RE: Christlicher Fundamentalismus

#16 von Jurek , 21.04.2013 17:32

Zitat
Es ist zwar so, daß auch "fundamentalistische" Christen nicht immer und auf alles eine Antwort wissen, doch haben sie soviel Vertrauen in Gott und in sein Wort gewonnen, daß sie das nicht gleich umwirft und sie an Gott und seinem Wort zweifeln lässt.


Wenn man nicht auf alles eine Antwort weiß, dann sollte man auch nicht dagegen reden/schreiben! Das sollte einem bescheidenen Christen klar sein. Sonst wegen sowas, könnten sie sich eines Tages auch noch die Köpfe einschlagen. Was ist dann von so einem Christentum zu halten?

Christen müssen nicht alles wissen und verstehen, aber die Grundlage des christlichen Glaubens aus der Bibel (formuliert in dem so genannten "Apostolischen Glaubensbekenntnis"), darin sollen sie begründet und gestützt sein, wie eine 'Burg'!
Wenn welche Zeiten und Zeitabschnitte sie von der Bahn gleich werfen sollten, wie viel wert wäre so ein ihr Christsein gegenüber den wirklich fundamentalen Dingen der Bibel?

Gruß


 
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RE: Christlicher Fundamentalismus

#17 von Schrat , 21.04.2013 18:53

Lieber Jurek,

Zitat
Wenn man nicht auf alles eine Antwort weiß, dann sollte man auch nicht dagegen reden/schreiben!



Wie menst Du das?

Wenn ich auch nicht alles erklären kann, so doch die wichtigsten und grundlegensten Dinge!

Es ist so wie mit einem Muster, welches aus vielen Punkten besteht. Der Umstand, das einige wenige Punkte fehlen, lässt mich doch das Muster erkennen und nicht zu einem gänzlichen anderem total konträrem wechseln....

Da kann ich irgendwie deiner Argumentation nicht folgen. Den "Spieß" könnte dann man ja dann auch umdrehen, weil die Evolutionisten wahrhaftig auch nicht alles wissen und dieses Nichtwissen gewaltige Lücken füllt, wären sie dann auch nicht berechtigt sich über den Kreationismus zu äußern.


Gruß
vom Schrat


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RE: Christlicher Fundamentalismus

#18 von Jurek , 21.04.2013 20:16

Ich meine das allgemein und jetzt hier auf niemanden speziellen bezogen. Du brauchst dich dazu dann nicht zu verteidigen.
Ich bin einfach der allgemeinen Meinung (das trifft doch genauso auch auf mich zu!), dass wenn man über was nicht genau bescheid weiß, dass man das nicht von vorne herein wie "verdammen" sollte.
Das erlebt man aber besonders bei Sekten, die nur von sich was halten und alle anderen sind die Falschen (ohne dass die wirklich all die anderen kennen!).
Oder ist es nicht so?
Mir ging es nur hier allgemein um das Thema "christl. Fundamentalismus" (und nicht gleich nur um Evolution!) und meine Meinung dazu… Oder meinst du nur ein spezielles Thema? Dann müsstest du den Titel dazu besser auswählen.

Gruß


 
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RE: Christlicher Fundamentalismus

#19 von Isai , 11.05.2013 19:08

Hallo


fundamentale Worte von Spurgeon:

Zitat
»Wenn wir wahren Eifer haben, dann müssen wir die gute alte Lehre predigen, indem wir Jesus Christus und ihn als gekreuzigt verkündigen, denn alles andere kommt vom Teufel und weist den Weg in die Hölle. Es wird Zerstörung und nicht das Heil sein!« (Q)



Dazu

1. Korinther 1:17,18,23
17 Christus hat mich ja nicht zum Taufen ausgesandt, sondern zur Verkündigung des Evangeliums.Diese Botschaft darf ich aber nicht mit kunstfertigen Worten menschlicher Weisheit weitergeben, denn sonst verliert das Kreuz des Christus seinen Inhalt.
18 Die Botschaft vom Kreuz ist nämlich für die, die ins Verderben gehen, eine Dummheit, aber für uns, die gerettet werden, ist sie Gottes Kraft.
23 aber wir, wir predigen, dass der Gekreuzigte der von Gott versprochene Retter ist. Für die Juden ist das ein Skandal, für die anderen Völker eine Dummheit

Galater 1:6-10
6 Ich muss mich wundern, wie schnell ihr Gott den Rücken zukehrt. Er hat euch in die Gnade des Messias hineingerufen, und ihr, ihr wendet euch einer anderen Heilsbotschaft zu.
7 Dabei gibt es doch keine andere. Es gibt nur ein paar Leute, die euch verwirren und die Heilsbotschaft des Messias auf den Kopf stellen wollen.
8 Aber nicht einmal wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel darf euch irgendetwas als Evangelium verkündigen, das dem widerspricht, was wir euch gebracht haben. Wer das tut, der soll verflucht sein!
9 Ich sage es noch einmal: Wer euch etwas als Evangelium verkündigt, was dem widerspricht, das ihr empfangen habt, der soll verflucht sein!
10 Versuche ich jetzt etwa, den Beifall von Menschen zu gewinnen und Menschen zu gefallen - oder nicht vielmehr Gott? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, dann wäre ich kein Sklave von Christus mehr.



Lieben Gruß,

Isai


"Gottes Liebe zu uns ist darin sichtbar geworden, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, um uns in ihm das Leben zu geben. Die Liebe hat ihren Grund nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat."
(1. Johannes 4:9 NeÜ)

 
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RE: Christlicher Fundamentalismus

#20 von Isai , 11.05.2013 21:55

...und ergänzend noch 1. Korinther 2:1-5

1 Als ich zu euch kam, liebe Geschwister, um euch das Zeugnis von Gott weiterzugeben, tat ich das nicht mit überragender Redekunst oder tiefer Gelehrsamkeit.
2 Denn ich hatte mich entschlossen, unter euch nichts anderes zu kennen außer Jesus Christus und ihn als den Gekreuzigten.
3 Als schwacher Mensch trat ich vor euch auf und zitterte innerlich vor Angst.
4 Mein Wort und meine Predigt beruhten nicht auf der Überredungskunst menschlicher Weisheit, sondern auf der Beweisführung des Geistes und der Kraft Gottes.
5 Euer Glaube sollte sich nicht auf menschliche Weisheit gründen, sondern auf die Kraft Gottes.



Isai


"Gottes Liebe zu uns ist darin sichtbar geworden, dass er seinen einzigen Sohn in die Welt sandte, um uns in ihm das Leben zu geben. Die Liebe hat ihren Grund nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühnopfer für unsere Sünden gesandt hat."
(1. Johannes 4:9 NeÜ)

 
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RE: Christlicher Fundamentalismus

#21 von Jurek , 10.07.2014 09:08

Heutiger Leittext aus dem Kalender „Der Herr ist nahe“ ist entnommen aus Jakobus 4:17 wo es heißt:
Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde“.

Das Problem beim christlichen Fundamentalismus ist, dass dieser oft dieses (und dem ähnliche) Bibelwort ungültig macht!
In autoritären Gruppierungen geht es oft um Institution und Dogmatismus der vertretenen Lehren, in enger Mitverbundenheit mit der Gruppe, wo man nur theoretisch GOTT folgen muss, aber faktisch immer den Ansichten der Gruppe folgen muss, ohne Rücksicht auf sein Gewissen und Verantwortung vor GOTT.
Und wenn man dann selber es besser weißt (das ist keine Anmaßung sondern Erfahrung aus der Vergangenheit begründet durch die Ergebnisse..), welcher Grund würde dafür bestehen, in ALLEM dieser Gruppe zu folgen? (Apg 5:29).
Es wäre eine Sünde „Schritt mit einer Organisation“ zu halten, anstatt seine Schritte mit JESU Schritten abzugleichen, nach eigenem bestem Wissen und Gewissen – weil das entnehme ich auch den Worten des JESU Jüngers (und Halbbruders) Jakobus.
Da hat der christl. Fundamentalismus nichts verloren!

