Lieber Jurek,
einen Grundsätzlichen Artikel in der Angelegenheit "Unsichtbare Gegenwart Jesu ab 1914" habe ich mal bei "Ihrseidmeinezeugen.de" eingestellt. Ich setz ihn hier auch mal rein.
Ein Artikel von Frank, der mir sehr geholfen hat, ist in seinen 2 Briefen an die WTG aus dem Jahre 1998 enthalten, wo es um "Parousia", also die Gegenwart oder Ankunft Jesu Christi geht. Nach der Lehre der Zeugen Jehovas war die von Christen sehnlichst erwartete Wiederkunft Jesu Christi schon längst, und zwar ab dem Jahre 1914 - allerdings für Menschenaugen unsichtbar. Aber es soll noch ein "Kommen" zum Gericht und zur Aufrichtung des Königreiches hier auf Erden in der Zukunft kommen. Damit unterscheiden sie sich von den meisten anderen christlichen Gemeinschaften, die die Wiederkunft Christi noch erwarten und eine solche Unterscheidung nicht machen.
Ich habe mal einiges aus meinen Aufzeichnungen zusammengestellt, welche ich aufgrund verschiedener Quellen gemacht habe.
Hier erst einmal, was ich aus der Literatur der WTG zusammenetragen habe.
Zitat
Das Wort "Parousia" setzt sich aus para = neben und sousia =sein zusammen und bedeutet buchstäblich ein (Da)nebensein. Es bedeutet (nach WTG angeblich) nicht = Kommen (eleusis) (siehe <Apg. 7:32>) Es bedeutet "gegenwärtig" gemäß Neuem Testament von L. Reinhard
In den Kirchen der Christenheit oft auch als das persönliche Ende eines Jeden definiert. Bei den ersten Christen spielte jedoch die Erwartung der Gegenwart eine herausragende Rolle.
Nach Lehre der Z.J. machten die Bibelschreiber des ersten Jahrhunderts in Verbindung mit der Übernahme der Königsmacht durch Jesus Christus einen Unterschied zwischen seinem Kommen und seiner Gegenwart. Viele Jahre vor Christi Jesu
Kommen mit Macht und großer Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels würde seine Gegenwart in Königsmacht zu spüren und zu erkennen sein (<Matthäus 24:30>). Christi unsichtbare Gegenwart (griechisch: parousía) sollte diesem Kommen (griechisch: érchomai) zur Vollstreckung des Urteils an einer rebellischen und bösen Generation vorausgehen . (Erwachet 08.05.1933 S. 26)
Ebenso wird im Anhang 5B zur NWÜ argumentiert.
Es wird auch gerne mit Texten wie <Philipper 2:12> argumentiert:
"Darum meine Geliebten, fahrt fort in der Weise, wie ihr allezeit gehocht habt nicht nur während meiner Gegenwart, sondern jetzt noch viel bereitwilliger während meineer Abwesenheit, mit Furcht und Zittern eure eigene Retetung zu bewirken".
Hier wird also das Wort "Parousia" mit "Gegenwart" im Sinne eine längeren Zeitraums gebraucht und man schließt daraus, daß es so dann auch mit der Gegenwart (Parousia) Christi sei.
Hier einmal ein Auszug aus dem Brief von Frank an die WTG 1.6.1998, in welchem er die Argumentation der WTG stichhaltig und mit vielen biblischen Beispielen widerlegt. U.a. besteht kein Unterschied zwischen "Gegenwart" und "Kommen", wie sie die WTG behauptet.
Zitat
"Es ist erstaunlich, in welch enger Beziehung die Wörter parousía, èpipháneia, éleusis und érchomai zueinander stehen. Sie kommen jeweils in all den Stellen vor, die unmittelbar von derParusie Jesu handeln oder damit in Verbindung gebracht werden.Wie ist das also gemeint, wenn im Anhang 5B gesagt wird, die Wörter éleusis und parousía würden sich unterscheiden bzw. nicht austauschbar verwendet werden? Ich kann nicht erkennen, inwiefern die Bibel hier einen Unterschied machen soll, wenn sie doch beide Wörter auf die Ankunft des Messias in messianischer Herrlichkeit bezieht. Auch das ThWNT macht, wie
wiroben gesehen haben, keinen Unterschied zwischen den beiden Wörtern und stimmt daher mit der Bibel überein. Somit muß also éleusis ein Synonym für Parusie sein "
Soweit unser lieber Frank.
