Artikel von E.F.

#1 von Jurek , 04.10.2009 15:11

Verlinkter Inhaltsverzeichnis zu den Beiträgen:

Mat 27:46 - Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?;
JESUS der Mittler;
Hoffnung - ‘Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei’;
Erwählung und Verantwortung / Vorherbestimmung?;
Organisation – aber wie?;
Was ist Wiedergeburt?;
1.Johannes 2:1-2;
Soll (darf) man zu Jesus beten?;
Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun (Joh.14:14);
Allgemeine Ansichten über Dreieinigkeit, Kreuzanhänger, Geburtstage, Rauchen, Ein fremdgehender Ehemann,
Besuch von Gottesdiensten an Orten, in denen Heiligenbilder hängen, Jeder Weggegangene wird durchleuchtet...;
"Ganz Israel" (Röm. 9-11) - Was ist damit gemeint?;
Lukas 23:43 ‘Wahrlich ich sage dir heute wirst du mit mir im Paradies sein!’;
A b t r ü n n i g k e i t und verwandte Themen;
Was hat es mit der Streitfrage auf sich?;
Abendmahl - für wen?;
Die 144000 und die große Volksmenge;
Glaube – Werke;
G n a d e;
Ist Jesus der „Hauptvermittler“?;
"Denn unser Erkennen ist Stückwerk ..." (1.Kor. 13:9; Zürcher Übers.);
Das wahre Evangelium – das Evangelium der Gnade;
Die Seligpreisungen - (Matthäus 5:3-11);
Ein Vater – zwei Söhne;
Das einzige Schlachtopfer;
War Paulus frauenfeindlich eingestellt?;
Römer 10:17;
Vaterschaft Gottes für alle?;
Ist das NT nur für die 144000?;
Jesu Opfer - Wie betrachten?;
Zöllner und Pharisäer;
Lehrte Jesus die Naherwartung seiner Wiederkunft?;
Im Himmel oder auf Erden?;
Evolution und Schöpfung;
Eine Tür - ein Hirte;
Leben als Christ;
Der Name Gottes - wie wird er tatsächlich geheiligt?.

(Im Anhang dieses Postings, 113 Aufsätze in PDF-Format vom Br. E.F.)

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Mat 27:46

Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?

Warum sprach Jesus diese Worte am ‘stauros’ (Kreuz, Pfahl) (Matth. 27:46; Mark. 15:34), obwohl er doch wusste, dass Gott ihn auferwecken würde? War es nur, um eine Prophezeiung zu erfüllen (Psalm 22:2)? Wäre eine solche Deutung angesichts der Situation nicht zu ‘billig’, zu einfach und der Sache nicht angemessen oder gerecht? Jesus, der Sohn Gottes, das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt trägt, hier auf Golgotha, angesichts des Todes nur darauf bedacht, eine Prophezeiung zu erfüllen, in dieser entscheidenden, besonderen Stunde, der Stunde des Erlösers?
Nur Gottes Geist kennt die Tiefen Gottes und auch die Tiefen Jesu (1.Kor. 2:10-11), doch will ich versuchen, hier darzulegen, was ich bei diesen Worten empfinde, im Gedenken an 1.Kor. 2:12-13: ‘Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind. Davon reden wir auch, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch Geistliches deuten’.

Gewiss war Jesu sehr und stets darauf bedacht, alles zu erfüllen, was geschrieben steht und was über ihn vorausgesagt worden war; er lebte im Wort seines Vaters; dessen Gesetz war im Innern seines Herzens, nicht nur im Innern seines Kopfes (Psalm 40:8-9; Hebräer 10:7-9), die Worte seines Vaters flossen aus seinem Mund, er brauchte da nicht lange zu überlegen (Joh. 8:26-29); das Wort des Vaters war seine Speise (Matth. 4:4; Joh. 4:34). Daher wusste er auch, dass sein Vater ihn nach seinem Opfertod am dritten Tag auferwecken würde (Matth. 20:18-19; Mark. 8:31; 9:31; 10:33-34; Luk. 18:31-33). Dennoch sprach Jesus die eingangs angeführten Worte. Warum? War dies nur ‘Erfüllung einer Prophezeiung’ oder tiefstes innerstes Empfinden?

Jesus war von Ewigkeiten her - als Logos, als Werkmeister, als Sohn - auf das Engste mit seinem Vater verbunden; dessen Willen zu tun war alle Zeit sein Bestreben und seine Lust, seine Freude. Die Gemeinschaft und Übereinstimmung mit seinem Vater war so tief, dass Jesus sagen konnte: ‘Ich und der Vater sind eins’ (Joh. 10:30); ferner: ‘Der Vater ist in mir und ich im Vater’ (Joh. 14:9-11). Er war nie ohne den Vater, nie getrennt von ihm, sprach mit ihm beständig, hörte auf seine Willensäußerungen, wie schon die vielen aufgezeichneten Gebete und Bitten bezeugen, und wurde während seines Erdenlebens in bestimmten Situationen sogar von Engeln gestärkt (Matth. 4:11; Luk. 22:43). Diese Gemeinschaft mit dem Vater war für ihn stets das Erste, das Wichtigste und zugleich das Selbstverständlichste, so wie für einen Menschen das Atmen etwas Selbstverständliches ist. Er war immer im Einklang mit dem Willen des Vaters, auch auf seinem Leidensweg aus Liebe zur Rettung von Menschen, wie ja auch der Vater die Menschen liebte und deshalb den Sohn gesandt hatte (1.Joh. 4:9). Jesus, der Gerechte, war bereit, die Sünden der Menschen zu tragen, die Strafe mit seinem Blut zu bezahlen und so Gerechtigkeit zu wirken, die vor Gott gilt, und die Sünden zu tilgen, (1.Joh. 1:7-9; 2.Kor. 5:21). Das Wort ‘vergeben’ in 1.Joh.1:9 bedeutet buchstäblich ‘hinweg senden’. Unsere Sünden, unsere Schuld werden hinweg gesandt, so weit hinweg gesandt, wie Ost von West entfernt ist (Psalm 103:12), d.h. sie existieren nicht mehr vor Gott. Seht doch, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat! (1.Joh. 3:1).

Jesus war bereit, den Willen des Vaters bis zum Äußersten zu tun. Er hing nun am Holz, trug die Sünden der ganzen Welt, und nicht nur einige oder bestimmte Sünden, sondern alle, denn das Blut Jesu macht uns rein von aller Sünde und von aller Ungerechtigkeit (1.Joh. 1:7,9). Er trug die Sünden aller, auch Deine und meine. Und er wusste: Jehova Gott ist ein heiliger Gott; er hat mit Sünde nichts gemein und wird sie auch nicht ungestraft lassen; er wird den Sündenträger verlassen, denn auf diesem ruhte nun Gottes Zorn, Gottes Gericht über die Sünde, deren Lohn Tod ist, in unbeschreiblichem Masse.

Jesus wusste das; aber er war noch nie ohne die Gemeinschaft mit dem Vater gewesen, hatte dies noch nie erlebt oder empfunden. Dieses Erlebnis, von Gott, dem Vater, verlassen zu sein. Todeseinsamkeit zu erfahren, dieses Unergründliche, zutiefst Erschütternde zu erleben - obwohl er auch hier in allem Sohn Gottes blieb, denn selbst in dieser Situation spricht er zu Jehova als: mein Gott - zwingt ihm diese Worte auf die Lippen.

Nicht Gottes Liebe zu seinem Sohn endete hier - nein, nie! - sondern Jesus trug die Sünden bis in das tiefste Gericht, suchte aber dennoch Zuflucht bei seinem Gott und Vater! Der Vater im Himmel hatte in diesem Augenblick - in jenen 3 Stunden - die Lebensgemeinschaft mit seinem Sohn, dem Sündenträger, zerschnitten; Jesus starb! Das Erlebnis des Gottverlassenseins war für Jesu aufwühlend und bitter (die Worte besagen zu wenig, doch mir fehlen hier die rechten Worte!), aber nie war seine Liebe und sein Vertrauen zum Vater gebrochen. Jesus erlebte Gottes Zorn über die Sünde des ganzen Menschengeschlechts; nicht, dass der Zorn gegen ihn persönlich gerichtet gewesen wäre, aber er musste die Wirkung tragen, die Strafe traf seine Person. Er hat eigentlich unsere - Deine und meine - Strafe getragen. Er wurde für uns zur Sünde und zum Fluch (2.Kor. 5:21; Gal. 3:13). Jesus hat das ‘Verlassen Werden’ und ‘Verlassen Sein’ von Gott mit einzigartigem Schmerz empfunden, hat die tiefste Bitterkeit des Todes geschmeckt. Er erfuhr die ganzen Schrecknisse der Sünde, die von Gott trennt, und wie sie von Gott trennt! Diese Trennung muss für ihn, den einzig gezeugten Sohn, unausdenkbar qualvoll gewesen sein. Doch nur so wurde der volle Preis für unsere Sünden bezahlt.

Doch war Jesu eingangs angeführtes Wort nicht das letzte in seinem Erdenleben; seine Ausrufe ‘Es ist vollbracht’ und ‘Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen Geist’ zeigen sein Wissen und völliges Vertrauen, dass Gottes Willen bis zum Ende ausgeführt worden war.

Und wir? Könnten wir eine so große Rettung aus Gnade missachten, ja verachten? Sind wir uns bewusst, dass es keine Gemeinschaft mit Jehova Gott, dem Vater, gibt und geben kann außer in Christus und mit Christus (1.Joh. 1:3 und 1.Joh. 2:24)? Lasst uns vor ihm unsere Knie beugen zur Ehre des Vaters (Phil. 2:10-11), und lasst uns in seinem Licht wandeln, damit wir auch selbst nach seinem Gebot Lichter in der Welt sein können!

E.F.


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Jurek
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Artikel von E.F.

#2 von Jurek , 04.10.2009 15:13

JESUS der Mittler

Die biblische Aussage

Die Aussage von Paulus ist in einer offenen, unmissverständlichen Sprache gehalten; die Betonung des Wortes ‘einer’ ist im Griechischen durch die Wortstellung, hier durch Sperrschrift gegeben; jeder unvoreingenommene und unbefangene Leser kann erkennen:

Gott ist einzigartig - es gibt nur einen Gott (1.Kor. 8:4-6)

Christus als Mittler ist einzigartig - es gibt nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen

Was bedeutet jedoch das griechische Wort ‘mesites’, das mit Mittler übersetzt wurde? Übereinstimmend zeigen die Wörterbücher zum Neuen Testament, dass ‘mesites’ jemanden bezeichnet, der sich zwischen zwei Personen stellt, um Frieden zu stiften oder auch um einen Bund zu bestätigen oder auch als Bürge zu dienen; deshalb wurde das Wort nicht nur in der Alltagssprache, sondern auch in der griechischen Rechtssprache gebraucht, so wie ja auch zum Beispiel das deutsche Wort ‘Anwalt’ sowohl in der Rechtssprache wie im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet werden kann.

Die genannte Wortbedeutung trifft in der Tat auf die Aussage der Schrift über Jesus Christus zu: er stellte die Harmonie zwischen Gott und Menschen wieder her, die durch die Sünde gebrochen war. Er bildete gleichsam die Brücke über die Kluft, die Gott und Menschen trennte.

Doch mag ein Einwand erhoben werden: gab und gibt es nicht auch andere Mittler zu Gott? Waren nicht Propheten und Priester oder auch Moses Mittler? Und sind nicht Heilige oder auch Maria, die Mutter Jesu, Mittler, die von vielen angerufen werden?

Propheten wie auch Priester waren Wortführer; sie führten ihren Auftrag oder ihre Aufgaben aus, aber sie waren keine Mittler im Sinne des Mittlertums Jesu. Moses wird zwar in der Schrift 'Mittler' zwischen Gott und dem Volk Israel genannt; aber er war dies mehr im Sinne eines Übermittlers, der Mittler oder Übermittler des Gesetzesbundes, in einer besonderen und vorbildhaften Weise, die ihre Vorläufigkeit schon dadurch in sich selbst trug, weil Moses als Person kein Mittler zwischen Gott und allen Menschen sein konnte – er bedurfte selbst des Priesterdienstes –, und das Gesetz, obwohl ‘heilig, gerecht und gut’ (Röm. 7:12), konnte nicht vermitteln zur Versöhnung, sondern es konnte nur verurteilen. Daher erwies sich daraus schon die Notwendigkeit eines künftigen geeigneten Mittlers.
Andere Personen im christlichen wie auch im außerchristlichen Bereich werden von vielen Gläubigen als Mittler angesehen; aber sie wurden alle erst im Laufe der Menschheitsgeschichte zu Mittlern ‘gemacht’, zu Heiligen erklärt oder zu Fürsprechern hochstilisiert. Die Bibel kennt sie nicht in dieser Funktion, und sie selbst hatten zu ihren Lebzeiten nie eine solche Aussage über sich selbst gemacht. Jesus Christus ist der einzige, der von Anfing an für sich die Rolle des Mittlers, Versöhners, Erlösers in Anspruch nahm, auch wenn er das Wort ‘mesites’ nicht gebrauchte. Doch was das Wort beinhaltet, aussagt, wird von ihm immer wieder deutlich und nur auf seine Person bezogen.

‘Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich’ (Joh. 14:6); ‘Ich bin die Tür; wenn jemand durch mich hineingeht, so wird er errettet werden...’ (Joh. 10:9).

Aber nicht nur das Evangelium nach Johannes betont diesen Anspruch Jesu, sondern auch die synoptischen Evangelien bestätigen Jesu Haltung in dieser Sache.: ‘Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater, und niemand erkennt den Sohn als nur der Vater, noch erkennt jemand den Vater als nur der Sohn und der, dem der Sohn ihn offenbaren will’ (Matt. 11:27); ‘Jeder nun, der sich vor den Menschen zu mir bekennen wird, zu dem werde auch ich mich bekennen vor meinem Vater, der in den Himmeln ist’ (Matt. 10:32; Luk. 12:8).

Das Mittlertum Jesu tritt in den Evangelien, aber auch in den Briefen von Paulus, Petrus und Johannes allenthalben hervor, auch wo das Wort ‘Mittler’ nicht eigens gebraucht wird, sondern durch Sachaussagen ersetzt ist, wie zum Beispiel in Johannes 1:29, Römer 63-5, Römer 8:32, 2.Korinther 5:19-21, Philipper 2:6-11, 1.Johannes 2:1-2. Auch der Hebräerbrief ist voll der Aussagen über Jesus, den Mittler und wahren Hohenpriester, der sein eigenes Leben gab, Jesus, der Mittler des neuen Bundes; der Hebräerbrief ist vom Mittlergedanken regelrecht ‘durchtränkt’!

Das griechische Wort für ‘alle’ in 1.Timotheus 2:6 betont zusätzlich noch die Reichweite des Mittleramtes Jesu: ‘hyperpanton’; der Wortteil ‘hyper’ – uns aus Wortverbindungen wie Hyperaktivität usw. gut bekannt – weist auf den universalen Charakter des Evangeliums, auf die umfassende Reichweite in Bezug auf die Menschen durch das Mittleramt Jesu unzweideutig hin; der Hinweis, dass Matthäus 20:28 und Markus 10:45 von ‘vielen’ sprechen, beschränkt nicht das Werk Jesu, sondern zeigt, dass nicht alle das Gnadenangebot Gottes annehmen werden.

Dass Paulus in 1.Timotheus 2:5-6 die Wortfolge ‘Christus Jesus’ wählte (die Bezeichnung als Messias vorangestellt), machte deutlich, dass Jesus von Gott kam zur Sühnung der Sünden durch seine Selbstaufgabe; er versöhnte Gott und Menschen und brachte so Menschen mit Gott zusammen, die zuvor keine Beziehung zu ihm hatten.

Doch erinnern wir uns daran: Jesus sagte, dass er nichts von sich aus bewirke, sondern stets den Willen des Vaters tue, auch wenn er sein Leben freiwillig niederlege (Joh. 5:19; 6:38); das bedeutet, dass es Gottes Wille ist, wenn Jesus für alle Menschen als Mittler zur Verfügung steht. Gott ist letztlich der Urheber des Mittlertums Jesu, auch wenn dieser alles aus freien Stücken vollendete (Joh. 10:17-18). ‘Der Mensch Christus Jesus’ ist Mittler für alle Menschen, nicht nur für eine Klasse oder Gruppierung, nein, kein Mensch ist ausgenommen; niemand lebt oder hat je gelebt, der Jesus als Mittler nicht annehmen könnte. Gott will, dass alle Menschen errettet werden, alle Menschen aber bedürfen eines Mittlers, und deshalb sind auch alle Menschen in das Mittlertum Jesu eingeschlossen (1.Tim. 2:4)!

Folgerungen

Welche Folgerungen ergeben sich für jeden einzelnen von uns nun aus dem Mittlertum Jesu? Das sind nicht wenige! Zum einen wissen wir, dass er der einzige Mittler ist und folglich alle zu ihm kommen müssen; er ist Herr und Gesalbter (Apg. 2:36; 4:12)¸ nur durch ihn können wir Kinder Gottes werden (Joh. 1:12). Keine Fürbitten anderer Mittler haben die Wirkung des Mittlertums Jesu; alle Christen können und sollen zwar Fürbitte tun für andere Menschen, beten für ihren Nächsten (1.Tim. 2:1); aber das macht sie nicht zu Mittlern! Überdies würden mehrere Mittler die Menschen wieder trennen statt zu einen; wer sich oder einen anderen als Mittler zu Gott darstellt, beschneidet das Werk Jesu. Er ist der alleinige Mittler für Sünder wie auch Mittler des neuen Bundes (Hebr. 8:6; 9:15; 12:24).

Jesus als Mittler für alle bedeutet: das Evangelium ist für hoch und niedrig, groß und klein, für ‘angesehene’ und ‘missachtete’ Sünder, für Christen und Nichtchristen. Er, der für alle in den Tod ging, ist auch für alle Mittler des Heils! Wegen der Sünde gibt es keine Unmittelbarkeit des Menschen zu Gott; wir bedürfen des Mittlers Christus; er ist die Erfüllung allen Mittlertums.

Wer Jesus ablehnt, hat keinen Zugang zu Gott! Klingt das hart? Es ist die Aussage der Schrift; und es ist auch nicht hart, denn der Weg steht Dir ja offen, Du kannst zum Mittler gehen, ihn nach Gottes Willen ehren (Joh. 5:23). Oder bist Du der Meinung, Gott müsse den Weg zu ihm annehmen, den Du Dir aussuchst, der Dir passt? Wir haben keinen Anspruch an Gott; es ist Gnade, dass er für einen Weg – für alle – in Christus gesorgt hat! Und da Jesus nicht nur der Mittler ist, sondern auch das Lösegeld erbrachte, kann niemand mehr die an ihn Glaubenden verdammen (Röm. 8:1; 1.Joh. 2:1-2).

Jesus ermöglichte durch sein Opfer und seine Auferstehung Erlösung und Versöhnung, ja Gemeinschaft mit Gott. Wer dies im Glauben annimmt, wird eins mit ihm (Joh. 17:23), kommt durch ihn zu Gott dem Vater (Joh. 14:6) und wird durch ihn gerechtfertigt, gerettet (Röm. 3:24). Durch Jesu Tod wurde die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt und eine neue, bessere Heilsverfügung – im Vergleich zum Gesetz – in Kraft gesetzt, deren Bürge – mesites – Christus ist; er verbürgt die Erfüllung aller Verheißungen Gottes, die in ihm zum ‘Ja’ geworden sind (2.Kor. 1:20). Die Erlösung des Menschen besteht nicht darin, dass der Mensch sich auf das Göttliche besinnt, das heißt, durch eigene Leistungen und Werke die Erlösung ‘erstrebt, erarbeitet, erlangt, gewinnt’, sondern dass er ‘erlöst wird’!

Nochmals: Der Text aus 1.Timotheus 2:5 verbürgt die Universalität des göttlichen Heilswillens: der Mittler gehört allen, ist für alle da, die ein Menschenantlitz tragen; seine Selbsthingabe gewährt allen die Möglichkeit und insoweit Anteil an der Rettung! Das ist auch das Zentrum der Botschaft aller Apostel; der Mittler vertritt Gott gegenüber den Menschen, er vertritt die Menschen – wenn sie ihn annehmen (Joh. 3:36) – gegenüber Gott! Zusammengefasst ergibt sich also folgendes: der Glauben ist gemäß den griechischen Schriften, dem Neuen Testament, streng und ausschließlich am Mittlergedanken ausgerichtet, und zwar in dem Sinn, dass nur in dem Mittler und durch den Mittler Christus Jesus volle Gemeinschaft mit Gott möglich ist. Dieser Glaube, diese Aussage der Schrift, diese Offenbarung hat sich nicht etwa ‘religionsgeschichtlich entwickelt’; sie ist etwas Neues, Selbständiges, Einmaliges, eben das Zentrum des Christusglaubens! Christus brachte Gottes Gnade ans Licht (Joh. 3:17); er handelte in Gnade für die ganze Menschheit!

E.F.


 
Jurek
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#3 von Jurek , 04.10.2009 15:14

Hoffnung

‘Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei’
(1.Kor. 13:13 nach der Zürcher Bibel; auch die anderen angeführten Texte sind ihr entnommen).

Mit diesen Worten hebt Paulus die drei wesentlichen und bleibenden Eigenschaften eines Christen hervor. Deshalb möchte ich hier einige Gedanken niederschreiben zu dem, was die biblische Hoffnung für mich als Christen bedeutet.

Es ist nicht das einzige Mal, dass der Apostel Paulus Glaube, Hoffnung und Liebe im Zusammenhang erwähnt; er tut dies auch in 1.Thess. 1:3 und 5:8 sowie in Kol. 1:4-5 und Hebr. 10:22-24. Offensichtlich sah er darin Grundelemente des Christseins; vielleicht war die sprachliche Verbindung dieser drei geistlichen Qualitäten bei den ersten Christen auch schon sprichwörtlich. Denn ein hoffender Mensch ist immer auch ein Mensch, der glaubt, und umgekehrt wäre ein glaubender Mensch ohne Hoffnung wohl ein verzweifelnder Mensch. Glaube ohne Hoffnung ist leer, nichtig.

Man muss natürlich unterscheiden zwischen dem Begriff der Hoffnung im allgemeinen Sprachgebrauch und der Hoffnung, von der die Bibel spricht. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit dem Wort Hoffnung auch immer eine bestimmte Ungewissheit verbunden, eine Wahrscheinlichkeit der Erfüllung dessen, was gehofft wird; dabei kann diese Wahrscheinlichkeit von nahe 0% bis fast 100% reichen. Manche hoffen auf einen großen Lottogewinn, Schüler vielleicht darauf, dass der Lehrer erkrankt und sie deshalb schulfrei haben werden. In all solchen Äußerungen ist die Hoffnung (oder die negative Hoffnung = Befürchtung) immer mit Ungewissheit und Wahrscheinlichkeit verbunden.