Hat jemand dazu eine (andere) Meinung?


"Und dies ist das Zeugnis: dass GOTT uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem SOHN.
Wer den SOHN hat, hat das (wahre) Leben; wer den SOHN GOTTES nicht hat, hat das (wahre) Leben nicht.
"
1. Johannes 5:11,12.

 
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RE: Christlicher Fundamentalismus

#22 von Schrat , 10.07.2014 12:16

Lieber Jurek,

Deine Aussage ist zu pauschal! Christlicher Fundamentalismus bedeutet schlicht und einfach, daß man die Bibel und damit auch Christus als das Fundament ansieht. Damit einhergehend ist eine möglichst buchstäbliches Verständnis der Bibel. Eigentlich kann ich wahre Christen nur unter den fundamentalistischen Christen erkennen,
ohne das Gericht Gottes und Christi vorwegnehmen zu wollen. Nur Gott kann in das Herz sehen und er mag auch in gewissen Fällen den Irregeführten Barmherzigkeit erweisen.

Man kann auch nicht christlichen Fundamentalismus mit moslemischen Fundamentalismus gleichsetzen. Kein fundamentalistischer Christ wird Gewalt anwenden und sich eine Bombe um den Bauch binden. Leider wird auch dies mitunter sogar von prominenter Seite gemacht, daß man christlichen Fundamentalismus mit moslemischen Fundamentalismus gleichsetzt.

Ich kann in christlichem Fundamentalismus nichts Schlechtes und Verwerfliches erkennen. Im Gegenteil es ist etwas Gutes.

Allerdings gibt es manchmal auch einen Mißbrauch des christlichen Fundamentalismus, nämlich dann, wenn man meint militant vorgehen zu müssen. So wie es vereinzelt in den USA geschah, daß gewisse militante Gruppen versuchten gewaltsam gegen Abtreibngsbefürworter und Ärzte, die Abtreibungen vornahmen, vorzugehen.
Ich halte Abtreibung aus biblisch-christlicher Sicht für Mord. Aber ich bin dagegen, die christliche Sicht militant zu verbreiten und zu verteidigen.

Recht gebe ich Dir in der Ansicht, daß der christliche Fundamentalismus falsch ist, wenn er nicht die "Freiheit eines Christenmenschen" anerkennt, wie Luther sich mal ausdrückte (siehe Galater und Römer 14) und verlangt, daß der Einzelne in der Gemeinschaft sich - abgesehen von grundlegenden Aussagen wie sie auch im apostolischen Glaubensbekenntnis niedergelegt sind - im Gleichschritt mit der Sicht der Leitung bewegt , wie sie von der Leitung der jeweiligen christlichen Organisation vorgegeben wird,

Gruß
vom Schrat


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RE: Christlicher Fundamentalismus

#23 von Jurek , 10.07.2014 17:33

Hallo Schrat,

mag sein, dass meine Aussage „zu pauschal“ ist, aber diese ist m. E. sehr wichtig und oft unterschätzt, weil durch den Fundamentalismus, enden Schicksale von Christen meist sehr dramatisch!
So als ob die fundamentalistische Gesellschaft mehr für andere bestimmen würde, als die Bibel, bzw. was die Bibel immer besagt – auch wenn die Geschichte zeigt, dass sie in Irrtum waren und oft noch sind! Die persönliche Überzeugung ist wichtig, nicht blindes Gehorsam Menschen gegenüber. Auch kritisches Hinterfragen (dein Untertext von Ray F.).

Und noch wegen radikalem Fundamentalismus:
Irren kann sich jeder! Aber nur diese radikalen Fundamentalisten dürfen sich nie irren, weil wegen ihres Irrtums tun sie andere Christen verachten und meinen noch dabei, dass sie damit den Willen GOTTES tun!
Und das soll es eben nicht sein!

Was deine Aussagen betrifft, so gibt es natürlich einen christlichen Fundament, und zwar ALLEINE DIE HEILIGE SCHRIFT (sola skriptura), auf die sich die Überzeugung eines jeden der Christen stützt und mit seinem Gewissen tragbar ist.
Aber diese Überzeugung darf nicht dogmatisch aufgezwungen werden bei Dingen, die ohnehin nicht FUNDAMENTAL sind und das wahre Leben bedeuten. (Vgl. z. B. 1.Kor 15:3,4).
Sich wegen welcher Auslegungen von Zeiten, Zeitabschnitten (so auch bei der Dauer von Schöpfungstagen), gehört in ihren Auslegungen nicht zu den fundamentalen Wahrheiten, aufgrund dessen man gerettet wird! Da gehört auch gewisse Toleranz anderen Christen gegenüber, die mit ihrem Gewissen vor GOTT das entscheiden.
Röm 14:10-13 u. ä. besagen, dass man sich wegen solcher Gedanken nicht streiten sollte, weil jeder wird nach seinem persönlichen Gewissen vor dem HERRN gerecht!
Es gibt zwar nur eine Wahrheit, aber die hat auch nur JEHOVA und wir sind die, die jeder nach seinem Vermögen diese stückweise erkennen darf.

Zitat
Christlicher Fundamentalismus bedeutet schlicht und einfach, daß man die Bibel und damit auch Christus als das Fundament ansieht. Damit einhergehend ist eine möglichst buchstäbliches Verständnis der Bibel. Eigentlich kann ich wahre Christen nur unter den fundamentalistischen Christen erkennen,


Deine Meinung ist m. E. etwas einseitig, auch wenn ich sie so durchaus nachvollziehen kann.
Nur du wagst dich m. E. damit zu weit hinaus, wenn du wohl damit meinst, dass es beim richtigen Glauben, welcher zum Fundament der Bibel passt (und damit auch mit CHRISTUS), dass man diese Bibel „möglichst buchstäblich“ verstehen soll.
Wer sich auf JESUS bezieht, wird wissen, dass JESUS vieles eben nicht buchstäblich zu verstehendes lehrte (Mat 13:34).
Was meinst du, warum die studierten Theologen damaliger Zeit, also die Schriftgelehrten und Pharisäer, die die Thora sehr gut (vielleicht gar auswendig?) kannten, JESUS gerade kritisierten, weil Er hat sich ihrer Meinung nach eben nicht an das Gesetz gehalten und vieles stellte Er ihrer Meinung nach gar auf den Kopf!? Aber trotzdem (trotz ihrer buchstäblichen Erkenntnissen) erkannten sie Ihn aus dem „AT“ nicht! (Joh 5:39f)

Zitat
Man kann auch nicht christlichen Fundamentalismus mit moslemischen Fundamentalismus gleichsetzen. Kein fundamentalistischer Christ wird Gewalt anwenden und sich eine Bombe um den Bauch binden. Leider wird auch dies mitunter sogar von prominenter Seite gemacht, daß man christlichen Fundamentalismus mit moslemischen Fundamentalismus gleichsetzt.


