Brief an einen Zj

#1 von Oliver , 24.05.2012 09:06

Lieber Zeuge Jehovas,
ich freue mich, dass Ihnen so viel an dem heiligen Namen Gottes liegt. Ich selber lese gern in der Bibelübersetzung, die die Zeugen Jehovas früher benutzt haben: in der „Elberfelder Bibel“, die im AT noch den Namen JEHOVA verwendet. Ich bin nicht imstande, sprachwissenschaftlich zu beurteilen, ob Jehova oder Jahwe die richtige Aussprache ist. Was ich jedoch aus der Bibel weiß: Gott hat bei der Verfassung des Neuen Testaments durch seine Inspiration dort, wo die NT-Schreiber das AT zitieren, statt des Namens Jehova den Titel „Herr“ (griechisch kyrios) aufschreiben lassen, so wie es in der damaligen griechischen Ausgabe des AT üblich war, der sogenannten Septuaginta. In der Neue-Welt-Übersetzung wurde an diesen Stellen leider das Wort kyrios durch Jehova ersetzt (einige Beispielstellen sind: Mt 4,10; Mk 12,29; Apg 7,49; Röm 9,29 uva.). Vielleicht erstaunt es Sie darüber nachzudenken, dass der Name Jehova im inspirierten griechischen NT gar nicht vorkommt. Einzige Ausnahme sind einige Verse in der Offenbarung, wo dreimal das Wort „Hallelujah“ vorkommt, das eine verkürzte Form des Namens Jehova enthält (es heißt übersetzt: „Lobet J(ehov)ah). Auch der Herr Jesus hat dem inspirierten griechischen NT zufolge Gott nie mit „Jehova“ angeredet, sondern stets mit „Vater“.

Was den Stellenwert von Namen betrifft, sagt das NT ganz klar, dass es nur einen Namen gibt, „in welchem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12). Aus dem Zusammenhang (vgl. Apg 4,10-11) ist klar, dass dies der Name des Herrn Jesus Christus ist. Von der Person Jesu und der Erkenntnis und Auffassung, wer er ist, hängt sehr viel ab. Er selbst sagte, „dass ihr in euren Sünden sterben werdet; denn wenn ihr nicht glauben werdet, dass ich (es) bin, so werdet ihr in euren Sünden sterben“ (Joh 8,24). Die Errettung vor den Konsequenzen der Sünde und damit vor dem Zorn Gottes hängt also tatsächlich davon ab, ob man erkannt hat, wer Jesus wirklich ist. Aber wer ist Jesus nun? Ich bin zutiefst überzeugt, dass Sie als Zeuge Jehovas eine Auffassung von dem Herrn Jesus haben, die nicht der Wahrheit entspricht und dass deshalb die Warnung aus Johannes 8,24 auf Sie zutrifft. Mir liegt es am Herzen, Sie vor einem ewig fatalen Irrtum zu bewahren. Wenn Ihnen etwas an Ihrem ewigen Schicksal liegt, so prüfen Sie bitte Ihren bisherigen Glauben aufrichtig anhand einer zuverlässigen, nicht verfälschten Bibelübersetzung (ich empfehle die unrevidierte Elberfelder, möglichst mit Dazunahme eines griechischen Grundtextes des NT).

Sicherlich werden Sie nicht bestreiten, dass Jesus Christus „der Herr“ (kyrios) ist. Ich habe 162 Verse gezählt, in denen Jesus Christus direkt „Herr“ genannt wird (Sie können die Liste dieser Verse unter diesem Link einsehen). Wäre die Neue-Welt-Übersetzung konsequent gewesen in ihrer Ersetzung von kyrios durch Jehova, dann würde Jesus Christus in 162 Versen Jehova genannt - und dann müssten die Zeugen Jehovas ihre Lehre grundlegend revidieren!