Menschen brauchen eine Hoffnung; aber viele fragen sich: ist das Leben mit Hoffnung nicht bloß Illusion? Macht man sich nicht einfach etwas vor? Das kommt auf die Grundlage der Hoffnung an. Gewiss, auch im täglichen Leben hoffen wir auf vieles, setzen unsere Hoffnungen auf menschliche Anstrengungen und Leistungen, auf Fortschritt, auf Erfolg. Das ist ganz normal, und man sollte bestimmt nicht menschliche Anstrengungen oder den Fortschritt gering einschätzen. Auch Christen unternehmen in diesen Bereichen Anstrengungen, hegen Hoffnungen, haben Ziele, aber sie wissen, dass alle diese Hoffnungen und auch ihre möglichen Verwirklichungen eines Tages an einem Ende stehen, spätestens, wenn unser Leben endet.

Nochmals: menschliche Hoffnungen sind immer mit einem ‘vielleicht’ verbunden. Die Bibel versteht jedoch den Ausdruck ‘Hoffnung’ ganz anders! Für sie ist Hoffnung mit Gewissheit verbunden, weil ihre biblische Hoffnung nicht auf eigenen Anstrengungen gründet, sondern auf Gottes Treue. So wie Hebr. 11:1 von der Gewissheit des Glaubens spricht, kann man das auch von der biblischen Hoffnung sagen; deshalb wird der Gott und Vater Jesu Christi auch der Gott der Hoffnung genannt, der uns durch sein Wort (Röm. 15:4) und durch die Kraft seines heiligen Geistes Hoffnung gibt: ‘Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und allem Frieden durch den Glauben, damit ihr reich seid in der Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes’ (Röm. 15:13).

Christen sind Hoffende! Ihre Hoffnung ist auf Gott gerichtet wie auch auf Jesus Christus (1.Kor. 3:11). Dieses Hoffen ist keine Einbildung, sondern hat Gott und seine Verheißungen in Jesus Christus zum Inhalt. Gott versöhnte und erlöste die Welt in Christus und begründete damit überhaupt erst die uns gegebene Hoffnung, die ganz konzentriert ist in Christi Auferstehung: ‘Haben wir in diesem Leben auf Christus nur gehofft, so sind wir bejammernswerter als alle [andern] Menschen. ... Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten ...’ (1.Kor. 15:19; 1.Petr. 1:3-4). Die Folge davon ist eine hoffnungsvolle Einstellung auch in schwierigen Zeiten, so wie sie in 2.Kor. 4:16-18 geschildert wird: voll Mut, innerlich erneuert, blickend auf das Unsichtbare, Künftige, denn alles Hoffen des Christen ist letztlich das Warten auf Christi Wiederkunft, die nicht von menschlichen Anstrengungen herbeigeführt wird, sondern im Wort Gottes verbürgt ist. Diese Hoffnung ist unsere Kraft, Christus selbst ihre Grundlage!

Eine solche Hoffnung ist nicht selbstsüchtig oder eigennützig, sondern selbstlos; man will sie gern mit anderen teilen. Wenn Gläubige durch Gottes Gnade gerechtfertigt wurden und die Hoffnung in Christus empfingen, dann möchten sie diese weitergeben, denn sie wissen, ihre Hoffnung gründet auf Gott und seinen Taten, ist völlig verlässlich und gewiss; deshalb können Christen mit Zuversicht leben, wie schlimm auch die Zeitverhältnisse sein mögen. Diese gewisse Hoffnung, die auf Gott gründet, wirkt sich selbstverständlich auch auf das christliche Alltagsleben aus, befreit von den Fesseln des Materialismus und der Selbstsucht, fördert die Nächstenliebe!

Sehr deutlich kommt die Gewissheit der christlichen Hoffnung auch in Hebr. 6:18-19 zu Ausdruck; dort wird die Hoffnung als ein fester und sicherer Anker für die Seele bezeichnet, der ‘ins Innere hinter dem Vorhang hineinreicht, wohin als Vorläufer für uns Jesus eingegangen ist’. Ein Anker ist nur dann von Nutzen, wenn er sich an etwas Festem, Sicherem einhakt, wenn er eben ‘hält’; darum ist der Vergleich der christlichen Hoffnung mit einem Anker so zutreffend..

In Theologisches Begriffslexikon zum Neuen Testament (S.725) wird zu den Wesenszügen christlicher Hoffnung gesagt, sie sei nie egozentrisch, sondern theozentrisch, mit Gott im Mittelpunkt, sie beruhe nicht auf frommen Werken, sondern im gnadenvollen Wirken Gottes in Christus, durch dessen Hingabe als Lösegeld Gott auch Gewissheit der Hoffnung gab; sie sei ein Gnadengeschenk des Vaters (2.Thess. 2:16), erweckt durch das Evangelium der Hoffnung (Kol. 1:23). Ohne die Augen vor den gegenwärtigen Nöten und Drangsalen zu verschließen, schaut die Hoffnung auf die künftigen Dinge Gottes; sie hat mit dem Glauben gemeinsam, dass ihr Gegenstand jetzt noch unsichtbar und unbeweisbar ist, gleichzeitig aber so gewiss, dass er schon als Realität betrachtet werden kann: ‘Denn [nur] auf Hoffnung hin sind wir gerettet worden. Eine Hoffnung aber, die man sieht, ist keine Hoffnung; denn was einer sieht, weshalb hofft er es noch?’ (Röm. 8:24).

So wie bei Abraham, der hoffte und glaubte ‘gegen alle Hoffnung’ (Röm. 4:18), ist auch für Christen die Hoffnung Ausdruck größter Gewissheit; diese Gewissheit umschließt – wie bei den Christen des ersten Jahrhunderts und aller Zeiten – auch die größte Gefahr, macht Christen furchtlos, denn sie hoffen auf das wirkliche Leben aus Gottes Hand. So wie der Psalmist (Ps. 119:49) hoffen wir heute auf Gottes Wort und seine Verheißungen.

Kennzeichen unserer Hoffnung

Christliche Hoffnung kann man als die Realität der Zukunft bezeichnen; sie beinhaltet Tatsachen, die Gott zugesagt hat. Sie ist Bestandteil des Evangeliums, lehrt uns in der Gegenwart Ausharren und schließt das ewige Leben ein: ‘... auf Grund der Hoffnung des ewigen Lebens, das der Gott, der nicht lügt, vor ewigen Zeiten verheißen hat ...’ (Tit. 1:2).

Die christliche Hoffnung ist nicht nur auf Gott hin gerichtet, sie hat auch ihren Ursprung in ihm; er hat für alle, die ihm vertrauen, eine Zukunft bereitet, die wir in Gewissheit erwarten; Menschen haben aus sich heraus, ohne Gott, keine Hoffnung: ‘dass ihr zu jener Zeit ohne Christus wart ... ohne eine Hoffnung zu haben und ohne Gott in der Welt. ... wie die übrigen, die keine Hoffnung haben ...’ (Eph. 2:12; 1.Thess. 4:13); doch für Christen ist ihr Herr, Jesus, die personifizierte Hoffnung (1.Tim. 1:1; Kol. 1:27). Auf ihm beruht unsere Hoffnung, er, ‘der uns aus solchem Tod errettet hat und erretten wird, auf den wir die Hoffnung gesetzt haben, dass er [uns] auch ferner erretten werde ...’ (2.Kor. 1:10), und diese Hoffnung lässt nicht zuschanden werden; Paulus sagt: ‘... die Bewährung aber Hoffnung; die Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden, weil die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsre Herzen durch den heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. Denn Christus ist, als wir noch schwach waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben. Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen zu sterben nimmt vielleicht jemand auf sich. Gott beweist aber seine Liebe gegen uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um so viel mehr nun werden wir, da wir jetzt durch sein Blut gerechtgesprochen worden sind, durch ihn vor dem Zorn gerettet werden. Denn wenn wir mit Gott, als wir seine Feinde waren,, versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, so werden wir um so viel mehr, da wir nun versöhnt sind, gerettet werden durch sein Leben’ (Röm. 5:4-9).

Dass wir eine solche Hoffnung haben dürfen, ist ein Geschenk der Gnade Gottes (2.Thess. 2:16-17; 1.Petr. 1:3+13). Da sie auf Gottes Wort beruht (Röm. 15:4), ist sie weder irrational noch gegen die Vernunft, und daher sind wir als Christen auch aufgefordert, jedem Fragenden über diese Hoffnung sachlich und begründet Auskunft zu geben (Hebr. 10:23); Petrus schreibt: ‘... sondern den Herrn Christus haltet heilig in euren Herzen, allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jeden, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist’ (1.Petr. 3:15).

Unsere christliche Hoffnung wird nicht nur vom heiligen Geist bestätigt (Röm. 15:13), sondern hilft uns auch bei der Abwehr von Prüfungen, wobei die Hoffnung mit einem Schutzhelm verglichen wird (1.Thess. 5:8).

Hoffnung gibt auch Freude und hilft in Prüfungen, ja sie wird selbst wiederum in Prüfungen gestärkt und befähigt daher zum Ausharren; so wirkt Gottes Gnade von einem zum anderen, bis schließlich unsere Hoffnung ihre Erfüllung findet bei der Wiederkunft Christi, so wie Paulus ausführt: ‘Denn der Herr selbst wird unter einem Befehlsruf, unter der Stimme eines Erzengels und unter [dem Schall] der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; darnach werden wir, die Lebenden, die Übrigbleibenden, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein’ (1.Thess. 4:16-17). Dann wird unsere Hoffnung Wirklichkeit.

Wie wirkt Hoffnung?

Johannes schreibt in seinem ersten Brief (1.Joh. 2:28-3:3):
‘Und jetzt, Kinder, bleibet in ihm, damit wir, wenn er sich offenbaren wird, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm bei seiner Wiederkunft. Wenn ihr wisst, dass er gerecht ist, so erkennet, dass auch jeder, der die Gerechtigkeit tut, aus ihm gezeugt ist! Sehet, was für eine Liebe uns der Vater geschenkt hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen, und wir sind es. Deshalb erkennt uns die Welt nicht, weil sie i h n nicht erkannt hat. Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir, wenn es offenbar geworden ist, ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, wie e r rein ist’.

Unsere Hoffnung bewirkt als erstes, dass wir in Christus bleiben (Vers 28); Gläubige freuen sich auf Christi Wiederkunft; sie haben keinen Grund oder Anlass, wie Menschen, die in der Offenbarung, Kapitel 6, beschrieben sind, in Bergen und Klüften, Höhlen und Schluchten Zuflucht und Verstecke zu suchen. In Christus bleiben: das bedeutet ausharren, Ausdauer aufbringen, die Augen auf ihn gerichtet halten (Hebr. 12:2). Gott erzieht uns in dieser Hoffnung und verpflichtet uns durch seinen Schutz und seine Zusagen (Tit. 2:11-13). Doch eben dies begründet auch unsere Verantwortung vor Gott.

Unsere Hoffnung führt uns ferner zu einem Leben in Gerechtigkeit, so wie wir das als sündige Menschen ‘im Fleisch’ erreichen können (Vers 29). Doch auch zu einem solchen Leben haben wir die Hilfe des Geistes Gottes in Hoffnung (Gal. 5:5). Mit Hilfe des Geistes nur können wir auch die Frucht des Geistes hervorbringen. Diese Frucht wird sich im Leben eines Christen zeigen; sie ist nicht nur die so oft angeführte Frucht der Lippen (Hebr. 13:15), sondern jegliche Frucht der Gerechtigkeit, zu der uns der Glaube in Liebe antreibt (Gal. 5:5-6). Aus diesem Grund sollten wir uns auch immer wieder die Frage stellen: wie sieht mein Leben aus?

Unsere Hoffnung wurde uns aus Liebe vom Vater geschenkt (Vers 1). Die Größe und Tiefe dieser Liebe ist für Menschen, selbst wenn sie Gottes Liebe erkennen, unbegreiflich; er opfert seinen Sohn, damit Sünder wieder Kinder Gottes werden können! Seine Liebe ist wahrhaftig die Grundlage unserer Hoffnung, aber dadurch ist diese auch gewiss und zuverlässig, sicher und fest!

Unsere Hoffnung wird erfüllt dadurch, dass wir ihm ähnlich werden (Vers 2); heute schon wissen wir, dass wir Gottes Kinder sind, aber dann erst, nach seiner Wiederkunft, wird unsere Hoffnung völlig erfüllt sein. Dies bewirkt gewiss, dass wir in unserem Leben Dinge anders als Menschen gewichten, die eine solche Hoffnung nicht haben, dass wir den Wert von Dingen aus biblischer Sicht betrachten; eine solche Zuversicht wirkt sich bestimmt in unserem Leben, in unseren Ansichten und Zielen aus (Matth. 6:33).

Unsere Hoffnung hat eine reinigende Wirkung (Vers 3); sie stärkt in unserem Leben das Verlangen, Gott und Christus zu ehren (Joh. 5:23), zu tun, was ihnen gefällt und in ihren Augen recht ist; es hilft uns, mit Johannes – am Ende der Offenbarung – zu sagen: ‘Ja, komm, Herr Jesus’! Und wenn wir von unserer Hoffnung erzählen, dann sollten die Bekenntnisse unserer Lippen Teil unseres Lebens und Wesens sein! Und die Hoffnung des Kommens Jesu sollte unser Herz mit Freude erfüllen, so dass wir in dieser Freude leben, handeln und alles ertragen können in der Gewissheit unseres Gebets gemäß 1.Kor. 16:22:

MARANATHA: Herr, komm!

E.F.

 
Jurek
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#4 von Jurek , 04.10.2009 15:15

Erwählung und Verantwortung / Vorherbestimmung?

Die Themen ‚Erwählung‘ und ‚Verantwortung‘, so wie sie in der Bibel behandelt werden und zum Ausdruck kommen, nämlich Erwählung durch Gott und auf Seiten Gottes, die im Extremfall zur Lehre der Prädestination oder Vorherbestimmung in Bezug auf Errettung und Verdammnis oder sogar zur absoluten Schicksalsgläubigkeit führt, und die Eigenverantwortung des Menschen in freier Willensentscheidung werden schon seit Jahrhunderten kontrovers diskutiert und analysiert; die Debatten und Disputationen darüber sind vielleicht nicht endlos, aber sie könnten Bände füllen. Es ist daher nicht zu erwarten, dass bei heutigen Diskussionen eine Antwort gefunden würde, die alle Beteiligten in Logik und Sachlichkeit überzeugen würde. Deshalb sind meine Äußerungen hierzu auch kein Versuch in diese Richtung, sondern nur ein kurzer Beitrag.

Wie unterschiedlich die Aussagen und Auffassungen auch in modernen Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich heutzutage sind, möchte ich an folgenden Beispielen aufweisen, wenngleich ich Zitate aus dem Bereich des ausgeprägten Calvinismus, das heißt der ausgeprägten Prädestination, nicht beifüge.

BEGEGNUNG, Neues Testament mit dem Text der Guten Nachricht, Seite 636 – 637: ‚Dass diese Lehre [Prädestination] nicht nur den Aussagen aller Evangelien grundsätzlich widerspricht, sondern auch einen völlig unchristlichen Fatalismus hervorruft, leuchtet jedem ein, der sich auch nur einen Moment lang mit den Konsequenzen einer solchen Deutung beschäftigt. .... Wie kaum an einer anderen Stelle ist hier der Zusammenhang von entscheidender Bedeutung. Das Kapitel Römer 9 beginnt mit einer emotional sehr bewegenden Klage ..... Selbst der frömmste Israelit ... hat nicht das geringste Recht, Gott vor seinen Richterstuhl zu zerren. Wenn Gott seine Gnade an Nichtjuden verschenken will, dann ist das seine Sache. Hier geht es also um etwas ganz anderes als den Irrglauben, der Mensch sei bedingungslos seinem von Gott vorherbestimmten Schicksal ausgeliefert. Zwei kostbare Gedanken können wir, wenn das erst einmal geklärt ist, aus dieser Passage für uns gewinnen. Zum einen: Gott kann um des Menschen willen nicht souverän genug sein. Eine Welt, in der sich Gott nach unseren Vorstellungen richten müsste, wäre eine Katastrophe. ....Der andere Gedanke ist: Gott macht eben keinen Unterschied zwischen Menschen.....‘

Wuppertaler Studienbibel, Der Brief des Paulus an die Römer, S. 186 + 202: ‚Erwählung beschränkt keineswegs das Heil von vornherein auf den Erwählten, sondern nimmt ihn in Dienst für das Heil der Welt. Abraham wurde durch seine Erwählung im Nu in ein Dreieck versetzt, das er sich vorher niemals hätte träumen lassen: Gott – Abraham – alle Geschlechter der Erde. Indem Gott ihn erwählte, hat er also keinesfalls den anderen Völkern den Rücken zugekehrt. ...... Am Ende stellte Gott seine Sache in dieser Welt auf einen einzigen Erwählten......Jesus. ..... Ohne Allmacht wäre Gott nicht Gott und ohne Verantwortlichkeit wäre der Mensch nicht Mensch. ... Würden wir die eine Wahrheit mit der anderen totschlagen...um uns dann aus einer einseitigen, isolierten Wahrheit eine stimmige Philosophie zu machen, gerieten wir ins Unfruchtbare.‘

Rienecker ‚Lexikon zur Bibel‘, Spalten 429 - 432: Die Erwählung schließt stets den Dienst ein. Die Bibel kennt nur eine Erwählung, die mit dem Auftrag verbunden ist, eine bestimmte Aufgabe auszuführen.....Denn die Bibel zeigt uns, dass der Mensch sich in Auflehnung und Eigensinn von Gott losreißen kann.....nicht Gott, sondern der Mensch selber zerschneidet den Faden ... Während wir in der Schrift einen festen Zusammenhang zwischen Erwählung und Errettung feststellen können, gibt es kein Wort, das Erwählung und Verdammnis miteinander in Verbindung brächte. ---- Paulus kennt keine letztgültige unabänderliche Verwerfung. ... Es bleiben natürlich, was die Lehre von der Erwählung betrifft, viele offene Fragen.‘

Baker; Encyclopedia of the Bible, Band I, Seiten 682/3, 807-809: ‚Das Wort, das mit "erwählen" wiedergegeben ist, wird gemeinhin im Plural verwendet ... Die Anwendung im Plural wird teilweise erklärt durch die Tatsache, dass die meisten Briefe im NT an Personengruppen, weniger an Einzelpersonen, gerichtet sind. Wahrscheinlicher aber ist der Grund in der Tatsache zu finden, dass Gottes Erwählung mit der Schaffung eines Volkes und weniger mit der Berufung isolierter Einzelpersonen zu tun hat. ... Die Beziehung zwischen Gottes Berufung und der menschlichen Antwort darauf wird in Matthäus 22:14 erläutert " Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt". Obwohl Gott viele durch das Evangelium beruft, antworten nur wenige auf den Ruf und werden sein auserwähltes Volk. ....Wenn Männer und Frauen das Evangelium ablehnen, dann geschieht das, weil sie sich verhärtet haben durch die Sünde und durch das Vertrauen auf ihre eigenen Werke. Die Schrift geht in ihren Erklärungen nicht über diesen Punkt hinaus..... Aber jeder, der das Evangelium hört und darauf im Glauben reagiert, darf wissen, dass er zu den Erwählten zählt. ... Die Theologen der frühen Kirche wiesen mit Nachdruck den Gedanken zurück, dass Vorauswissen irgendeine Vorherbestimmung von Ereignissen einschlösse. ...Vorherbestimmung schafft Probleme ... besonders in Bezug auf menschliche Freiheit und Verantwortung. Wie können Menschen für ihre Handlungen und Entscheidungen verantwortlich gemacht werden, wenn diese vorherbestimmt sind? ... Sonst wäre eine freie und verantwortliche menschliche Tätigkeit bedeutungslos. Gottes Plan der Rettung gründet in seiner ewigen Liebe und Gnade.... Der Christ ist der Empfänger von Gottes Gnade, da der Gläubige Gott kennt und von ihm erkannt, d.h. geliebt wird... Gott schuf menschliche Wesen, die sowohl Ja als auch Nein zu ihm sagen können‘ (Übersetzung von mir).

Das waren jetzt 4 Zitate, die etwa in der Mitte der Bandbreite der existierenden Deutungen liegen.

Für mich persönlich macht die Schrift ganz deutlich, dass der Mensch seine Möglichkeiten in Willensfreiheit und damit aber auch Verantwortlichkeit besitzt. In Hesekiel 3:19 wird schon deutlich, dass ein Mensch sich bekehren, aber es auch lassen kann, ja er kann auf Grund eigener Entscheidung von Gott abfallen. Biblische Korrekturen an unserem Glauben und an unserem Lebenswandel können wir annehmen, aber auch ablehnen.

Noch deutlicher wird das im 33. Kapitel von Hesekiel; hier wird gezeigt, dass der Prophet verantwortlich ist für die Warnung, aber nicht für deren Erfolg, da die Zuhörer und Angesprochenen sich frei entscheiden können. Nach Vers 11 hat Gott keinen Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern vielmehr an seiner Umkehr; ein Satz, der bei einer göttlichen Vorherbestimmung zynisch, ja unsinnig wäre. Zwar zeigt die Schrift auch, dass wir die erforderliche Umkehr nicht von uns aus schaffen; aber dafür hat Gott den Weg gebahnt in und durch Christus, den Herrn. Auch der Vers 13 macht deutlich, dass der Mensch einen freien Willen hat. Damit erst wird auch Verantwortlichkeit geschaffen.

Doch nicht erst oder nur Hesekiel zeigt deutlich diesen Zusammenhang zwischen freiem Willen und Verantwortung des Menschen. Die Erkenntnis, dass der Mensch frei verantwortlich seine Entscheidungen treffen kann und trifft, zieht sich durch die ganze Bibel. Nur ganz wenige Beispiele:

Die Geschichte des Ungehorsams in Eden: Wo wäre die Rechtfertigung einer Strafe, wenn das Ereignis durch Vorherbestimmung unvermeidlich war?

Hiob: die Diskussion zwischen Gott und Satan wäre lächerlich, wenn Hiobs Handeln vorherbestimmt gewesen wäre.

Jona: Gottes Botschaft an Ninive müsste ja eine Scharade, ein Spiel gewesen sein, wenn doch vorherbestimmt war, dass Gott seine Ankündigung gar nicht wahr machen würde.

Jesus: wie kann Jesus nach seiner Ablehnung durch die Juden ihnen Vorhalten ‚ihr habt nicht gewollt‘, wenn sie doch durch Vorherbestimmung gar nicht wollen konnten.