In Wörterbüchern der griech. Sprache wird Parousia allerdings neben "Gegenwart" auch mit "Ankunft" wiedergegeben. Dieses Wort kann man übersetzen mit Gegenwart (<1. Thessalonicher 3:13>) und Ankunft (<1. Korinther 16:17>). Es ist also nicht verkehrt, wenn andere Christen von "Advent" oder "Ankunft" Jesu Christi sprechen.
Das Wort wird oft benutzt um den Besuch einer hochrangigen Persönlichkeit zu beschreiben, besonders wenn es darum ging, dass Könige oder Kaiser ihre Provinzen besuchten.
In Verbindung mit den außergewöhnlichen Himmelsphänomenen in <Mat 24:29> wird auch das Wort "Parousia" im <Mat 24: 27> und in <Mat 24:39> gebraucht. In <Mat 24:39> wird es deutlich in Verbindung mit dem unmittelbaren und plötzlichen Gericht gleich dem Gericht in den Tagen Noas gebraucht. Dies schließt einen längeren Zeitraum von "Gegenwart" aus. Man muß auch den Kontext beachten!
In <Matthäus 24.27> wird das Kommen Jesu Christi (Parousia) mit einem Blitz verglichen. Dies ist auch ein Hinweis, dass das Wort Parousia auch die Bedeutung von "Ankunft" oder Kommen haben kann. Ebenso wird das Wort "Gegenwart" von <Jakobus 5:7> gebraucht, wo Christen aufgefordert werden, Geduld bis zur "Gegenwart des Herrn" zu üben. Wenn dies einen längeren Zeitraum der unsichtbaren Gegenwart Jesu Christi bedeuten würde, könnte man diesen Text nicht verstehen und wäre kein Trost und nicht hilfreich, weil ja mit diesem Text eine sofortige Erleichterung und Hilfe in prüfungsreicher Situation versprochen wird.
Praktisch alle Gelehrten des neutestamentlichen Griechisch geben es in dieser Verbindung mit "Ankunft" wieder (Bauer, Deissmann).
Aus alle dem zuvor Dargelegtem ergibt sich m.E. daß "Parousia" in Verbindung mit Jesu Christi Verheisssung seines Wiederkommens bedeutet, daß er "ankommt" und dann ist er "gegenwärtig", allerdings kommt er sichtbar für alle wieder und bringt dann unmittelbar alle Verheissungen in Erfüllung, wie das Vorgehen gegen den "Menschen der Gesetzlosigkeit", das Zusichversammeln seiner "Braut", das Versammeln Israels, die erste Auferstehung usw.
In Verbindung mit der Frage der Wiederkunft Christi ist auch das Wort "Synteleia". (Abschluß, zur Vollendung bringen) von Bedeutung. Dieses Wort wird auch in <Matthäus 24> in Verbindung mit der Frage der Jünger nach seiner Wiederkunft gebraucht.
Lt. Jonsson S. 220 können Syntleia und Telos auch synonym gebraucht werden. Die Jünger fragten nach dem Abschluss des Systems der Dinge (Synteleia) Jesus antwortete in <Mat. 24:6> mit dem Wort "telos". Er sagte dort "Ihr werdet von Kriegen und Kriegsberichten hören. Seht zu, erschreckt nicht, denn dies alles muss geschehen, aber es ist noch nicht das Ende (telos).
In <Hebräer 9:26> wird das Wort Syteleia schon auf die Geschehnisse damals angewandt, nämlich auf das Sterben Jesu Christi am Kreuz. Daraus könnte man schließen, daß der Abschluss des Systems der Dinge schon damals begann. Darauf weisen auch andere Bibelstellen hin. Zumindest war es ein Abschluß des jüdischen "Systems der Dinge" oder der jüdischen Welt.
Die Erklärungen der WTG bzgl der "unsichtbaren Gegenwart" Jesu Christi sind falsch.Sie scheinen auch aus der Not geboren zu sein, daß 1914 nicht die Dinge eintraten, die man prophezeit hatte. Wie kompetente Wörterbücher der griechischen Sprache ausweisen und wie man auch selber aufgrund der Verwendung der Wörter in der Bibel feststellen kann, werden die Wörter Eleusis, Erchomai, Parusia und Ableitungen davon auch synonym gebraucht.. Jesus Christus wird für alle Menschen sichtbar wiederkommen, so wie ein Blitz plötzlich von östlichen nach westlichen Gegenden aufleuchtet und für alle sichtbar ist.. Wir können dem vertrauen, was unser Herr Jesus Christus in Offenbarung sagt "Siehe, er kommt mit den Wolken. und jedes Auge wird ihn sehen."