Ich denke, dass du tust da pauschalieren.
WENN du schon mit „Fundamentalismus“ reines Verständnis und Treue zum Wort GOTTES bringst, dann solltest du bitte auch den Moslems zugestehen, dass auch sie versuchen reine Treue zum Koran und Allah und seinem Propheten Mohamed zu halten – nicht minder wie deiner Meinung nach die fundamentalen Christen sich auf GOTTES Wort berufen mit dem VATER und seinem Gesalbten CHRISTUS.
Radikale, die mit Terror ihre religiösen Vorstellungen durchsetzen wollen, sind nicht DIE Moslems, sondern nur gewisse Sekten (Absplitterungen) davon, GENAUSO wie es die bei dem radikalen Christentum gibt mit ihrem Fundamentalismus, wo sie zwar niemanden in die Luft jagen, aber geistig sehr wohl töten. Und da geht es nicht um irgendwo (wie du als Beispiel USA erwähnst, wo es auch Davidianer & Co. gab, die militant vorgegangen sind, geschweige die von dir angesprochene radikale Vorgehensweisen gegen Abtreibungen…), sondern im Ort da wo du wohnst und wo ich wohne! Da passiert das auch! Nur in etwas anderer Form, wo man nicht immer das so beobachtet, noch das in Nachrichten gebracht wird…
Und das hatte ich auch im Sinne, sowohl im vorherigen Beitrag, wie auch in diesem. Weil das nicht zu unterschätzten „Morde“ sind, ohne buchstäblichen Leichen …

Und so wie du auch zum Schluss andeutest, man soll immer beachten, die Menschen zum CHRISTUS zu führen, und nicht in irgendeine alleinseligmachende Kirche oder Organisation mit ihrem Fundamentalismus an Dogmen von „gegenwärtigen Wahrheiten“, die morgen keine mehr sind! Und was ist mit dem Opfern dazwischen, die nicht mitmachen wollten? (Apg 5:29).
So ein „christliches“ Fundamentalismus, halte ich nicht nur für nicht richtig, sondern auch für gefährlich …

Gruß


"Und dies ist das Zeugnis: dass GOTT uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem SOHN.
Wer den SOHN hat, hat das (wahre) Leben; wer den SOHN GOTTES nicht hat, hat das (wahre) Leben nicht.
"
1. Johannes 5:11,12.

 
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Denominationen - eine Frage der Perspektive?

#24 von Isai , 17.09.2014 20:47

Hallo


hier ein guter Artikel über Denominationen aus biblischer Sicht: http://www.geiernotizen.de/wolfsblut


Zitat
»Hinter sich selbst her« — über die Wolfsnatur der Denominationen

In seiner Abschiedsrede vor den Ältesten von Ephesos in Milet (Apg. 20) spricht Paulos von den »schweren Wölfen, die das Herdlein nicht verschonen werden« und beschreibt diese Wölfe als Männer, die aus der Mitte der Herausgerufenen[G] aufstehen werden, um die Lernenden (Jünger) wegzuzerren hinter sich selbst her. Wenn wir in seinen Briefen nach näheren Anhaltspunkten dafür suchen, was es mit dieser Aussage auf sich hat, stoßen wir auf den ersten Brief an die Korinther. Aber gehen wir der Reihe nach:


Die Situation
Wenn heute jemand zu Christos kommt und ihn und sein Wort ernstnimmt, ergibt sich doch folgendes Problem: Es gibt eine unübersehbare Zahl von Kirchen, Freikirchen, Gemeinden, Sekten — im folgenden Denominationen[G] genannt — und irgendwie wird erwartet, daß man sich einer solchen anschließt. Wenn man nun aber in die Bibel sieht, weil man wissen will, welcher — findet man natürlich gar keine davon. Stattdessen findet man die strikte Warnung davor, überhaupt Denominationen zu bilden.

Denomination heißt einfach »Benennung«; das Wort sagt aus, daß eine bestimmte fest umrissene Gruppe sich unter einem bestimmten Namen, einer eigenen Bezeichnung, zusammengefunden hat. In der Regel erfolgt die Abgrenzung einer solchen Denomination auf der inhaltlichen Ebene durch ein Bekenntnis, also eine Konfession, auf der Strukturebene durch eine Vereins- oder Körperschaftsbildung. Es gibt aber auch Gruppen, die faktisch Denominationscharakter tragen, ohne schriftlich fixierte Bekenntnisschriften und öffentlich-rechtlichen Status zu haben.

Viele neue Christen scheitern an der denominationellen Vielfalt, und daran, daß sie sich für eine der Denominationen entscheiden sollen; auf einige wird sogar Druck ausgeübt, sie werden als unzuverlässig und unverbindlich hingestellt, weil ihnen eine solche Entscheidung schwerfällt. Dabei sind sie in einer Situation wie Kinder, deren Eltern sich scheiden lassen und fragen, ob sie denn lieber bei Mutter oder Vater bleiben wollen. Keinem seelisch gesunden Kind wird eine solche Entscheidung leichtfallen; das liegt nicht an der grundsätzlichen Entscheidungsunwilligkeit des Kindes, sondern daran, daß es in eine grundsätzlich ungesunde Entscheidung hineingezwungen werden soll. Letztlich ist jede der Alternativen falsch, und ein Kind spürt dies genau, auch wenn es das wahrscheinlich nicht erklären kann. Genauso geht es auch Christen, die sich für eine Denomination entscheiden sollen. Ihr Gewissen weiß ganz genau, daß eine solche Entscheidung nur falsch sein kann, wie auch immer sie ausfällt; die meisten haben aber, wenn sie in diesem Konflikt stehen, noch nicht genügend Schriftkenntnis, um erklären zu können, warum. Wer sich hier nun nicht an sein Haupt um Rat wendet, sondern auf Menschenrat vertraut, ist schnell geistlich lahmgelegt, entweder weil er an der Zerrissenheit verzweifelt und sich ganz abwendet, oder weil er sich letztlich doch zu einer Denomination hin überreden läßt und damit seinen künftigen geistlichen Horizont beträchtlich einengt, weil es ihm nur noch erlaubt wird, einen Teil des gesamten geistlichen Wahrheitsspektrums wahrzunehmen. Denn jede Denomination hat ihre ganz speziellen hauseigenen Denkbarrieren.

Was sagt denn nun die Schrift?
Wenn wir uns dem Thema annähern wollen, müssen wir zunächst eine Begriffsklärung versuchen, damit wir nicht permanent aneinander vorbeireden. Gerade in der Gemeindefrage sind die Begriffe extrem verwirrt, was immer wieder zu Mißverständnissen führt. So wird z. B. gerade in den Freikirchen (aber nicht nur dort) immer wieder von »Ortsgemeinde« gesprochen, wenn aber eigentlich gar keine örtlich, also regional verfaßte Struktur gemeint ist, sondern eine denominationell, also nach einem (Sonder-)bekenntnis verfaßte. Dies ist ein Maneuver, das der Denomination eine Legitimität verleihen soll, die ihr nach biblischen Maßstäben überhaupt nicht zukommt.
Den Begriff »Kirche« — und nicht nur den Begriff, sondern auch die Beschreibung einer Struktur, die den heutigen Volkskirchen einigermaßen ähneln würde — finden wir im ganzen Neuen Testament nicht (was uns ja schon einmal zu denken geben sollte). Wenn die Schrift neben verschiedenen Bildern (Leib des Christos, Braut des Christos usw.) einen feststehenden Begriff für diejenigen verwendet, welche dem Christos zugehören, dann ist es der Begriff »εκκλησια« [äkklesia]. Er setzt sich aus den Bestandteilen »äk« — »heraus«, und »kaläo« — »rufen«, zusammen, bedeutet also »die Herausgerufene«[G].