Offenbarung 22:11+17: die Aufforderung der Braut, zum Wasser des Lebens zu kommen, wer immer da wolle, und die Aufforderung an die anderen, in ihrem Wandel fortzufahren, wäre eine Farce, wenn ja niemand auf Grund von Vorherbestimmung überhaupt wollen könnte außer denen, welchen es eben vorherbestimmt wäre.

Die Bibel sagt, Gott sei Liebe, um ihn sei Licht und keine Finsternis, kein Übel sei bei ihm, und er könne nicht lügen. Er ist kein Heuchler und kein Zyniker. Aber alle Aufforderungen zur Umkehr, alle angeführten Beispiele oder Texte wären Lüge, wenn das Handeln und die Entscheidungen der Menschen alle vorherbestimmt wären. Sind Roboter verantwortlich?

Die Bibel erklärt die Verantwortlichkeit des Menschen ganz eindeutig wie auch seine Möglichkeit, umzukehren. Allerdings muss noch eines gesagt werden: es gibt bei Gott sowohl für Einzelpersonen wie für Völker ein ‚zu spät‘. So wurde zum Beispiel dieses ‚zu spät‘ in Jeremia 7:16 und 11:11 zum Ausdruck gebracht. Wenn Gott sich abwendet, überlässt er die betreffenden Menschen ihren eigenen Wünschen und Begierden und ‚verhärtet‘ sie insoweit (Römer 1:24, 26,28). Es kann der Zeitpunkt kommen, wo das Rufen zu Gott ‚zu spät‘ ist (Sprüche 1:28). Darum mögen wir, so lange es ‚heute‘ heißt (Hebräer 3:7-8), so lange die Aufforderung gilt, ‚verhärtet eure Herzen nicht‘ durch eigene, freie Entscheidung, das von Gott angebotene Heil in Christus ergreifen.. Die Bibel spricht überall an den entsprechenden Stellen von der Verantwortlichkeit des Menschen.

Gewiss, nur wo Verantwortlichkeit ist, kann es auch Gericht geben, aber ebenso gilt:

Nur wo Verantwortlichkeit ist, da ist auch Freiheit!

E.F.

 
Jurek
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#5 von Jurek , 04.10.2009 15:16

Organisation – aber wie?

Wenn Menschen sich zusammenfinden, um eine bestimmte Aufgabe zu bewältigen, Ziele anzustreben oder Leistungen auszuführen, dann bilden sie entsprechende Strukturen, das heißt sie organisieren sich. Das ist eine ganz normale, natürliche Sache. Dabei hängt die Art der Organisation ab von dem angestrebten Ziel, den gegebenen Möglichkeiten und den beteiligten Personen. Das gilt auch im religiösen Bereich, wobei es gleichgültig ist, ob sich eine solche Organisation Kirche, Denomination, Glaubensgemeinschaft oder schlichtweg Organisation nennt. So war auch die Christenversammlung des ersten Jahrhunderts durchaus organisiert, und die Bibel selbst vergleicht die Nachfolger Jesu auch mit bestimmten Strukturen, wie zum Beispiel mit einem geistigen Tempel oder mit einem Leib.

Entscheidend dabei bleibt aber, ob diese jeweilige Organisation eine den Menschen dienende bleibt, oder ob sie zum Selbstzweck wird oder von einigen als Machtmittel und Herrschaftsinstrument gestaltet und missbraucht wird. Diese Gefährdung ist jeder Organisation eigen, besonders aber religiösen. Um das möglichst zu verhindern, sind bei den in der Bibel genannten Beispielen Richtlinien eingebaut, die eine solche Fehlentwicklung verhindern sollten: vom Tempel wird gesagt, dass sich alle Steine beim Aufbau nach dem Grundeckstein richten müssen, welcher Christus ist; würden sie das nicht tun, dann wäre dieser Tempel hinsichtlich christlicher Merkmale bald eine Bauruine; beim Beispiel des Leibes wird gesagt, dass alle Glieder harmonisch zusammenarbeiten können, wenn sich alle nach dem Haupt richten, welches ebenfalls Christus ist. Würden sich bestimmte Glieder nicht daran halten, dann gäbe es krankhafte Entwicklungen im Leib. Man könnte den Vergleich wagen, dass jeder Christ gleichsam in der Gemeinschaft wie eine gesunde Zelle wirken sollte; tut er das jedoch nicht, verfolgt er (oder eine bestimmte Gruppe von solchen Personen) Eigeninteressen, dann wirken sie wie eine außer Kontrolle geratene Zelle, es entsteht Krebs.

Paulus warnte schon im ersten Jahrhundert die Christen gemäß Apostelgeschichte 20:29 mit den Worten: ‚Ich weiß, dass nach meinem Abschied grausame Wölfe zu euch hereinkommen werden, die die Herde nicht verschonen. Und aus eurer eigenen Mitte werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her‘. Also nicht mehr zum Haupt, zu Christus hin, sondern hinter sich her! Dabei spielt es keine Rolle, mit welchem echten oder auch vorgegebenen guten Absichten es ihnen gelingt, ihre Ziele zu erreichen. Sie führen die Menschen zu sich, zu ihrer Organisation, nicht mehr zum Herrn! Dabei mögen sie sogar seine Autorität, ja den Namen Gottes für ihre Zwecke missbrauchen.

Doch wie kann ich feststellen, ob ich in einer Gemeinschaft bin, die solchen Tendenzen bereits zum Opfer gefallen ist? Frage Dich: führt mich meine Gemeinde zum Christus dem Herrn? Darf ich Ihm frei nach meinem Gewissen dienen, wobei mich meine Glaubensbrüder, ja die Gemeinde selbst darin stärkt und aufbaut, wie es Paulus meint, wenn er sich ’Mitarbeiter an eurer Freude‘ (2.Korinther 1:24) nennt, oder bestimmt die Gemeinde meine Entscheidungen und mein Verhalten in ganz wesentlichen bis hin zu privaten oder sogar unwesentlichen Dingen und Entscheidungen? Stehe ich wirklich in einem unmittelbaren Verhältnis zu meinem Herrn, oder hat sich hier eine Organisation dazwischengeschoben und den Herrn mehr oder weniger zur Seite gesetzt?

Du magst sagen: ich fühle mich wohl in meiner Gemeinschaft, es gibt da viele liebe und aufrichtige Menschen, wir werden regelmäßig belehrt, wir haben wunderbare Kongresse! Doch alles das ist nicht entscheidend; das gibt es vielerorts, und gerade Diktaturen verstehen es, beeindruckende Veranstaltungen und einheitliche Informationen zu vermitteln. Entscheidend ist: wie ist Deine Verbindung zum Herrn? Bist Du in seinen Händen oder in denen einer Organisation? Keine Organisation hat sich für Dich geopfert, doch Jesus hat das getan. Ihm gebührt unsere Loyalität; wenn wir ihm gegenüber loyal sind, dann sind wir das ebenso gegenüber allen seinen Nachfolgern, unseren Glaubensbrüdern. Wer könnte uns dann Illoyalität oder gar Abtrünnigkeit vorwerfen? Nur solche, die unsere Loyalität für sich beanspruchen.

Solche Gedanken sind seit den Tagen des Paulus immer wieder aktuell gewesen. Nachstehend einige Zitate zu dieser Problematik.

Der japanische christliche Gelehrte Kokichi Kurosaki (1886-1970) schrieb in seinem Buch ‚Ein Leib in Christus‘, erschienen 1954, folgendes:

"Die Hauptursache für die Spaltungen ist der Institutionalismus und Organisationskult der Kirchen, welche, ohne das Leben ihrer Gläubigen zu beleben, es vielmehr niederhalten oder es sogar aus der ekklesia hinaustreiben und so [die Kirchen] zu toten Institutionen machen. Christen, welche wirklich Leben in Christus haben, können innerhalb solcher toten Körper nicht existieren und werden schließlich aus ihnen herauskommen. Aber in fast allen solchen Fällen wollen jene, die aus derart toten Institutionen herausgekommen sind, an deren statt andere Institutionen haben oder andere Rituale und Zeremonien, die nur die gleichen Fehler wiederholen, statt dass sie sich Christus selbst zuwenden als ihrem Zentrum; sie suchen wiederum Gemeinschaft und geistige Sicherheit zu finden auf genau der gleichen Grundlage, die schon einmal versagte, und sie erkennen nicht, dass es die Institution ist, welche einen kaputtmacht, statt dass sie Leben in Christus hervorbrächte. Sogar die Bibel selbst wird auf unterschiedliche Weise ausgelegt und verstanden und wird so zu einem Mittelpunkt des Sektierertums. Auf genau die gleiche Weise können auch Dogmen und Glaubensbekenntnisse keine christliche Einheit hervorbringen, weil der menschliche Verstand nicht so gleichförmig geschaffen ist, dass er auch nur ein einziges Dogma oder Glaubensbekenntnis in Übereinstimmung bringen könnte. Sogar unser Verständnis der Person Christi selbst kann nicht die Grundlage der Einheit sein, denn Er ist zu groß, um von einer Einzelperson oder einer Gruppe völlig erfasst zu werden, und unser begrenztes Verständnisvermögen stimmt deshalb nicht immer überein. Der eine betont diesen Punkt Christus betreffend, der andere jenen, und dies wird dann schon wieder Ursache von Spaltungen. Wenn wir nur unsere Gemeinschaft mit Christus als Mittelpunkt des christlichen Glaubens nehmen würden, dann würden alle Christen ihre Einheit erkennen. ..... All unsere Gemeinschaft, obwohl so mannigfaltig, besteht doch mit demselben Herrn, und der gleiche Heiland ist unser gemeinsames Haupt ...."

In ähnlicher Weise schreibt der Autor in seinem Buch ‚Die sanfte Gewalt des geistigen Mißbrauchs‘:

"Es ist traurig, sich vorstellen zu müssen, wie oft religiöse Makler der Macht ihre geistigen Herrschaftsbereiche kontrollieren mit Fassaden der Macht. Sie berieseln die Leute mit Bibelversen über Autorität, Unterwürfigkeit, Gericht, Glück und dem Ende der Zeiten. Sie bestrafen die Menschen, wenn diese feststellen, dass ‚der Mann hinter dem Vorhang‘ [gemeint sind die Großen in den jeweiligen Leitungsgremien] nichts weiter ist als ein Mensch, ohne eigene Glaubwürdigkeit und ohne jegliche Autorität. ......

In zu vielen christlichen Familien und Kirchen wird den Christen gesagt, sie sollten durch gewisse geistige ‚Verhaltensreifen‘ springen, um Gottes Anerkennung zu erlangen – etwas, was sie schon als freie Gabe erhalten haben durch den Tod Jesu am Kreuz. "

Jemand schilderte seine Erfahrungen wie folgt:

"Im Verlauf einer kürzlich geführten Unterhaltung kam mir ein Gedanke in den Sinn, den ich vorher nie in Worten ausgedrückt hatte. Im ersten Jahrhundert, als der Sohn Gottes auf Erden war, waren die Juden das einzige Volk, das einen rechtmäßigen Anspruch erheben konnte, Gottes Volk zu sein. Doch wie wenige unter ihnen reagierten im Glauben. Nur ein Überrest erwies sich als echte Gläubige. Wie sollte es dann aber für eine Organisation möglich sein, die nach eigenen Worten eine Botschaft verkündet, welche weit über das hinaus geht, was die Apostel im ersten Jahrhundert verkündigten, im Verhältnis zu ihrer Mitgliederzahl die größte Konzentration echter Gläubiger zu umfassen? Wie könnte sie die größte Konzentration von Gläubigen umfassen, welche von Glaube und Liebe motiviert wären, wenn doch das ganze System nach den Prinzipien des Druckes von außen handelt? Wie könnte sie die größte Konzentration wahrer Gläubiger umfassen, wenn der Zusammenhang des Wortes Gottes weitgehend missachtet wird? Man würde doch vielmehr zu Recht erwarten, dass es da nur wenige echte Gläubige geben würde, und dass die Mehrheit der Personen, welche dieses System verlassen, sich schließlich als Personen ohne Glauben erweisen würden oder als solche, die einfach eine andere Organisation suchen.

Die Worte aus 2.Thessalonicher 2:10-12 geben Aufschluss darüber, was Menschen für ernste Irrtümer anfällig macht, obwohl sich der Text auf ‚den Menschen der Gesetzlosigkeit‘ bezieht. Es ist der Widerwille, die Wahrheit zu lieben, die Wahrheit bezüglich des Sohnes Gottes (wie sie zum Beispiel in grundlegenden Worten im Buch der Apostelgeschichte geäußert wurde, als die Botschaft an Ungläubige weitergegeben wurde). Wann immer jemand nicht anerkennt, dass es keinen anderen Herrn gibt, keinen anderen Lehrer, dessen Beispiel und dessen Lehren wir sicher folgen können, keinen anderen als ihn, durch den wir auf der Grundlage unseres Glaubens an ihn als Gottes Kinder angenommen wurden, dann ist die Tür geöffnet zu einem Weg, der zum Irrtum führt. Der griechische Text sagt, dass Gott eine wirksame Kraft des Irrtums sendet. Er verhindert das nicht, und auch wir können das nicht aufhalten. Doch zeigt dies wiederum, wie wichtig es ist, sein Auge auf die lebenswichtige Wahrheit auszurichten, und jene, die gewillt sind, die Wahrheit zu lieben, welche ihren Mittelpunkt in Christus hat, werden sicher davor bewahrt, in ernsthafte Irrtümer zu fallen.

Einer der bemerkenswertesten Gesichtspunkte ist, dass all diese Lehren, die sich seit dem ersten Jahrhundert entwickelt haben, ins Dasein kamen, weil man mit der grundlegenden Wahrheit, wie sie von den Aposteln vertreten wurde, nicht zufrieden war. Das Verlangen entstand, darüber hinaus zu gehen, die Lehren zu erweitern, und endete schließlich mit ausgedachten Lehren. Etwas, das man wirklich liebt und daher auch hoch schätzt, ersetzt man nicht durch Täuschungen."

Folgendes Zitat findet man im Kommentar ‚Pulpit Commentary‘ von David Thomas bezüglich Offenbarung 17:1-6:

"Echtes Christentum ist in hohem Maße tolerant ..... Aber die korrumpierte Christenheit war immer auf grausame Weise intolerant, und das betrifft sowohl den Teil, der protestantisch genannt wird, wie auch den päpstlichen Teil. Zwar wird nicht mehr so viel Blut vergossen wie einst, aber auch wenn das Leben nicht mehr bedroht ist, so können doch Ärgernisse und Schäden zugefügt werden, welche in mancherlei Hinsicht noch schmerzhafter sind als Blutvergießen. Diese Hure ist eine ‚Mutter‘; ihr Nachwuchs ist zahlreich und vermehrt sich immer weiter. ‚Die Mutter der Huren‘. Die religiösen Sekten, welche die Christenheit erfüllen, sind alles ihre Töchter, und jede Sekte hat den intoleranten Geist ihrer Mutter, jede ist nach ihren Möglichkeiten eine Verfolgerin, und in der Regel haben sie, je kleiner sie sind, einen um so bösartigeren Geist. Kleine Köter knurren und bellen in der Regel mehr als Bulldoggen. Große und wohlhabende Gemeinden können es sich eher leisten, bestimmte Umstände in der Gemeinde zu übersehen, welche bei den kleineren und ärmeren Zorn und Wut erregen:"

Paton J. Gloag (1884) erwähnt in seinem Kommentar zu 1.Korinther 3:15 einige bedenkenswerte Bemerkungen über den rechten Geist:

"Wir können uns an viele noch lebenden Personen oder an solche, die noch vor kurzem gelebt haben, erinnern, deren religiöse Ansichten wir als irrig beurteilten, die wir als Personen ansahen mit herätischen Ansichten, aber mit denen wir uns in Bezug auf persönliche Heiligkeit nicht einen Augenblick vergleichen möchten. Lasst uns deshalb nicht richten, damit wir nicht gerichtet werden ..... Wir sollten Engstirnigkeit vermeiden. Unser Mitgefühl sollte großzügig und umfassend sein Die Lehren, die wir aufrichtig als nicht unbedingt der Wahrheit entsprechend ansahen, jene, in denen wir uns unterscheiden, mögen näher an der Wahrheit sein als wir. Wenn ein Mensch auf eine wahre Grundlage baut, wenn Liebe und Ergebenheit gegenüber Christus die herrschenden Grundsätze seines Wandels sind, wenn sein Charakter sich auszeichnet durch Reinheit und Geistiggesinntsein, dann sollen wir uns davor hüten, die Religion eines solchen Menschen in Zweifel zu ziehen, der möglicherweise einmal einen der vorderen Sitze im Königreich der Himmel einnehmen wird, nur weil er sich in bestimmten Lehrpunkten von uns unterscheidet.

Wir alle bauen durch unser Tun an unserem Charakter, sei es im Guten oder im Bösen, für die Ewigkeit. Lasst uns auf die einzige Grundlage bauen, auf Jesus Christus. Alle anderen Strukturen, die auf anderen Grundlagen errichtet wurden, werden vergehen, und ihre Erbauer selbst werden sie nicht überdauern. Solche sind törichte Baumeister, welche, ohne eine Grundlage, ihr Haus auf Sand bauen. Aber wir sollen uns nicht nur bemühen, auf die wahre Grundlage zu bauen, sondern auch wie ein weiser Baumeister gut zu bauen - gute, solide und feste Materialien zu benutzen – Materialien, welche die Feuerprobe des Gerichts bestehen werden. Wir müssen uns bemühen, den wahren Glauben zu haben, einen heiligen Wandel zu führen und für Christus zu wirken mit christlichem Eifer und heiligen Ergebnissen. Irrtümer und Fehler wandeln oft den Eifer in ein Mittel um nicht des Voranschreitens, sondern des Rückschritts für die Sache Christi; Charaktermängel zerstören oft den Einfluss sonst guter und religiöser Personen, und eine Veranlagung zu Härte und Intoleranz verursacht oft eine Menge Kummer und schafft ein Vorurteil gegenüber der Religion. Es wäre traurig, wenn wir bei unserem Sterben feststellen müssten, dass wir den größten Teil unseres Lebens unnütz verwendet haben, dass die Werke, welche wir verrichtet haben, alle als wertlos verloren gehen, und auch wenn wir selbst gerettet werden mögen, so bedeutete dies doch einen Verlust."

Zurück zum Ausgangspunkt: Wenn eine Organisation nicht mehr die Dienerin der zu ihr gehörenden Menschen ist, wenn sie sich zu ihrem Herrn aufschwingt – natürlich immer in Gestalt eines oder einer Gruppe von Menschen -,. dann ist es höchste Zeit, sich zu vergewissern, dass man selbst auf der rechten Grundlage steht und in Verbindung ist und bleibt mit dem Haupt. Dies ist auch die Kernaussage der zitierten Kommentare, aber auch die Kernaussage von Paulus in Galater 5:1 "Für die Freiheit hat Christus uns freigemacht. Steht nun fest und lasst euch nicht wieder durch ein Joch der Sklaverei belasten".

E.F.


 
Jurek
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Artikel von E.F.

#6 von Jurek , 04.10.2009 15:17

Was ist Wiedergeburt?

Ich stimme überein, dass es kein vom Himmel losgelöstes irdisches Reich geben wird; das sagt die Schrift ja auch, zum Beispiel in Epheser 1:7-10 sowie in Kolosser 1:20: in Jesus werden Himmel und Erde ‘zusammengebracht’, vereint, zusammengefasst, versöhnt, aber nicht losgelöst.

Worin ich einen Unterschied sehe gegenüber den Gedanken anderer – einen Unterschied, über den ich aber nachdenke -, ist ihre enge Verbindung, ja fast Identifizierung von Erlösung – die alle Menschen im künftigen Reich benötigen und durch Glauben annehmen – und Wiedergeburt. Ich habe bisher die Wiedergeburt eng verbunden gesehen mit der Berufung der Christen zum himmlischen Erbe und betrachtete Erlösung dagegen als Erfordernis für alle Menschen, die je leben werden, gleichgültig wo, wobei bei den Christen seit dem ersten Jahrhundert Wiedergeburt und Erlösung natürlich engstens verbunden waren ...

Das Große Bibellexikon (Brockhaus) sagt zu dem Stichwort ‘Erlösung’ unter anderem:
Durch den Loskauf findet ein Eigentums- bzw. Herrschaftswechsel statt. Aus der versklavenden Herrschaft der Sünde, des Gesetzes und des Todes hat Jesus Christus die Menschen befreit zu einem Leben unter der heilvollen Herrschaft Gottes bzw. Christi. ... Dieses Leben unter der Herrschaft Christi versteht Paulus ... als Freiheit (vgl. Gal. 5:1), weil der Mensch erst unter der Herrschaft seines Schöpfers seine Bestimmung verwirklichen und so in wahrer Freiheit leben kann. als Befreite sind die Glaubenden nun Eigentum Gottes geworden

Über ‘Wiedergeburt’ habe ich vor einiger Zeit folgendes geschrieben, wobei die Thematik mehr darum ging, dass die Wiedergeburt bei Jehovas Zeugen ‘kein Thema’ oder kaum ein Thema sei:

In den griechischen Schriften, dem Neuen Testament, wird wiederholt von der Wiedergeburt oder der Geburt von oben, der neuen Geburt, gesprochen, manchmal ausführlich, manchmal beiläufig, wie man etwas erwähnt, was allgemein bekannt ist, manchmal andeutungsweise.

So zeigt schon Joh.1:12-13, dass Jesus allen, die ihn annahmen Vollmacht gab, Kinder (nicht nur Freunde) Gottes zu werden, denen die 'aus Gott geboren' sind. Da niemand von uns von Natur aus 'aus Gott geboren' ist, handelt es sich hier um eine 'neue Geburt', die 'neue Geburt'. Und wie das geborene Kind zu seiner Geburt nichts beiträgt oder beitragen kann, so ist auch die 'Wiedergeburt' nicht eine Leistung des Gläubigen, sondern ausschließlich eine Tat Gottes aus Gnade (Titus 3:5). Paulus erwähnt dort die Wiedergeburt direkt, und auch Petrus spricht davon in 1.Petrus 1:3,23; ferner erwähnt Johannes wiederholt, wie z.B. in 1.Joh. 2:29 und 4:7, dass Christen aus Gott geboren sind, also gleichsam neu geboren sind. Paulus spricht aber auch von dieser neuen Geburt aus dem Geist, wenn er in Römer 8:15-16 davon redet, dass wir durch den Geist Gottes zu seinen Kindern wurden, die ihn 'Abba' nennen dürfen. Wiedergeboren aus dem und durch den Geist, das hatte ja schon Jesus im Gespräch mit Nikodemus erwähnt (Johannes 3:1-21). Und ohne Gottes Geist, ohne Christi Geist gehören wir ihm gar nicht an (Römer 8:9).

