Ich habe das Prinzip der Leitung durch ein Haupt, als ein göttliches Grundprinzip erkannt.
Jehova hat für dieses System hierarchische Autoritätsstrukturen angeordnet und erwartet jeweils eine entsprechende Unterordnung.
Allgemein im geistigen Bereich:
Jehova-Jesus-Mann-Frau-Kinder
(1.Kor 11:3; Kol 3:18-20)
Kinder gehorchen der Mutter, die Mutter dem Vater, der Vater dem Christus und der Christus ordnet sich Jehova unter.
In der Versammlungsordnung:
Jehova-Jesus-Apostel-Älteste-Männer-Frauen-Kinder
(Eph 1:22-23; 2:20; 4:8-11; 1.Kor 12:28; Heb 13:17; 1Pe 5:5; 1Tim 2:11-12)
In der Weltlichen Ordnung:
Regenten-Unterregenten-Bürger
(Titus 3:1; Röm 13:1)
In der Arbeitswelt:
Regierung-Arbeitgeber(Sklavenhalter)-Arbeitnehmer(Sklaven)
(Eph 6:5; Kol 3:22)
In jeder dieser Hierarchien erwartet Gott eine jeweilige Unterordnung.
(Jak 3:17)„Die Weisheit von oben aber ist … zum Gehorchen bereit“
Aber der rebellische Geist der Unabhängigkeit, den man vielfach beobachten kann, stammt aus einer anderen Quelle.
Römer 13:1 ist deshalb nicht nur für weltliche Regierungen anwendbar, sondern ist ein allgemeines Prinzip:
(Römer 13:1) Jeder Mensch soll sich den übergeordneten Autoritäten unterordnen, denn es gibt keine Autorität, die nicht von Gott kommt. Die bestehenden Autoritäten stehen auf Anordnung Gottes in ihren relativen Stellungen.
Die meisten Anbeter Jehovas sammeln sich bei den Zeugen Jehovas (Trinitarier sind keine Anbeter Jehovas). Die Zeugen Jehovas sind das einzige Volk Gottes, das zur Zeit erkennbar ist und deshalb ist die leitende Körperschaft faktisch die übergeordnete Autorität des Volkes Gottes.
Jetzt ist die Frage, ob eine solche zentrale Leitung auch biblisch begründbar ist.
Zitat von gerd
Was Organistion anbelangt entnehme ich für Christen nur, daß es den Felsen Jesus Christus gibt und darauf die 12 Apostel und darauf letztendlich die "Kirche" bzw. "Versammlung". Und dann gibt es noch die Ortsversammlungen mit Aufsehern und Dienstamtsgehilfen.
Dieses Muster findet man heute bei den Zeugen Jehovas wieder, wobei die leitende Körperschaft die Funktion der Apostel übernommen hat. Wenn die Apostelfunktion fehlt, kommt es leicht zu einem Abfall (2 Thes 2:6,7; Apg 20:29-30). Deshalb ist sie unverzichtbar.
Die Leitung der Versammlung durch Älteste ist biblisch legitimiert. Und wenn die Ältesten eine Ältestenschaft der Ältestenschaften anerkennt, ist das nicht unbedingt unbiblisch. Das geschah auch im ersten Jahrhundert, als man sich bei einer Streitfrage an die Apostel und Ältesten in Jerusalem wandte. Die Apostel und älteren Männer in Jerusalem konnten Grundsatzentscheidungen für alle Versammlungen treffen (Apg 15:2, 6; 16:4,5).
Von daher ist ein zentrales Gremium, dass Entscheidungen für alle trifft nicht unbiblisch und es liegt im Ermessensspielraum der Ältesten dieses anzuerkennen. Dies wäre die grundsätzliche Legitimation.
Nun ist allerdings die Frage, ob die heutige Dauereinrichtung auch noch biblisch begründbar ist.
Die Apostel haben ja nicht nur einmal eine Entscheidung getroffen, sondern sie haben die Versammlungen ja auch durch ihre persönliche Anwesenheit und durch Briefe belehrt.
Die Versammlungen der Nicht-Juden wandte sich an den Apostel Paulus, wenn sie Fragen hatten, und er schrieb ihnen dann verbindliche Antworten dazu. Der Apostel Paulus war die zentrale Instanz für die nichtjüdischen Versammlungen und er war dazu ja auch persönlich von Jesus auserwählt worden, der Apostel für die Nationen zu sein. Und er arbeitete mit den anderen Aposteln zusammen und traf keine einsamen Grundsatzentscheidungen, obwohl der heilige Geist ihn dazu hätte anleiten können.
Die Apostel waren also eine dauerhafte zentrale Instanz.
Nun ist auch die Frage, wie das uns von Jesus aufgetragene Werk ohne eine zentrale Leitung überhaupt durchgeführt werden kann.
(Matthäus 28:19-20) Geht daher hin, und macht Jünger aus Menschen aller Nationen, tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, 20 und lehrt sie, alles zu halten, was ich euch geboten habe.
(Matthäus 24:14) Und diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen.
Ein weltweites Predigtwerk muss doch irgendwie koordiniert werden und es macht auch Sinn wenn das Zeugnis einheitlich ist und die Zeugen sich nicht untereinander widersprechen. Ohne zentrale Leitung funktioniert das nicht.
Neben der grundsätzlichen Legitimation einer zentralen Leitung durch biblische Vorbilder gibt es auch noch die Legitimation durch das Volk. Und auch diese ist gegeben.
Rutherford wurde durch die vielen Mitglieder der Wachtturm-Gesellschaft zum Präsidenten gewählt. Damals waren die meisten Bibelforscher auch Mitglied der Wachtturm-Gesellschaft.