Was lehrt uns der Begriff »Herausgerufene«?
Schon vom Wort her ist die Herausgerufene die einzige Gemeinschaft, die sich nicht über Zugehörigkeit, sondern über Nichtzugehörigkeit definiert — nämlich über die Nichtzugehörigkeit zu diesem bösen Zeitalter (siehe z. B. Gal. 1, 4). Jeder Kaninchenzüchterverband, aber auch jede Kirche definiert sich jedoch über Zugehörigkeit (und es sei nur am Rande erwähnt, daß dieser Terminus im Deutschen das Wort Hörigkeit beinhaltet). Das ist ja gerade das, was sie attraktiv macht: Jeder Mensch sucht nach Zugehörigkeit zu Gleichgesinnten; daß der Preis hierfür die relative Abgrenzung von den anderen ist, nimmt er gern in Kauf für die Nestwärme, die ihm eine solche soziale Gruppe dafür bietet. Diese kann sehr verschiedene Strukturen aufweisen: Das kann eine Nation sein, ein Verein, ein Sippschaftsverband und so weiter. Es ist dies an sich durchaus auch ein legitimes Prinzip, aber: Es ist der Welt zugeordnet und hat in der Herausgerufenen nichts zu suchen. Es ist ein Prinzip des Fleisches. Kennzeichen der Herausgerufenen (also auch der einzelnen herausgerufenen Personen) ist, daß sie nicht mehr zugehörig sind zu diesem Zeitalter und dieser Welt — eben deshalb, weil sie daraus herausgerufen worden sind. Insofern unterscheidet sich die Herausgerufene auch von der Synagoge (das heißt die »Zusammengeführte«), sie ist also nicht einfach deren Fortsetzung; auch wenn sie natürlich fest mit der Wurzel des Alten Bundes verbunden ist, ist sie doch in dieser Hinsicht von anderer Art. Natürlich gibt es für die Herausgerufenen auch ein Hereingerufensein, also eine Zugehörigkeit; diese ist aber allein auf den Christos bezogen, in den wir hineinversetzt sind (Röm. 12, 5), und außerhalb des Bereichs dieser Welt. Wer sich konsequent mit Jesus einsmacht, wird feststellen, daß er immer wieder zwischen allen Stühlen sitzt — und das nicht nur, was das atheistische Umfeld betrifft, sondern gerade auch, was das religiöse Establishment angeht. Dies sollte uns nicht übermäßig befremden, entspricht es doch dem Vorbild von Jesus:

»Darum auch Jesus, auf daß er das Volk heilige durch das eigene Blut, war draußen vor dem Tor.
Nun denn sollten wir herauskommen zu ihm, als draußen, außerhalb der Burg, seine Schmähung tragende;
denn nicht haben wir hier eine bleibende Stadt, sondern die künftige suchen wir.«
(Hebr. 13, 12ff)

Dies ist nur eine der Stellen, die beschreiben, daß es Gott mit dem Herausruf ernst ist.
Es liegt nun aber in der Natur des Menschen, daß er eine solche Situation als unkomfortabel empfindet. Deswegen entstehen immer wieder Strukturen, die verheißen, daß man beides haben könne: Zugehörigkeit zum Christos und Zugehörigkeit zur Welt. Sie versuchen, die Herausgerufene zum Raub ihrer eigenen Wünsche und Bequemlichkeit zu machen. Aber:

Die Herausgerufene ist nicht unser!
Sie ist Eigentum des Christos. Was, bildlich gesprochen, in seinem Haus für Möbel aufgestellt und Bilder an die Wand gehängt werden (und ob überhaupt), entscheidet nur er. Wir haben uns angewöhnt, in allen möglichen Gemeindestrukturen pragmatisch nach unseren Bedürfnissen und Wünschen zu wirtschaften. Zweck der Herausgerufenen ist aber, daß der Christos Glieder auf der Erde zur Verfügung hat, durch die er in dieses Zeitalter hineinwirken kann, und nicht, daß wir ein nettes soziales Nest haben.

Wie konnte es dahin kommen?
Einen wichtigen Schlüsseltext dazu finden wir in 1. Sam. 8: Die von Gott gesetzten Strukturen erschienen den Israeliten unzureichend: Sie wollten einen König, der vor ihnen herziehe. Dabei haben sie völlig übersehen, daß sie diesen König bereits hatten: Gott selbst wollte ihnen vorangehen, sofern sie in seinen Wegen blieben. Aber sie wollten doch eine greifbarere Lösung (1. Sam. 8, 19f):

»Und das Volk weigerte sich, auf die Stimme Samuels zu hören; und sie sprachen: ›Nein, sondern ein König soll über uns sein, damit auch wir seien wie alle Nationen, und daß unser König uns richte und vor uns her ausziehe und unsere Kriege führe.‹«

Gott jedoch nimmt dieses Ansinnen persönlich (1. Sam. 8, 7):

»Und Jahweh sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen; denn nicht Dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, daß ich nicht König über sie sein soll.«

Was nun folgt, ist eine lange Geschichte des Wechsels zwischen Abfall und notdürftiger Wiederherstellung, die wir in den Büchern der Könige und der Chronik in fast ermüdendem Wechsel immer und immer wieder nachlesen können: Gefiel es dem König, in Gottes Wegen zu wandeln, betrug sich auch das Volk leidlich; neigte er dem Götzendienst zu, verfiel auch die Mehrheit des Volkes den Götzen.
Diese traurigen Prinzipien wirken auch in der neutestamentlichen Gemeinde. Der Wunsch nach einem Frontmann, der vor dem Volk steht »wie bei den Nationen« ist ungebrochen, ob dieser nun König oder Pastor heißt. So werden weltliche Leiterschaftsprinzipien in die Herausgerufene eingeschleppt, Gott aber wird als König verworfen. Man benötigt sein Wirken nicht mehr, wird man doch vom »Pastor« mit allem versorgt, was man geistlich zu benötigen meint.
Und auch die Auswirkungen sind die gleichen: Wenn der Präceptor z.B. einer Irrlehre erliegt, wird er den größten Teil der Versammlung damit anstecken, weil die Möglichkeit der Korrektur durch seine Mitbrüder weitestgehend ausgehebelt ist. Auch die pastoralen Netzwerke, welche die Hauptamtlichen untereinander verbinden und den Korrekturmangel korrigieren sollen, schaffen hier keine Abhilfe: Häufig sind sie überregional (was nebenher die Verkirchlichung fördert); aber auch das regional begrenzte Pastorenfrühstück kann diese Aufgabe nicht wahrnehmen. Nur eine Bruderschaft von Mündigen, die gemeinsam und gleichberechtigt einer Versammlung vorsteht, kann sich gegenseitig zurechtweisen.
So richtig finster wird es jedoch dann, wenn die Obersten neben ihrem Gehalt auch noch eine besondere Mittlerposition zwischen Gott und ihren Schafen, einen Priesterstatus also, beanspruchen: Dann ist der neutestamentliche Boden endgültig verlassen. Wer sich in diesem Sinne als Priester versteht, wird zum Anti-Christos[G], zu einem Anstatt-Christos, denn er beansprucht eine Position, die der Christos bereits ausfüllt. Daß diese Anti-Christoi in großer Menge auftreten, davor warnt uns schon der Apostel Johannes (1. Joh. 2, 18).
Es ist dabei immer wieder zu beobachten, daß der Wunsch einiger Leiter, über andere zu herrschen, seine Entsprechung findet in der großen Mehrheit derer, die lieber ihre Mündigkeit aufgeben als ihre Bequemlichkeit. Die Initiative zur Installation des Königtums in Israel ist nicht von Shaul ausgegangen, sondern vom Volk. Sehr wichtig ist für die geistliche Beurteilung, daß es hier eine Wechselwirkung gibt. Zugespitzt könnte man sagen: Verführung ist nicht möglich ohne solche, die sich verführen lassen wollen.