Ich weiß, dass es bezüglich der Wiedergeburt verschiedene Auslegungen gibt; so etwa das Verständnis, dass nur ein kleiner Teil der Nachfolger Jesu unter diese Aussagen falle. Doch wird der berühmte Text von Johannes 3:16 auf alle Christen angewandt, und er ist Bestandteil der Gedanken und Ausführungen Jesu über die Wiedergeburt. Und seine Aussagen sind doch eindeutig: 'wenn nicht (von neuem geboren).... dann nicht (Gottes Reich sehen)'! Und dieses Reich besteht ja wohl aus Himmel und Erde; wir bitten ja auch entsprechend in dem uns von Jesus gegebenen Gebet. Also: 'wenn nicht ... dann nicht'. Oder anders ausgedrückt: 'keiner, der nicht ... kann sehen' oder 'jeder der ...kann' (Johannes 3:3,5).

Aus allem wird jedoch deutlich: Gott ist es, der die Wiedergeburt durch seinen Geist bewirkt an jenen, die seinen Sohn als Retter und Erlöser, als Lösegeld angenommen haben, da sie sich ihrer eigenen völligen Unzulänglichkeit und Unfähigkeit, aus eigener Leistung vor Gott zu stehen, bewußt sind, die Errettung nur durch ihn erwarten (nicht durch Menschen oder menschliche Institutionen), die ihn aber auch als auferstandenen Herrn anerkennen, dem sie nachfolgen (Römer 10:9) und gehorchen.
Die 'Wiedergeburt' bei Jehovas Zeugen ist kein Thema, das im Vordergrund stünde.

Ich zitiere deshalb hier nun einige Bibelkommentare, die bei aller Unterschiedlichkeit doch übereinstimmen im Wesentlichen. Soweit die Originale in Englisch verfasst sind, habe ich den Text übersetzt.

Baker Enzyklopädie der Bibel, Band 2, S.1830
der geistige Zustand eines Menschen wird... in ein neues Verhältnis zu Gott gebracht (Tit.3:5). Diese neue Geburt beinhaltet die Neuheit des Lebens in Christus. Der Vorgang der Wiedergeburt wird nicht durch menschliche Gerechtigkeit hervorgerufen, sondern ist ein Akt der Gnade Gottes (Eph.2:8-9).

Neues Bibellexikon, S.1015
Die Initiative der Wiedergeburt wird Gott zugeschrieben (Joh.1:13) ...ohne Wiedergeburt kann der Sünder Gottes Königreich weder sehen noch in es eingehen. Der Mensch ist bei der Wiedergeburt passiv, Gott ist es, der an ihm wirkt. Aber das Ergebnis dieses Handelns ist weitgehend; er bereut aktiv, glaubt an Christus, und wandelt hinfort in der Neuheit des Lebens.
Vor der Wiedergeburt wurde der Mensch von der Sünde gesteuert, nun leitet ihn der Geist und führt ihn zu Gott. Der wiedergeborene Christ wandelt im Geist, wird geführt vom Geist und wird aufgefordert, mit dem Geist erfüllt zu werden (Römer 8:4+14). Er ist nicht vollkommen, er muß wachsen und voranschreiten, aber in jedem Teil seiner Persönlichkeit wird er auf Gott hin ausgerichtet.


Ungers Bibellexikon, S.1070
Wiedergeburt ist ein Wechsel vom geistigen Tod zu geistigem Leben.

Expositors Bibelkommentar, Band 9, S.47
Wiedergeburt bedeutet die Veränderung einer Person, so dass sie in einer anderen Welt leben und sich deren Bedingungen anpassen kann. ... Die Wiedergeburt hängt ab von der Reue und dem Bekenntnis des Einzelnen als Antwort auf den Ruf Gottes und von der Veränderung des Lebens durch die Gabe des Heiligen Geistes.

Lexikon zur Bibel (Brockhaus), S.1718-1719
Mit Wiedergeburt.. umschreibt das NT jenen Vorgang, durch den Gott einen Menschen im geistlichen, eigentlichen Sinne lebendig und zum Kind Gottes macht... Die Wiedergeburt gibt dem Menschen Anteil am Reich Gottes, ja sie bildet nach Joh.3:3-5 die Vorraussetzung dafür... dass der Mensch zur Wiedergeburt - abgesehen von seiner voraufgehenden Hinwendung zu Gott in der Bekehrung - nichts hinzutun kann, sondern dass es sich dabei um ein ausschließliches Werk Gottes handelt ... in Erfüllung der Verheißung von Hes.36:26-27 ... Der Wiedergeborene kann vom Glauben abirren, aber er kann auch wieder zurechtkommen...
So wenig der Mensch selbst zu seiner Wiedergeburt beitragen kann, so wenig wird er in jedem Fall imstande sein, über ihren genauen Zeitpunkt Aufschluss zu geben. Die Bibel leitet uns auch nicht an, den Vorgang der Wiedergeburt zu beobachten, sondern vielmehr die geschehene Wiedergeburt an ihren Auswirkungen zu erkennen... Als solche Auswirkung und Folge der Wiedergeburt wird ein unmittelbares Verhältnis zu Gott dem Vater genannt (vgl. Römer 8:15), der Glaube, dass Jesus der Christus Gottes ist....


Edition C Bibelkommentar, Band 6, S. 112 + 115:
Ohne die ...Neugeburt kann keiner ins Gottesreich kommen .... Keine menschliche Anstrengung bringt die Wiedergeburt zustande. Hier tritt die totale Abhängigkeit von Gott zutage.... Gott schafft den neuen Menschen, so neu, dass dieser Vorgang nur mit einer Geburt vergleichbar ist. Alle Versuche, auf unserer irdischen Ebene den neuen Menschen zu schaffen, sind zum Scheitern verurteilt.

Was die Bibel lehrt, Band 4, S.78
Jene, die aus dem Geist geboren sind, werden die Gegenwart des Geistes in ihrem Innern manifestieren. Sie werden die Gesinnung Christi ausleben... das Wort Gottes, das durch die Inspiration des Geistes gegeben worden ist, lieben... man wird sie an ihren Früchten erkennen...

Genfer Studienbibel, S.1704
... eine Handlung, die Gott alleine ausführt...ohne Gottes Gnade können Sünder die Tür nicht finden...ist ein Geschenk Gottes aus Gnade.

Barclay-Kommentar zum Johannes-Evangelium, Band 1, S.132,136
Bei diesem ganzen Prozess handelt es sich nicht um einen menschlichen Erfolg, um eine Leistung des Menschen; er beruht vielmehr ausschließlich auf der Gnade und Macht Gottes.... nur wenn uns die Gnade Gottes zuteil wird, Besitz von uns ergreift und uns verwandelt, können wir Gott die ihm gebührende Ehrfurcht und Hingabe erweisen. diesen Wandel vermag Jesus in uns zu bewirken, durch ihn werden wir wiedergeboren.

Lenski-Kommentar zum Johannes-Evangelium, S.233,234,241
Das Erfordernis einer neuen Geburt gilt für alle ...Reue und Vergebung der Sünden schenken die neue Geburt...Bekehrung bedeutet im Wesen Wiedergeburt ... Jesu Wort bezüglich der Wiedergeburt zerstreut jede Vermutung von einer Auszeichnung menschlicher Anstrengungen ein für alle mal, allen Verdienst menschlicher Taten, alle Vorzüge menschlicher Geburt oder Stellung. Geistige Geburt ist etwas, was einem widerfährt, nicht was man selbst bewirkt. ...Wiedergeburt ist nicht unser Werk ... Jesus gebraucht (in Vers 7) den Plural: 'ihr müsst von neuem geboren werden', denn dieser Grundsatz betrifft alle Menschen ...

Kommentar von Barnhouse, Band II/1, S.45 und III/3 S.94
Wenn ein Mensch in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung .... jenen, die ihn annahmen, gab er Vollmacht, seine Söhne zu werden, so viele an seinen Namen glaubten (Joh. 1:12). Das ist die neue Geburt. ...

Das große Bibellexikon (Brockhaus), Bd.3, S.1686-1687:
Beide Grundelemente des johanneischen Gedankens der Wiedergeburt (dass sich in ihr eine das ganze Leben bestimmende Wende vollzieht, und dass diese Wende nicht vom Menschen her möglich ist, sondern von Gott her in freier Gnade gegeben wird), kommen ebenso auch bei Paulus zum Ausdruck ... Wiedergeburt ist für ihn das, was in der Rechtfertigung geschieht. Gott nimmt den Schuldigen in seine Gemeinschaft auf ... Genau so gründet auch Petrus die Wiedergeburt im einmaligen Heilsgeschehen in Christus (1.Petr. 1:3).

Jerusalemer Bibellexikon, S.933-934:
... ein Eingriff aus dem freien Willen Gottes, der der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren ist und souverän über allem steht ... Die Wiedergeburt ist Grund unserer Gotteskindschaft und so auch unserer Bruderschaft; sie führt uns zu einer anhaltenden und herzlichen Liebe ...

Soweit diese Zitate. Man fragt sich, warum es Nikodemus und auch vielen heute schwer fällt, diese Dinge zu verstehen.

Die Wuppertaler Studienbibel sagt dazu in Bd.4, S.106:
‘Das Pharisäertum lebte von der eigenen Leistung vor Gott ... Hier ist der Mensch noch völlig von sich selbst überzeugt. In seinem Wesen ist er in Ordnung. Nur seine sittlichen und religiösen Leistungen muss er nach dieser oder jener Seite hin noch steigern. Jesus aber verneint gerade dies. Er erklärt die totale Unfähigkeit des Menschen vor Gott’.
Es ist wohl ähnlich wie mit der Rechtfertigung aus Glauben allein, wie Römer 3:21-26 deutlich zeigt, und die auch manche Menschen sich anscheinend unbedingt erarbeiten wollen.

Hier noch eine Definition der 'Wiedergeburt', die recht gut den Kern zu treffen scheint, entnommen aus der Fußnote der Scofield-Bibel, Revidierte Elberfelder Übersetzung, zu Johannes 3:3:

Wiedergeburt
(1) Die Notwendigkeit der Wiedergeburt ergibt sich aus der Unfähigkeit des natürlichen Menschen, das Reich Gottes zu 'sehen' oder 'hineinzukommnen'. Wie begabt, moralisch oder gebildet der natürliche Mensch auch sein mag, er ist doch völlig blind für die geistliche Wahrheit und unfähig, in das Reich hineinzugehen, denn er kann Gott weder gehorchen noch Ihn verstehen noch Ihm gefallen.....
(2) Die neue Geburt ist nicht eine Reformation der alten Natur, sondern ein Schöpfungsakt des Heiligen Geistes....
(3) Die Bedingung für die neue Geburt ist der Glaube an ...Christus
(4) Durch die neue Geburt wird der Gläubige ein Glied der Familie Gottes....


Soweit die damaligen Gedanken. Ich sah die Wiedergeburt immer nur im Zusammenhang mit der himmlischen Berufung; warum? Wegen 1.Petr. 1:3-4 (Erbe im Himmel), Titus 3:5 (Wiedergeburt durch Erneuerung des Heilgen Geistes), vielleicht auch noch ‘alte Denkgewohnheiten’; aber wenn ich mir die Kommentare anderer ansehe und vor allem die Besprechung Jesu mit Nikodemus, der als Jude ja durchaus eine irdische Vorstellung des Reiches Gottes hatte, sowie die Tatsache, dass auch die Verse Joh. 3:16-31 für alle Menschen gelten, fühle ich mich veranlasst, die Sache neu zu überdenken.

Ist Wiedergeburt zwingend mit einem Leben im Himmel verbunden? Trifft sie nicht auch zu auf Menschen, die Gott in seinem Reich auf Erden als seine Kinder annimmt? Auf jeden Fall ist das für mich kein Grund zum ‘Glaubenskrieg’; ich bedanke mich vielmehr für den Anstoß zum Nachdenken.

E.F.

 
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#7 von Jurek , 04.10.2009 15:17

1.Johannes 2:1-2

1.Johannes 2:1-2 ist ein Wort, das uns viel Trost und Hoffnung geben soll und kann; Johannes spricht zu seinen ‘Kindlein’; in seinem vorgerückten Alter konnte er wohl fast alle Christen als seine Kindlein bezeichnen, nicht nur solche, die er zum Glauben geführt hatte. Und alle waren durch Gottes Zeugung – Wiedergeburt – Gottes Kinder (1.Joh. 3:1; Joh. 1:12). Daher ist der Inhalt des Briefes an alle Christen gerichtet.

Im ersten Vers des zweiten Kapitels ermahnt Johannes Christen, nicht zu sündigen; eine solche Mahnung ist verständlich; wer anerkennt, dass Christus sein Blut für unsere Sünden vergossen hat, kann unmöglich denken, man könne einfach so weiterhin sündigen wie in der Zeit des Unglaubens; er hätte dann ja niemals begriffen, was Vergebung bedeutet. Hier muss ein Christ ein entschlossenes ‘Nein’ zur Sünde sagen. Aber dennoch ist auch einem Johannes klar, dass dieser ehrliche Wille und die gute Absicht nicht verhindern werden, dass wir immer wieder sündigen und der Vergebung bedürfen; auch Paulus hatte das schon von sich selbst gesagt (Röm. 7:15-20). Darum setzt Johannes dem Vers eins den Vers zwei direkt nach. Christus darf für uns eintreten, weil er der Gerechte ist. Seine Fürsprache hört und erhört der Vater. Und Johannes ist glaubensvoll überzeugt, dass Jesus für uns eintreten wird; da gibt es nicht einmal eine gedankliche Möglichkeit, dass Jesus uns sein Eintreten verweigern könne. Denn er selbst ist in seinem Wesen, in seiner Person die Versöhnung für unsere Sünden, aber auch für die der ganzen Welt, wenn sie denn als Einzelne das Angebot des Vaters in Christus annehmen. Christus war nicht nur die Versöhnung auf Golgatha, sondern ist es immer noch für uns, jeden Tag. Und er ist da für die ganze Welt; wie könnten wir unserer Vergebung sicher sein, wenn Christi Opfer nicht für die ganze Welt zur Verfügung stünde? Das Heil ist da für die ganze Welt, nicht abhängig von der Mitgliedschaft in einer bestimmten Gemeinschaft, sondern allein von Christus. Wenn sich Gemeinschaften zur Exklusivität hin entwickeln, kommt es leicht dazu, dass sie dann den Erretter unserer Seelen aus den Augen verlieren, in gleichsam durch sich selbst ersetzen; dann wird es bedenklich!

Für die ganze Welt! Wir brauchen vor keinem Menschen zurückzuschrecken, wir können jedem das Angebot Gottes in Christus unterbreiten, dürfen sagen, dass Versöhnung auch für ihn gilt. Und wenn wir wissen, dass Jesus Christus die Versöhnung der ganzen Welt ist, dann darf ich froh bekennen, dass auch meine Sünden, die mich bedrücken, die mich meine Verlorenheit erkennen lassen, in diesem Gnadenraum unterzubringen sind, darin Raum finden, wie schwer sie auch sein mögen. Hier stärkt uns Gottes Wort in unserer Heilsgewissheit. Von der zu bewundernden Größe und Weite der Vergebung Gottes, von diesem Segen der Versöhnung, bin auch ich umfangen! Das ist es, was mir 1.Johannes 2:1-2 sagt.

E.F.

 
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#8 von Jurek , 04.10.2009 15:18

Soll (darf) man zu Jesus beten?

- Enge Verbundenheit -

Dass zwischen Nachfolgern Jesu und ihrem Herrn eine enge Verbundenheit herrschen sollte, geht aus der Schrift deutlich hervor. Dazu einige Texte:

Wenn jemand den Herrn nicht lieb hat, der sei verflucht (1.Korinther 16:22)

.... ich bin bei euch alle Tage.... (Matthäus 28:20)

Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn hört! (Markus 9:7)

Meine Schafe hören meine Stimme .... und sie folgen mir (Johannes 10:27)

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben .... getrennt von mir könnt ihr nichts tun (Johannes 15:5)

Dass Jesus aber als Herr in den Herzen und auf den Lippen der einzelnen etlichen derer, die sich Christen nennen lebt, das ist nicht der Fall. Von Manchen wurde in ihrer Ansprache von etwa 5 Minuten Dauer; darin erwähnte er dreizehn Mal den Namen Jehova, den Namen Jesus nicht ein einziges Mal. Zufall? In der Taufansprache am gleichen Tag wurde ständig von Jehova gesprochen; von Jesus wurde nur gesagt, dass er und die Engel sich über die Täuflinge freuen würden, und dass diese wie Jesus bei ihrer Taufe beten sollten. Sonst nichts! Von der Rolle Jesu als Hirte, als Weinstock, als Herr usw.: kein Wort! Auch die Taufformel aus Matthäus 28:19 wurde nicht erwähnt, auch nicht, dass sie auf den Namen Jesu getauft würden. Dagegen wurde ‚der Sklave‘ hervorgehoben; ihm müssten die Täuflinge künftig unbedingt loyal und gehorsam sein, ihm müssten sie folgen! Sie hätten doch alles, was sie wüssten, von ihm erhalten; er gäbe ihnen Speise in Form von Druckschriften usw. usw. Nähe zu Jesus? Fehlanzeige! An diesem ganzen Tag war Jesus kein Thema.

Aber das beantwortet noch nicht die Frage, ob man zu Jesus beten solle oder dürfe.

Jesus anbeten?

Das Gebet kann in unterschiedlichen Formen auftreten, als Lobpreis, Dank, Bitte oder Fürbitte; zumeist besteht es aus einer Mischung aus mehreren dieser Formen. Haben die Jünger solche Gebete an Jesus gerichtet? Als Jesus auf Erden war, trat er für die alleinige Anbetung Gottes, seines Vaters, ein (Matthäus 4:10); das war das Gebot des Gesetzes (2.Mose 20:2-5; 5.Mose 6:13; 10:20). Er betete nur den Vater an. Aber wie war es nach seiner Auferstehung? War es vielleicht auch der Wille des Vaters, der ja dem Sohn alle Macht, sogar das Gericht übertragen hatte, dass die Menschen nun in ein anderes Verhältnis zu Jesus treten, ja dass sie ihn anbeten sollten (Johannes 5:23)?

Lesen wir doch unvoreingenommen folgende Texte:

Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott (Johannes 20:28 )

Herr Jesus, nimm meinen Geist auf (Apostelgeschichte 7:59)

.... allen, die an jedem Ort den Namen unseres Herrn Jesus Christus anrufen (1.Korinther 1:2)

.... alle zu binden, die deinen Namen anrufen .... zugrunde richten, die diesen Namen anrufen (Apostelgeschichte 9:14+21)

Und alle Engel Gottes sollen ihn anbeten (Hebräer 1:6)

Das Wort proskyneo, das hier wie an vielen anderen Stellen, z.B. Luk. 24:52, verwendet wird, bedeutet nach dem Wörterbuch zum Neuen Testament von Bauer-Aland ‚niederkniend huldigen, anbeten, fußfällig verehren; .... Jesus, der als messian. König u. himml. Helfer fußfällig verehrt u. angebetet wird‘.

The complete Wordstudy Dictionary New Testament sagt unter dem gleichen Stichwort: anbeten, gehorchen niederfallen vor jemanden.

Auch niederwerfen oder huldigen vor anderen Göttern war den Juden laut 2.Mose 20:4 verboten. Aber vor Jesus warfen sich die Jünger anbetend und huldigend nieder.

In Offenbarung 4 wird die Anbetung Gottes des Vaters geschildert; dabei wird in den Versen 9-11gesagt, dass man Gott Herrlichkeit und Ehre und Danksagung gab, ihm Herrlichkeit, Ehre und Macht zusprach.

In Kapitel 5 der Offenbarung wird dann von dem Lamm, von Jesus gesprochen; in den Versen 12-14 wird dem Lamm Macht und Reichtum und Weisheit und Stärke und Ehre und Herrlichkeit und Lobpreis zugesprochen; Und sie beteten an, nämlich das Lamm!

Weitere Texte:

....damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge.... (Philipper 2:10-11)

....damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren (Johannes 5:23)

.... habe ich dreimal den Herrn angerufen ... (2.Korinther 12:8 )

Wenn Paulus hier vom Herrn spricht, dann spricht er von Jesus (1.Korinther 8:6)

Die Bibel schließt sogar – von dem Segenswunsch des Johannes abgesehen – mit einem Bittgebet an Jesus: Amen, komm, Herr Jesus (Offenbarung 22:20). Und das stimmt überein mit den Worten des Petrus in Apostelgeschichte 4:12, dass in keinem anderen Heil ist als allein im Namen Jesu; kein anderer Name ist den Menschen gegeben, darin sie gerettet werden können, und daher wurden auch alle Zeichen und Taten der Apostel im Namen Jesu ausgeführt.

Lass diese Texte, die nur eine Auswahl sind, auf Dich wirken, denke darüber nach, und entscheide bei Dir selbst, ob wir mit Jesus sprechen, ob wir ihn anbeten dürfen oder sollen.

Stephanus und Johannes sie sprachen mit Jesus; aber mit ihm sprechen sei noch keine Anbetung, wie es manchmal gemeint wird. ‚Selbst das Sprechen zu Gott ist an sich noch kein Gebet‘. Wenn dem so ist, warum sprechen denn die Zeugen nicht mit ihrem Herrn, mit Jesus? Ich habe in vielen Jahrzehnten noch keinen mit Jesus sprechen hören oder auch nur davon gehört.

Im Namen Jesu das Knie zu beugen, so wird erklärt, bedeute, Gebete ‚im Namen Jesu‘ an Gott zu richten, in keinem Fall aber an Jesus direkt. Erscheint diese Erklärung einleuchtend oder überzeugend? Ist es nicht so, dass ich vor jemanden das Knie beuge, wenn ich mich an ihn direkt wende?

Den Namen Jesu anzurufen, wie der erste Korintherbrief und die Apostelgeschichte berichten, bedeute, sich öffentlich zu Jesus zu bekennen; wenn ich also zum Beispiel in Gesprächen mit Dritten mich zu meinem leiblichen Vater bekenne, dann – so die Wachtturm-Deutung - ‚rufe ich ihn an‘!?! Was soll man von einer solchen Erklärung halten? Das sollte sich jeder selbst überlegen.

In einer Fußnote zu Johannes 14:14 steht, dass zahlreiche griechische Manuskripte dort sagen: Wenn ihr mich .... bittet! Vielleicht wird das nicht als Gebet, sondern als bloßes Sprechen angesehen. Aber, wie schon gesagt, warum sprechen Jehovas Zeugen nicht mit Jesus Christus, dem Herrn?