Und 1938 wurde er durch eine Resolution der Versammlungen ermächtigt, praktisch die Funktion eines Königs für die Versammlungen zu übernehmen. Das Volk hat die Führung also legitimiert.
Später wurde diese Autorität auf eine kleine Gruppe erweitert, sozusagen das Zentralkomitee der Zeugen Jehovas. Die daraus entstandene "Dynastie" nennt sich heute leitende Körperschaft.
Eine einmal eingeführte Monarchie kann, wie beim Volk Israel, nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Israeliten mussten die Nachteile eines Königs dann solange tragen, bis die Babylonier dem ein Ende machten. Obwohl Jehova eigentlich gegen einen menschlichen König war und davor gewarnt hatte, sich einen König zu erwählen, handelte er hinterher dann doch durch den König und schenkte dem Volk durch ihn viele Siege über ihre Feinde. Genauso ist es auch heute. Jehova akzeptiert die Führung und handelt durch sie. Sie ist eine von Gott angeordnete relative obrigkeitliche Gewalt, der zu gehorchen ist, soweit das Gewissen es erlaubt.
(Römer 13:2-4) Wer sich daher der Gewalt widersetzt, hat sich der Anordnung Gottes entgegengestellt; die, die sich ihr entgegengestellt haben, werden für sich ein Gericht empfangen. 3 Denn die Herrschenden sind nicht für die gute Tat ein Gegenstand der Furcht, sondern für die schlechte. Willst du also ohne Furcht vor der [obrigkeitlichen] Gewalt sein? Fahre fort, Gutes zu tun, und du wirst Lob von ihr haben; 4 denn sie ist Gottes Dienerin, dir zum Guten.
Gerade das Gewissen, sollte da für die zentrale Leitung sprechen:
(Römer 13:5-7) Daher besteht zwingender Grund, daß ihr untertan seid, nicht nur jenes Zorns wegen, sondern auch [eures] Gewissens wegen. 6 Denn darum zahlt ihr auch Steuern; denn sie sind Gottes öffentliche Diener, die für ebendiesen Zweck beständig dienen. 7 Erstattet allen, was ihnen gebührt: ... dem, der Furcht [verlangt], die Furcht; dem, der Ehre [verlangt], die Ehre.
Selbst wenn die leitende Körperschaft so schlecht wäre, wie die meisten hier glauben, verwirkt das nicht ihre Autoritätsstellung.
Beim alten Volk Gottes hat sich König Saul als schlechte Autorität herausgestellt, dennoch musste er weiterhin respektiert werden. Obwohl er David schon angegriffen hatte, war David weiterhin bereit für ihn zu musizieren und für ihn zu kämpfen.
Selbst als David von Saul mit dem Tod bedroht wurde und in die Wüste fliehen musste, ergriff er zweimal nicht die Gelegenheit ihn zu töten, sondern hinderte andere noch daran ihn zu durchstechen.
Als David bei einer Gelegenheit mit ihm sprach, zeigte er sich äußerst respektvoll und warf sich vor ihm zu Boden (1. Samuel 24:8).
Also selbst wenn geistige Autoritäten uns gegenüber schlecht sind, werden wir weiterhin unter ihnen am geistigen Feldzug teilnehmen.
Viele Ausgeschlossene und Weggegangene sind aber respektlos und haben keine Skrupel den Gesalbten Jehovas zu "durchbohren".
Sich wie David in die Wildnis zurückzuziehen, wenn das Gewissen es für überlebenswichtig hält, und eine eigene Gruppe aufzumachen finde ich noch OK. Sein eigenes Ding machen und die Organisation ihr Ding machen zu lassen finde ich OK. Aber respektlos sein und gegen die Organisation zu kämpfen ist nicht OK, sondern man sollte die Organisation weiterhin als einen Weg anerkennen, der auch zum Ziel führt. Und die meisten sind auch glücklich und zufrieden mit der Organisation.
Wenn es angeblich ja auch viel freiheitlicher gehen soll, wieso gibt es dann kaum freiheitliche antitrinitarische Versammlungen der Zeugen Jehovas und Jesu Christi? Seit 100 Jahre haben die Kritiker global gesehen nichts Besseres auf die Beine stellen können. Und auch bessere lokale Beispiele habe ich noch keine gesehen.
Es gibt noch eine Art der Legitimation, die durch die fachliche Kompetenz. Und die sehe ich auch als gegeben an. Ihre Kompetenz ist im Vergleich mit weltlichen Regierungen höher und sie machen in ihrem Bereich auch weniger Fehler. Andere sehen das anders, weil sie gravierende Schwächen in der Lehre sehen und deshalb ihnen die Legitimation absprechen. Diese wandern oft von selbst aus oder werden ausgebürgert, wenn sie etwas lehren, was den Lehren der leitenden Körperschaft widerspricht.
Insgesamt gesehen, finde ich die Leistungen der leitenende Körperschaft außergewöhnlich gut.
Ich würde mir allerdings ein besseres Vorschlagswesen wünschen, damit Verbesserungsvorschläge auch Anerkennung finden und vorurteilsfrei und ergebnisoffen geprüft werden. Das würde die Qualität der Lehre sicher noch verbessern.
Es wäre auch schön, wenn man mehrere plausible Alternativen zu Wahl stellen würde, anstatt sich immer nur auf eine Möglichkeit festzulegen. Die Sache ist nämlich nicht immer so eindeutig, was die Hin-und-Her-Springerei bei manchen Lehren zeigt.