Ein besonderes bedeutsames Beispiel ist Philipper 2,10-11: „... auf dass in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“ Dieser Vers zitiert einen Teil aus Jesaja 45,23-24, wo es heißt: „Ich (Jehova) habe bei mir selbst geschworen ... dass jedes Knie sich vor mir beugen, jede Zunge mir schwören wird. Nur in Jehova, wird man von mir sagen, ist Gerechtigkeit und Stärke ...“ Warum haben die Übersetzer der NWÜ nicht auch hier den alttestamentlichen Namen Jehova in das AT-Zitat eingefügt, wie an den übrigen Stellen? Weil sie dann zugeben und bekennen müssten, dass Jesus Christus Jehova ist.

Ein weiteres Beispiel ist der Ruf von Johannes dem Täufer, der in den Evangelien wiedergegeben wird und ein direktes Zitat (und erfüllte Prophetie) aus Jesaja 40,3 ist: „Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Steige“ (Mt 3,3; ebenso Mk 1,3; Lk 3,4). Die NWÜ fügt hier wiederum „Jehova“ ein: „Bereitet den Weg Jehovas“. Sinngemäß ist das richtig, denn Johannes war der Wegbereiter, Ankündiger und Vorläufer des Herrn Jesus, der kein anderer ist als Jehova selbst. Dieses Eingeständnis der NWÜ ist erstaunlich! Lehrt die NWÜ also doch, dass Jesus Jehova ist?

In Hebräer 1,10 wagt die NWÜ diese Behauptung nicht und gibt urtextgetreu wieder: „Du, Herr (der Herr Jesus, siehe Zusammenhang), hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände.“ Dies ist ein Zitat aus Psalm 102,26, und gemäß der NWÜ-Ersetzungsregel („ersetze in AT-Zitaten kyrios durch Jehova“) hätte hier konsequenterweise wieder „Jehova“ eingesetzt werden müssen - aber das wäre wohl zu eindeutig gewesen.

Gerade das Buch Jesaja, von dem hier die Rede ist, bezeugt immer wieder, dass es keinen anderen Retter gibt als Jehova: „Ich, ich bin Jehova, und außer mir gibt es keinen Retter“ (Jes 43,11, vgl. 19,20; 25,9; 31,5; 33,2.22; 35,4; 36,15; 38,20; 45,21.22; 49,26; 60,16). Aber ist nicht Jesus auch ein Retter oder nicht sogar der eine Retter? (Siehe Apg 13,23; 1Thes 1,10; 1Tim 1,15; 2Tim 1,10, Tit 1,4 uva., „Heiland“ = „Retter“) Das war ja gerade der Grund für seinen Namen („Jesus“ heißt „Jehova ist Rettung“): „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.“ Brauchen Sie nicht auch Errettung - müssen nicht auch Sie von Sünden errettet werden? Nur der Herr Jesus kann Sie erretten - er ist der einzige Retter. Aber ist nicht dem AT zufolge Jehova der einzige Retter? Ein unlösbarer Widerspruch? Keineswegs. Im NT hat Gott sich in Jesus Christus als „Retter-Gott“ (1Tim 2,3) offenbart.

Der Herr Jesus sagte zu seinen Jüngern: „Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ (Joh 14,1). An Gott zu glauben ist gut, aber allein das reicht nicht. Das tun viele religiöse Menschen, die aber noch von ihren Sünden geplagt werden. Um errettet zu werden, muss der Sünder so an Gott glauben, wie er sich offenbart hat: in Jesus Christus. In Christus hat Gott „sein eigenes Blut“ vergossen, um die Sündenschuld seines Volkes zu sühnen (Apg 20,28). Vermutlich meinen Sie, dass Sie der Aufforderung Jesu aus Johannes 14,1 bereits nachkommen. Viele behaupten „an Jesus zu glauben“. Aber haben alle diese Namenschristen rettenden Glauben? Wie leicht täuscht man sich hierin. Jesus fordert hier einen Glauben an ihn, der dem Glauben an Gott in nichts nachsteht. Er ist nichts weniger als Gott. Wenn Sie in Ihrem Glauben bisher Jesus für weniger als Gott gehalten haben und ihm weniger zugetraut haben als Gott (z.B. keine ewige Präexistenz, keine souveräne Allmacht), dann haben Sie keinen wirklichen Glauben an ihn. Und wenn Sie Ihr Leben ihm noch nicht so unterworfen haben, wie der Jünger Thomas es tat („mein Herr und mein Gott“ - Joh 20,28), dann sind Sie - laut Joh 8,24 - noch in Ihren Sünden. Furchtbarer Gedanke. Aber: „... jeder, der irgend den Namen des Herrn anrufen wird, wird errettet werden.“ Wer ist dieser Herr?