Das heißt also, Du hast keinen direkten Zugang zu deinem Herrn, zu Jesus, der für Dich gestorben ist. Wenn aber die ‚befähigten Männer‘ in der Versammlung mit Dir reden, Dich zurechtweisen, dann spricht Christus mit Dir! Ist das nicht arrogant, autoritär, anmaßend? Dreimal ‚a‘! Und wenn man sich dann die Befähigung vieler dieser Männer anschaut, so besteht sie oft im Wesentlichen in absoluter Loyalität gegenüber der Organisation. Ohne verletzend sein zu wollen, hat man doch manchmal den Eindruck: wenn man das Sprichwort ernst nähme ‚wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch dem Verstand‘, dann müsste man schließen, dass nicht wenige ihr Amt nicht von Gott haben. Aber warum sollte man sich über eine derartige Anmaßung wundern, wenn man die Selbstbeweihräucherung und die Anmaßung der Leitung der Organisation in Betracht zieht.

E.F.

 
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#9 von Jurek , 04.10.2009 15:19

Was ihr mich bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun (Joh.14:14)

Gott ist ein Hörer von Gebeten; das bezeugt die Schrift (Psalm 65:3). Auch Jesus hält seine Zusagen und erhört Gebete (Joh. 14:14); er ist bei uns alle Tage bis ans Ende des Systems der Dinge. Wie aber kommt es dann, dass so viele Gebete nicht erhört werden oder ohne Antwort bleiben? Bevor ich auf diesen Punkt eingehe, möchte ich noch einige Vorbemerkungen äußern. In welcher Weise denkst Du z.B. an Jesus, unseren Retter? Siehst du ihn als hilfloses Opfer am Todesholz - es ist sicher angebracht, an sein Opfer zu denken - oder nur als eine historische Figur? Nein, wir haben die große Freude, uns eines auferstandenen, lebenden Christus bewußt zu werden und ihn so zu sehen. Wenn dich Versuchungen plagen und du dich schwach fühlst, dann hast du einen lebendigen Mittler bei dem Vater, der für dich spricht. Wenn du gefallen bist: der mächtige Sohn Gottes hilft dir wieder auf! Er schenkt dir Gnade und Gunst. Durch die Auferstehung Jesu sind wir mit ihm vereint, und heute lebt er, er lebt für uns! Er lebt auf dem Thron Gottes, und er lebt in uns (Gal. 2:20).

Dieser unser Herr hat Gnade und Wahrheit gebracht (Joh. 1:17). Gnade - für wen? Oft wird gesagt: für alle Menschen, so wie auch die Bibel für alle Menschen geschrieben sei; aber das ist nur zum Teil richtig! Das Angebot des Heils, der Rettung, ist tatsächlich für alle, für die ganze Welt (1.Joh. 2:2). Aber wenn dieses Angebot auf Grund der freien Entscheidung jedes Einzelnen nicht angenommen wird, dann gibt es keine Verheißungen mehr für diese Menschen, außer der Gerichtsbotschaft Gottes. Es gibt dann kein Wort des Trostes für Ungläubige, keine Verheißung von Segen, keine Kraft in Zeiten der Schwäche, keine Verheißung, an der sich Menschen in Leben und Tod festhalten können.

Jemand mag zwar glauben, dass er eigentlich ein ganz anständiger Mensch sei und keine Strafe verdiene. Aber der betreffende Mensch hat weder die Heiligkeit Gottes noch die Sündhaftigkeit der Sünde begriffen. Nur im Herrn Jesus Christus, der auferstanden und gen Himmel gefahren ist, haben wir Gnade und sind in Sicherheit. Er hat sich mit unseren Sünden befasst, hat sie vergeben, vergessen, gereinigt, gesühnt, zugedeckt, weggetan so weit wie der Osten vom Westen entfernt ist; er bezahlte dafür, und Gott wird sich ihrer nicht mehr erinnern. Gott hat dies alles getan für uns durch ihn. Nichts muss dazu noch getan werden. Wenn wir in den Kleidern seiner Gerechtigkeit vor ihm stehen wollen, dann nur in den Kleidern seiner Gnade, nicht in Kleidern eigener Leistung (2.Kor. 5:21; Eph. 2:8-9). Und das geschah: wir haben Gnade empfangen!

Doch wozu? Um ihm nachzufolgen! Er ist der Hirte, wir sind seine Schafe! Wir wurden nicht begnadigt, um in unseren Köpfen theologische Systeme aufzubauen (und uns deswegen die Köpfe einzuschlagen), sondern um ihm, Jesus, unser Leben anzuvertrauen, zu übergeben, im Glaubensgehorsam! Es gibt tatsächlich zwei Zerrbilder dieses Glaubensgehorsams. Einerseits gibt es Leute, denen nur Lehren wichtig sind, jedoch ohne Gehorsam gegenüber Christus, und andere, die von Gehorsam sprechen, jedoch ohne Kenntnis der biblischen Lehren. Die ersten stehen in der Gefahr, Fundamentalisten zu werden, die anderen tendieren in Richtung von Modernisten. Aber Lehre und Gehorsam gehören zusammen, wobei unter Lehren die eindeutig geoffenbarten Wahrheiten des Wortes Gottes zu verstehen sind und nicht die besonderen Auslegungen der verschiedenen Gruppierungen. Zu diesen nie zu vergessenden Lehren - und Wirklichkeiten - gehören: Jesus Christus kam vom Himmel, zahlte für unsere Sünden; er wurde auferweckt und kehrte zum Himmel zurück, zu Gottes Thron. Jene, die ihn annahmen, ihn erkannten und seine Stellung anerkannten, die ihr Vertrauen in ihn setzten, denen gab er Vollmacht, Kinder Gottes zu sein (Joh. 1:12). Das ist Christentum; nicht eine Sammlung ethischer Grundsätze oder eine Art von Lebensweise in der Menschenwelt, sondern ein Ruf, der uns in Verbindung bringt mit der ewigen Macht im Himmel, dem ewigen Leben des Christus, der uns absondert für Gottes Willen. Abgesondert: das ist, was das Wort ‘Heilige’ grundsätzlich bedeutet! Nicht sündlose, vollkommene Menschen, sondern Erlöste, die vorher ‘Sünder’ genannt werden mussten. Ihr neuer Name ist ‘Abgesonderte’, ‘Heilige’! Der Unterschied zwischen einem Sünder und einem Heiligen ist nicht etwa eigene Tugend oder Leistung, sondern der Unterschied besteht in dem Retter und Erlöser, Jesus Christus. Es ist der Herr, der aus einem Sünder einen ‘Heiligen’ macht.

Doch kehren wir nun zur Frage des Gebets und der Gebetserhörung zurück. Paulus beginnt oft seine Gebete mit Danksagungen, wie z.B. in Römer 1:8. Er dankt hier nicht für etwas, was er persönlich erhalten hat, sondern für den Segen in den Herzen anderer. Es ist auch ein echt christliches Gebet, ein Gebet oder ein Dank an Gott durch Jesus Christus. Man hört oft Gebete, die im biblischen Sinn des Wortes keine sind, denn sie werden nicht im Namen Jesu Christi dargebracht. Manchmal gibt es auch durchaus aufrichtige Gebete, die man trotzdem skeptisch betrachten sollte. So können z.B. bei einer Schiffskatastrophe viele intensiv um Rettung beten; wenn schließlich einige gerettet werden, mögen sie an eine Gebetserhörung glauben; doch andere, die ebenso von Herzen gebetet hatten, wurden nicht errettet. Oder wenn wir an die Terrorkatastrophe in New York und Washington denken: wie viele mögen in den Flugzeugen oder hinsichtlich der Verschütteten innig gebetet haben, und sie wurden nicht erhört. Wie verträgt sich das mit Joh. 14:14?

Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Gebet trotz Aufrichtigkeit wertlos ist, wenn es nicht den Regeln und dem Geist der Bibel entspricht; zu sagen ‘ich glaube an Gebete’ ist eigentlich töricht; eine der Fragen, die man stellen muss, ist: kommst du zu Gott auf dem einzigen von ihm vorgesehenen Weg? (Joh. 14:6). Wir dürfen nicht vergessen, dass wir den Vater nur ehren im Namen seines Sohnes (Joh. 5:23). Wir sollen nicht einmal im Namen Gottes beten, sondern im Namen seines Sohnes, das ist des Vaters Wille. Das bedeutet aber, dass das, um was wir beten oder was wir erbitten, mit dem Wesen und dem Willen unseres Retters übereinstimmt. So wird z.B. berichtet, dass es in einer belgischen Hafenstadt eine Kapelle gab, in der üblicherweise Prostituierte Gebete sprachen und Kerzen stifteten, um Gesundheit und Erfolg zu haben. Damit soll nicht gesagt werden, dass Hurerei nicht vergeben wurde, denn das Blut Jesu macht uns rein von jeder Sünde. Aber Gott rettet und segnet uns nicht i n unseren Sünden, sondern v o n unseren Sünden. Wenn wir daher Joh. 14:14 buchstäblich nehmen würden, lägen wir falsch. Wenn wir seine geistige Bedeutung außer acht lassen, wird der Text bedeutungslos. Es gibt Dinge, die Gott nie tun wird, gleichgültig, wie aufrichtig wir beten. Als Jesus obige Worte sprach, setzte er bei seinen Nachfolgern soviel Unterscheidungsvermögen voraus, um zu erwarten, dass sie verstünden, was er meinte, nämlich, dass wir um Dinge bitten würden, die in Übereinstimmung wären mit seiner Heiligkeit und der Gerechtigkeit seines Willens. Es bedeutet nicht, dass wir um Dinge bitten könnten, die unserem sündigen Willen und Wünschen entspringen. Deshalb sollten wir als Christen, wenn wir uns nicht sicher sind über die Natur einiger unserer Bitten, immer hinzufügen: ‘wenn es dein Wille ist’ oder ‘aber dein Wille geschehe’. Natürlich gibt es auch Dinge, bei denen wir dies nicht sagen müssen, weil sie eindeutig dem Willen Gottes entsprechen, so dass wir nicht zu zögern brauchen, damit in Freimut vor Gottes Thron seiner Gnade zu treten. Von solchen Gebeten hat Gott nie sein Ohr abgewandt. Andere Gebete wiederum mag er mit väterlicher Güte hören, wird sie aber in seiner Barmherzigkeit nicht beantworten, weil er weiß, dass wir in Unkenntnis beten und eine Erhörung vielleicht für uns schlimmer wäre als wir uns vorzustellen vermögen.

Ein Beispiel aus dem menschlichen Bereich: dein Sohn mag dich um Geld bitten für eine weite Reise mit seinen Freunden, um irgendwo eine Party zu feiern; selbst wenn er sagt ‘wenn du möchtest’ mag es doch sein, dass du seine Bitte nicht erfüllst; wenn er dir aber mitteilt, dass er durch ein Missgeschick seine Hose zerrissen hat, wirst du ihm sicher eine neue bezahlen, selbst wenn er nicht sagt ‘wenn es dein Wille ist’, weil er weiß, dass du als Vater ihn nicht unbekleidet lässt. So können auch wir zu unserem himmlischen Vater treten und Gebete mit Zuversicht vor ihn tragen, wenn wir erkennen können, dass sie gemäß seinem Willen sind. Paulus gibt uns in seinen Gebeten immer ein gutes Beispiel: er stellt den Herrn Jesus stets voran, danach die Nachfolger des Herrn, die Bruderschaft, sodann die Bedürfnisse der Verlorenen, und alles Weitere kam erst danach. Dennoch wäre auch etwas zu den unbeantworteten Gebeten zu sagen. Wenn wir die Bibel genau lesen, finden wir darin öfter das Wort Gottes, in dem er sagt, er werde Gebete nicht erhören, als etwa die Zusage der Erhörung. Und noch mehr werden wir erstaunt sein zu sehen, dass die Zusage der Erhörung von Gebeten nur an eine relativ kleine Gruppe der Menschheit gerichtet ist.

Wie wir schon gesagt haben, sind die Verheißungen der Bibel - abgesehen von dem Angebot der Versöhnung, Rechtfertigung und Rettung - nur an jene gerichtet, die dieses Angebot in der Person Jesu angenommen haben. Das mag vielen nicht gefallen, aber es ist Gottes Entscheidung; es ist keine christliche Überheblichkeit - Christen haben keine Ursache zu Überheblichkeit -, sondern Gottes Wille. Es gibt ein Gebot: das Gebot zu bereuen! Das ist universell, gilt für alle; aber es gibt in der Bibel kein Wort des Trostes für Zeiten der Sorge, keine Stärkung für Zeiten der Schwachheit für Menschen, die nicht durch Glauben an das Blut Christi wiedergeboren sind. Selbst das Gebet ‘unser Vater...’ kann nur gebetet werden von Menschen, die durch den Glauben an Jesus Gottes Kinder geworden sind.

Wenn wir hier nun von nicht beantworteten Gebeten sprechen, so sprechen wir von Gebeten von Christen, die sich zu Recht an den himmlischen Vater wenden. Paulus z.B. plante oft gebetsvoll bestimmte Reisen in neue Gebiete, aber seine Gebete wurden, obwohl sie nach seiner Meinung auch dem Interesse des Evangeliums entsprachen, nicht erhört. Wenn wir jedoch wissen, dass Gott die Gebete seiner Kinder erhört, wenn sie gemäß seinem Willen bitten (1.Joh. 5:14-15), müssen wir folgern, dass die gut gemeinte und aufrichtige Bitte des Paulus nicht dem Willen Gottes entsprach. Das kann auch jedem seiner Kinder widerfahren. Es sollte nie unsere Gewissheit schwächen, dass unser Vater uns hört.

Wenn wir dies alles lesen und berücksichtigen, sollten wir uns vertrauensvoll der Leitung unseres Herrn übergeben; das heißt nicht, dass wir nicht planen und aktiv wären, aber wenn bestimmte Dinge, um die wir bitten, nicht so ablaufen wie wir wünschen, sollten wir nicht an der liebevollen Fürsorge unseres Vaters und unseres Herrn zweifeln. Jesus hat das Recht, das Leben seiner Nachfolger zu leiten, darin gestaltend einzugreifen, ja es ist unser Wunsch und Gebet, dass er dies tun möge. Wir dürfen natürlich versuchen herauszufinden, was Gottes Wille für uns sein mag, so wie dies ein Paulus jederzeit getan hat. Wenn du nicht mehr recht weiter weißt, dann kannst du sagen: Herr, führe du mich nach deinem Willen! Dann sei gewiss, dass der Vater mit Freude auf dich herabschauen wird, so wie ein menschlicher Vater auf ein Kind, das auch den guten Willen, aber nicht immer die entsprechenden Fähigkeiten hat, den Willen des Vaters zu tun. Wir finden Ruhe in dem Wissen, dass unser Vater unser Herz kennt, und wenn wir auch ‘unnütze Knechte’ sind, wird er in seinem Herzen zu uns sagen: ‘Wohlgetan, guter und treuer Knecht!’ Wir wissen nicht, was uns die Zukunft bringen mag; aber wir wissen, dass unser Herr Jesus stets mit uns in dieser Zukunft ist, er, der uns erlöste, er, der uns liebt. Daher brauchen wir die Zukunft nicht zu fürchten, denn der Herr Jesus Christus ist in ihr! Du kannst deinem Erlöser vertrauen, der für dich starb!

E.F.

 
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#10 von Jurek , 04.10.2009 15:20

Allgemeine Ansichten

Dreieinigkeit:
Ich bedauere zwar, wenn Menschen (wieder) zu einer Dreieinigkeitslehre finden, denn ich sehe in der Bibel keine Begründung dafür (falls es Dich interessiert, kann ich Dir einmal eine Notiz schicken, die ich auf Anfrage zu diesem Thema geschrieben habe). Aber ich hoffe, dass, wenn jemand sich fest an Christus hält, an sein Opfer, an ihn als Hirte und Herrn, dass ihn das falsche Verständnis irgendeiner Lehre nicht von der Rettung ausschließt. Wir werden nicht gerettet, weil wir alle Lehren richtig verstehen – das tun wir nicht (1.Korinther 13:9+12) -, sondern weil wir dem Herrn gehören und weil wir ihm glauben und vertrauen.

Kreuzanhänger:
Ich selbst würde so etwas nicht tragen, auch keinen ‚Pfahl‘; trotzdem muss man sagen, dass nur Symbole der Erinnerung zu tragen noch nicht Götzendienst ist. Auch in den Büchern der WTG werden Bilder gemalt mit Jesus am Pfahl. Wenn ein solches Zeichen nur zeigen will – ähnlich wie das Zeichen des Fisches an manchen Autos -, dass man ein Christ ist, könnte ich das verstehen. Aber ich sehe auch die Gefahr, solche Zeichen nicht nur als Erinnerungsstütze zu betrachten, sondern als heilig an sich, und dann würden sie zu Götzen, die man vielleicht sogar küsst usw. . Man denke an Marterln oder Wegkreuze, die von Menschen gegrüßt werden. Das ist zuviel. Oder denke an die kupferne Schlange, die Moses fertigen ließ, sogar auf Gottes Anordnung hin. So lange sie als Zeichen und demnach als Erinnerungsstück - und als Vorbild (Johannes 3:14-15) - betrachtet wurde, war nichts dagegen zu sagen; doch als man sie zu verehren begann, wurde sie zum Götzen, und sie musste vernichtet werden (2.Könige 18:4). Deshalb wäre es sicher angebracht, auf diese allzu menschliche Gefahr aufmerksam zu machen, denn Bilderverehrung war immer eine Gefahr für die Menschen.

Geburtstage:
Ganz gewiss haben Heiden Geburtstage gefeiert; aber nur Heiden? Heiden hatten auch Tempel und Priester, aber nicht nur Heiden! Es ist interessant, dass die Bibel kein Aufhebens von Geburtstagsfeiern macht, obwohl damals Geburtstage gefeiert wurden. Ich habe einmal mit einem Kreisaufseher, der bei uns wohnte, ein Rollenspiel durchgeführt. Ich stellte einen Mann dar, der wissen wollte, warum die Zeugen keinen Geburtstag feiern dürfen, und er sollte mir das aus der Bibel beweisen. Ergebnis: er konnte es nicht; daher sagte er am Schluß ‚na ja, auch wenn die Bibel es nicht sagt, aber die Organisation will es so‘. Das war zutreffend und gleichzeitig das Ende der Diskussion. Tatsächlich erwähnt die Bibel zwei Geburtstagsfeiern (Pharao und König Herodes Antipas), aber sie erwähnt sie nicht, weil man Geburtstag feierte, sondern weil zufällig an diesen beiden Geburtstagen etwas Wesentliches passierte. Doch haben diese Herrscher – und nicht nur die Herrscher – sicher jedes Jahr Geburtstag gefeiert, und trotzdem erwähnt die Bibel das nicht. Ich selbst habe seit meinem 9. Lebensjahr keinen Geburtstag mehr gefeiert, obwohl weder ich noch meine Eltern Zeugen waren; sie hielten eben nichts davon. Als ich Kinder hatte, bekamen sie nicht nur gute Wünsche an ihren jeweiligen Geburtstagen, sondern auch einen Kuchen. Das haben wir immer gemacht, weil wir keine biblischen Begründungen dagegen fanden. Die WTG hat selbst bis Ende der zwanziger Jahre immer Geburtstage im Bethel und auch privat gefeiert, was sicher nicht geschehen wäre, wenn es da eindeutige biblische Aussagen gäbe. Und nur weil ein Herr Rutherford sich in allem von anderen unterscheiden wollte, ist das noch kein biblischer Grund. Als ich noch in einem Beschäftigungsverhältnis war, habe ich meinen Mitarbeitern am Geburtstag stets einen halben Tag frei gegeben. Natürlich haben Christen an Geburtstagen sicher keine heidnischen Bräuche praktiziert, wie Götteropfer usw., und gewiss war ihnen der Tag des Todes wichtiger als der Tag der Geburt (Prediger 7:1), weil man am Ende des Lebens erkennen konnte, was jemand mit seinem Leben angefangen hatte, aber warum sollte eine christliche Mutter sich nicht freuen, wenn ein Kind wieder ein Jahr älter geworden ist? Und warum sollte man jemandem nicht alles Gute wünschen? Warum darf man es an Hochzeitstagen? Ich wünsche jedem täglich guten Tag, ich wünsche guten Urlaub, einen guten Ruhestand usw. Warum also sollte ich ihm nicht ein gutes neues Jahr wünschen oder auch ein gutes weiteres Lebensjahr? Ich bin der Meinung, dass hier jeder nach seinem Gewissen handeln sollte! Wenn jemand es für falsch hält, dann sollte er es nicht tun (Römer 14:23). Ich finde in der Bibel keine Begründung für eine normale christliche Geburtstagsfeier, natürlich ohne alle unchristlichen Praktiken.

Rauchen:
Ich empfehle gewiss das Rauchen nicht; aber man sollte festhalten, dass in den Tagen Jesu und der Apostel das Rauchen völlig unbekannt war. Ich weiß von meinem Vater, wie er – kein Zeuge – unter seiner Raucherleidenschaft gelitten hat. Paulus gibt einen guten und ganz allgemeinen Grundsatz in 1.Korinther 6:12. Bis vor einigen Jahrzehnten war zwar das Rauchen unter den Zeugen nicht gern gesehen, aber noch nicht verboten. Jetzt wird ein Raucher unter Anführung von 2.Korinther 7:1 ausgeschlossen. Das ist ein Richten unter Missbrauch eines Bibeltextes, was der Organisation nicht zusteht. Ich könnte verstehen, wenn man einen Raucher als ‚nicht vorbildlich‘ nicht als Ältesten einsetzen würde. Aber ihn aus der Gemeinschaft auszuschließen, ihm sein Christsein abzusprechen, das geht meines Erachtens zu weit. Wann hätte sich denn vor einigen Jahrzehnten die Bibel geändert? Die Entscheidungen der Leitung sind oft so willkürlich, dass man sich fragen muss, was als nächstes verboten wird. Ich würde wirklich jedermann empfehlen, vom Rauchen Abstand zu nehmen, aber nicht aus religiösen Gründen, sondern aus gesundheitlichen Gründen (Suchtgefahr, Krankheiten usw.).

