Ideologie verhaftet, sondern allein Gott und Seinem Wort unterstellt.
"Einzelkämpfer": Mit jedem Christen, der ebenfalls Jesus Christus und Sein unverfälschtes Wort liebt, bin ich geistlich verbunden – und das sind viele Tausende Menschen in Deutschland und Millionen weltweit.
"Vordemokratisch": Ich lebe gerne in einer Demokratie (auch wenn ich ihre Mängel sehe) und gehe zu Wahlen. In der christlichen Gemeinde freilich gelten die biblischen Regeln (Ältestenprinzip) gemäß Timotheus- und Titusbrief im Neuen Testament.
"Islamfeindlich": Als bibeltreuer Christ liebe ich alle Menschen, auch Moslems und Angehörige anderer Religionen", und bezeuge ihnen aus Liebe Jesus Christus als den einzigen Weg zum Himmel (Johannes 14,6).
"Gegen Religionsfreiheit": In guter freikirchlicher Tradition bin ich dafür, dass jeder frei seinen Glauben wählen und ausleben kann, bin allerdings überzeugt, dass Jesus der einzige Retter ist, und bezeuge dies in Liebe und ohne Zwang.
"Patriarchalisch": Wie Jesus und die Apostel bin ich gegen jede Ausbeutung und Unterdrückung der Frau, aber für die Einhaltung der biblischen Geschlechterordnung gemäß Epheserbrief Kapitel 5, auf der Geborgenheit und Segen liegt.
"Gefahr für Kinder": Dieser Vorwurf der evangelischen Sektenbeauftragten ist falsch und rufschädigend. Seit wann ist es denn eine Gefahr für Kinder, wenn man ihnen Jesus als den Heiland verkündet? Tut dies die Evangelische Landeskirche etwa nicht mehr?
"Schwarz-weiß-Weltbild": Ich habe kein anderes "Weltbild" als das, welches Jesus Christus verkündete. Er sprach sehr oft von Himmel und Hölle, vom schmalen und vom breiten Weg (Matthäus 7, 13-14). Wer als "Kirche" diese biblische Wahrheit nicht mehr verkündet, handelt unverantwortlich und lieblos gegenüber denen, die ohne Jesus verloren gehen.
"Gegen selbständiges Denken": Das Gegenteil trifft zu. Wir rufen alle Menschen auf, anhand der Bibel alle Zeitströmungen zu prüfen, anstatt ihnen blind zu folgen. Ich war selber viele Jahre Sekten- und Weltanschauungsbeauftragter. Meine zahlreichen Bücher aus dieser Zeit setzen sich alle argumentativ mit Zeitströmungen auseinander.
"Gegen Trennung von Staat und Kirche": Das mag für den katholischen Gesprächspartner gelten, aber auf keinen Fall für mich als evangelisch-freikirchlichen Vertreter. Freikirchen stehen dezidiert für die Trennung von Staat und Kirche, was schon der Name sagt. Das heißt nicht, dass wir uns nicht eine stärkere Beachtung von christlichen Werten in der Politik wünschen würden, dann würde es dort nicht so trostlos aussehen wie heute.
"Einigkeit mit der katholischen Position": Das gilt nur teilweise, etwa bezüglich des Apostolischen Glaubensbekenntnisses und in einigen ethischen Fragen. Auf keinen Fall aber stimme ich mit irgendwelchen katholischen Lehren überein, die keine biblische Grundlage haben, zum Beispiel Papsttum, Hinzufügung der Tradition zur Heiligen Schrift, Gnaden- und Sakramentsverständnis, Heiligen- und Marienverehrung usw.
Als Christen haben wir unabhängig vom Humanismusgedanken schon immer Freiheit im Denken gehabt. Diese Freiheit ist aber auch Verpflichtung, von unserem Denkvermögen richtig Gebrauch zu machen. Das bedeutet, daß man Gott, der sich sowohl in der Bibel als auch in der Schöpfung geoffenbart hat, bei seinem Denken nicht ausschließen kann. Zu Recht weist die Bibel immer wieder darauf hin, daß wir von unserem Verstand und unserem Denkvermögen Gebrauch machen sollten.
Gruß
vom Schrat
Die Wahrheit hat den Irrtum nicht zu fürchten, wohl aber der Irrtum die Wahrheit (Raymond Franz)