Liebe Forumsmitglieder,
ich will heute mal den Gedanken der Leitung weiter fortspinnen. Bisher ging es ja um die zentrale Leitung, aber aufgrund des heutigen Tagestextes, möchte ich gerne mal die örtliche Leitung einer Versammlung ansprechen.
Mittwoch, 20 März
Wir bitten euch, die zu respektieren, die unter euch hart arbeiten und die euch vorstehen im Herrn und euch ernstlich ermahnen (1. Thes. 5:12)
Kommentar der WTG dazu:
Älteste, die der Versammlung gut vorstehen, besprechen gemeinsam, was die Versammlung benötigt und was zu tun ist. Es wäre vielleicht effizienter, wenn e i n Ältester alles entscheiden würde. Doch die heutigen Ältestenschaften folgen dem Beispiel der leitenden Körperschaft im ersten Jahrhundert. Sie besprechen Angelegenheiten der Versammlung offen und richten sich dabei nach der Bibel aus. Es ist ihr Wunsch, bei allem nach biblischen Grundsätzen vorzugehen. Am besten gelingt ihnen das, wenn sich alle auf die Ältestensitzungen vorbereiten und dabei die Bibel und die Anleitung des treuen und verständigen Sklaven berücksichtigen. Das kostet natürlich Zeit. Gehen die Meinungen auseinander — wie im ersten Jahrhundert, als sich die leitende Körperschaft mit der Beschneidungsfrage befasste —, könnte sogar noch mehr Zeit und Mühe nötig sein, um zu einer biblisch begründeten Entscheidung zu kommen (Apg. 15:2, 6, 7, 12-14, 28). w11 15. 6. 4:11, 13
An den dort angesprochenen Grundsätzen ist im allgemeinen nach meinem Urteil kaum was zu bemängeln, mal abgesehen von "der Anleitung des treuen und verständigne Sklaven", soweit diese Anleitung vielleicht biblischen Aussagen widerspricht.
Mir geht es um die Leitung an sich. Grundsätzlich ist Jesus Christus unser "Führer" und doch kommt die örtliche Versammlung nicht ohne "Leiter" oder "Vorsteher" (Aufseher, Hirten) aus, sie sind Unterhirten unter den großen Oberhirten Jehova und Jesus Christus. Ihnen sollte man folgen, soweit sie selbst der Führung Gottes durch sein Wort folgen. So gesehen sind es eigentlich Gott und Christus, die uns führen.
Nur in der Praxis sieht es, was die Umsetzung anbelangt unterschiedlich aus. Es soll Brüdergemeinden geben, die überhaupt keien Organisationsstruktur haben, weil sie sich darauf berufen, daß Jesus sagte: "ihr seid alle Brüder". In den meisten Christengemeinden ist es so, daß ein einzelner als "Pastor" oder Hirte dient. Es mag zwar noch einen Ältestenrat geben, aber nach meiner Kennntnis der Angelegenheit, beschäftigen die sich in der evangelischen und katholischen Kirche mehr mit Verwaltungsaufgaben als mit der geistlichen Leitung der Gemeinde.
Grundsätzlich kann man nicht leugnen, daß die Christenversammlung durch eine Ältestenschaft geleitet werden sollte. Dafür gibt es viele Belege. Bei Jehovas Zeugen war es bis zur Zeit Rutherfords auch so, bis dieser eine "Theokratische Ordnung" einführte und die Gesellschaft einfach einen Versammlungsleiter bestimmte und auf diese Weise die örtlichen Ältesten überging, die eigentlich nach Prüfung, wer den biblischen Grundsätzen entspricht, Älteste ernennen sollten. In der Anfangszeit des Christentums geschah dies durch Paulus und seinen Beauftragten, z.B. den Timotheus. Sicher haben sie bei dieser Ernennung sich vorher über den Betreffenden in der Versammlung erkundigt, welchen Ruf diese hatten.
Als ich Z.J. wurde gab es den "Versammlungsdiener", dem ein "Hilfsversammlungsdiener" als Vertreter zur Seite stand und dann verschiedene Dienstamtgehilfen. Später wurde die Ältestenvorkehrung eingerichtet, wobei jeder der Ältesten in einem tournusmäßigen Wechsel als Versammlungsdiener wirkte. Im Moment gibt es einen "Koordinator" und man möchte, daß dieser nur "koordiniert", aber nicht irgendwie die Führung übernimmt oder sozusagen "den Chef" spielt.
Nur ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das nicht gut ist. Die Bibel sagt nicht umsonst in Sprüche 11:14 " Wenn keine geschickte Lenkung da ist, kommt das Volk zu Fall; aber Rettung gibt es bei der Menge der Ratgeber". Also sowohl Lenkung als auch Ratgeber für denjenigen, der lenkt. Natürlich dienen auch die Ratgeber dann insgesamt als "Lenkung".
Wenn keine geschickte Lenkung da ist, dann geht es mehr nach dem Spruch "viele Köche verderben den Brei". Ich habe es erlebt, wie sich Ältestenbesprechungen bis Mitternacht hinzogen, weil der Vorsitzende meinte, er dürfe nicht führen, sondern das müsse aus der Ältestenschaft kommen. Sicher soll der Vorsitzende nicht den andern seine Meinung aufdrücken, aber eine gewisse Leitung ist schon erforderlich, um der Besprechung eine Forum und Richtung zu geben, in dem Zusammenfassungen gemacht werden, Vegleiche mit dem biblischen Rat gezogen werden und dann zu festen Entschlüssen gekommen wird. Ansonsten schleicht sich die menschliche Mentalität ein "Hannemann geh Du voran, Du hast die größten Siefel an....".
Und deswegen meine ich schon, daß es sowohl erforderlich als auch biblisch gedeckt ist, daß einer als "Vorsitzführender Aufseher" oder auch als "Pastor" gemäß der traditionellen Bezeichnung eine gewisse Führung übernimmt, wobei er sich immer bewußt ist, daß die eigentlichen Führer Gott und Jesus Christus sind. Bei dem Apostelkonzil übernahm auch einer die "Führung" und das war der Jakobus. Auch die Offenbarung des Johannes gibt uns einen Hinweis, indem von dem "Engel der Versammlung..." die Rede ist, was sich offensichtlich auf den Gemeindeleiter bezog. Auch die Geschichte außerhalb der Bibel berichtet darüber, daß neben den Versammlungsältesten einer als Vorsitzender diente.
Einen Hinweis gibt auch Jesus Christus, wenn er sagt, daß derjenige, der der "Erste" sein wolle, der Diener aller sein. In gewisser Weise "Primus inter pares", also der Erste unter gleichen.
Gruß
vom Schrat