© Betanien Verlag, H.W. Deppe

„... Und du wirst erkennen, dass ich der HERR (Jehova), dein Retter bin und ich, der Mächtige Jakobs, dein Erlöser ...“ (Jes 60,16, Rev.Elb.)

... So spricht der Herr, HERR (Jehova): Siehe, ich öffne eure Gräber und lasse euch aus euren Gräbern heraufkommen als mein Volk und bringe euch ins Land Israel. Und ihr werdet erkennen, dass ich der HERR (Jehova) bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch aus euren Gräbern heraufkommen lasse als mein Volk. Und ich gebe meinen Geist in euch, dass ihr lebt, und werde euch in euer Land setzen. Und ihr werdet erkennen, dass ich, der HERR (Jehova), geredet und es getan habe, spricht der HERR (Jehova). Hesekiel 37,12-14
Quelle: http://www.betanien.de

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RE: Brief an einen Zj

#2 von Schrat , 24.05.2012 22:03

Lieber Oliver,

den Gedanken in dem von Dir eingestellten Artikel kann ich größtenteils zustimmen. Viele Bibeltexte, die im AT auf Jehova angewendet werden, werden im NT auf Jesus Christus angewendet. Nicht, weil er im Sinne der Dreieinigkeitslehre mit Gott identisch wäre, sondern, weil der Vater d u r c h J e s u s Christus wirkt und als sein Vertreter gesandt wurde.

Gott will, daß sein Sohn Jesus Christus für einen gewissen Zeitraum an seiner Stelle handelt, so wie Mordochai für seine Treue damit belohnt wurde, daß er in die Gewänder des Königs gekleidet und auf dem Pferd des Königs ritt und genauso verehrt werden sollte, wie der König.

Dem Gedanken, daß Jesus Christus der Schöpfer ist (Hebräer 1:10) kann ich allerdings nicht zustimmen. Es gibt sehr viele Bibelstellen, die eindeutig zeigen, daß nicht Jesus, sondern der allmächtige Gott, als Jahwe oder Jehova bekannt, der Schöpfer ist. Auch Jesus Christus spricht davon, daß sein himmlischer Vater der Schöpfer ist. In Jesaja 44:24 sagt Gott, daß er selbst alles gemacht hat und daß kein "Helfer" dabei war.
Wenn es eine etwas schwierige Bibelstelle gibt, die anscheinend etwas anderes sagt, kann man dadurch die anderen deutlichen Bibelstellen nicht beiseite schieben.

Aus http://www.bibelcenter.de/bibel/trinitaet/heb1_10-12.php

Zitat
Hebräer 1,10-12
Und: »Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk.
Sie werden vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle veralten wie ein Gewand;
und wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden. Du aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören.«

Die Schwierigkeit ist offensichtlich gleich der Beginn dieses Zitats aus Psalm 102. Wenn man sich aus den Versen davor erinnert, daß hier von "dem Sohn" die Rede ist, und was Gott bzgl. des Sohnes bereits in diesen Schriften des Alten Testaments prophetisch hat verkünden lassen, dann scheint es hier nun wirklich so zu sein, als habe der Sohn am Anfang die Welt gegründet und als wären die Himmel seiner Hände Werk. Vers 10 beginnt mit: "Du, Herr, hast am Anfang die Erde gegründet ..." Ist hier nun "Du, Herr" mit dem "Sohn" gleichzusetzen, dann ergibt sich ein großes Problem. Ein solches Verständnis stände in eindeutigem Widerspruch zu allen anderen Aussagen in der Schrift, die uns (a) darüber berichten, wer am Anfang die Welt schuf, und (b) berichten, daß es sich bei dem Sohn Gottes um einen Menschen handelt.