Ein fremdgehender Ehemann:
Ich sehe das Problem dieser Schwester, aber sie muss entscheiden, was sie tun will. Nach der Bibel hat sie das Recht, sich von dem Ehemann zu trennen, aber sie ist nicht dazu verpflichtet. Es kann Gründe geben – familiäre und auch finanzielle Gründe -, die sie bewegen, bei ihm zu bleiben. Das muss sie abwägen und entscheiden. Aber bestimmt ist der Tröster ‚Alkohol‘ keine Lösung. Sie sollte sich in ihren Nöten vor allem an den wenden, in dessen Hand sie geborgen ist (Johannes 10:28-29). In seiner Hand ist sie sicher; warum sollte sie sich freiwillig aus seiner Hand lösen und sich in die arme des ‚Alkohol‘ werfen? Wenn die Situation unerträglich wird, dann kann man ihr nur empfehlen, einen sauberen Schnitt zu machen und nicht zuzulassen, dass die Verhältnisse sie veranlassen, ihren Herrn zu verlassen und sich physisch und psychisch zu ruinieren. Dann mag eine Trennung in Verbindung mit Vertrauen auf den Vater und den Herrn besser sein als ein Verharren in unerträglichen Verhältnissen. Aber man kann zwar raten, doch darf man keine Entscheidungen für sie treffen; diese müssen von ihr kommen.

Besuch von Gottesdiensten an Orten, in denen Heiligenbilder hängen:
wenn man Gottesdienste anderer Gemeinschaften besucht, kann es sein, dass man in Räume kommt, in denen Heiligenbilder hängen. Das braucht uns nicht zu stören. Einen Josef hat es bestimmt auch nicht gestört in Ägypten, wenn er die vielen Statuen sah. Oder auch einen Daniel in Babylon. Wichtig ist, dass man sich nicht zu unchristlichen Praktiken verleiten lässt, so wenig wie die drei Freunde Daniels, die zwar mitgingen zu dem Ort, an dem das Standbild war, aber sich nicht vor ihm niederbeugten. Viele Zeugen haben auch schon den Vatikan besichtigt usw. Man mag sagen, dass das noch kein Gottesdienst ist. Aber Heiligenbilder sind da. Und wenn man einem Gottesdienst beiwohnt, zum Beispiel auch bei einer Hochzeit oder einer Beerdigung, dann soll man eben nichts mitmachen, was seinem Gewissen widerspricht. Wessen Gewissen es nicht zulässt, einem solchen Ereignis überhaupt beizuwohnen, der sollte es lassen, aber auch niemanden verurteilen, dessen Gewissen anders entscheidet. Unsere Beziehung zu Christus ist entscheidend.

Jeder Weggegangene wird durchleuchtet...:
Unsere Glaubensechtheit an anderen zu messen ist an sich schon falsch; wir sollten uns an Gottes Wort messen. Wir mögen in bestimmten Lehren zu anderen Schlussfolgerungen kommen als unsere Bekannten; doch unser aller Rettung hängt allein von Jesus ab (Johannes 14:6) und nicht davon, ob wir in bestimmten Dingen gleicher Meinung sind. Ganz gewiss gibt es Christen außerhalb der Organisation, und es gibt solche innerhalb, die keineswegs Christen sind, weil sie ihn vielleicht als Lösegeld, aber nicht als den entscheidenden Herrn sehen. Der Acker im Gleichnis Jesu trägt überall viel Unkraut, aber auch überall etwas Weizen. Das Richten sollten wir unserem Herrn überlassen, dafür aber die gute Botschaft von ihm und die Rettungsvorkehrung Gottes durch ihn den Menschen nahebringen. Israel war ein Volk von vielen Millionen; aber die Jünger Jesu sollten ein noch größeres Volk sein (Galater 4:27), Hagar gleicht Israel, die den Mann hat; Sara gleicht dem Jerusalem droben, das mehr Kinder hat als Israel. Es gibt sicher mehr Christen als wir denken, doch man sieht sie nicht, wenn wir die Brille der Organisation aufsetzen und ihre Maßstäbe anlegen, denn dann gibt es ja nur die Zeugen und den üblen Rest.

E.F.

 
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#11 von Jurek , 04.10.2009 15:22

"Ganz Israel" (Röm. 9-11) - Was ist damit gemeint?

Nach meiner Auffassung – ich weiß, dass auch hier durchaus ernst zu nehmende Kommentatoren unterschiedliche Auffassungen vertreten – spricht Paulus in den Kapiteln 9-11 des Briefs an die Römer eindeutig vom Israel nach dem Fleische. Der Ausdruck ‘geistiges Israel’ – obwohl gern benutzt, auch von mir – ist jedenfalls kein biblischer.

Dennoch würde ich nicht sagen, dass das jüdische Zeitalter mit seinen Opferritualen, seinen Priesterdiensten, seinem Gesetz nach Pfingsten 33 unterbrochen wurde, denn daraus müsste man auf ein Wiederaufleben schließen; ich sehe das Zeitalter des Gesetzes nicht als unterbrochen, sondern als vollendet und beendet (Röm. 10:4), die Opfer durch das endgültige Opfer Jesu als abgelöst (Hebr. 10:5-18; Gal. 5:4). Das heißt aber in keiner Weise, dass Israel nach der Wiederkunft Jesu und in seinem Reich nicht eine besondere Rolle spielen könnte, in der sich auch sämtliche Zusagen an Abraham vollenden, die Verheißungen von Hesekiel und Sacharja sich erfüllen oder erfüllt sein werden und Israel zum Segen der Völker wird; dabei ist die Frage zu stellen: was meint Paulus in Römer 11:26 mit ‘ganz Israel’? Wie gesagt, die Deutungen gehen hier auseinander; aber wenn Paulus zu Beginn des Kapitels von den ausgeschnittenen, weil verstockten Israeliten und den eingepfropften Heiden sprach, so können die wieder einzupfropfenden Zweige nur Israeliten sein, die zum Glauben kommen. Doch warum dann ‘ganz Israel’? Ich komme darauf bei meinen Ausführungen am Ende nochmals zurück; für den Augenblick nur soviel: die Bibel gebraucht Mengenbegriffe wie ‘ganz, alle, jeder’ nicht im statistischen Sinn, sondern meint damit entweder eine sehr große Zahl oder auch alle, die eine bestimmte Voraussetzung erfüllen (siehe zum Beispiel Kol. 1:28; Matth. 4:23; 9:35; Mark. 1:32-33; Luk. 4:28,40; 6:19; Joh. 11:48). Auch wir reden ja so: ‘das wissen doch alle, das kennt doch jeder’ und meinen das natürlich nicht ‘statistisch’! Und das deutet doch Sacharja 14 an, wo gesagt wird, dass viele Israeliten umkommen würden, aber jene, die zum Messias fliehen, also die Rettung und Erlösung durch ihn im Glauben annehmen, auch bewahrt würden. ‘Jene, die nicht im Unglauben bleiben’! Das ist nicht der Unglaube an Gott, denn diesen Glauben hat ein großer Teil der Israeliten bis heute bewahrt; es ist der Unglaube an Christus; den Christus als Messias müssen sie annehmen (Joh. 14:6); der Weg zum Vater ist für sie kein anderer als für uns. Auch die Menschen, die in seinem Reich auf Erden leben, werden ihr Leben i h m verdanken, schulden ihm ihre Erlösung, haben dann den gleichen Glauben wie wir als Christen heute schon. Ein anderer Geisteszustand ist vor Gott nicht annehmbar.

Dieses in Sacharja 14 geschilderte Ereignis findet nach Ansicht aller Kommentatoren bei der Wiederkunft Christi statt, das heißt also nach der Entrückung der Christengemeinde gemäß 1.Thessalonicher 4:15-17 und 1.Korinther 15: 51-53, nach dem Ende des Evangeliumszeitalters.

Es wurde davon gesprochen, ob wohl Gott sogar die WTG und ähnliche Gruppierungen annehmen könnte; sicher nicht! Gott hatte nur ein Volk erwählt als Gruppe: Israel; die Christen wurden zum ‘Leib Christi’ zusammengefügt, gewiss auch eine Gruppe, aber keine Gruppe nach weltlichen Gesetzen, nach ethnischer oder sozialer Zusammengehörigkeit oder ähnlich. Es gibt keine Gruppe, bei der man durch Zugehörigkeit errettet wird, und die insoweit ‘allein selig machend’ ist und das Lösegeld Christi ersetzt, seinen Wert mindert!

Wenn man Sacharja 14 liest, dann sind auch Abkömmlinge der Nationen in Christi Reich, im Gegensatz zu der Lehre der WTG, wonach alle – außer den Zeugen, die als die große Volksmenge den Ursprung der dann lebenden ‘Nationen’ bilden sollen – in Harmagedon umkommen – ich habe das lange Jahre auch vertreten – sagt mir die Offenbarung in Kapitel 19: 19-21, dass ‘die Heere’ des Tiers und die Könige umkommen; aber sind das alle dann lebenden Menschen? Könnten nicht auch von den Nichtisraeliten bei der Wiederkunft Christi noch welche zum Glauben kommen? Wo sind die Männer, Frauen und Kinder, die nicht zu den ‘Heeren’ des Tiers zählen? Natürlich müssen auch diese dann Glauben an den Sohn bekunden – ohne Christus geht es nicht –, es ist der Glaube, der sie letztlich rettet oder verschont, auch wenn – nach Matthäus 25:31-40, was ja auch nach der Entrückung stattfindet – ihre Werke erwähnt werden, die – vielleicht unbewusst – ihre Einstellung und damit ihre Glaubensbereitschaft zum Ausdruck brachten. Ich bin in dieser Frage nicht dogmatisch; es ist für mich keine Streitfrage; Christus ist der Richter; aber wenn ich Sacharja 14 lese, finde ich, dass auch die noch lebenden Menschen aus den Nationen den König Christus anerkennen, also an ihn glauben, an sein Erlösungswerk glauben, denn ohne diesen Glauben gibt es keine Rettung. Durch die Annahme Jesu als Erlöser werden aber auch sie zu Kindern Gottes, so wie ja auch Adam einst ein Sohn Gottes war und genannt wurde. Dagegen sind Menschen im Unglauben nicht Gottes Kinder; Gott ist ihr Schöpfer, aber nicht ihr Vater!

Wenn ich zum Beispiel Hesekiel 40-48 wie auch Sacharja 14:16-21 lese, dann atmet für mich darin das Wort ’Heiligkeit’; wenn ich vom Laubhüttenfest lese, dann Freude und Frieden, Sicherheit im Herrn. Ich gebe gern zu, dass die eins Einzelne gehenden Beschreibungen des Tempels dazu geneigt machen, an ein buchstäbliches Bauwerk zu denken; das will ich gern abwarten; aber bestimmt kein Bauwerk, durch das es eine Rückkehr zum Gesetzesbund und eine Rückversetzung vor das Opfer Jesu geben wird. Das halte ich für unmöglich.

Allerdings hängt unser Seelenheil hängt nicht vom Wissen und Erkennen dieser biblischen Aussagen ab! Und ich stimme auch zu, dass wir keinen Grund haben, auf die Juden oder Israeliten herabzusehen, weil sie im Unglauben an Christus verstockt sind; im Gegenteil; ihnen wurden die Aussprüche Gottes anvertraut, die wir in der Bibel finden (Röm. 3:2; 11:18). Und Gott hat weder seine Verheißungen aufgehoben noch Israel aus seinen Augen verloren. Die Haltung der Christenheit gegenüber den Juden war in der Vergangenheit völlig unchristlich; denken wir doch an Babylon: Gott benutzte Babylon zwar als Zuchtrute für Israel, als Strafmittel, aber die Babylonier in ihrem menschlichen Machtgefühl und Triumph haben das, wozu sie ermächtigt waren, weit überzogen, und so wurden sie für ihr Verhalten selbst von Gott zur Rechenschaft gezogen!

Interessanterweise sagt das Lexikon zur Bibel von Rienecker auf S.1303 unter dem Stichwort ‘Reich Gottes’: ‘Das kommende Reich wird zunächst ein irdisches sein. In diesem irdischen Reich ... werden eine Menge prophetischer Verheißungen in Erfüllung gehen (z.B. Jes. 2:2-4; 11:6-9; Sach. 8:13,20-23). ... Hier wird Israels Berufung sich erfüllen. ...’ Auch hier wird Israel durchaus nicht ‘abgeschrieben’ oder gar verachtet. Johannes 3:36 gilt jetzt in ganz besonderer Weise für die Gemeinde der Christen, aber auch grundsätzlich für jedermann in der Zukunft: Leben liegt nur in den Spuren Jesu; wer nicht an ihn glaubt, auf dem bleibt der Zorn Gottes! Es gibt nur eine Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, und das ist die Gerechtigkeit Christi; daher zählt auch nur ein Opfer, das Opfer Jesu. Ich glaube, dass wir darin doch übereinstimmen.

Wie ich schon sagte, spricht Paulus in den Kapitel vom fleischlichen Israel; wenn ich die Bibel lese, wiederholt lese, und drüber nachsinne, wie Paulus (Philip. 3:4-6) und andere Juden des ersten Jahrhunderts sich selbst betrachteten, dann meine ich, sie hielten sich für Israeliten im wahren Sinne des Wortes, für wahre Israeliten. Während sich Paulus durchaus in den Begriff ‘wir, die wir Juden von Natur aus sind’ einschließen konnte, kann ich mir nicht recht vorstellen, dass er und seine zeitgenössischen Stammesgenossen sich fortan nur als geistige Juden angesehen hätten, nur weil sie den Sohn Gottes angenommen hatten, auch wenn Paulus einmal in Römer 2:29 von einem ‘innerlichen Juden’ spricht. Paulus blieb auch als Apostel stets eng mit seinem Volk verbunden (Röm. 9:1-5). Er und die jüdischen Christen waren Glieder des wirklichen Israel, der echte Überrest, und das Bild des Olivenbaums gibt uns ein Bild dieses wahren Israel. Der Unterschied zwischen einem ‘echten’ Israeliten und einem, der es nur der Abstammung nach war – wie auch immer der Grad dieser Abstammung war oder ob er die Beschneidung angenommen hatte oder nicht – erscheint mir wie der Unterschied zwischen einem ‘echten’ Christen und einem, der es bloß dem Namen nach ist.

Es ist beachtenswert, dass Offenbarung 2:9 von Menschen spricht, die sagen, ‘sie seien Juden und sind es nicht’; (der Text sagt nicht, sie sind Juden, aber keine geistigen Juden; was er sagt, ist, dass sie dem Namen nach Juden waren, aber nicht nach dem lebten, wofür der Name stand und steht; sie waren keine wahren Israeliten, und so lese ich es auch aus den Briefen von Paulus). Der Ausdruck ‘geistige Israeliten’ kommt ja nicht aus der Bibel. Ich bin auch nicht sicher, dass der Gebrauch dieses Wortes hilfreich ist darin, die Schrift vom Standpunkt der ursprünglichen Schreiber her besser zu verstehen, und ob er nicht gar die Verbindung mit dem wahren Israel verdunkelt, die in dem Bild vom Olivenbaum herausgestellt wird. Zwei Völker, gläubige Juden und gläubige Nichtjuden, werden ein Volk, ein Israel, ein Volk Gottes. Mir scheint, dass auch das Verständnis der hebräischen Schriften und der Briefe von Paulus leichter wird, wenn man das Volk Israel in seinem Fortbestehen betrachtet. Manche Kommentatoren betrachten Römer 11 als eine Grundlage dafür, dass Paulus von einer nationalen Wiederherstellung Israels spreche. Das gibt Anlass zu einigen Fragen.

Was ist Israel? In Römer 9:6 sagt Paulus: ‘denn nicht alle, die aus Israel sind, die sind Israel; auch nicht, weil sie Abrahams Nachkommen sind, sind alle Kinder’. Ähnlich äußerten sich schon Johannes der Täufer und Jesus (Matth. 3:7-10; Joh. 8:33-47). Paulus leitet aus der Geschichte ab, dass nicht alle natürlichen Nachkommen Israels das wahre Israel sind.

In Bezug auf die ungläubigen Israeliten sagte er: ‘Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit (rechter) Erkenntnis’ (Röm. 10:2). Meinte Paulus damit, dass jeder Nachkomme Israel Eifer für Gott hatte? Ich sprach weiter oben schon von ‘nicht statistisch’ anzuwendenden Ausdrücken oder Formulierungen. Paulus spricht hier jedoch von gläubigen – an die Thora gläubigen – Juden. Gestützt auf das, was er, Johannes der Täufer und Jesus äußerten, kann man dann begründet sagen, dass ein Israelit einfach jemand ist, der eine nationale Identität hat, der in irgend einer Weise genetisch mit Israel verbunden ist (allerdings ist selbst die Linie zu David hin schon sehr gemischt; man denke an Tamar, Rahab und Ruth)? Wenn man – wie manche Kommentatoren – Römer 11:26 ‘ganz Israel’ buchstäblich nimmt, was wäre dann alles ‘Israel? Wäre selbst eine ganz dünne, schwache genetische Verbindung ausreichend, um ‘Israel’ zu sein, um bei Christi Wiederkunft gerettet zu werden? Würde ein beschnittener Jude, der sich aber zum Atheismus oder als Agnostiker bekennt, einer sein, der ‘Eifer für Gott’ hat? Wäre man berechtigt zu sagen, dass jemand, der Jude ist, eine schwache genetische Verbindung zu Israel hat, vielleicht sogar in Jerusalem wohnt, bei der Wiederkunft Christi sicher wäre, unter dem geretteten Israel zu sein? Und was ist mit Nichtjuden, die sich zum jüdischen Glauben bekehrt haben? Sind sie Teil von ‘ganz Israel’? Was ist mit den Nachkommen solcher Bekehrter, die nicht die geringste genetische Verbindung zu Israel haben, aber wie Juden leben? Sind sie Teil von ‘ganz Israel’? Was ist mit jenen, die keinen Glauben an Gott haben, aber – selbst ohne ihr eigenes Wissen – doch genetisch mit Israel verbunden sind? Sind sie Teil von ‘ganz Israel’? Bedeutet hier Israelit zu sein eine nationale Identität, so dass man mit Berechtigung von der Rettung der Nation sprechen kann?

Auch ich will hier nicht dogmatisch sein; aber lasst uns doch zum Verständnis der Ausführungen von Paulus versuchen, uns in seine Zeit und in seine innigen Gefühle für seine jüdischen Brüder, die Eifer für Gott hatten, hinein versetzen. Er selbst war früher wie sie gewesen und hatte in seinem Eifer andere Juden verfolgt, die Jesus als den verheißenen Messias angenommen hatten. Er wusste, was es hieß, blind zu sein, und es schmerzte ihn sehr, dass seine eifrigen jüdischen Brüder in diesem blinden Zustand blieben, in dem er sich selbst befunden hatte. Gerade wegen seiner tiefen Liebe für und Sorge um seine jüdischen Brüder und auf Grund der Tatsache, dass er von Jesus selbst aus seiner Blindheit herausgenommen worden war, erkannte er unter der Leitung des Geistes Gottes, dass Gott und Christus die Juden nicht im hoffnungslosen Unglauben belassen hatten und würden. Seine eigene Erfahrung bewies es ja. Deshalb, so schrieb Paulus, würde die Zeit kommen, in der alle, die wahre Israeliten wären, so wie er selbst in der Zeit vor Damaskus, gerettet werden würden. Es sollte für uns eine Quelle des Trostes sein, dass unser himmlischer Vater und sein Sohn den ergebenen Juden nicht den Rücken zugewandt haben, Juden, welche beten, die Trost aus den hebräischen Schriften schöpfen, und die entsprechend zu leben suchen. Solche Israeliten, die bei der Wiederkunft Jesu in Herrlichkeit am Leben sind, mögen reagieren wie einst Paulus reagierte, als er den auferstandenen Christus traf.
Das würde zu Jesu Worte passen: ‘Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: "Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!"’ (Matth. 23:39).

Für nichtjüdische Christen bedeuten die Worte von Paulus in Römer 9-11 eine starke Anklage gegen jeden, der mit Verachtung auf gottergebene Juden herabschaut wegen ihrer Verstocktheit, Jesus als den verheißenen Messias nicht angenommen zu haben. Wie schwer ist tatsächlich das Verbrechen derer, welche die Juden verfolgten! Echte Christen, die keine Verbindung als Nachkommen zu Abraham, Isaak und Jakob haben, wurden zu einem Teil Israels, weil sie in den Olivenbaum eingepfropft wurden und weil sie mit Christus vereint sind. Unser kostbares Erbe ist verbunden mit Israel. Nach dem Fleisch war Jesus ein Sohn Davids. Israeliten waren mit dem Schreiben und Bewahren der Worte Gottes befasst, und Israeliten waren verantwortlich für die Übersetzung der Bibel in die griechische Sprache. Alles was wir wissen über das Leben und den Dienst Jesu kam zu unserer Kenntnis durch das Zeugnis von Israeliten, deren Zeugnis in den Evangelien aufbewahrt ist; vielleicht war Lukas kein Israelit, aber auch er gründet seinen Bericht auf Zeugnisse von Israeliten. Wie Paulus schrieb, werden nun auch die so ‘Eingepfropften’ von der einen gleichen Wurzel ernährt. Und alle nicht glaubenden Juden haben weiterhin Gelegenheit, in diesen Olivenbaum wieder eingepfropft zu werden. ‘Ganz Israel’ – alle gläubigen Israeliten und eingepfropft alle Gläubigen aus den Nationen? So scheint jedenfalls der Olivenbaum auszusehen.

E.F.


 
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#12 von Jurek , 04.10.2009 15:23

Lukas 23:43 ‘Wahrlich ich sage dir heute wirst du mit mir im Paradies sein!’

Selbst in einer so unvorstellbaren und unmenschlichen Situation war Jesus bereit, auf einen noch so geringen Ausdruck des Glaubens an ihn als Erlöser zu hören. Er wurde hier angesprochen als König, und er antwortete als König. Dieses Wort Jesu spricht auch eine deutliche Sprache für die Echtheit der Evangeliumsberichte; einem Erfinder dieser Berichte wäre eine solche Szene niemals in den Sinn gekommen. In dieser Begebenheit drückt sich die Herrlichkeit Christi bei gleichzeitiger tiefster Erniedrigung aus! Erinnert sie nicht auch an das Wort Jesu in Lukas 17:34-36: ‘einer wird genommen, der andere gelassen werden’? Der reuige Übeltäter richtete sich selbst, verurteilte sich selbst (1.Kor. 11:31), und so konnte er in Gnade gerettet werden. Ganze Generationen von Gelehrten haben Gottes Wort erforscht, und das ist gut so! Doch Menschen sind und bleiben blinde Leiter. Aber jener, welcher auf den Sohn Gottes vertraut, wird nicht enttäuscht werden. Hier lag keine Berechnung vor, keine letzte-Minute-Reue, sondern echte, von Herzen kommende Reue. Mit Gottes Gnade kann man nicht spekulieren. Echte Reue wird angenommen, zu irgend einem Zeitpunkt! Glaube und Wiedergeburt waren erforderlich; für Werke hatte der Mann keine Zeit mehr. Aber das Erforderliche hatte er zum Ausdruck gebracht! Und dieses Erforderliche war wirklich, war echt! Jesus sagte: ‘Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen‘ – nicht einmal in dieser Situation (Joh. 6:37). Dieser Bericht über Jesu Tun und sein Wort gibt jedem, der zu ihm kommen will, Trost und Zuversicht!