Was hat das mit uns zu tun?
Den neutestamentlichen Bezug zu dem, was hier am Beispiel Shauls prophetisch vorerklärt wird, stellt Paulos im ersten Korintherbrief her (1. Kor. 1, 12ff). Auch unter den Korinthern gab es solche, die nichts sehnlicher wünschten, als daß jemand vor ihnen herziehe — und wenn schon kein König, dann doch wenigstens ein Lehrer. Und so begannen einige, sich dem Apollos zugehörig zu rechnen, andere dem Paulos oder dem Kephas. Indem sie sich also beispielsweise »apollische« Christen nannten, wurden sie zur ersten Denomination. Paulos verwehrt ihnen dies und wirft ihnen vor, in ihrer fleischlichen Gesinnung den Leib des Christos zu zerteilen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob die Denomination nach einer Person oder einer Lehre benannt ist. Ob sich nun jemand apollisch, evangelisch, baptistisch oder freikirchlich nennt — alle denkbaren Benennungen verlassen den Grund, den die Schrift hier abgegrenzt hat. Legal sind lediglich lokale, regionale Bezeichnungen: Die »Herausgerufene in Korinth« ist legitim, die »Herausgerufene im Hause des Nymphas« (Kol. 4, 15) ist eine erlaubte Ortsbezeichnung, während »Die Herausgerufene des Nymphas« schon eine Denomination wäre, die nicht mehr auf dem Grund des Wortes Gottes steht.
Es geht dabei nicht einfach um Kritik an irgendwelchen nebensächlichen theologischen oder lebenspraktischen Details, sondern um einen grundsätzlichen Konstruktionsfehler der Denominationen, die dem Bauplan Gottes für die Herausgerufene nicht gerecht werden können. Wir alle wissen, daß die ersten Herausgerufenen voller haarsträubender Fehler waren. Es geht hier auch nicht um Vollkommenheit im Sinne einer vollständigen und richtigen Erkenntnis. Wir wissen, daß unser Erkennen stückweise und damit unvollständig ist. Es geht darum, daß es illegal ist, sich innerhalb des Reiches Gottes seine eigenen Fürstentümer abzugrenzen. In der Welt würde man dies als Hochverrat bezeichnen, und kein König, der etwas auf sich hält, duldet so etwas. Oder um es anders zu sagen: Es besteht zwar unter vielen Christen (wie ich feststellen mußte, bei weitem nicht mehr unter allen) einigermaßen Konsens darüber, daß es nicht legitim ist, das Weib seines nächsten zu begehren. Aber ausgerechnet in Bezug auf die Braut des Christos hört diese Zurückhaltung auf. An der zerren viele, zerreißen sie, wollen sie für sich haben, ja wollen sie gar zur Hurerei mit anderen Göttern verführen. Das wird ein schweres Gericht geben. Während sich viele Christen, wenn es um Fragen der persönlichen Rettung und Heiligung geht, durchaus noch auf das Wort Gottes einlassen, denken sie, wenn es um Gemeindefragen geht, daß sie nach eigenem Gutdünken herumwerkeln dürften. Da werden ganz klare Stopschilder überfahren, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Wenn Paulos entsetzt fragt: »Ist denn der Christos zerteilt?!« gehen sie her und sagen: »Tja, warum eigentlich nicht?«. Das heißt: So offen wird das natürlich nicht gesagt, aber es wird so gelebt.

Wölfe!
Wer also statt des Reiches Gottes seine Denomination baut, erfüllt exakt das Kriterium, das Paulos, wie eingangs erwähnt, den Wölfen zuschreibt: Er zieht die Lernenden (die Jünger) weg, hinter sich selbst her. Hinter sich selbst her, das heißt: Hinter sein Lehrschema, hinter seinen Namen, hinein in seine Hürde, die innerhalb des Weidelandes, das der Gute Hirte zuweist, willkürlich eine Parzelle eingrenzt, hinein in seine »Burg« — aus der wir doch, wie wir oben anhand von Hebr. 13 gesehen hatten, ge­rade herauskommen sollten. Mehr als dieses »Schafe-hinter-sich-selbst-herziehen« braucht es nicht, um nach biblischem Maßstab als Wolf zu gelten. Genau dieses Merkmal macht aber das Wesen einer Denomination aus. Es ist dabei völlig unerheblich, ob diese Wolfsnatur spontan sichtbar wird. Es sind nicht die scharfen Zähne, welche die Wölfe kennzeichnen, es ist eine Haltung, die da spricht: »Gut und schön, wenn du zu Christos gehörst, aber eigentlich mußt Du auch zu uns gehören. Du mußt doch irgendwo Mitglied sein, dich verbindlich einbringen.« Dabei wird die Wahrheit nur ein ganz klein wenig und auf den ersten Blick kaum sichtbar verbogen. Denn natürlich ist Treue, ist Verbindlichkeit gut und richtig. Aber aus dem Glied am Leib des Christos wird hier das Mitglied einer Denomination gemacht. Aus der Treue gegen den Christos wird die Treue zur Struktur. Während die Herausgerufene an ihn bindet, binden Denominationen an sich selbst.

Wenn Paulos hierfür Wolfsnatur prophetisch feststellt, dann gilt dies grundsätzlich, auch wenn dies nicht zu jeder Zeit und für jeden direkt sichtbar und wirksam wird. Es ist ein geistliches Gesetz: Diejenigen, die die Jünger hinter sich selbst herziehen, haben »Wolfsblut«, auch wenn sie erst einmal ganz liebenswert — sozusagen im Schafspelz — daherkommen. Nachdem ich selbst in letzter Zeit verstärkt mit der Wolfsnatur auch solcher denominationeller Strukturen, die ich bisher für einigermaßen harmlos gehalten hatte, konfrontiert wurde, mußte ich hier umdenken: Es kann zwar sehr lange dauern, bis die Wölfe, welche die Schafe hinter sich herziehen, anfangen, auch einzelne Schafe zu reißen. Aber geschehen wird es sicherlich.

Was habe ich als einzelner zu tun?
Zunächst: Mache Dich in dieser Frage eins mit dem Christos, indem Du nichts über Dich selbst sagst, was dieser nicht über Dich gesagt hat: Hat er über Dich gesagt, Du seiest ein Calvinist, oder Pfingstler, oder Du seiest katholisch, orthodox, evangelisch, freikirchlich oder sonst etwas? Nein? Dann sage auch Du selbst nicht solches über Dich, da Du sonst zum Lügner wirst. Denn wer dem Wort der Wahrheit widerspricht, lügt. Keiner sinne über das hinaus, was geschrieben steht (1. Kor. 4, 6), keiner auch habe demzufolge ein Bekenntnis, das über das hinausgeht, was geschrieben steht. Wenn Du dies tust, werden viele, die ihre Zuversicht auf das Fleisch setzen, es nicht ertragen. Das wird vielleicht Entscheidungen erzwingen, wo Du Dich zwischen Menschenlehre und Gottes Reden entscheiden mußt. Und dann solltest Du auf der richtigen Seite stehen. Halte Deine Augen offen nach Geschwistern, die ebenso denken und suche ihre Gemeinschaft. Es werden mit Sicherheit mehr werden, denn der Druck in den Denominationen durch fortschreitende Verfehlung wird so anwachsen, daß die letzten bisher dort noch verbliebenen Glieder, die mit dem Haupt Verbindung haben, hinausgetrieben werden. Bedenke: Wenn es stimmt, daß Denominationen — wie Paulos schreibt — den Christos zerteilen, und wenn es stimmt, daß ein zerteilter Christos nicht dem Plan Gottes entspricht, dann erwartet Gott auch nicht von uns, daß wir das System der Denominationen durch unsere Präsenz und Mitarbeit stützen. Wir entziehen dadurch unsere Kraft der eigentlichen Aufgabe. Wir bauen unser Haus, während das Haus Jahwehs verwüstet liegt:

So spricht Jahweh der Heerscharen und sagt: Dieses Volk spricht: Die Zeit ist nicht gekommen, die Zeit, daß das Haus Jahwehs gebaut werde.
Und das Wort Jahwehs geschah durch den Propheten Haggai also:
Ist es für euch selbst Zeit, in euren getäfelten Häusern zu wohnen, während dieses Haus wüst liegt?
Und nun, so spricht Jahweh der Heerscharen: Richtet eurer Herz auf eure Wege!
Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht; ihr esset, aber nicht zur Sättigung; ihr trinket, aber nicht zur Genüge; ihr kleidet euch, aber es wird keinem warm; und der Lohnarbeiter erwirbt Lohn für einen durchlöcherten Beutel.
So spricht Jahweh der Heerscharen: Richtet euer Herz auf eure Wege!
Steiget auf das Gebirge und bringet Holz herbei und bauet das Haus, so werde ich Wohlgefallen daran haben und verherrlicht werden, spricht Jahweh.
Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und brachtet ihr es heim, so blies ich darein. Weshalb das? spricht Jahweh der Heerscharen; wegen meines Hauses, das wüst liegt, während ihr laufet, ein jeder für sein eigenes Haus.
Darum hat der Himmel den Tau über euch zurückgehalten, und die Erde ihren Ertrag zurückgehalten.
Und ich habe eine Dürre gerufen über das Land und über die Berge, und über das Korn und über den Most und über das Öl, und über das, was der Erdboden hervorbringt, und über die Menschen und über das Vieh, und über alle Arbeit der Hände.
(Haggai 1, 2ff)

Wie oft wurde doch dieses Wort seiner tiefen prophetischen Bedeutung beraubt, indem gesagt wurde, hier ginge es um solche, die ihre Wohnhäuser bauen, statt lieber in ihre Kirchen zu investieren. Tatsächlich ist die neutestamentliche Dimension eine viel tiefere: Zurechtgewiesen werden hier diejenigen, die ins Fleisch säen (Gal. 6, 8) und ihre Denominationen bauen, die Häuser, denen sie einen Namen gegeben haben, und die dadurch zu ihren Häusern geworden sind, statt wirklich im geistlichen Bereich zu säen und das Haus Jahwehs zu bauen, das eben nicht katholisch oder baptistisch oder was auch sonst ist, und das keine menschliche Benennung trägt.

Die Wahrheit über die Realität stellen
Wenn wir erst einmal verstanden haben, daß die Prophetie Haggais eine prophetische Ebene aufweist, die sich nicht an den gewöhnlichen Häuslebauer richtet, sondern eine geistliche Beurteilung menschlicher Gemeindemodelle enthält, werden wir bald fest­stellen, daß sie die Situation der Denominationen unserer Tage treffend beschreibt: Niemand wird geistlich wirklich gesättigt, und statt des verheißenen Überflusses wird der Mangel verwaltet. Das Mißverhältnis evan­ge­listischer Anstrengungen zu ihrem Erfolg ist legendär — »Ihr habt viel gesät und wenig eingebracht …« — und den meisten Evangelikalen ist durch­aus bewußt, daß mit »Gästegottesdiensten«, Zelt­evangeli­sationen und dergleichen, von wenigen Aus­nahmen abgesehen, kaum Außen­stehende erreicht werden. Selbst in Frei­kirchen, die sich als »bibel­treu« bezeichnen, ist trotz sonntäg­licher Bepredigung kaum wirklich im Alltag anwendbares Bibelwissen vorhanden: »… ihr esset, aber nicht zur Sättigung; ihr trinket, aber nicht zur Genüge«. Scharen professioneller Pastoren sind damit be­schäftigt, immer neue Konzepte zu entwickeln, welche die Gemein­den attrak­tiver machen sollen, um »Erweckungen« zu gene­rieren oder um wenig­stens den gegenwärtigen Stand erhalten zu können: »Ihr habt nach vielem ausgeschaut, und siehe, es wurde wenig; und brachtet ihr es heim, so blies ich darein«. Ganze Gemeindebewegungen wurden auf die Beine gestellt, um durch Mitgliedschaftswachstum den Eindruck von Fruchtbarkeit zu erwecken, und doch »hat der Himmel den Tau über euch zurückgehalten, und die Erde ihren Ertrag zurück­gehalten«.
Es scheint dies nun aber nicht zu einem Nachdenken über die Ur­sachen zu führen, und wer immer sich heute verweigert, an diesen Behausungen menschlicher Religiosität mitzubauen, muß sich genau wie damals anhören: »Die Zeit ist nicht gekommen, daß das Haus Jahwehs gebaut werde. Wir können doch nicht einfach so tun, als hätte es zweitausend Jahre Kirchengeschichte nicht gegeben! Wir müssen doch von den heutigen Gegebenheiten ausgehen.« Ja, müssen wir das wirklich? Lassen wir uns von den Gegebenheiten regieren oder vom Wort Gottes? Wann werden wir aufstehen und die Wahrheit (des Wortes Gottes) über die Realität (der Kirchen­geschichte) stellen?


Was geht mit gesetzmäßiger Sicherheit schief?
Wer nun versucht, geistliche Einheit zu produzieren, indem er Gemeinschaft zwischen Denominationen organisiert statt diese niederzureißen — wer also ökumenisch denkt — verfehlt das Thema. Wölfe werden nicht dadurch harmlos, daß sie sich zusammenrotten.

Worum es hier nicht geht
Keineswegs geht es hier darum, all diejenigen, die sich (noch) in Denominationen versammeln, als Wölfe zu bezeichnen. Es geht aber darum, den Blick dafür zu schärfen, daß Denominationen zu keinem Zeitpunkt einen Platz in Gottes Bauplan der Herausgerufenen hatten. Nur, weil eine Mehrheit der Christen dies jahrhundertelang ignoriert hat, wird Gott seine Meinung dazu nicht ändern. Nie. Wer bereit ist, den schmalen Weg der Treue zu gehen, muß also damit rechnen, daß er früher oder später aus den Denominationen herausgeführt wird. Darauf möchte ich vorbereiten — und auch auf den Druck und die Vorwürfe, die dies mit sich bringen wird. Allein der Gedanke ist für viele ja schon befremdlich, da unser Denken durch die vergangenen Jahrtausende der Kirchengeschichte so verdreht wurde, daß viele sich geistliches Leben außerhalb der Denominationen nur schwer vorstellen können.

Von der Schrift her gesehen ist es aber genau umgekehrt: Stellen wir uns für einen Moment jemanden vor, der auf einer einsamen Insel strandet, dort eine Bibel findet und die Zeit seiner »Gefangenschaft« zum intensiven Schriftstudium nutzt, dadurch Christ wird, ohne aber je mit den theologischen Konstrukten und Gepflogenheiten anderer Christen in Berührung zu kommen. Dieser würde nie auf die Idee kommen, daß die kirchlichen Systeme unserer Tage eine legitime Ausformung dessen sein könnten, was er da in seiner Bibel über die Herausgerufene[G] gelernt und gefunden hat. Würde ihn irgendwann doch ein Fischkutter einsammeln und in die Civilisation zurückbringen, würde er wohl in jeder Kirche oder Freikirche scheitern. Entweder würde er als Rebell ausgegrenzt werden oder sich mit der Zeit von Christos wegbiegen lassen, um seine Ruhe zu haben. Wir leben oft so, als wären die vorgefundenen Strukturen »gottgegeben« und jeder, der sie ablehnt, ein Querulant. Die tatsächliche Rebellion besteht jedoch darin, ein System aufrechtzuerhalten, das nicht schriftkompatibel ist. Rebellion ist nicht, anderer Meinung zu sein als der Pastor. Rebellion ist, klüger sein zu wollen als Gott.