Insofern haben Jehovas Zeugen keine besondere Erkenntnis durch den Heiligen Geist , die andere nicht haben, sondern es ist so, daß ähnlich wie in dem Märchen von "des Kaisers neuen Kleidern" verschleiert wird, daß da eigentlich nichts ist.
Eine unsichtbare Gegenwart Jesu Christi gibt es seit seiner Auferstehung und Himmelfahrt. Wo 2 oder 3 in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten unter ihnen.
Auch Psalm 110:2 ".... herrsche inmitten Deiner Feinde..." wird gern als Beleg für die unsichtbare Gegenwart Jesu Christi ab 1914 verwendet.
McDonald hat eine alternative und wie ich meine zutreffendere Erklärung über dieses "Herrschen inmitten seiner Feinde" aus <Psalm 110:2> und diese Erklärung schließt an den Gedanken an, daß die "letzten Tage" nicht 1914, sondern ab dem 1. Jhdt ihre Erfüllung fanden.
Zitat:
Hier geht es nicht um die Vernichtung
seiner Feinde, sondern darum,
dass er über jene herrscht, die einstmals
Feinde waren und nun seine Freunde
geworden sind und sich seiner Herrschaft
freudig unterwerfen.
<Psa 110,3> Dies wird von Vers 3 bestätigt.
Sein Volk stellt sich willig zur Verfügung
am Tag, an dem er sein Heer auf
den heiligen Berg führt. Oder wie es in
der revidierten Elberfelder heißt: »Dein
Volk ist voller Willigkeit am Tage deiner
Macht. In heiliger Pracht …«
Hier begrüßt ein williges Volk den
König in heiligem Schmuck. »In ihrem
Leben und Verhalten«, schreibt Barnes,
»werden sie die Schönheit und Attraktivität
zeigen, die in einem geheiligten
und reinen Charakter liegen.«
Und ist diese Willigkeit seiner "Jungmannschaft" ist wahrhaftig durch all die treuen Zeugen Jesu Christi seit dieser Zeit, die vielfach sogar den Märtyrertod in Kauf nahmen, belegt.
Dieser Psalm hat also Anwendung seit Chistus hier auf der Erde war!
Das Recht zu regieren, wurde Jesus Christus schon nach seiner Himmelfahrt gegeben (<Epheser 1:20-22>). Buchstäbliche Macht darf er allerdings erst gegen seine Feinde anwenden, wenn Gott es ihm erlaubt. Bis dahin muß er zur Rechten Gottes warten.
Eine endgültige Erfüllung wird es im Millenium haben.
Und was den "Menschen der Gesetzlosigkeit" anbelangt, ist eine Vereengung auf die "Geistlichkeit der Christenheit" m.E. auch falsch. Der "Mensch der Gesetzlosigkeit" ist identisch mit dem "Antichristen" und erst einmal eine Geisteshaltung, die schon zur Zeit des Apostel Paulus und vorher am wirken war. Es ist letztendlich der Teufel und seine Geisteshaltung, die andere übernehmen. Z.B. die Pharisäer und Schriftgelehrten die unter dem Vorwand, besonders treu an Gottes Wort festzuhaltne, genau das Gegenteil taten. Sie bildeten gleichsam die "Synagoge Satans" (Offenbarung 2:9). Sie haben allerlei außerbiblisches entwickelt, wie z.B. die "Kaballa". Daraus schöpfen dann auch andere, u.a. neuzeitliche Geheimgesellschaften, zu denen einige abgefallene Juden gehören, nicht die Juden im allgemeinen!
Die endzeitliche Erfüllung und Ausprägung dieses Antichristen wird nach meiner Überzeugung wahrscheinlich zweifach sein, sowohl religiös als auch politisch, mit jeweils einem buchstäblichen Menschen als "Gallikonsfigur" und Verkörperung dieser widergöttlichen geistigen Haltung. Diesen wird der Herr Jesus Christus bei seiner sichtbaren Widerkunft mit dem Hauch seines Mundes beseitigen.
Gruß
vom Schrat