E. F.

 
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#13 von Jurek , 04.10.2009 15:24

A b t r ü n n i g k e i t

Das Wort ‘Abtrünnigkeit’ ist eine deutsche Wiedergabe des vom Griechischen herkommenden Wortes ‘Apostasie’. Dieses Wort bedeutet nach der Erläuterung der Brockhaus-Enzyklopädie: ‘...ein Glaubensdelikt, der Abfall vom Glauben, wenn ein Getaufter den christl. Glauben völlig preisgibt oder eine grundlegende Wahrheit des Christentums ... leugnet. ...’.

Dieser Definition kann man sicher folgen, wenn sie auch mit geprägt ist durch die gängige Praxis der unterschiedlichsten Gemeinschaften, den Begriff auf bestimmte (ehemalige) Gläubige anzuwenden. Doch möchten wir zuerst untersuchen, was denn die Bibel über Abfall oder Abtrünnigkeit sagt, wobei wir uns auf die griechischen Schriften, auf das Neue Testament beschränken.

Abtrünnigkeit aus biblischer Sicht

Die Bibel spricht von Abtrünnigkeit und warnt davor; in 1.Timotheus 4:1-3 schreibt Paulus: ‘Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche von Glauben abfallen werden ...’.

Abtrünnigkeit heißt also Abfall vom Glauben; bedeutet das jedoch, dass der Zweifel an oder die Ablehnung jeder unbedeutenden Lehre und Auslegung schon Abtrünnigkeit ist? Paulus hatte unmittelbar vor dem genannten Zitat in 1.Tim. 3:16 Kernstücke des christlichen Glaubens, Wesensmerkmale des Christentums aufgezählt; er spricht von Christus, geoffenbart worden im Fleische, gerechtfertigt im Geist, gesehen von Engeln, gepredigt unter den Nationen, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.

Von diesem Glauben abzufallen und auf Lehren von betrügerischen Geistern und Dämonen zu achten würde zu Abtrünnigkeit führen; Paulus spricht hier vom Abfall von der Person und dem Werk Jesu Christi.
(Doch was haben die in 1.Timotheus 4:3 erwähnten Verbote zu heiraten und bestimmte Speisen zu genießen mit dem Abfall von Jesus zu tun? So bald man irgendwelche Vorschriften als notwendig zum Heil anordnet, verringert man das Werk Jesu, das Loskaufsopfer, macht es (teilweise) ungültig oder nicht ausreichend! Insoweit sind Vorschriften, die als zur Rettung unabdingbar erklärt werden – sie mögen daneben nützlich sein oder gute Wirkungen erzielen – immer ein Abfall von Jesus, dem Erlöser, der ein vollkommenes und ausreichendes Opfer für alle Gläubigen erbracht hat. Das war hier der Fall).
Abfall ist hiernach eine zielbewusste und entschlossene Trennung von dem Mittel der Rettung, das Gott vorgesehen hat; es mag Menschen betreffen, die der rettenden Wahrheit sehr nahe kommen, dann aber weggehen; sie mögen noch an Jesus als einen ‘großen Menschen’ glauben. als ein Vorbild, einen Idealisten und Sozialreformer, aber nicht an ihn als ‘das Lamm, das der Welt Sünde trägt’. Jesus gebrauchte das gleiche griechische Wort in Lukas 8:13 von Menschen, die nach kurzer Begeisterung dann in Versuchungen vom Glauben abfallen. Doch das Zentrum dieses Glaubens ist immer er (1.Kor. 2:2 und 3:11). Der Glaube bezieht sich auf den Inhalt der göttlichen Offenbarung über Christus, das, was das Christentum unterscheidet von allem anderen. Ein Abtrünniger wäre also jemand aus den Reihen der Gemeinde, der Christus ablehnt, aber nicht jemand, der an bestimmten Aussagen oder Handlungsweisen Kritik übt. Paulus hatte zum Beispiel vieles in Korinth zu korrigieren, auch falsche Auffassungen, und er bemühte sich um rechte Lehre, um die Menschen zu gewinnen, aber er hat sie nicht als Abtrünnige bezeichnet oder behandelt.

Die Schrift warnt vor Abfall, ja kündigt ihn an, spricht von Abgefallenen oder Abtrünnigen, die der Wahrheit nicht glauben (2.Thess. 2:3,12; 2.Petrus 3:3,17; Judas 4,18; Apostelgeschichte 20:29-30); auch hier ist der Kernpunkt wieder der ‘Abfall von dem lebendigen Gott’ (Hebräer 3:12), so wie auch im alten Testament Abtrünnigkeit immer Abfall von dem lebendigen Gott bedeutete und nicht etwa nur Kritik an Personen oder am System; sonst müsste man ja die Propheten als Abtrünnige bezeichnen

Solche Abtrünnige können sich in einer Gemeinde auch zu Leitern erheben, wie Paulus in Apostelgeschichte 20:29-30 ankündigt; es können Menschen sein, die nach außen hin gut und hingegeben wirken, sie können religiöse Bücher schreiben und eine große, eifrige Religiosität an den Tag legen; dennoch ist es möglich, dass sie nicht Gott dienen, sondern die Menschen hinter sich selbst herziehen, weg von dem lebendigen Gott und seinem Christus. Sie können den Glauben zerstören (2.Tim. 2:17-18).

Apostasie (Abtrünnigkeit) war und ist eine immerwährende Gefahr für jeden Christen. Doch können wir uns schützen, wenn wir auf Gottes Wort hören und es beachten, nach eigenem Gewissen und nicht nach ‘ferngesteuerten’ Regulierungen. Wer in Christus bleibt, ist nicht abgefallen, wie Jesus im Gleichnis vom Weinstock nach Johannes 15:6 deutlich zeigt, was immer Menschen auch sagen mögen.


Abtrünnigkeit, wie manche andere das sehen

Apostasie, Häresie, Abtrünnigkeit in einer viel umfassenderen und gleichzeitig viel spezielleren Weise wird unterschiedlich definiert, z.B.:

Abfall oder Abtrünnigkeit bezeichnet ein Abstehen oder eine Abkehr von etwas, ein Abtreten, einen Aufstand (eine Rebellion); dazu gehört auch die Verbreitung von Irrlehren, die Unterstützung oder Förderung der falschen Religion sowie ihrer Feiertage und interkonfessionellen Aktivitäten (5.Mo. 13:13,15; Jos. 22:22, Fn.; Apg. 21:21, Fn.; 2. Kor. 6:14,15,17,18; 2.Joh. 7,9,10; Offb. 18:4).

Abfall oder Abtrünnigkeit schließt Handlungen ein, die gegen die wahre Anbetung Jehovas oder gegen die Ordnung gerichtet sind, die Jehova seinem Volk gegeben hat (Jer. 17:13; 23:15; 28:15,16; 2.Thes. 2:9,10).

Personen, die vorsätzlich Lehren verbreiten (hartnäckig daran festhalten und darüber reden), welche im Widerspruch zu der biblischen Wahrheit stehen, die Jehovas Zeugen lehren, sind Abtrünnige.

Durch das Verrichten weltlicher Arbeit für eine Glaubensgemeinschaft der falschen Religion könnte sich eine Person auf die gleiche Stufe mit jemand stellen, der Irrlehren verbreitet (2.Kor. 6:14-16).

Das Feiern eines Festes der falschen Religion ist mit irgendeinem anderen Akt der falschen Anbetung vergleichbar (Jer. 7:16-19).

In der Bibel wird folgendes verurteilt:

Das Verursachen von Spaltungen und das Fördern von Sekten.

Damit ist eine vorsätzliche Handlung gemeint, durch die die Einheit der Versammlung gestört oder das Vertrauen der Brüder in die Einrichtung Jehovas untergraben wird.

Es kann Abtrünnigkeit einschließen oder dazu führen (Röm. 16:17,18; Tit. 3:10,11).



Hier weicht die Definition von Abtrünnigkeit weit vom biblischen Gebrauch ab. ‘Handlungen, die gegen die Ordnung gerichtet sind, die Jehova seinem Volk gegeben hat’ sollen in Ordnung sein! Aber nicht nur Handlungen gegen diese Ordnung bedeuten Apostasie, sondern auch schon die Tatsache, darüber zu reden und auf der freien Meinungsäußerung zu beharren! ‘Das Vertrauen der Brüder in die Einrichtung Jehovas zu untergraben’ schließt jede Kritik ein, auch vertrauliche Gespräche, die ja (wenn Verdacht auf solche Abtrünnigkeit besteht) zu melden sind.

Diese Bestimmungen werden angewandt wie ein Gummiparagraph welcher bestimmt, wer nicht gehorcht oder Kritik übt, gerät in das Blickfeld derer, die überall Abtrünnigkeit vermuten, und damit ist man ganz schnell vor einem Rechtskomitee. Abtrünnigkeitskriterien können jederzeit geändert werden: heute Zivildienst, morgen Rauchen, heute Impfungen, morgen Bluttransfusionen, heute Teilnahme an Wahlen, morgen Geburtstagsfeiern. Nichts steht hier von der Abkehr von dem lebendigen Gott und seinem Christus, nichts auch vom eigenen Gewissen in christlicher Freiheit!

So sehen das etliche Ausleger einiger Sekten mit Abtrünnigkeit, aber kaum eine Gemeinschaft ist so rigoros, autoritär, selbstherrlich und menschenverachtend wie sie. Älteste, so mitfühlend sie sein mögen, sind durch die obigen Anweisungen gebunden, und in aller Regel stellen sie die Anweisungen der Organisation höher als die Weisungen der Schrift und das Beispiel Christi.

Auf diese Weise sind schon Hunderttausende zu Abtrünnigen ‘gemacht’ worden; wenn sie später vielleicht wirklich den Glauben an Gott verloren haben. Und diese Menschen werden nicht gerade ‘liebevoll’ behandelt; man spricht viel über sie, warnt vor ihnen, belegt sie mit unfreundlichsten Bezeichnungen und Charaktermerkmalen. Jedoch kein Wort davon, dass nicht wenige dieser ‘Abtrünnigen’ fest im Glauben an Gott und Jesus Christus stehen. Eine solche Verhaltensweise spricht nicht für die Behauptung, den Gott der Wahrheit zu vertreten. Dazu kommt dann noch die Forderung an die Gläubigen, diese sogenannten Abtrünnigen auf eine Weise zu behandeln – selbst nahe Angehörige – die man nur als zutiefst unchristlich, ja unmenschlich und menschenverachtend bezeichnen kann, verbunden mit der Auswirkung, menschliches Mitgefühl und Nächstenliebe bei vielen Zeugen zwangsweise abzuwürgen.

Nennt nicht ‘Abtrünnigkeit ...’

Gemäß Jesaja 8:12 ließ Gott dem Volk sagen: ‘Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen, was dieses Volk Verschwörung nennt’. In freier Abwandlung möchte ich sagen: ‘Nennt nicht alles Abtrünnigkeit, was diese Organisation Abtrünnigkeit nennt’. Haltet euch vielmehr an die Definition der Bibel, die Raum gibt sowohl für das Bilden einer eigenen Meinung wie auch für Gewissensentscheidungen und die uns die Freiheit gibt, auch mit Abtrünnigen in christlicher Weise menschlich umzugehen, und werdet nicht wieder versklavt von Menschen, die ihre eigenen Richtlinien zum Maßstab für alle machen wollen als Herren über alle; wir haben als Christen nur einen Herrn und nur einen Gott; und bei ihnen wollen wir bleiben!

"...hat sie Gott auch dahingegeben in verkehrten Sinn, so dass sie tun, was nicht recht ist..... Zuträger..." (Röm. 1:29 rev. Luther-Übersetzung 1984)


Meldepflichtig!

Selbstverständlich bin auch ich nicht der Meinung, dass ein Christ die Kenntnis krimineller Handlungen verschweigen sollte - auch nicht, wie es schon geschehen sein soll, um den guten Ruf der Versammlung zu bewahren (wie zum Beispiel geschehen in Fällen von Kindesmissbrauch oder sexuellen Missbrauchs) -, denn hier kommt ja auch die Verpflichtung eines Christen gegenüber der Öffentlichkeit gemäß Römer 13:1-2 ins Spiel.

Gerichtliche Verfluchung

Wenn in Israel ein Vergehen oder Verbrechen angezeigt oder entdeckt wurde, ohne dass der Täter feststand oder bekannt war, dann wurde eine solche Verfluchung öffentlich bekannt gemacht und damit wurden mögliche Zeugen oder Mitwisser zur Aussage verpflichtet. Man könnte das unter Berücksichtigung aller sozialen Unterschiede mit folgendem vergleichen: es kommt vor, dass die Polizei oder die gesetzlichen Ermittlungsbehörden einen bestimmten Sachverhalt, ein Delikt, ein Verbrechen, öffentlich bekannt machen und dabei die Aufforderung ergehen lassen, dass Zeugen oder Mitwisser sich zur Aussage melden sollen.

Das ist etwas anderes als jede Angelegenheit oder ganz persönliche Dinge, die Du erführst und die Du vielleicht nicht billigst, zur Meldung oder zur Anzeige zu bringen.

Abfall vom Christentum

Gemäß 2. Thessalonicher 2:3 sagte der Apostel Paulus einen Abfall unter den Bekennern des Christentums voraus. Gewisse Abtrünnige nannte er sogar mit Namen, zum Beispiel Hymenäus, Alexander und Philetus (1.Tim. 1:19,20; 2.Tim. 2:16-19). Zu den verschiedenen Ursachen des Abfalls, vor denen die Apostel warnten, gehörten der Unglaube (Hebr. 3:12); das Fehlen der Bereitschaft, unter Verfolgung auszuharren (Hebr. 10:32bis 39); das Aufgeben sittlicher Grundsätze (2.Petr. 2:15 bis 22); die Beachtung "verfälschter Worte" von Irrlehrern und " irreführender inspirierter Äußerungen" (2.Petr. 2:1-2; 1.Tim. 4.1-3; 2.Tim. 2:16-19; vergleiche Sprüche 11:9) und der Versuch, "durch Gesetz gerechtgesprochen zu werden" (Gal. 5:2-4). Wer sich willentlich von der Christenversammlung lossagt, wird dadurch zu einem Teil des "Antichristen" (1.Joh. 2:18,19). Wie damals den abtrünnigen Israeliten, so wird auch den von der Christenversammlung Abgefallenen die Vernichtung vorhergesagt (2.Petr. 2:1; Hebr. 6:4-8).

Abfall, Abtrünnigkeit

Gemäß 2. Thessalonicher 2:3 sagte der Apostel Paulus einen Abfall unter den Bekennern des Christentums voraus. Gewisse Abtrünnige nannte er sogar mit Namen, zum Beispiel Hymenäus, Alexander und Philetus (1Ti 1:19, 20; 2Ti 2:16-19). Zu den verschiedenen Ursachen des Abfalls, vor denen die Apostel warnten, gehörten der Unglaube (Heb 3:12); kein Ausharren unter Verfolgung (Heb 10:32-39); das Aufgeben sittlicher Grundsätze (2Pe 2:15-22); die Beachtung "verfälschter Worte" von Irrlehrern und "irreführender inspirierter Äußerungen" (2Pe 2:1-3; 1Ti 4:1-3; 2Ti 2:16-19; vgl. Spr 11:9) und der Versuch, "durch Gesetz gerecht gesprochen zu werden" (Gal 5:2-4). Abtrünnige mögen sich zwar weiterhin zum Glauben an das Wort Gottes bekennen, geben aber den Dienst für Gott auf, indem sie das Werk des Predigens und Lehrens, das er den Nachfolgern seines Sohnes aufgetragen hat, mit Geringschätzung betrachten (Luk 6:46; Mat 24:14; 28:19, 20). Sie mögen auch vorgeben, Gott zu dienen, lehnen aber seine Vertreter, seine sichtbare Organisation, ab und beginnen, ihre ehemaligen Mitverbundenen zu "schlagen" und deren Werk zu behindern (Jud 8,11; 4Mo 16:19-21; Mat 24:45-51). Abtrünnige versuchen oft, andere zu ihren Nachfolgern zu machen (Apg 20:30; 2Pe 2:1, 3). Wer sich willentlich von der Christenversammlung lossagt, wird dadurch zu einem Teil des "Antichristen" (1Jo 2:18,19). Wie damals den abtrünnigen lsraeliten, so wird auch den von der Christenversammlung Abgefallenen die Vernichtung vorhergesagt (2Pe 2:1; Heb 6:4-8; siehe GESELLSCHAFT, UMGANG).

Man fügte also ein:

Abtrünnige mögen sich zwar weiterhin zum Glauben an Gottes Wort bekennen, geben aber den Dienst für Gott auf, indem sie das Werk des Predigens und Lehrens, das er den Nachfolgern seines Sohnes aufgetragen hat, mit Geringschätzung betrachten .... Sie mögen auch vorgeben, Gott zu dienen, lehnen aber seine Vertreter, seine sichtbare Organisation, ab und beginnen, ihre ehemaligen Mitverbundenen zu "schlagen" und deren Werk zu behindern Abtrünnige versuchen oft, andere zu ihren Nachfolgern zu machen....

Hier wurde der Begriff der Abtrünnigkeit schwerpunktmäßig im Interesse der Organisation geändert, in einem Werk, das unter den Zeugen oft als ‘Bibellexikon’ bezeichnet wird. Im gleichen Geist schreibt das Handbuch für Älteste ‘Gebt acht auf euch selbst und die Herde’ auf den S. 94 und 95 bezüglich Abfall, Abtrünnigkeit:

Abfall oder Abtrünnigkeit schließt Handlungen ein, die gegen die wahre Anbetung Jehovas oder gegen die Ordnung gerichtet sind, die Jehova seinem Volk gegeben hat Personen, die vorsätzlich Lehren verbreiten (hartnäckig daran festhalten und darüber reden), welche im Widerspruch zu der biblischen Wahrheit stehen, die Jehovas Zeugen lehren, sind Abtrünnige.
Das Verursachen von Spaltungen und das Fördern von Sekten.
Damit ist eine vorsätzliche Handlung gemeint, durch die die Einheit der Versammlung gestört oder das Vertrauen der Brüder in die Einrichtung Jehovas untergraben wird.
Es kann Abtrünnigkeit einschließen oder dazu führen.


Demnach ist schon eine vertrauliche kritische Unterhaltung im privaten Kreis, das Verleihen eines kritisch geschriebenen Buches, das Äußern von Zweifeln usw. meldepflichtig, da geeignet, das Vertrauen in die Einrichtung Jehovas zu untergraben. Offener Gedankenaustausch in Verbindung mit eigenem Nachsinnen über Aussagen der Schrift kann gefährlich sein! Dies wäre meldepflichtig!

Die Furcht vor Menschen, die eine solche Meldepflicht nach eigener Auslegung anordnen, kann zum Fallstrick werden (Sprüche 29:25).

Was, wenn jemand bei dem Thema „Abtrünnige" sagen würde: "Das ist genauso als wenn man mit einem Schornsteinfeger ringt. Man gewinnt vielleicht, aber man wird auf jeden Fall dabei dreckig" oder "Hinter den Aussagen Abtrünniger steckt womöglich Satan"?

Das Beispiel mit dem Schornsteinfeger kann ich biblisch nur nachvollziehen, wenn ich es – wie Jesus und Jehova selbst – auf die Sache und nicht auf Personen beziehe. Das heißt, wenn ich mich sozusagen in den Sumpf des Schlechten, z.B. in die Drogenszene oder in wirklich schlechte Gesellschaft oder ganz einfach in eine Umgebung begebe, in der ich als Christ eigentlich nichts verloren habe, dann werde ich sicher nicht unberührt, unbeschmutzt, dort herauskommen (das trifft allgemein zu und nicht nur bezüglich ‘Abtrünniger’).

Insoweit stimmt das Wort, und wir werden Jesus nie in solcher Umgebung finden. Auch die Schriften der Apostel spornen in die andere Richtung an, zum Beispiel in Philipper 4:8, wo Paulus durchaus nicht nur von religiösen Dingen spricht, sondern sagt: ‘Übrigens, Brüder, alles, was wahr, alles was ehrbar, alles was gerecht, alles was rein, alles was liebenswert, alles was wohllautend ist, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, das erwägt!’ Das heißt, sich ganz allgemein mit guten, schönen, wertvollen Dingen beschäftigen!

Jesus hatte keinen Anteil an der Sünde, jedoch sehr großen an den Sündern; er scheute nicht vor der Berührung mit ihnen zurück, so wenig wie vor der Berührung von Aussätzigen; Jesus nannte die Führer der Juden Söhne der Gehenna, Vipernbrut, Heuchler, Mörder der Boten Gottes und Kinder des Teufels; aber er weigerte sich nie, mit ihnen zu reden, zu argumentieren; sie waren Abtrünnige von Jehova, aber Jehova selbst, der sie durch seine Propheten abtrünnige Söhne und abtrünnige Nation nannte, sprach doch immer wieder mit ihnen durch seine Propheten (Jes. 46:8; Hes. 5:2; 9:15; Jer. 3:12-14). Jehova, der heilige Gott, der Sünde nicht toleriert und mit ihr nichts gemein hat, sprach doch mit dem größten Abtrünnigen, mit Satan, ohne sich etwas zu vergeben, und auch Jesus sprach mit ihm bei der Versuchung.

Die Bibel spricht davon, dass wir die Welt nicht lieben sollen; damit gemeint ist das, was die Welt kennzeichnet, ihre Denkweise, ihre Werteordnung, ihr Handeln. Hier gilt für uns das Beispiel Christi. Aber was die Menschen betrifft, so liebte Gott die Welt (Joh. 3:16), eben nicht ihren Geist, sondern die Menschen, und für sie gab er seinen Sohn, der starb für die Sünden der ganzen (Menschen-)Welt (1.Joh. 2:2). Das sollte für uns das Beispiel sein, so wie es für Jesus das Muster war, dem er folgte. Nicht ein Gespräch, eine Unterredung mit Menschen ‘beschmutzt’ uns, sondern unter Umständen ein Teilhaben an ihrer Denk-, Lebens- und Handlungsweise. Wir sollten den Rat in 2.Timotheus 2:25 beherzigen, denn wir wissen nicht, ob Gott ihnen nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit; das beinhaltet auch Prediger 9:4. Dazu kommt noch, dass Christus uns auffordert, sogar Feinde zu lieben (Matth. 5:44; Röm. 12:19; 1.Kor. 4:12). Natürlich kann es vorkommen im Leben und kommt vor, dass man Personen trifft, mit denen man nichts mehr zu tun haben will, selbst in Anbetracht der genannten Texte. Doch das sollte auf Grund der persönlichen Entscheidung, nach eigenem Gewissen und unter eigener Verantwortung geschehen, nicht auf Grund einer Weisung von oben und durch die Entscheidung von Männern hinsichtlich Personen, von denen uns nicht einmal gesagt wird, was sie ‘verbrochen’ haben, oder die nichts weiter getan haben als von ihrem religiösen Selbstbestimmungsrecht Gebrauch zu machen; Jehova und Christus anerkennen dieses Recht, denn sie laden ein und zwingen nicht, sie sind betrübt, wie auch der Heilige Geist, wenn jemand vom Weg Jesu abweicht, aber er wird nicht unter Kollektivstrafe gesetzt.