Lieben Gruß,

Isai


So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!
(2. Kor. 5:20)

Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
(Apg. 2:38)

Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
(Apg. 22:16)

 
Isai
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zuletzt bearbeitet 17.09.2014 | Top

Fundamentalismus

#25 von Schrat , 17.09.2014 21:12

Lieber Jurek,

Zitat
Ich denke, dass du tust da pauschalieren.
WENN du schon mit „Fundamentalismus“ reines Verständnis und Treue zum Wort GOTTES bringst, dann solltest du bitte auch den Moslems zugestehen, dass auch sie versuchen reine Treue zum Koran und Allah und seinem Propheten Mohamed zu halten – nicht minder wie deiner Meinung nach die fundamentalen Christen sich auf GOTTES Wort berufen mit dem VATER und seinem Gesalbten CHRISTUS.



Sicher ist beides "Fundamentalismus"

Nur der islamische Fundamentalismus ist falsch, weil er nicht auf Christus gegründet ist , Christus muß das Fundament sein und nicht Mohamed.

Ich gestehe also vielen Moslems durchaus zu, daß sie auch "Fundamentalisten" sind! Aber sie haben das falsche Fundament!

Christlicher Fundamentalismus ist nicht zu verurteilen, sondern der eigentliche und wahre Christus-Glaube. Wer nicht christlicher Fundamentalist ist, hat nicht den wahren Glauben an Jesus Christus, sondern ist vom wahren Glauben abgewichen. Die ersten Christen, sowie wir sie im NT vorgestellt bekommen,waren Fundamentalisten.

Wer sagt, daß er auch an Christus glaubt, muß auch an das glauben und das lehren, was Christus gelehrt und geglaubt hat. "Wenn ihr in meinem Worte bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger" (Joh 8:28). Dann also einschließlich buchstäblichem Verständnis der Genesis, der Sintflut, der Wunder, die Schriften, die es bis dahin gab. Jesus und die Jünger haben auf jeden Fall nicht geglaubt, daß Gott durch Evolutiion geschaffen hat. Sie haben nicht geglaubt, daß die bis dahin vorliegenden Schriften Menschwerk wären und so wie Menschenwerk betrachtet und analysiert werden müßten (historisch-kritische Methode).

Gruß
vom Schrat


Die Wahrheit hat den Irrtum nicht zu fürchten, wohl aber der Irrtum die Wahrheit (Raymond Franz)

 
Schrat
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RE: Fundamentalismus

#26 von Jurek , 18.09.2014 05:42

Hallo Schrat,

prinzipiell (das möchte ich hier nur mal so allgemein schreiben) sehe ich es so, dass ‚Moslems‘ und Moslems überhaupt nicht das gleiche sind, genauso wie ‚Christen‘ und Christen! (Genauso auch wie ‚Israel‘ und Israel…).
Überall in solchen Gruppierungen gibt es unterschiedliche Strömungen, die den „richtigen Weg“ ihres Gleichen kritisieren.
Ein beträchtlicher Teil der Moslems, kritisieren auch die radikalen Moslems, die ihrer Meinung nach auch den Koran falsch auslegen und mit Gewalt etliches daraus umzusetzen versuchen.

Wenn man also gegen Moslems schreibt, dann müsste man da sehr differenzieren. Das meinte ich auch, dass man da nicht pauschalieren sollte.

Dann kommt es auch noch darauf an, wie wer wirklich „Fundamentalismus“ interpretiert/ versteht.
War JESUS ein Fundamentalist? Wie auch seine Jünger, die scharenweise auch für ihre Ideologie den Märtyrertod starben? …

Du:

Zitat
Sicher ist beides "Fundamentalismus"

Nur der islamische Fundamentalismus ist falsch, weil er nicht auf Christus gegründet ist , Christus muß das Fundament sein und nicht Mohamed.


Jede Gruppe behauptet für sich das „Richtige“ zu haben, wie sie darin aufgewachsen und erzogen wurde.
Fundamentalisten in bestimmte radikale Richtung (egal ob ‚Moslems‘ oder „Christen“), haben in der Menschheitsgeschichte oft für ihren Glauben Kriege geführt! Die meisten Kriege und schreckliche Taten wurden aufgrund dessen geführt, wer „Recht“ und „vor Gott Anspruch“ hat…
Der nie endende Konflikt zwischen den Juden und Palästinensern ist auch nichts anderes, als das, dass bei den Juden die Meinung vorherrscht, dass ihnen (der Namenlose) Gott und nicht den anderen das Land verheißen hatte……
Wo ist da der Fundament, von dem du schreibst? (Da viele Christliche Gruppierungen da mitschwimmen bei solchen Ideologien, wobei ich da ganz anderer Meinung bin).

Zitat
Christlicher Fundamentalismus ist nicht zu verurteilen, sondern der eigentliche und wahre Christus-Glaube. Wer nicht christlicher Fundamentalist ist, hat nicht den wahren Glauben an Jesus Christus, sondern ist vom wahren Glauben abgewichen. Die ersten Christen, sowie wir sie im NT vorgestellt bekommen,waren Fundamentalisten.


= „..nicht zu verurteilen, sondern der eigentliche und wahre Christus-Glaube.“ Dieser wahre Christus-Glaube ist dann zu verurteilen? (Habe das nicht verstanden, was du da meintest).

Zitat
Wer sagt, daß er auch an Christus glaubt, muß auch an das glauben und das lehren, was Christus gelehrt und geglaubt hat.


Das behaupten ALLE von sich, dass (nur) sie das tun! Ich kenne vom Grundsatz her ‚keinen‘, der nicht überzeugt davon wäre, dass in eigener Kirche/Richtung genau das gelehrt wird, was CHRISTUS gelehrt und geglaubt hat!
Es liegt dann m. E. immer an den ANDEREN, dass sie die anderen beurteilen, dass diese nicht das lehren, was CHRISTUS lehrte…

Ein Beispiel (welches du selbst anführst):

Zitat
Dann also einschließlich buchstäblichem Verständnis der Genesis, der Sintflut, der Wunder, die Schriften, die es bis dahin gab. Jesus und die Jünger haben auf jeden Fall nicht geglaubt, daß Gott durch Evolutiion geschaffen hat. ……


Das Problem darin ist, dass man von sich selbst (eingebildet?) glaubt, dass man selber alles richtig versteht und da wo andere mit einem selber nicht übereinstimmen, sind die anderen falsch.
Ich meine, dass das eine Überheblichkeit ist.
Wie wäre es da mit der Demut und Zugeständnis, dass man selber nicht immer alles richtig versteht? Oder kannst du das für dich ausschließen?
Würde das nicht mehr Frieden auf dieser Welt bringen, ohne den „Herrn über Glauben anderer zu sein“?
Prof. Scherer meinte mal in einem seiner Interviews, dass er kennt keinen, der aufgrund von Länge der Schöpfungstage o.d.g. ein Christ wurde, sondern der wurde ein Christ, weil der an CHRISTUS glaubt, Der durch Seinen Tod und Auferstehung einen erretten kann, der Ihn annimmt! = Irrt er damit?