Daß Jesus Christus, der Sohn Gottes, Mensch und nicht Gott ist, ist das Zeugnis des Hebräerbriefs, und ein kurzer Blick auf Hebräer 2,14ff macht dies deutlich. Jesus ist seinen Brüdern gleich, er hat wie alle Kinder, Fleisch und Blut angenommen. Er ist nicht ein Engelwesen. Das sind die Kernwahrheiten, die uns in den ersten zwei Kapiteln in Hebräer vermittelt werden.

..............

Hebräer 2,5
Denn nicht den Engeln hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden.

"... hat er untertan gemacht DIE ZUKüNFTIGE WELT, von der wir reden." Auch hier wird deutlich, daß diese Abschnitte bzgl. des Sohnes einen Bezug haben nicht auf die Schöpfung von Himmel und Erde in 1. Mose 1 am Anfang, sondern daß diese Abschnitte und Weissagungen über den Sohn von einer aus der Sicht des Schreibers zu der Zeit zukünftigen Welt handeln!

Ja, in Vers 10 wird mittels des Zitates gesagt, daß Gott, der Herr, am Anfang die Erde gründete und die Himmel seiner Hände Werk sind. Der wichtige Punkt aber ist nicht "der Herr" und eine Gleichsetzung dieses "Herrn" mit "Sohn", sondern vielmehr die Erwähnung der Erde und der Himmel, und dann im nächsten Vers die Erwähnung ihrer Vergänglichkeit. Dieses Vergehen von Himmel und Erde, die Wahrheit, daß diese nicht bleiben werden, wird kontrastiert mit dem "Sohn" und seiner andauernden Herrschaft in der neuen Welt, die auch in den unmittelbar vorangehenden Versen 8-9 angesprochen worden war. Diese Verse in Hebräer 1,10-12 handeln also nicht davon, daß Jesus der Schöpfergott ist.




Paulus holt also bei seinen Ausführungen etwas weiter aus und führt bei mit der Dreieinigkeitslehre "vorbelasteten" Lesern zu der Auffassung, Jesus und Jehova seien identisch und Jesus sei der Schöpfer.

Der angebliche "Regelverstoß" in der NÜW wird auch unter

http://hgp.blogger.de/stories/1580319/

widerlegt.

Gruß
vom Schrat


Die Wahrheit hat den Irrtum nicht zu fürchten, wohl aber der Irrtum die Wahrheit (Raymond Franz)

 
Schrat
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Registriert am: 31.03.2012


Brief an einen 'ZJ' - Hintergedanken

#3 von Jurek , 05.02.2013 17:40

Hallo Oliver,

du schreibst unter anderen

Zitat
Ich habe 162 Verse gezählt, in denen Jesus Christus direkt „Herr“ genannt wird (Sie können die Liste dieser Verse unter diesem Link einsehen).


Unter welchem Link?
Ich persönlich hinter-frage so manche Aussagen davon, was du dazu geschrieben hast. Aber meine Bedenken hatte ich schon DORT geschrieben.
Finde auch sonderbar, dass du auch "Jehova" einfügst, wo in den meisten Bibeln nur "HERR" steht (wie du es auch zitierst, ohne das fairerweise auch mal zu kritisieren).
In manchen Übersetzungen steht gar: "der Herr HERR …" sprach…, oder "dessen Name HERR ist" u.d.g. Nonsens! Und neuerdings wird der Name GOTTES im AT auch in Kleinbuchstaben "Herr" geschrieben (ohne welche Bemerkung dazu). Wie soll man dann unterscheiden, welcher Herr zu welchem Herrn da spricht etc.?
Warum muss man dann das AT so absichtlich verfälschen? Muss das wirklich sein? Inklusive der m.E. GOTTES-lästerlicher Unterstellung, dass ER das so wollte oder so…?
Oder irre ich mich hier, und bei was konkret bitte?

Gruß!


 
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