Was die Möglichkeit betrifft, dass ‘Abtrünnige’ Gedanken äußern, die satanischen Ursprungs sind: damit mußt Du in dieser Welt allgemein rechnen; ja solche Gedanken können auch von Brüdern kommen, wenn sie in ihren Ratschlägen den Boden der Bibel verlassen, so wie das bei Petrus der Fall war, als er Jesus von seinem Weg abbringen wollte (Matth. 16:23). Darum wird uns ja gesagt: Prüfet die Geister (oder die Äußerungen), ob sie von Gott sind (1.Joh. 4:1). Im Griechischen (siehe Interlinear-Übersetzung) steht nur ‘pneumata’, (Geister oder Äußerungen), von ‘inspiriert’ steht hier nichts; und das bedeutet, dass wir ohnehin alles durchdenken, als Christen ‘überprüfen’ müssen, was uns gesagt wird. Jesus erkannte sogar die Falschanwendung der Schrift durch den Widersacher; warum sollten wir nicht in der Lage sein, Äußerungen von ‘Abtrünnigen’ oder auch anderer Personen und ihre Anwendung von Schrifttexten einzuordnen und zu beurteilen? Jesus hat das immer gekonnt und gemacht, und auch Paulus war darin ein Beispiel in seinen Diskussionen mit den abtrünnigen Juden.

Doch was ist mit den Texten in 1.Korinther 5:11 und in 2.Johannes 10-11? Im 1.Korintherbrief wird gesagt, dass man mit Menschen, welche die dort aufgezeichneten Handlungen begingen und sich Bruder nennen ließen, keinen Umgang pflegen sollte; der Grund: man wollte ihnen durch den Umgang nicht den Eindruck einer scheinbaren Billigung ihrer Handlungsweise vermitteln; doch wird nirgendwo gesagt, dass man mit ihnen nicht sprechen oder sie grüßen dürfte, ja man konnte durch ein Gespräch oft sogar aufzeigen, dass ihre Handlungsweise Gott entehrt; nirgendwo steht auch, dass nur Älteste – etwa einmal im Jahr – mit ihnen sprechen dürften. Ein Hirte – und das sind wir ja alle – sucht die verlorenen Schafe, wenn sie verloren gehen, und nicht nur an einem Tag im Jahr. Und wenn sie aus der Gemeinschaft ausgeschlossen wurden, nennen sie sich ja auch nicht mehr Bruder. Aber das Entscheidende: diese Worte von Paulus bilden kein Gesetz, bei dem ein Zuwiderhandelnder bestraft wird! Du weißt, dass in Korinth ein schlimmer Fall von sittlicher Verfehlung vorkam; die Korinther hatten nichts, überhaupt nichts in dieser Sache getan, und Paulus tadelte sie deshalb (1.Kor. 5:1-2); daraufhin reagierten die Korinther, und der Betroffene selbst bereute sein Tun; dann sagt Paulus in 2.Korinther 2:6-8: ‘Dem Betreffenden genügt diese Strafe von den meisten der Gemeinde ...’! Also haben sich nicht alle an der Gemeindezuchtmaßnahme beteiligt; vielleicht hatte er Verwandte, Freunde oder gute Bekannte, die zwar nicht die Maßnahme der Gemeinde beachteten, ihn aber in anderer Weise ermahnten; auf jeden Fall wurden diese Personen nicht getadelt und noch weniger selbst bestraft. Das ist das biblische Beispiel.

Wie steht es mit 2.Johannes 10-11? Hier geht es gar nicht um Personen, die wir kennen oder kannten, und welche die Versammlung verlassen haben! Als Johannes den 2. und 3. Brief schrieb, Ende des ersten Jahrhunderts, gab es viele christliche Wanderprediger, die in ihrem Werk oft – auch mit Empfehlungsbriefen – die Gastfreundschaft anderer Christen in Anspruch nahmen, weil die öffentlichen Herbergen und Gasthäuser häufig Zentren der Unehrlichkeit und Sittenlosigkeit waren; das geht deutlich auch aus dem 3. Brief, Verse 5-8 hervor; (leider kam auch Unrecht vor in diesem Zusammenhang: Vers 10); es gab aber auch Wanderprediger anderer Gemeinschaften, darunter Gnostiker, die behaupteten, an Christus zu glauben, aber die nicht anerkannten, dass Christus ‘Fleisch’, das heißt Mensch geworden war; aber die Lehre, dass der Logos, Jesus Christus, Fleisch, also Mensch wurde, ist eine grundlegende Aussage der Bibel; wenn Jesus nicht wirklich Mensch geworden wäre, sondern zum Beispiel nur ein verkörpertes Geistwesen, dann hätte er das Lösegeld nicht bringen können. Hier ging es um das Zentrum des christlichen Glaubens; darum sagte Johannes in seinem 2. Brief, in den Versen 7 und 10: "...Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht!" Hier geht es nicht um ‘zweitrangige’ Lehrpunkte, über die man auch als Christen diskutieren kann, sondern um die Grundlage des christlichen Glaubens, und es geht um fremde Personen, nicht um Verwandte oder Bekannte. Daher ist der Text nicht anwendbar als Begründung, mit Ehemaligen nicht zu sprechen.

Ich hoffe, dass diese Ausführungen helfen werden, das Beispiel Jehovas und Jesu nachzuahmen und nicht menschliche – wenn auch gut gemeinte – Anweisungen, die uns von ihrem Vorbild abhalten.

E.F.


 
Jurek
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zuletzt bearbeitet 04.10.2009 | Top

Artikel von E.F.

#14 von Jurek , 04.10.2009 15:25

Was hat es mit der Streitfrage auf sich?

Du kennst den Bericht von Hiob, den auch Jurek anführte, in Hiob, Kapitel 1 und 2; man kann den dort geschilderten Vorgang schon eine Streitfrage nennen, obwohl das Wort selbst, wenn es in der Bibel erscheint, nie in Zusammenhang mit Jehova Gott und Satan gebraucht wird; die Leiden von Jesus selbst und von seinen Nachfolgern zu allen Zeiten könnte man ebenfalls so sehen, obwohl auch hier die Bibel mehr vom Mitleiden in Christus und von der Verherrlichung Gottes spricht. Doch bleiben wir zuerst bei Hiob; ich kann in seinem Leiden, das sicher auf eine Herausforderung Satans zurückging, der die Liebe Hiobs zu Gott in Zweifel zog, und den Gott, der auf die Liebe seiner Anbeter baute und baut, zu seinem Vorgehen ermächtigte, und in der ganzen Abfolge des Geschicks Hiobs keine Regel für die ungezählten Leiden der Allgemeinheit erkennen; damit will ich sagen: das Buch Hiob gibt meines Erachtens weder eine Antwort auf die Frage nach dem Grund oder Zweck des Leidens noch eine Antwort auf die Frage nach seiner Notwendigkeit. Es erzählt lediglich von diesem einen Leiden und hält dadurch auch die Hoffnung wach, dass jedes Leiden auch ein Ende haben kann.

Das Geschick Hiobs als Erklärungsmodell für das Leiden der Menschen zu nehmen, führt zu keinen zufriedenstellenden Lösungen, sondern vielmehr zu weiteren Fragen und zu sehr unbefriedigenden ‘Antworten’. Sind die Menschen bloß Bauernfiguren auf einem Schachspiel zwischen Gott und Teufel und damit reduziert zu göttlichen Erziehungs- und Prüfungsobjekten? So haben wohl die Freunde Hiobs argumentiert; aber ein Gott, der seine Geschöpfe liebt, so dass er seinen eigenen Sohn für sie gibt, kann so nicht denken; dazu kommt, dass Hiob als Anbeter Gottes von Satan angeklagt wurde; warum aber das Leiden der Millionen, die mit Gott ‘nichts am Hut’ haben? Warum sollten sie leiden? Und wäre die ‘Streitfrage’ eine befriedigende Antwort auf die Frage, warum Ereignisse wie der Holocaust stattfanden? Wäre es für die Opfer verständlich zu sagen, weil Gott mit Satan ‘streitet’? Die ‘Streitfrage’ wurde doch schon von Hiob, von Jesus und von Hunderttausenden von Menschen in der Vergangenheit beantwortet; wie viele Antworten werden denn noch gebraucht? Warum dann immer noch das Leiden? Ich gebe hier keine Antort zum Thema ‘Leiden’; ich will nur sagen, dass die ‘Streitfrage’, wie sie von der WTG im Beispiel Hiobs gedeutet wird, für mich keine Antwort ist.

Zu Jesaja 14:12-14: Hier spricht der Prophet voraussagend vom König von Babylon; doch wird von vielen Auslegern – so zum Beispiel in der Scofield-Bibel der Elberfelder revidierten Übersetzung, Fußnote zu Jesaja 14:12 – der Text auf Satan bezogen. Und es trifft ja auch zu, dass sich Satan als Empörer, Usurpator und Rebell erweist, und wir lernen aus dem Text, dass, wer immer dem Höchsten gleichen will, schließlich in der tiefsten Gruft landet. Doch hat der Text nicht eigentlich mit der Streitfrage zu tun, wie sie von Jehovas Zeugen gelehrt wird.

Zu Offenbarung 12:10: es ist richtig, dass Satan die Nachfolger Jesu und Kinder Gottes stets anklagte; sie kamen dadurch in Prüfungen (1.Petr. 4:12-19); Satan ist ein Ankläger von Natur! Er klagt auch weiter an, obwohl er von Gott nicht mehr zugelassen wird; seine Absicht war es immer, einen Keil zwischen Gott und seine Kinder zu treiben; natürlich verklagt er nur die Nachfolger Jesu; warum sollte er andere verklagen? Und man könnte sagen, dass seine Anschuldigungen nicht unbegründet sind! Jesus sagte einmal: ‘denn der Fürst dieser Welt kommt und in mir hat er gar nichts’ (Joh. 14:30). Tatsächlich, in Jesus hatte der Widersacher nichts, aber in uns, in einem jeden von uns, hat er etwas; ‘da ist kein Gerechter, auch nicht einer ... da ist keiner, der Gutes tut, da ist auch nicht einer’, sagt Paulus in Römer 3: 9-12! Doch sind die Anklagen Satans wirkungslos und nicht mehr zulässig; ‘Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, der rechtfertigt’ (Röm. 8:33); der Ankläger ist durch das Opfer Jesu gerichtet (Joh. 16:11) - wenn auch noch nicht vernichtet, ja nicht einmal gebunden – und als Ankläger mundtot gemacht, denn Christen stehen nicht in ihrer eigenen Gerechtigkeit vor Gott, sondern in der ihres Herrn (2.Kor. 5:21).

Es kommt aber noch etwas hinzu, wenn man über die ‘Streitfrage’ im Sinne der WTG nachdenkt; die Lehre wurde besonders unter J.F. Rutherford, dem 2. Präsidenten der WTG, in den Vordergrund gestellt; wenn man seine Bücher liest, gewinnt man den Eindruck, dass er, ein Jurist, der sich auch gern als Richter bezeichnete, vorzugsweise in juristischen Bahnen dachte, in Bahnen von Streitfragen, Anklagen und Verteidigung usw. Als ich selbst wenige Jahre nach seinem Tod zu Jehovas Zeugen stieß, wurden wir belehrt: Das Hauptthema der Bibel ist die Rechtfertigung des Namens Jehovas; die Rettung von Menschen ist zweitrangig und nicht von gleich großer Bedeutung’. Auch ich habe das damals so vertreten; inzwischen wurden wir unterrichtet, dass gerade das, was einst das wichtigste Thema der Bibel sein sollte, plötzlich überhaupt nicht mehr von Bedeutung war. Jetzt heißt es: ‘Gottes Name braucht nicht gerechtfertigt zu werden; dazu ist er zu erhaben und zu heilig. Was wir rechtfertigen müssen, ist seine, Jehovas, Souveränität!’ Auch nach dieser Aussage ist die Rettung von Menschen zweitrangig.

Natürlich weiß auch ich, wie zum Beispiel im Gebet Jesu nach Matthäus 6, dem Vaterunser zu ersehen, dass die Bitten bezüglich Gott vor den Bitten bezüglich der Menschen stehen, und auch ich weiß, dass es das vordringliche Anliegen Jesu war, seinen Vater zu verherrlichen! Aber diese Verherrlichung des Vaters war untrennbar mit dem Leidensweg Jesu zur Beseitigung der Sünden und damit zur Rettung von Menschen verbunden. Ist es nicht eigenartig, dass in den vielen Bibeltexten, wo von rechtfertigen oder Rechtfertigung gesprochen wird, nie von der Hauptlehre der WTG, der Rechtfertigung des Namens oder der Souveränität Jehovas so die Rede ist, wie es die WTG darstellt? Dagegen spricht ein Großteil der Texte von der Rechtfertigung der Menschen durch Gott auf der Grundlage des Opfers Jesu Christi! Als Jesus geboren wurde, sprachen die Engel vom Retter, nicht vom Rechtfertiger; der Vater Johannes des Täufers sprach von seinem Sohn: ‘du wirst vor dem Angesicht des Herrn hergehen, seine Wege zu bereiten, um seinem Volk Erkenntnis des Heils zu geben in Vergebung ihrer Sünden’ (Lukas 2:11; 1:76). Auch hier nichts von Rechtfertigung! In vielen, vielen Texten wird gezeigt, dass Jesus gesandt wurde, um die Welt, die Menschen zu retten, zum Beispiel Johannes 3:17; 1.Johannes 4:9-10,14; Johannes 1:29; Hebräer 9:26-28; Matthäus 26:28; Kolosser 1:14; 1.Johannes 1:7-9; 2:2,12! Und dieses Thema, das untrennbar mit der Verherrlichung Gottes durch Christus verbunden ist, wurde uns als ‘zweitrangig’ erklärt. Wo sind die entsprechenden Texte von der ‘Rechtfertigung Gottes’ durch Menschen? Oder sollte man mit der Rechtfertigung die Verherrlichung meinen? Aber zwischen beiden Begriffen gibt es große Bedeutungsunterschiede!

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass man sicher im Zusammenhang mit Hiob von einer Streitfrage sprechen kann, dass man auch eine Streitfrage formulieren kann, wenn Gott seinem Sohn vertraut, Satan ihn aber in der Versuchung und in seinem Leben zu Fall bringen möchte; ebenso könnte man so formulieren, wenn man von den Prüfungen der Christen um seines Namens willen spricht; das sind alles Worte die man wählt; doch was macht man damit, welche Lehren zieht man daraus? Ich halte es für gut, bei den Worten und Aussagen der Schrift zu bleiben. Dann benötigt man auch nicht immer wieder ‘neues Licht’, um so lange gehegte ‘Hauptlehren’ korrigieren zu müssen.

E.F.

 
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Artikel von E.F.

#15 von Jurek , 04.10.2009 15:26

Abendmahl - für wen?

Z.B. die Jehovas Zeugen vertreten eine Zwei-Klassen-Lehre, wonach 144000 Personen in den Himmel kommen sollen, obwohl es schon in den ersten Jahrhunderten weit mehr als 144000 Märtyrer gab, wie der Wachtturm selbst schrieb, dagegen eine ungezählte große Volksmenge auf der Erde ewiges Leben haben wird. Beide Gruppen werden in Offenbarung 7 erwähnt.

Ich will an dieser Stelle nicht auf die Deutung der beiden Klassen und ihrer zugehörigen Texte eingehen obwohl ich der Meinung bin, dass alle Christen dazu berufen sind, einmal bei ihrem Herrn zu sein. Aber ich will hier das Verständnis der Zeugen in Betracht ziehen. Richtig ist, dass die Bibel von ‘neuen Himmeln’ und von einer ‘neuen Erde’ spricht, was zeigt, dass Menschen von Gott zum Leben im Himmel, aber auch auf der Erde berufen und vorgesehen sind. Bedeutet das aber, dass solche Personen mit ‘irdischer Hoffnung’ nicht am Abendmahl des Herrn teilnehmen dürfen, wie die Zeugen lehren? Ist das Abendmahl ein Symbol für eine Klassenzugehörigkeit?

Wenn wir die 4 Berichte über die Feier des Abendmahls lesen, finden wir nichts über die Aussage einer Klassenzugehörigkeit: Matthäus 26:26-28; Markus 14:22-24; Lukas 22:19-20; 1.Korinther 11:23-26. Dort wird immer wieder, nachdrücklich und deutlich, vom Opfern des Leibes und vom Vergießen des Blutes zur Vergebung der Sünden gesprochen; es wird auch der ‘Neue Bund’ erwähnt, der in Jeremia 31:31 angekündigt war und in Hebräer 8:8-12 und 10:15-18 bestätigt wird, und auch dort wird nichts von einer himmlischen Hoffnung gesagt. Vielmehr macht nach den Ausführungen des Hebräerbriefes der neue Bund auch einen neuen Hohenpriester erforderlich (7:12,26-28; 9:11-14). Doch nicht für eine bestimmte ‘Hoffnung’, sondern zur Sündenvergebung (9:26-28; 10:4-12).

Eindeutig wird auch von der ‘großen Volksmenge’ in Offenbarung 7 erklärt, dass sie ihre Kleider ‘weiß gemacht hat im Blut des Lammes’, d.h. dass sie das Lösegeld zur Vergebung ihrer Sünden angenommen hat. Wenn das aber der Fall ist, wie kann sie dann die Aufforderung Jesu zur Teilnahme am Abendmahl ablehnen?

Im Abendmahl gibt Christus allen Gläubigen die Zusage: ihr seid angenommen; eure Sünden sind vergeben im Glauben; diesen Glauben bekundet ihr, indem ihr meinen Tod verkündet bis ich komme, denn ihr bekundet damit auch euren Glauben an meine Wiederkunft. Dies gilt für alle Christen, ungeachtet, wo sie einmal leben werden.

Man führt oft Texte wie Matthäus 19:28 und Lukas 12:32 an, um die Verheißung an die kleine Herde aufzuweisen. Aber diese Aussagen haben nichts mit dem Abendmahl zu tun; das Abendmahl - wie auch die Vergebung der Sünden, die es symbolisiert - gilt für alle Gläubigen. Jesus machte einmal deutlich, dass alle ihn brauchen, wenn er in Johannes 6:53-54 sagt, dass nur, wer ‘sein Fleisch isst und sein Blut trinkt’, ewiges Leben haben werde; er sagt nicht, dass nur solche ‘in den Himmel kämen’. Nein, sondern ‘ewiges Leben habe’, ganz gleich, wo. Ohne Vergebung der Sünden kein Leben! Ohne Annahme des Sohnes als Erlöser und Herr keine Vergebung und daher auch keine Vaterschaft Gottes. Wenn aber Annahme, dann auch Einladung und Aufforderung zur Teilnahme am Abendmahl.

Entsprechendes - wenn auch nicht auf das Abendmahl bezogen - geht auch aus Johannes 3 hervor. Den Vers 36 zum Beispiel beziehen die Zeugen auch auf die Klasse mit ‘irdischer Hoffnung’; ebenso auch den sehr bekannten Vers 16. Aber dieser Vers 16 ist Teil des Gesprächs mit Nikodemus über das geboren Werden aus Wasser und Geist, und auch bei ihm macht Jesus deutlich, dass bestimmte Dinge alle seine Nachfolger betreffen, wenn er etwa sagt ‘wenn jemand nicht .... dann kann er nicht...’ oder auch ‘wenn jemand ... dann kann er’. So ist es eben auch in Johannes 6:53-54; wer sein Fleisch nicht isst und sein Blut nicht trinkt - natürlich symbolisch -, wird kein Leben haben. Nun werden manche Zeugen sagen: das alles bezieht sich nur auf die himmlische Klasse! Aber wo steht das? Wollen sie die klare Aussage Jesu verdrehen? Vielleicht sagt jemand: damals hat man von der irdischen Klasse noch nichts gewusst. Aber will man das Jesus unterstellen? Die Zeugen selbst lehren, dass sich die Worte Jesu in Johannes 10:16 auf die irdische Klasse bezögen (das ist zwar eine falsche Auslegung, aber sie behaupten es); demnach hätte Jesus durchaus von der irdischen Klasse gewusst; aber er hat sie nie vom Abendmahl ausgenommen; das ist auch logisch, denn die Bibel zeigt deutlich, dass es ohne das Opfer Jesu keine Sündenvergebung gibt, dass aber andererseits jeder, der dieses Opfer annimmt, solches durch seine Teilnehme am Abendmahl bezeugt und damit den Tod des Herrn verkündet, bis er kommt. Was sollte maßgebender sein: die klare Aussage Jesu oder die Auslegung eines Mannes, Rutherford, der die heutige Zeugenlehre 1935 einführte, die seither vertreten wird? Vorher nahmen nämlich alle Zeugen am Abendmahl teil.

Jehovas Zeugen lehren auch, dass die erste Auferstehung 1918 begonnen habe, da Christus ja 1914 unsichtbar wiedergekommen sei und herrsche. Aber dann dürften nach der Bibel keine ‘Gesalbten mit himmlischer Hoffnung’ mehr auf Erden sein, weil die Schrift deutlich erklärt, dass zum Zeitpunkt der ersten Auferstehung die noch auf Erden lebenden Gesalbten mit ihnen zugleich in den Himmel entrückt würden, was die Zeugen ja auch für 1914 erwartet hatten (1.Korinther 15:51-52; 1.Thessalonicher 4:15-17). Da aber nach der Aussage der Zeugen selbst immer noch über 8000 Gesalbte auf der Erde sind, hat demnach auch die erste Auferstehung noch nicht begonnen.

Die Frage, die sich immer wieder stellt: glauben wir der Aussage der Schrift oder den Auslegungen von Menschen, wenn sie deutlich von den Aussagen der Schrift abweichen? Hier muss jeder selbst entscheiden, wem er vertraut!

E.F.

 
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