Gruß


"Und dies ist das Zeugnis: dass GOTT uns ewiges Leben gegeben hat, und dieses Leben ist in Seinem SOHN.
Wer den SOHN hat, hat das (wahre) Leben; wer den SOHN GOTTES nicht hat, hat das (wahre) Leben nicht.
"
1. Johannes 5:11,12.

 
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RE: Fundamentalismus

#27 von Isai , 18.09.2014 11:10

Hallo Jurek,



Zitat
= „..nicht zu verurteilen, sondern der eigentliche und wahre Christus-Glaube.“ Dieser wahre Christus-Glaube ist dann zu verurteilen? (Habe das nicht verstanden, was du da meintest).



Schrat meinte wohl "Christlicher Fundamentalismus ist nicht zu verurteilen, sondern ER IST der eigentliche und wahre Christus-Glaube."



Dazu fällt mir ein Artikel ein, den ich erst gestern Abend nach obigem gelesen habe und dem ich ebenso zustimmen kann:


Zitat
Wie das Pro-medienmagazin meldet hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), »Bischöfin« Margot Käßmann, sich von »fundamentalistischen evangelikalen Gruppen« distanziert.


Gegenüber dem Fernsehsender »Phoenix« sagte sie:

»Wenn es anfängt, in eine fast kriegerische Sprache überzugehen, dann ist das nicht mehr akzeptabel. Da ist ein Punkt erreicht, der mit unserer evangelischen Kirche nicht mehr vereinbar ist. Es gibt solche Gruppen. Die würde ich dann aber nicht mehr auf dem Boden unserer Grundsätze sehen.«

Schön, auf diesem Wege einmal zu erfahren, daß die EKD im Allgemeinen und Frau Käßmann im Besonderen auch Grundsätze haben. Wer hätte das gedacht.

Da es in Deutschland aber nun einmal keine evangelikalen Fundamentalisten gibt, die im physischen Sinne militant wären und ständig eine geladene Beretta im Holster trügen, da ferner evangelikale Fundamentalisten bisher nicht dadurch aufgefallen sind, daß sie dazu aufriefen, Kreuzzüge auszurüsten um das Heilige Land von den Horden Sultan Saladins zu befreien, kann hier offensichtlich nur eine metaphorische, eine gleichnishafte Militanz gemeint sein. Vorausgesetzt, daß Frau Käßmann während ihres Theologie-Studiums auch mal eine Bibel in der Hand hatte und mit deren Inhalt vertraut gemacht wurde, weiß sie sicherlich, daß ihre Worte mit steckbrieflicher Genauigkeit auf Jesus und Paulos passen (von den alttestamentlichen Propheten will ich jetzt gar nicht erst anfangen), aus deren rhetorischem Repertoire solche »kriegerische Sprache« nicht wegzudenken ist:

Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. (Mt. 10, 34)

Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen; und was will ich, als daß es schon angezündet ist? (Lk. 12, 49)


Dieses Anweisung gebe ich dir, mein Kind Timotheus, nach den vorangegangenen Prophetien über dich, auf daß du infolge derselben den idealen Kriegsdienst leistest, indem Du die Treue bewahrst und ein gutes Gewissen … (1. Tim. 1, 18f)

Übrigens, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.
Ziehet an die ganze Waffenrüstung Gottes, damit ihr zu bestehen vermöget wider die Listen des Teufels.
Denn unser Kampf ist nicht wider Fleisch und Blut, sondern wider die Fürstentümer, wider die Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis, wider die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern.
Deshalb nehmet die ganze Waffenrüstung Gottes, auf daß ihr an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem ihr alles ausgerichtet habt, zu stehen vermöget.
Stehet nun, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, und angetan mit dem Brustharnisch der Gerechtigkeit,
und beschuht an den Füßen mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens,
indem ihr über das alles ergriffen habt den Schild des Glaubens, mit welchem ihr imstande sein werdet, alle feurigen Pfeile des Bösen auszulöschen.
Nehmet auch den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches Gottes Wort ist …
(Eph. 6, 10ff)



Ich habe die Auswahl der Beispiele sehr begrenzt, eigentlich gibt die Bibel Material her, noch eine ganze Weile so weiterzumachen. Daß die Herausgerufene [G] sich in einem Krieg befindet, ist geistliches Basiswissen; wenn die EKD hier kollektive »Kriegsdienstverweigerung« betreibt, statt dem obersten Heerführer nachzufolgen, stellt sie sich selbst außerhalb der Herausgerufenen [G]. Wer die EKD einigermaßen kennt, wird darob nicht sonderlich erstaunt sein.

Wie schon gesagt: Es handelt sich bei diesem Krieg um einen geistlichen Kampf, und gerade die sogenannten »christlichen Fundamentalisten« stehen — im Gegensatz zu vielen anderen religiösen Radikalen — aufgrund ihres theologischen Gerüstes noch am wenigsten in der Gefahr, dies mißzuverstehen und tatsächlich militant zu werden. Kein evangelikaler Fundamentalist in Deutschland verbreitet seine Ansichten mit anderen als verbalen Mitteln. Natürlich ist er per definitionem missionarisch, aber: Je fundamentalistischer er ist, desto mehr ist ausgeschlossen, daß er jemals zu nonverbalen, gewalttätigen Mitteln greift, um seine Ziele zu errreichen. Der evangelikale Fundamentalist ist tendenziell eher das klassische Opfer, das lieber auf den Scheiterhaufen oder ins KZ geht, um nur kein Jota von seinen Überzeugungen abweichen zu müssen. Ihn durch den Gebrauch des Begriffes »Fundamentalismus«, wie er heute nun einmal mehrheitlich verstanden wird, in die Nähe von Bombenlegern zu rücken, ist grob unredlich. Während bei anderen religiösen Fundamentalisten das Gewaltpotential proportional zum Maß des Fundamentalismus zunimmt, nimmt es beim »evangelikalen Fundamentalisten« ab, je fundamentalistischer er wird*.

Stellt sich zum Schluß noch die Frage, ob Jesus und Paulos jetzt Buße tun müssen, weil sie lt. Käßmann »einen Punkt erreicht [haben], der mit der evangelischen Kirche nicht mehr vereinbar« ist. Glück haben beide jedenfalls, daß sie nicht Mitglied der EKD sind, so bleiben ihnen jedenfalls weitergehende Konsequenzen erspart …



*Hans Heckel führt eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen an, derzufolge bei jungen Muslimen die Gewaltneigung bei wachsender Frömmigkeit zunimmt, während junge Christen desto friedlicher werden, je religiöser sie sind.


Siehe auch Geiernotiz vom 30. 6. 10: Im Krieg


Nachtrag 10. 7. 11: Auf den zweiten Blick war auch Jakobos so ein Militanter. (Q)






Lieben Gruß,

Isai


So sind wir nun Gesandte an Christi Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt; wir bitten für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott!
(2. Kor. 5:20)

Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden! Und ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
(Apg. 2:38)

Und nun, was zögerst du? Steh auf, lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst!
(Apg. 22:16)

 
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zuletzt bearbeitet 18.09.2014 | Top

RE: Fundamentalismus

#28 von Schrat , 18.09.2014 11:31

Liebe Isai,

wenn man von allen Seiten angefeindet wird, tut es gut, mal jemand auf seiner Seite zu sehen!


lichen Dank!
liche Grüße
vom Schrat


Die Wahrheit hat den Irrtum nicht zu fürchten, wohl aber der Irrtum die Wahrheit (Raymond Franz)

 
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